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Mächtige Mutantin. Jean Grey auf einer Zeichnung von Stuart Immonen.

© Marvel

Die X-Men sind zurück im Kino: Furioser Feuervogel

Kosmische Kraft außer Kontrolle: Mit „X-Men: Dark Phoenix“ gelangt jetzt ein Comic-Meilenstein mit Marvels Mutanten auf die Kinoleinwand.

So manche klassische Sage fasziniert die Menschheit schon seit grauer Vorzeit derart, dass sie bis heute nichts an ihrer Popularität eingebüßt hat. Das trifft auch auf das ikonographische Fabelwesen des als Phönix bezeichneten Flammenvogels zu, welcher zu seinem Lebensende verbrennt und danach aus der eigenen Asche wiederaufersteht.

Historisch überliefert galt dieses fiktive Federvieh bereits seit der Spätantike als Symbol für die Unsterblichkeit. Im Laufe der Zeit fand es dann auch Eingang in die Popkultur – und noch bevor der Feuervogel etwa in der Fantasyliteratur bei Harry Potter oder als Pokémon-Version in Anime und Manga auftauchte, wurde er bereits 1976 im amerikanischen Superheldencomic adaptiert.

Allmacht aus dem Weltall

Im Marvel-Universum handelt es sich bei der „Phoenix-Kraft“ allerdings nicht um ein reines Tierwesen, sondern um eine urgewaltige kosmische Entität in Form eines flammenden Raubvogels. Auf diese treffen die als X-Men bezeichneten Mutanten-Superhelden erstmals während eines galaktischen Sturmes im Weltall, wobei im Cockpit des Helden-Raumschiffes nur die Telepathin Jean Grey einer lebensbedrohlichen kosmischen Strahlendosis ausgesetzt wird.

Die Phoenix-Kraft ergreift Besitz von der sterbenden Psi-Mutantin, dupliziert den Leib der jungen Frau zu einem Wirtskörper für sich selbst und übernimmt dabei einen Teil von Jeans Bewusstseins.

Lodernder Blick: Die Phönix-Inkarnation der mächtigen Psi-Mutantin Jean Grey hinterlässt Flammen der Zerstörung.
Lodernder Blick: Die Phönix-Inkarnation der mächtigen Psi-Mutantin Jean Grey hinterlässt Flammen der Zerstörung.

© Illustration: Greg Land / Marvel

Zurück in der Erdumlaufbahn muss das Shuttle in der Nähe von New York City notwassern. Während die eigentliche Jean Grey neben den Strahlenschäden auch die Bruchlandung überlebt und in einem Kokon zu heilen beginnt, schießt ihr Phönix-Duplikat aus dem explodierenden Raumschiffswrack hervor. Den übrigen X-Men fällt der Austausch ihrer Kameradin vorerst nicht auf.

Wer waren noch gleich die X-Men?

Die rothaarige Mutantin Jean mit Psi-Kräften war neben ihren Mitschülern Scott Summers („Cyclops“) mit dessen Laserblick, dem hochagilen Superhirn Henry McCoy („Beast“), Bobby Drake („Iceman“) mit Eiskräften und Warren Worthington III („Angel“) mit gefiederten Schwingen eine der fünf Gründungsmitglieder der X-Men.

Comic-Klassiker: Im September 1963 debütierten die Super-Mutanten in ihrer Haupt-Comicserie „Uncanny X-Men“.
Comic-Klassiker: Im September 1963 debütierten die Super-Mutanten in ihrer Haupt-Comicserie „Uncanny X-Men“.

© Illustration: Jack Kirby / Marvel

Geboren mit einem spezifischen „X-Gen“, entwickeln die Träger in Marvels Comicwelt meist im Rahmen von emotional belastenden Situationen in ihrer Jugend spezielle Fähigkeiten und Superkräfte.

In den Comics – eingeführt von Autor Stan Lee und Zeichner Jack Kirby – kämpfen die Helden seit September 1963 unter Führung des querschnittsgelähmten Professors Charles Xavier („Professor X“) unter anderem gegen Superschurken wie ihren Erzfeind Max Eisenhardt („Magneto“).

Im Laufe der Zeit wurden die X-Men immer wieder um neue Rekruten ergänzt, zu denen etwa der gläubige Deutsche Kurt Wagner („Nightcrawler“) mit blauer Haut, Teufelsschwanz und Teleportationskräften, die kenianische Wettermutantin Ororo Munroe („Storm“), der kräftige Russe Piotr Rasputin („Colossus“) mit einem Körper aus Stahl oder auch der kleinwüchsige und kampferprobte Kanadier James Howlett („Wolverine“) mit rasiermesserscharfen Adamatiumklauen zählen.

