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Seehofer: Söder ist vom Ehrgeiz zerfressen

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Vorhang auf: Seehofer lästert über Söder.
Vorhang auf: Seehofer lästert über Söder. © dpa

Es gibt goldene Regeln für die Weihnachtsfeier. Nicht schwänzen. Nicht zu viel trinken. Nicht über die Kollegen lästern. Eine dieser Regeln hat Horst Seehofer gebrochen.

Wenn der Chef über einen Mitarbeiter lästert: Solche Sticheleien sind oft der Anfang vom Ende. Wie muss sich der bayerische Finanzministers Markus Söder (CSU) gefühlt haben, als sein Vorgesetzter, Ministerpräsident Horst Seehofer, am Montagabend über ihn herzog?

Seehofer hatte sich bei einer Weihnachtsfeier mit Journalisten in München ungewöhnlich harsch über Unions-Politiker geäußert - und vorher angekündigt, das „alles frei“ zur Veröffentlichung sei. Mit einer solchen Ansage hatte er schon Norbert Röttgen im ZDF-Interview den Todesstoß versetzt.

Guttenberg - ein Glühwürmchen

Dabei kam der einstige CSU-Star Karl-Theodor zu Guttenberg nicht gut weg, den der Parteichef mit einem Glühwürmchen verglich. Noch härter fiel aber das Urteil über Söder aus, dem Seehofer attestierte, von Ehrgeiz zerfressen zu sein.

Das mag stimmen oder nicht. Anscheinend ist sogar was dran, was Söder in seiner Haushaltsrede im bayrischen Landtag dann auch zugab. „Ich habe einen großen Ehrgeiz.“

Er fügte aber mit Blick auf die Finanzlage Bayerns hinzu: „Wissen Sie welchen? Dass es noch besser wird!“ Und zum Schluss verkündete der Finanzminister sein Motto für schlechte Zeiten: „Ruhe bewahren, Haltung zeigen, Pflichten erfüllen.“

Jubel für Söder

Seehofer konnte diese Sätze nicht hören, weil er am Donnerstag wegen Terminen in Berlin weilte. Deshalb verpasste er auch den danach einsetzenden Jubel für Söder. Bereits zum Start der Sitzung hatte es eine seltene Solidaritätsbekundung gegeben: Ausgerechnet Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU), die als mögliche Konkurrentin bei der Seehofer-Nachfolge gilt, setzte sich neben Söder und griff ihm aufmunternd an den Arm.

Den Medien wollte der Finanzminister nichts über seine Gefühle nach der Rückendeckung durch die CSU-Abgeordneten sagen. Er sah aber geradezu bewegt aus. Ein Fernsehsender ergatterte immerhin auf die Frage, ob es ihm wegen der Seehofer-Angriffe schlecht gehe, den Satz: „Ich bin sehr gesund - und fühle mich wohl.“

Ex-Staatskanzleichef Eberhard Sinner (CSU) antwortete auf die Frage, ob der Beifall gegen Seehofer gerichtet gewesen sei: „Applaus ist immer nur für den, der am Pult steht - und nicht gegen jemanden. Aber er sollte deutlich machen, dass Söder die Unterstützung der Fraktion hat.“ Zu den Chancen für eine Beilegung des Streits sagte Sinner: „Ich denke, dass es unter erwachsenen Menschen möglich ist, sich zu einem Gespräch zu treffen und in Zukunft solche Szenarien zu vermeiden.“

Fraktionschef Schmid telefoniert mit Seehofer

Der CSU-Fraktionschef Georg Schmid setzt auf Frieden noch vor Weihnachten: „Es geht darum, dass wir jetzt wieder zusammenfinden.“ Er bejahte zugleich die Frage, ob Seehofer noch das Vertrauen der Fraktion habe: Daran gebe es „gar keine Zweifel“. Und Schmid fügte hinzu: „Wenn es Wolken gibt, müssen wir alles dafür tun, dass sie schnell wieder verschwinden. Dann kann die Sonne wieder scheinen.“ (mit dapd)

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