Die "Bild" hat der ARD-Talkshow "hart aber fair" mit Moderator Frank Plasberg zuletzt vorgeworfen, Antisemitismus geschürt zu haben. Hintergrund: In einer Sendung über Judenhass in Deutschland wurde das Social-Media-Posting einer Zuschauerin eingeblendet, die schrieb, man solle "das Judenthema etwas zurücknehmen", denn das würde den Hass erst schüren. Aus dem Studiopublikum kam lautstarker Widerspruch, Plasberg selbst verurteilte die Meinung nicht direkt. Nun haben sich Plasberg und "hart aber fair"-Regisseur Jürgen Schulte zur Kritik in der "SZ" geäußert. 


"Der deutliche Widerspruch einer Zuschauerin kann manchmal wirkungsvoller sein als die amtliche Intervention des Moderators", sagt Plasberg. Er sei ja gewohnt, dass nach den Sendungen immer viel diskutiert werde, "aber das war diesmal eine Nummer zu heftig". Schulte sagt, der Fall sei ein "klassisches Beispiel für Empörungskultur". Plasberg: "Es wurde skandalisiert, wo es beim besten Willen keinen Skandal gab, nur um sich aufregen zu können. Es wurde verkürzt und aus dem Zusammenhang genommen – nur um uns in eine Ecke zu stellen, in die wir nicht gehören. So schlimm es klingt – dass das auf Twitter und Co. geschieht, daran hat man sich gewöhnt. Aber warum machen da Kollegen mit?"

Die Kritik habe ihn kalt erwischt, sagt der Moderator. "Wir glaubten, eine Sendung gemacht zu haben, die sich sehr richtig angefühlt hat, fünf Tage nach Halle. Und die einen Grundton hatte, der auf Nachdenklichkeit und Nachhaltigkeit aus war, nicht auf ritualisierten Krawall." Schulte kritisiert derweil die Diskussionskultur im Land und Journalisten. "‘Hart aber fair’ wird als der Populistentreff der ARD bezeichnet. Wir würden auf billige Kasperlemanier setzen und so das Geschäft der AfD betreiben. Sag mal, geht’s noch?", fragt der Regisseur. 

"Wir glaubten, eine Sendung gemacht zu haben, die sich sehr richtig angefühlt hat, fünf Tage nach Halle."
Frank Plasberg

Inzwischen sei es auch schwieriger geworden, an Talk-Gäste mit kontroversen Meinungen zu kommen, sagt Plasberg. "Was passiert denn, wenn sich jemand traut, eine kontroverse Meinung zu haben? Dann kommt schon schnell ein Shitstorm um die Ecke." Der Moderator kritisiert das aus seiner Sicht vorherrschende "Lagerdenken". Plasberg: "Wenn der Eindruck erweckt werden kann, dass die wichtigen gesellschaftlichen Themen nur noch in einer Monokultur abgehandelt werden, wird’s gefährlich, weil die andere Meinung dann irgendwann auf der falschen Seite wieder rauskommt."

Außerdem gibt Plasberg in dem Interview mit der "SZ" zu, Bauchschmerzen vor jeder Sendung zu haben, in der ein AfD-Politiker sitzt. Er habe kein Geheimrezept, wie man mit "solchen Leuten" umgehe. "Die Erwartung vieler unserer Kritiker an mich ist ja nicht, dass die Sendung als Ganzes funktioniert, sondern dass ich dem Vampir den Pfahl ins Herz ramme und noch während der Sendung oder wenigstens kurz danach die gesamte Partei zu Staub zerfällt." Zur viel kritisierten Sendung mit AfD-Politiker Uwe Junge sagt Plasberg, er habe Junge nicht in einer Opferrolle belassen wollen, deshalb sei er auch beispielsweise am Ende noch einmal zu Wort gekommen. Der WDR-Rundfunkrat hatte unter anderem die hohe Redezeit des AfD-Politiker kritisiert. Man finde schlicht aber auch wenige Menschen, die keine AfD-Mitglieder sind und die Partei in der Sendung trotzdem unterstützen würden.