Comics zur politischen Bildung

Magneto als Meister des Magnetismus sieht in der auch als „Homo superior“ bezeichneten Gruppe der Mutanten die nächste Stufe der Evolution und betrachtet sie dementsprechend als überlegenere Spezies gegenüber dem Homo sapiens. Die X-Men indes setzen sich für ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Mutanten ein. Einerseits liegen die Mutanten also mit sich untereinander im Clinch, andererseits werden die X-Men trotz ihrer Einsätze zur Rettung der Welt oft von den Menschen gefürchtet oder sogar verfolgt.

X-Men gegen Magneto: Die Nummer 1 der 1991 gestarteten Comicserie „X-Men“ zählt bis heute zu den kommerziell erfolgreichsten Einzelausgaben.
X-Men gegen Magneto: Die Nummer 1 der 1991 gestarteten Comicserie „X-Men“ zählt bis heute zu den kommerziell erfolgreichsten Einzelausgaben.

© Illustration: Jim Lee/Marvel

Indem sich die Comickünstler mit Themen wie Vorurteile, Rassismus und Diskriminierung, Verfolgung von Minderheiten oder dem gesellschaftlichen Umgang mit ethnischer Vielfalt in ihren Geschichten auseinandersetzen, behandeln die Serien um die X-Men seit jeher wie kaum ein anderer Mainstream-Comictitel zentrale politische Fragestellungen.

Dabei sind in einige Storylines auch Inhalte wie physische und psychische Einschränkungen der Hauptcharaktere, die Gleichberechtigung von Frauen oder gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingeflossen.

Fantastische Frauenpower

Die weiblichen Mitglieder der X-Men haben schon immer eine zentrale Rolle in den Geschichten um die Mutanten eingenommen. Beispielsweise handelt es sich bei der dunkelhäutigen und weißhaarigen Storm um eine der ersten afroamerikanischen Heldinnen im weitverbreiteten Superheldencomic – und Marvels mächtigste Frau, die intergalaktische Kriegerin Carol Danvers, hat einige ihrer aufregendsten Abenteuer mit den X-Men erlebt.

Cover der klassischen Dark-Phoenix-Saga: Cyclops hält die Unheil bringende Version seiner geliebten Jean Grey in den Armen.
Cover der klassischen Dark-Phoenix-Saga: Cyclops hält die Unheil bringende Version seiner geliebten Jean Grey in den Armen.

© Illustration: John Byrne / Marvel

Da wundert es nicht, dass bei einer epischen Storyline um die mächtige Phoenix-Kraft erneut ein weiblicher Charakter die Hauptrolle spielt – und so schilderten der Autor Chris Claremont und der Zeichner und Ko-Plotter John Byrne bereits in ihrer klassischen „Dark-Phoenix-Saga“ von 1980, dass Jeans Phönix-Form nicht zur nahezu allmächtig, sondern auch enorm gefährlich ist:

Denn als die unbändige kosmische Kraft außer Kontrolle gerät und ihre Zerstörungswut nicht mehr zurückhalten kann, tötet Jeans weiterentwickelte, unberechenbare Dark-Phoenix-Version einen von fünf Milliarden Außerirdischen bewohnten Planeten, zerfetzt einen extraterrestrischen Kampfkreuzer der imperialen Shi’ar-Garde und kämpft erbittert gegen die X-Men.

Schicksal im Comic und Kino

Der Comic erläutert zudem, welchen Anteil die X-Men-Rivalen vom sogenannten Hellfire-Club an der Entstehung des dunklen Phönix haben, wie Jean Greys Bewusstsein, das fragmentiert in der Dark-Phoenix-Version von all dem Chaos Zeuge wurde, mit der Schuld an der Massenvernichtung umgeht und aus welchen Gründen die X-Men an der Seite ihrer alten Kameradin einen Kampf gegen außerirdische Krieger in einem Mondkrater ausfechten müssen.

Von einer Allmacht besessen: Jean Grey fällt auch im neuen X-Men-Kinofilm der kosmischen Phoenix-Kraft zum Opfer.
Von einer Allmacht besessen: Jean Grey fällt auch im neuen X-Men-Kinofilm der kosmischen Phoenix-Kraft zum Opfer.

© Marvel, 20th Century Fox

Einen Comic-Sammelband mit der Geschichte um Schuld und Verantwortung, Loyalität und Aufopferungsbereitschaft legt Panini anlässlich des aktuellen Kinostreifens „X-Men: Dark Phoenix“ neu auf.

Der Film behandelt wie bereits sein Vorgänger „X-Men: Der letzte Widerstand“ mit Famke Janssen und Hugh Jackman aus dem Jahr 2006 die unheilvolle Verwandlung von Jean Grey.

Nun wird die Geschichte allerdings mit dem Cast um Sophie Turner als Dark Phoenix, Tye Sheridan als Cyclops, James McAvoy als Professor X, Jennifer Lawrence als Mystique und Michael Fassbender als Magneto neu erzählt. Wie das Team dieses Mal mit der kosmischen Bedrohung umgeht und welche Folgen sich daraus langfristig für das X-Men-Film-Universum ergeben werden, kann man hierzulande ab diesem Donnerstag im Kino bestaunen.

Leonard Hillmann

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