Kultur Pfälzer Comics für Bayern

Im Stil der klaren Linie: Jonas Fink unterwegs in Prag mit Freundin Tatjana. motiv: Giardino
Im Stil der klaren Linie: Jonas Fink unterwegs in Prag mit Freundin Tatjana. motiv: Giardino

Die deutschsprachige Comicszene zieht es jedes Jahr an Fronleichnam nach Bayern zu den großen Festivals. Von 20. bis 23. Juni ist dieses Mal München an der Reihe. Ein Pfälzer Vertreter darf dort nicht fehlen.

Immer wenn der ein übers andere Jahr stattfindende Comic-Salon Erlangen – die wichtigste Veranstaltung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum – Pause macht, füllt das Comicfestival München die Lücke. Längst hat es sich als weiteres bedeutendes Treffen der Szene etabliert. An diesem langen Fronleichnam-Wochenende wird auch der Wattenheimer Verleger Eckart Schott (Salleck Publications) in der Alten Kongresshalle gegenüber der Theresienwiese seinen Stand aufbauen und, unterstützt von fleißigen Comic-Freunden aus der Pfalz, sein Programm vorstellen.

Wattenheimer Verleger bringt „jonas Fink“ mit

Neu erschienen ist dort der zweite Teil der damit abgeschlossenen Erzählung „Jonas Fink“ des italienischen Autors und Zeichners Vittorio Giardino. Die Geschichte vor historischem Hintergrund beginnt im Prag des Jahres 1950. Der Vater des elfjährigen Jonas, ein Jude, wird von der Staatspolizei wegen vorgeblicher konterrevolutionärer Umtriebe verhaftet. Auch der Junge gilt fortan als „Feind des Volkes“, muss die Schule verlassen und sehen, wie er und seine Mutter über die Runden kommen. Der zweite Teil („Der Buchhändler von Prag“) führt in das Jahr 1968. Jonas, inzwischen 29, steht in Zeiten des politischen Umbruchs zwischen zwei Frauen und vor schwerwiegenden Entscheidungen.

Eindrücklich geschildert wird das Leben unter kommunistischer Herrschaft in der Tschechoslowakei mit all seinen Ungerechtigkeiten, der Willkür und den alltäglichen Gefahren für Andersdenkende. Eine fesselnde Lektüre. Der realistische, detailreiche Stil ist der klaren Linie angelehnt, wie man sie insbesondere aus Hergés „Tim und Struppi“ kennt. Giardino begeistert vor allem durch stimmungsvolle Prager Stadtansichten.

1998 kam der erste Teil von „Jonas Fink“ im Carlsen-Verlag heraus, Salleck Publications ergänzte das um eine Hardcover-Luxusvariante. 20 Jahre später wird der Abschluss der komplexen Erzählung auf Wunsch des Künstlers nur noch von Eckart Schott veröffentlicht – in einer zweibändigen Gesamtausgabe mit über 300 Seiten und vielen Extras. „Kurz gesagt: ein Meisterwerk“, urteilt der Verleger. Nach München bringt er Vittorio Giardino gleich mit, er wird am Verlagsstand signieren. Ebenso Frank Le Gall, der nach vielen Jahren wieder ein Abenteuer von Theodor Pussel gezeichnet hat – ein frankobelgischer Comic-Klassiker.

„Peng!“-Preis für Matthias Schultheiss

Und dann wird noch Matthias Schultheiss anzutreffen sein. Der deutsche Zeichner (1946 in Nürnberg geboren) war Ende der 80er Jahre ein großer Star der Szene. Vor allem in Frankreich kennt und schätzt man ihn, er publizierte auch in Amerika und Japan. Nachdem er sich zeitweise zurückgezogen hatte, feierte er vor zehn Jahren ein Comeback. Nun erhält er auf dem Münchner Festival den „Peng!“-Preis für sein Lebenswerk und wird mit einer Ausstellung gewürdigt. Den Katalog dazu verlegt Eckart Schott, der wiederum vor vier Jahren ebenfalls schon ausgezeichnet wurde: für besondere Leistungen für die Münchner Comic-Kultur.

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