US-Medien haben erste Passagen aus Mary Trumps Buch veröffentlicht. In dem Buch beschreibt die Nichte von Donald Trump den US-Präsidenten als verlogenen und kaltherzigen Narzissten mit einer komplizierten Familiengeschichte. Für ihren Onkel sei "Schummeln ein Lebensstil", schreibt die Tochter von Trumps verstorbenem älteren Bruder Fred Trump Jr. laut der New York Times. Schon in der Highschool habe er jemanden bezahlt, damit dieser einen Test für ihn schreibe – sodass er selbst später die angesehene BWL-Kaderschmiede Wharton besuchen könne. Trump nutze Lügen als Möglichkeit der "Selbstverherrlichung", um sich besser darzustellen, als er in Wirklichkeit sei.

Geprägt worden sei der heutige Präsident von seinem Vater Fred, einem "Soziopathen", der die Entwicklung menschlicher Gefühle bei seinem Sohn unterdrückt habe, schreibt die promovierte Psychologin laut Washington Post. "Indem er Donalds Zugang zu seinen eigenen Gefühlen beschränkte und viele von ihnen inakzeptabel machte, hat Fred die Wahrnehmung seines Sohns von der Welt pervertiert und seine Fähigkeit beschädigt, in ihr zu leben."

Mary Trump attestiert ihrem Onkel, alle psychologischen Kriterien des Narzissmus zu erfüllen. Zugleich schreibt sie: "Donalds Pathologien sind so komplex und seine Verhaltensweisen so oft unerklärlich, dass für eine akkurate und umfassende Diagnose eine ganze Reihe psychologischer und neurophysiologischer Tests notwendig wäre."

Sie warnte eindringlich vor einer zweiten Amtszeit des US-Präsidenten. "Ich kann nicht zulassen, dass er mein Land zerstört", zitierte der TV-Sender CNN Mary Trump. Nach den vergangenen drei Jahren mit Trump als Präsidenten habe sie "nicht länger schweigen" und zulassen können, dass dasselbe mit ihrem Land passiere.

In der Beschreibung des Verlags heißt es, Mary Trump zeichne ein "Porträt von Donald J. Trump und der toxischen Familie", die ihn zu dem gemacht habe, was er heute sei: Ein Mann, "der jetzt die Gesundheit, die wirtschaftliche Sicherheit und das soziale Gefüge der Welt bedroht". Die Corona-Pandemie, die Gefahr einer Rezession, die immer tieferen Gräben in der Gesellschaft, Trumps Neigung, die Lager gegeneinander auszuspielen, und seine eigene Unsicherheit, was die Zukunft des Landes angehe, hätten zu einer beispiellos katastrophalen Lage geführt.

"Buch der Unwahrheiten"

Das Buchprojekt sorgt schon seit einiger Zeit für Wirbel: Donald Trumps jüngerer Bruder Robert versuchte, eine Veröffentlichung mit juristischen Mitteln zu verhindern. Ein Berufungsrichter entschied zuletzt aber, dass das Buch erscheinen darf. Es trägt den Titel Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man – auf Deutsch etwa: "Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf" – und soll am 14. Juli in den Handel kommen.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, sprach von einem "Buch der Unwahrheiten". Die "lächerlichen, absurden Behauptungen" hätten nichts mit der Wahrheit zu tun. Eine andere Präsidentensprecherin wies insbesondere die Darstellung über ein schwieriges Verhältnis des Präsidenten zu seinem 1999 verstorbenen Vater und zum Schummeln bei dem Schultest zurück.

In den vergangenen Jahren hatten immer wieder Enthüllungsbücher über Trump Diskussionen ausgelöst. Zuletzt sorgte ein Werk von Trumps früherem Sicherheitsberater John Bolton für Negativschlagzeilen über den Präsidenten. Mit Too Much and Never Enough packt aber erstmals ein Mitglied der Präsidentenfamilie aus.

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