Mediaplayer:Superhelden für die Ohren

'Avengers 4: Endgame'

Marvels Kinohelden wie Thor gibt es jetzt auch zum Hören.

(Foto: dpa)

Der Comic-Verlag Marvel produziert Hörspiele und folgt damit einer aktuellen Logik: Wer auf den digitalen Plattformen nicht möglichst viel Präsenz zeigt, existiert praktisch gar nicht.

Von Nicolas Freund

Avengers und kein Ende! Zumindest im Kino scheint nach "Avengers: Endgame" und dem gefühlt 103. "Spider-Man"-Film etwas Ruhe um den Superheldenzirkus einzukehren, den die Marvel Studios vor inzwischen mehr als zehn Jahren auf die Welt losgelassen haben. Das so einfache wie revolutionäre Konzept der locker miteinander verbundenen Superhelden-Filmreihen hat die "Avengers" zu einem der erfolgreichsten Film-Franchises überhaupt gemacht. Dieses Netzwerkprinzip hat Marvel dann ebenso erfolgreich auf andere Medien und Geschäftsfelder ausgeweitet, so gibt es die passenden Computerspiele und Lego-Bausätze zu jedem Film und inzwischen ein gutes Dutzend Fernsehserien, die natürlich alle wieder zur großen Hauptreihe der Kinofilm zurückführen. Ein weiteres halbes Dutzend befindet sich bereits in den Startlöchern, ebenso wie die nächsten fünf Kinofilme.

Etwas unerwartet erscheinen in diesem Medienimperium die "Avengers"-Hörspiele, die jetzt auch bei Spotify verfügbar sind. Comicverfilmungen als Hörspiele weiterzuverarbeiten, klingt etwas nach Themenverfehlung. Schließlich, machen wir uns da nichts vor, geht es bei den meisten Superheldengeschichten um die schrägen, knallbunten Figuren und den Krawall, den sie veranstalten. Was bleibt da von der Geschichte überhaupt noch, wenn man die ikonischen Figuren nicht sieht, keine spektakulären Effekte und auch keine der virtuos choreografierten Action-Szenen? Überraschend viel.

Über manche Heldenbeziehung oder Hintergrundgeschichte gibt es hier noch neue Details zu erfahren

Die Hörspiele sind eine Mischung aus dem Filmton der deutschen Synchronfassung und einem markigen Erzähler, der den Handlungsverlauf erzählt, eben das, was sich nicht aus den O-Tönen ergibt, und der zu den Figuren oft noch einiges an Hintergrundwissen über ihre Geschichten und ihre Verhältnisse zueinander parat hat, was in den rasanten Filmen manchmal etwas untergeht. Selbst für richtig harte Fans lohnt es sich mal reinzuhören, auch wenn man die Filme schon in- und auswendig kennt. Über manche Heldenbeziehung oder Hintergrundgeschichte gibt es hier noch neue Details zu erfahren. Auch die Motivationen und Eigenheiten mancher Charaktere werden in der Hörfassung deutlicher als in den Filmen. Und für jüngere Kinder sind die Hörspiele natürlich besser geeignet als die zwar grundsätzlich kinderfreundlichen, manchmal aber doch arg krawalligen Filme.

Für die Marvel-Studios sind die Hörspiele so ein kleiner, aber wichtiger Stein in der Architektur ihres Medienimperiums. Jüngere Zuhörer werden damit an die Marke herangeführt, und seitdem die Marvel-Filme, wie auch Star Wars, zum Disney-Konzern gehören, scheint es, also sollten die Franchises langfristig näher zusammenrücken. Nicht inhaltlich, aber was den Vertrieb angeht. So soll noch in diesem Jahr der Streamingdienst von Disney starten, bei dem es dann Inhalte von Disney, "Star Wars" und Marvel nur je einen Klick voneinander entfernt abzurufen gibt. Ob es da dann auch Hörspielfassungen der Filme geben wird, ist aber noch nicht bekannt.

Möglich wäre es, möglich ist aber auch, dass Marvel und Disney mit solchen Hörversionen ihrer Filme vor allem Marketing betreiben. Denn mit Hörspielen auf Plattformen wie Spotify zeigen Marvel und Disney Präsenz auf diesen wichtigen, neuen, digitalen Streamingdiensten, wo es sonst bisher nur die Soundtracks der Filme abzurufen gab. Denn die Zielgruppe, die für Marvel natürlich letztlich interessanter ist als Kinder, sind junge Erwachsene mit einem Einkommen.

Und diese Zielgruppe erreicht man am besten über Streamingdienste wie Spotify oder Netflix und über soziale Medien wie Instagram. Um als Marke erfolgreich zu sein, reicht es heute nicht, seine Produkte auf den herkömmlichen Wegen zu vertreiben. Wer nicht bei den digitalen Plattformen möglichst viel Präsenz zeigt, der existiert praktisch nicht. Das scheint selbst für eine so extrem erfolgreiche Marke wie die "Avengers" zu gelten.

Marvels Avengers, bei Spotify

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