Der YouTuber Rezo muss die Union mit seinem Video über die Politik der Bundesregierung ziemlich geärgert haben – hat die CSU doch nun ihre eigene YouTube-Show gestartet. "Die Antwort auf @rezomusik heißt Armin", twitterte die CSU-Landesgruppe am Samstag. Und veröffentlichte auf YouTube das erste Video von "CSYou". Moderator Armin Petschner, der Social-Media-Chef der CSU-Landesgruppe in Berlin, präsentiert darin in fünf Minuten den "Aufreger der Woche", den "Klartext der Woche" oder das "Thema der Woche" – untermalt mit Musik, schnellen Schnittbildern und Zwischenrufen.

"Aufreger der Woche" ist bei CSYou die Fahrt der Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg nach New York. Anmoderiert wird die Fahrt von Petschner mit den Worten: "Greta Abramowitsch". Pause, aufgerissene Augen. "Thunberg" sei mit einer "Millionenjacht des Jachtclubs de Monaco in New York angekommen".

Warum es das Anliegen Thunbergs diskreditiert, dass die Jacht teuer war, wird nicht erläutert. Der falsche Nachname soll offenbar auf den russisch-israelischen Milliardär Roman Abramowitsch anspielen, der mehrere sehr große Jachten besitzt. Anschließend rechnet Petschner vor, wie viele Menschen für die Ermöglichung der Überfahrt mit dem Flugzeug fliegen mussten. Sein Fazit: Wäre Greta einfach in die USA geflogen, "hätte sie unterm Strich sehr viel weniger CO2 produziert". Stimmt, sie hätte dann aber auch sehr viel weniger Aufmerksamkeit für ihren politischen Kampf bekommen. Vom Standpunkt der Aufmerksamkeit war die Fahrt ein voller Erfolg, wie letztlich auch das Video von CSYou beweist.

Erstaunlich ist aber vor allem, dass die CSU versucht, eine junge Frau schlechtzumachen, die wenig mehr tut, als von der Politik einen besseren Klimaschutz zu fordern.

Einiges stimmt nur so halb

Zweiter "Aufreger" in dem CSU-Video ist eine Auflistung der Bundestagsverwaltung über die Flugreisen, die Abgeordnete in der laufenden Legislatur im Rahmen ihres Mandats unternommen haben. Abgeordnete der Grünen hätten demnach "die meisten "Einzelflugreisen unternommen, satte 126". "Die fliegen am allermeisten!"

Das stimmt so jedoch nicht. Die Grünen liegen nur vorn, wenn die Flüge ins Verhältnis gesetzt werden zur Größe der Fraktion. Bei 67 Grünen-Abgeordneten und 126 Flügen flog jeder von ihnen rechnerisch 1,9-mal. Der Durchschnitt über alle Fraktionen lag bei 1,2 Flügen pro Parlamentarier. Absolut hingegen haben Unions- und SPD-Abgeordnete sehr viel mehr Flüge gebucht. Von den insgesamt 854 Einzeldienstreisen per Flugzeug gingen 330 auf das Konto von CDU und CSU und 168 auf das von SPD-Abgeordneten. Nebenbei: Die Grünen erklärten kurz darauf, für Dienstreisen per Flugzeug werde "eine CO2-Kompensation vorgenommen".

In "Klartext" kritisiert Petschner die Unteilbar-Demonstration in Dresden am vergangenen Wochenende. Ihn stört, dass dabei Deutschlandfahnen unerwünscht waren. Gehörten die "etwa nicht zu unserer offenen und freien Gesellschaft"?

Die Frage ist ein beliebter rhetorischer Trick. Haben die Organisatoren doch solche Fahnen nicht etwa verboten – sie fanden sie nur unpassend. Und selbstverständlich gehört die Deutschlandfahne auch "zu unserer offenen und freien Gesellschaft" – das hat aber auch niemand bezweifelt.

DDR-Symbole? Wo?

Eine der Mitorganisatorinnen der Berliner Unteilbar-Demo hatte sich zu dem Wunsch geäußert, keine Deutschlandfahnen zu tragen. Theresa Hartmann sagte, die Deutschlandflagge "soll nicht Symbol unserer Demonstration werden". "Ich glaube nicht, dass das intolerant ist. Das hat einfach etwas damit zu tun, dass diese Flagge gerade unglaublich von rechts konnotiert ist, und wir wollten auch nicht für Nationalstolz stehen, sondern für andere Themen, für soziale Themen", sagte sie. Bei einem Bündnis, das sich eben nicht über nationale Grenzen und Identitäten definiert, ist dieser Wunsch durchaus nachvollziehbar. Und es war nur ein Wunsch, kein Verbot.

"Ich dachte ja immer, Schwarz-Rot-Gold steht für Einigkeit und Recht und Freiheit. Hätte ja eigentlich ganz gut gepasst", sagt Armin Petschner in dem Video. Doch nein, dafür stehen die Farben nicht, sondern lediglich eine für Freiheit. Die Farbwahl entstand in den Befreiungskriegen gegen Napoleon, mit Schwarz war die dunkle Nacht der Besetzung gemeint, mit Gold das Licht der Morgenröte, also die Freiheit, und mit Rot das Blut, das dafür vergossen werden musste. Aber in erster Linie steht Schwarz-Rot-Gold eben für Deutschland und nicht für ein grenzenloses Europa.