Krise bei Erzgebirge Aue: Boss Leonhardt schmeißt hin

Die Amts-Zeit gestoppt: Helge Leonhardt hat die Uhr als Vereinsboss angehalten - seit Sonntagabend ist er nicht mehr Präsident des FC Erzgebirge

Die Amts-Zeit gestoppt: Helge Leonhardt hat die Uhr als Vereinsboss angehalten - seit Sonntagabend ist er nicht mehr Präsident des FC Erzgebirge

Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto
Von: lars preußer

Helge Leonhardt (63) ist nicht mehr Vereinsboss des FC Erzgebirge Aue!

Der Präsident hat auf der Internetseite des Vereins am Sonntag um 18.39 Uhr seinen Rücktritt erklärt:

Liebe Mitglieder des FC Erzgebirge Aue,

Ich möchte mich hiermit persönlich an Sie wenden und mitteilen, dass ich dem Präsidium des Aufsichtsrats in einer konstituierten Sitzung am heutigen Tag mitgeteilt habe, dass ich als Präsident für die gegenwärtige sportliche Lage der 1. Profi Mannschaft die Verantwortung übernehme und daher meinen Rücktritt bekannt gebe.

Ich hoffe sehr, dass damit ein geordneter Neuanfang gestaltet werden kann und, dass damit weitere Eskalationen, die den Verein öffentlichen Schaden bringen würden, verhindert werden können.

Ich bitte, diese Entscheidung, die auch im Sinne meiner unserer Familie getroffen wurde, zu respektieren. Gleichzeitig bedanke ich mich bei allen, die mich in den letzten 8 Jahren, in denen ich als Präsident die Geschicke unseres Vereins maßgeblich mitgestalten konnte, unterstützten und die Treue hielten.

Liebe Mitglieder, ich gehe keinesfalls in Bosheit oder Wut, ich gehe in Besonnenheit, mit reifer Überlegung und mit warmen Herzen.

Deshalb mit einem abschließenden herzlichen Glück Auf!

Euer Helge Leonhardt

Es ist wahrscheinlich, dass Leonhardt damit der Absetzung als Vereinsboss zuvorgekommen ist. Die hätte wahrscheinlich für Dienstag auf der Tagesordnung gestanden, wenn sich die Vereinsgremien für eine weitere Sitzung zu personellen Entscheidungen treffen werden.

Leonhardt ist seit einiger Zeit in die Kritik geraten, weil er zu oft Entscheidungen im Alleingang und ohne Einbeziehung weiterer verantwortlicher des Vereins getroffen hat. Das gescheiterte „Projekt“ mit Trainer Aliaksei Shpileuski (34) 2021, die kongruente Erfolglosigkeit mit dem aktuellen Trainer Timo Rost (44)...

Zuletzt haben Fanklubs und Sponsoren in offenen Briefen einen Neuanfang gefordert. Es wurden Konsequenzen angedroht, falls dieser ausbleibt.

Wie geht es nun weiter in Aue?

Aus dem aktuellen Vorstand sind derzeit noch Vize Michael Voigt (50/erkrankt) und Rechtsanwalt Kay Werner im Amt. Auch dazu soll es am Dienstag die o.g. Beratung der Gremien geben.

Leonhardt war seit September 2014 Präsident des FC Erzgebirge. Bis zum heutigen Sonntag hat es in der Amtszeit von Leonhardt 19 (!) Wechsel – inklusive Interimslösungen – auf der Position des Cheftrainers gegeben. Der Aufsichtsrat der Auer muss nun einen neuen Vorstand wählen lassen, zuvor kann ein Übergangs-Vorstand personelle Entscheidungen zum Beispiel in der Trainer-Personalie treffen.

Die Erfolge in der Boss-Ära Helge Leonhardt – Wiederaufstieg 2016 und fünfmal die Bestätigung der 2. Liga mit dem Klassenerhalt – gehören ebenso zur Vereins-Historie. Der Unternehmer hat den Weg freigemacht. Ein Nachfolger hat eine Mammut-Aufgabe im Erzgebirge vor sich. Es geht darum, die Fans, die Gremien, den Fußball zu einen.

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