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Mordillo ist tot
Tiere und Menschen mit Knollennase

Ohne Worte kam er aus, dafür erkannte man seine Cartoons am Personal. Giraffen, Menschen mit Knollennasen, weit geöffneten Augen und natürlich Herzen. Die Figuren wirken alle total liebenswürdig, sagte Kuratorin Linda Schmitz im Dlf

Kuratorin Linda Schmitz im Gespräch mit Ulrich Biermann | 01.07.2019
Mordillo mit verschränkten Armen und Kappe, lehnt an einer Wand vor seinen gezeichneten Figuren
Guillermo Mordillo - der argentinische Zeichner ist tot (imago / SKATA)
"Ich habe 10 Stunden am Tag gearbeitet, ich bin sehr langsam, weil ich Details sehr mag. Cartoons sind nicht einfach für mich" - so der Zeichner und Cartoonist Mordillo über seine Arbeit.
Der argentinische Zeichner Guillermo Mordillo ist am 13.10.2012 zu Gast auf dem sogenannten Blauen Sofa auf der Buchmesse in Frankfurt am Main und zeichnet eine Giraffe. Zu sehen ist seine Hand, die auf einen Blatt Papier eine Zeichnung anfertig. Mordillo stellte sein Buch "4 x 20 Jahre jung" vor. 
Guillermo Mordillo beim Anfertigen einer Skizze (Frankfurter Buchmesse 2012). (picture alliance/dpa-Zentralbild/Arno Burgi)
Optimistischer Pessimist
Geboren am 4. August 1932 als Sohn spanischer Einwanderer in Buenos Aires ist tot. Er starb überraschend schon am Samstag in seinem Wohnort auf Mallorca.
Als Werbegrafiker und Zeichner von Glückwunschkarten schlug er sich durch, bis Paris Match Ende der 60er den, wie er sich selbst bezeichnete, sehr optimistischen Pessimisten veröffentlichte. In den 70er Jahre galt er als einer der meistveröffentlichten Zeichner weltweit.
Vielschichtig und komplex
"Das Geheimnis ist die Vielschichtigkeit und Komplexität", sagte Linda Schmitz, Kunsthistorikern und Kuratorin an der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen im Dlf. Vor eineinhalb Jahren zeigte sie die Ausstellung "The Very Optimistic Pessimist".
Das Bild zeigt einen Ausschnitt eines Zeichentrickfilms von Guillermo Mordillo. Die Szene zeigt eine von Mordillos Figuren mit Knollennase unter einer aus Holz zusammengebauten Dusche.
Ein Zeichentrickfilm von Guillermo Mordillo wurde im Jahr 2017 mit 150 weiteren Druckgrafiken in der Ludwiggalerie gezeigt. (picture alliance / dpa / Roland Weihrauch )
Seine Zeichnungen würden auf den ersten Blick funktionieren. Die Menschen würden lachen und zugleich unterschiedliche Bildformen sehen.
Kein Strich ist zuviel
Nach dem Sinn des Lebens würde bei den Figuren gefragt, die allein im Weltall schweben. Daneben gibt es Paardarstellungen und Witze zu Männern und Frauen. "Fast jeder hat die Möglichkeit, sich mit seinem Werk zu identifizieren", so die Kuratorin. Mordillo beherrsche die Kunst der Vereinfachung. "Jede Linie ist ganz pointiert gesetzt, da ist kein Strich zuviel", betonte Linda Schmitz.
Niemand würde boshaft karikiert, Kritik käme mit Freundlichkeit daher. Über Grusspostkarten sei er zu seinem Stil gekommen.