Richter sieht Angeklagten insgesamt "auf einem guten Weg"

Mann (30) vergewaltigt Mädchen (15) – und kommt mit einer Bewährungsstrafe davon

Frau hält sich die Hände vor den Kopf
Der 30-Jährige wurde wegen der Vergewaltigung des Mädchens verurteilt, muss aber nicht ins Gefängnis (Symbolbid).
Adam Gregor - Fotolia

In einem Innenhof in Osnabrück vergewaltigt ein 30-Jähriger im Juli 2022 ein junges Mädchen (15). Ins Gefängnis muss der Mann, der 2015 aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist, aber nicht: Das Amtsgericht Osnabrück attestiert ihm, insgesamt "auf einem guten Weg" zu sein und verurteilt ihn zu zwei Jahren auf Bewährung.

Lese-Tipp: Mann zieht an E-Zigarette - plötzlich steht er unter Drogen und vergewaltigt eine Frau

Prozess in Osnabrück: 30-Jähriger will zum ersten Mal Alkohol getrunken haben

An jenem Sonntagmorgen wollte die 15-Jährige wollte zu ihrem Freund, der 30-Jährige kam aus einer Disco, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ) berichtet. Der Mann fragte das Mädchen offenbar nach einer Zigarette, die beiden kamen ins Gespräch.

Weshalb der Syrer dann die 15-Jährige vergewaltigte, blieb im Prozess offen. "Möglicherweise war er durch den Alkohol angepiekst", erklärte sein Verteidiger Frank Otten. Der Angeklagte, der noch nie wegen eines sexuellen Übergriffs auffällig geworden war, ergänzte: "Es war das erste Mal, dass ich Alkohol getrunken habe."

Vergewaltiger per DNA-Analyse überführt

Der 30-Jährige drückte die Jugendliche an die Wand "und hörte auch nicht auf, an ihr herumzufummeln, als sie in einen Treppenaufgang flüchtete", erklärte der Vorsitzende Richter Michael Hune in seiner Urteilsbegründung. Er vergewaltigte das Mädchen und wurde später per DNA-Analyse überführt.

Außerdem kam im Prozess heraus, dass der 30-Jährige dem Mädchen während des Zusammentreffens ein Tütchen mit einem halben Gramm Cannabis übergeben hatte. Deshalb wurde er letztlich auch wegen der Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige verurteilt.

Mann will Frau vergewaltigen – so kann sie sich retten Aufnahmen zeigen Tatversuch
01:25 min
Aufnahmen zeigen Tatversuch
Mann will Frau vergewaltigen – so kann sie sich retten

30 weitere Videos

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Vergewaltigung in Osnabrück aus rein rechtlicher Sicht "am unteren Rand"

"Wir haben uns schwer getan", erläuterte Hune weiter. Im Sinne der Generalprävention müsse das Gericht hart durchgreifen, wenn 15-jähriges Mädchen am helllichten Tag vergewaltigt wird. Allerdings spreche für den Angeklagten, dass dieser durch den Alkoholkonsum enthemmt gewesen und nicht nennenswert vorbestraft sei. Zudem sei die Intensität der Vergewaltigung aus rein rechtlicher Sicht "am unteren Rand" gewesen.

Im weiteren Verlauf seiner Urteilsbegründung hob Hune dem Bericht zufolge hervor, dass der Syrer eine Wohnung und demnächst auch einen Job habe. "Sie sind ja auf einem guten Weg, hier ein ganz normaler Mitbürger zu werden", sagte der Vorsitzende Richter laut Zeitung.

Syrer muss vergewaltigtem Mädchen Schmerzensgeld zahlen

Alles Gründe, die aus Sicht des Gerichts dafür sprachen, den 30-Jährigen nicht in den Knast zu schicken. Er darf sich dem Mädchen ab sofort nicht mehr als 50 Meter nähern und muss ihm ein Schmerzensgeld in Höhe von 3.000 Euro zahlen. Dadurch habe die 15-Jährige mehr von der Bewährungsstrafe, als wenn der Syrer ins Gefängnis gemusst hätte. "So können Sie nämlich wenigstens arbeiten und ihr das Schmerzensgeld zahlen, das sie sonst mit Sicherheit nie bekäme", sagte er zu dem Mann. (bst)