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Das Hündchen des Krieges

Feuilletonredakteur
Idefix als Geheimnisträger. Ein exklusiver Einblick in die Welt des neuen „Asterix“-Heftes „Die Tochter des Vercingetorix“

In einem Sommer ohne gallischen Hahn bei einer Fußball-Europa- oder -Weltmeisterschaft kann es popkulturell nur einen Trost geben: die gallische Comic-Biennale. Schon seit Längerem erscheinen die neuen „Asterix“-Hefte jeweils in den ungeraden Jahren, seit Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnung) die Reihe im Jahr 2013 übernommen haben, sogar regelmäßig alle zwei Jahre. Dies als kulturindustrielle Feintaktung zu schmähen, werden sich nur sehr klassische Lateiner trauen, also Römer.

Alle anderen freuen sich, dass der „Asterix“-Band Nummer 38 mit dem Titel „Die Tochter des Vercingetorix“ für den 24. Oktober angekündigt ist. WELT-Leser bekamen sechs Wochen lang immer montags einen exklusiven Comic-Strip präsentiert, der aus dem neuen „Asterix“-Heft inspiriert ist. Die Übersetzung ins Deutsche besorgte Klaus Jöken. Dies ist die letzte Lieferung. „Die Hunde des Krieges“ ist ein Zitat aus Shakespeares Drama „Julius Caesar“. Dort sagt Antonius zu Beginn des dritten Akts über den ermordeten Caesar, dessen Leichnam er aufbahren will: „Cäsars Geist, nach Rache jagend, wird mit des Herrschers Ton Mord rufen und des Krieges Hund’ entfesseln.“

Das ist keine Metapher, der Lateinschüler Shakespeare wusste natürlich, dass die Römer riesige Hunde mit sich führten, die sie auf ihre Feinde hetzten. Sie hießen Molosser, weil das im kleinasiatischen Epirus ansässige Hirtenvolk der Molosser sie erstmals gezüchtet hatte und Pilger, die das dortige Eichen-Heiligtum der Göttin Dodona besuchten, die Kolosse gewissermaßen als Souvenirs überall hin mitnahmen. Der Mastino Neapolitano ist ein unmittelbarer Nachfolger dieser römischen Kampfköter.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Gallier, die mit den Römern im Krieg lagen, Hunde mit sich geführt hätten, die von solchen Monstren mit einem einzigen Haps gefressen werden könnten. Im Gegenteil: Die Kelten hatten eigene Kriegshunderassen, von denen möglicherweise der irische Wolfshund abstammt. Diese Tiere machten den Römern bei der Eroberung Britanniens zu schaffen, weil sie die Lager ihrer Herren noch wütend verteidigten, wenn diese längst besiegt waren.

Doch Asterix-Comics sind keine realistische Darstellung der Vergangenheit. Hier ordnet sich auch die Figur Idefix dem Prinzip der maximalen Komik unter, nicht der historischen Wirklichkeit. Komisch wäre nicht, wenn der stärkste Krieger des Dorfes einen ebenso starken Kampfhund dabeihätte. Sondern komisch ist, dass Obelix einen Hund hat, der so klein ist, dass er auf den Schoß jeder dekadenten Römerin passen würde, er ihn aber dennoch behandelt, als wäre er viel größer und man könnte ihm das Apportieren von Hinkelsteinen beibringen.

Im wirklichen Leben wäre das Zusammenleben der beiden auch deshalb nicht ganz reibungslos abgelaufen, weil Obelix bekanntlich immer hungrig ist. Als echter Gallier käme er wohl auf die Idee, Idefix in Notzeiten zu essen, denn der Verzehr von Hundefleisch ist bei den Kelten durch archäologische Funde und schriftliche Quellen bezeugt.

Wie verträgt sich das mit der Tatsache, dass Hunde als Hüter der Anderswelt und Begleiter vieler Götter geschützt waren? Ihre Misshandlung galt angeblich als Straftat – ein frühes Beispiel für Tierschutzgesetze. Aber Not kennt ja bekanntlich kein Gebot, und Hungersnot erst recht nicht.

Dies ist der letzte exklusiv bei WELT zu lesende „Asterix“-Strip, der aus dem neuen Heft inspiriert ist. „Die Tochter des Vercingetorix“ erscheint am 24. Oktober.

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