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Das Festivalposter hat in diesem Jahr Barbara Yelin gestaltet.

© Comicfestival München

Comicfestival München 2019: Freie Bahn für den Comic

Ehrung für einen deutschen Szene-Pionier, Ausstellungen zu Batman, Lucky Luke und Gäste aus aller Welt: In München wird das Comicfestival gefeiert.

In der zweiten Hälfte der Achtziger erlebten deutsche Comic-Fans etwas Neues. Lange hatten sich viele von ihnen gewünscht, der kleinen heimischen Szene möge ein Zeichner entspringen, der künstlerisch in der Lage sein würde, es mit den bewunderten Größen aus Frankreich und den USA aufzunehmen.

Und dann war er plötzlich da: Der 1946 geborene Matthias Schultheiss adaptierte in Schwarzweiß mehrere Short Stories des Säuferpoeten Charles Bukowski („Der lange Job“, „Kaputt in der City“), bevor ihm mit virtuos kolorierten, gewalttätigen Abenteuer-Thrillern („Die Haie von Lagos“, „Die Wahrheit über Shelby“) der internationale Durchbruch gelang. Dass diese Alben teilweise zunächst bei einem französischen Verlag erschienen, sagt viel über den damaligen Comic-Standort Deutschland aus.

Peng-Preis für das Lebenswerk.

Mit Versuchen, in den USA („Propellerman“) und in Japan Fuß zu fassen, war Schultheiss weniger erfolgreich. Ende der Neunziger hörte er auf, Comics zu machen, bevor er 2010 mit „Die Reise mit Bill“ ein Comeback feiern konnte. Inzwischen hat er auch „Die Haie von Lagos“ fortgesetzt.

Schon 1986 durfte Schultheiss sich beim Comic-Salon Erlangen über einen Max & Moritz-Preis als bester deutschsprachiger Comic-Künstler freuen; nun erhält er, zum Nestor der Szene geworden, beim Comicfestival München (20. – 23. Juni) den Peng-Preis für sein Lebenswerk.

Auch 40 Jahre „Titanic“ wird gefeiert

Wie schon 2015 und 2017 hat das Comicfestival mit der Alten Kongresshalle nahe der Theresienwiese einen auch in architektonischer Hinsicht attraktiven Hauptstandort gefunden, an dem, neben der obligatorischen Messe, einige Ausstellungen zu sehen sind, darunter von Matthias Schultheiss, Olivia Vieweg („Endzeit“) und Katja Klengel („Girlsplaining“).

Bewährter Standort: Das Zentrum des Festivals ist, wie bereits 2015 und 2017, wieder die Alte Kongresshalle nahe der Theresienwiese.
Bewährter Standort: Das Zentrum des Festivals ist, wie bereits 2015 und 2017, wieder die Alte Kongresshalle nahe der Theresienwiese.

© Lars von Törne

Einblicke in die Szene eines in Europa kaum bekannten Comic-Landes bietet eine Taiwan gewidmete Ausstellung, in der auch der renommierte Kinderbuchmacher Jimmy Liao vertreten ist.

Weitere Ausstellungen, die über die Stadt verstreut sind, widmen sich Jubiläen, herausragenden Künstlern oder Einzelpublikationen. Das Amerikahaus zeigt Zeichnungen aus 80 Jahren Batman-Geschichte; im Valentin Karlstadt Musäum – wo sonst! – findet sich eine Ausstellung zum 40-jährigen Geburtstag des Satiremagazins „Titanic“.

Von Dave McKean bis Lewis Trondheim

Das Instituto Cervantes würdigt den argentinischen, in den USA tätigen Zeichner Eduardo Risso („100 Bullets“, „Moonshine“). In zwei Ausstellungen sind außerdem Originalseiten aus Mawils „Lucky Luke sattelt um“ und Frank Schmolkes hervorragender Graphic Novel „Nachts im Paradies“ zu betrachten.

Die Zahl der internationalen Gäste ist beachtlich. Zu den prominentesten gehören Dave McKean (bekannt vor allem für seine spektakuläre Batman-Graphic-Novel „Arkham Asylum“) und der französische Tausendsassa Lewis Trondheim („Herr Hase“, „Ralph Azham“). Hinzu kommen u. a. Achdé („Lucky Luke“), Giorgio Cavazzano („Donald Duck“), François Boucq („Bouncer“), Vittorio Giardino („Max Friedman“), Frank Le Gall („Theodor Pussel“), José-Luis Munuera („Spirou & Fantasio“), Cyril Pedrosa („Das goldene Zeitalter“) und Olivier Schwartz („Atom Agency“).

Eine Augenweide ist das Plakat des Festivals: Es wurde von Barbara Yelin gestaltet.

Christoph Haas

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