Musik :
Vorbild Frankreich? Hören nach Quoten

Von Andrea Klingsieck
Lesezeit: 2 Min.
In Frankreich wurde bereits 1994 eine Quote für heimische Musik eingeführt. Die Bilanz ist positiv.

Frankreichs geheiligtes Prinzip der „kulturellen Sonderstellung“ wird von europäischen Nachbarn oft belächelt. Die aktuelle Diskussion um eine Quote für deutsche Musik bestätigt Frankreich aber in seinem Bemühen, die Vielfalt der eigenen Musikszene und weniger bekannte Künstler und Newcomer zu fördern. Bereits 1994 hatte die französische Regierung ein solches Gesetz eingeführt. Es verpflichtet die Radiosender dazu, zu 40 Prozent französischsprachige Musik zu senden.

In den folgenden Jahren wurde die Quote gelockert und den verschiedenen Radiosendern angepasst. Sender, deren Publikum sich hauptsächlich für französische Musik begeistert, können die Quote bis auf 60 Prozent erhöhen und müssen dafür nur 10 Prozent Newcomer bringen. Sender mit jüngerem Publikum können die Quote bis auf 35 Prozent beschränken, wenn sie dafür zu 25 Prozent Titel neuer Talente ausstrahlen. Über die Einhaltung des Gesetzes wacht der CSA, der Aufsichtsrat für Radio und Fernsehen. Erfüllt ein Sender die Quote nicht, wird er vom CSA verwarnt, der dem Sender bei Wiederholung sogar die Lizenz entziehen kann.

Will der Hörer englische Titel?

Einige private Radiosender werden regelmäßig verwarnt. Sie hatten sich von Anfang an gegen eine Quote gewehrt, sie als Bevormundung und Diskriminierung beschimpft. Das wahre Motiv für ihre Empörung ist vermutlich aber ein wirtschaftliches. Da Privatsender von der Werbung abhängig sind, brauchen sie eine möglichst große Zahl an Hörern. Und die wollen - zumindest glauben das die Sender - lieber englischsprachige Musik hören.

Die Verkaufszahlen der französichen Musikbranche jedoch sprechen für sich - und für die Quote. Seit 1994 stieg der Anteil der französischen Musik deutlich. Mittlerweile sind 59 Prozent der in Frankreich verkauften CDs französische Produktionen. Der Umsatz der französischen Musikbranche stieg im vergangenen Jahr entgegen dem allgemeinen Trend um 10,8 Prozent.

Positive Bilanz

Der Verkauf französischer Musik im Ausland stieg ebenfalls spektakulär. Wurden 1990 nur 3 Millionen französische CDs im Ausland verkauft, stieg die Zahl auf 39 Millionen für das Jahr 2000. Die Investitionen in heimische Künstler haben sich von 1994 bis 2001 verdoppelt, die Investitionen in Newcomer gar mehr als verdreifacht. Die Quote unterstützt somit also schon bekannte Musiker und macht Neue bekannt. Neue Musikrichtungen, vor allem der französische Rap, wurden gefördert. Inzwischen übererfüllen manche Sender sogar ihre Quote.