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Erschossener Polizist: Höllenengel muss hinter Gitter

Foto: Harald Tittel/ dpa

Erschossener Polizist Hells Angel muss neun Jahre hinter Gitter

Er erschoss einen Polizisten durch die geschlossene Haustür - und muss dafür nun lange ins Gefängnis: Das Landgericht Koblenz verurteilte einen Hells Angel zu neun Jahren Haft. Der Rocker wurde des Totschlags schuldig gesprochen.
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Koblenz - Der fatale Schuss fiel am 17. März 2010: Ein 44-jähriger Rocker der Hells Angels feuerte zweimal durch seine geschlossene Haustür im rheinland-pfälzischen Anhausen (Kreis Neuwied) und traf dabei einen Polizisten des SEK tödlich. Fast ein Jahr nach der Tat verurteilte das Landgericht Koblenz den Mann nun unter anderem wegen Totschlags zu neun Jahren Haft.

Der 44-Jährige ist Mitglied des Charters Bonn der Hells Angels, er wurde auch der Nötigung und der versuchten räuberischen Erpressung schuldig gesprochen. Das SEK war am 17. März 2010 für eine Hausdurchsuchung angerückt.

Der Rocker hatte die Schüsse im Prozess eingeräumt. Er habe jedoch einen Eindringling und nicht die Polizei vor der Tür vermutet. Er erklärte, vor dem Schuss gewarnt zu haben - das bezweifelte allerdings der Staatsanwalt. Die anderen SEK-Männer gaben an, bei dem Einsatz am frühen Morgen nichts gehört haben.

Das Argument der Notwehr ließ der Richter nicht gelten: "Sie durften in dieser Situation nicht so handeln", sagte er zu dem 44-Jährigen. Der Polizeieinsatz sei zweifelsfrei rechtmäßig gewesen. Zwar sei es glaubwürdig, dass sich der Hells Angel wegen Gerüchten über einen Angriff der Bandidos in Gefahr sah. Doch der Verurteilte hätte in einer vermeintlichen Notwehrsituation angemessen handeln müssen. Ein gezielter tödlicher Schuss zähle nicht dazu, vielmehr hätte er einen Warnschuss abgeben müssen, sagte der Richter.

Nach den Worten des Verteidigers könne es jedoch nicht sein, dass ein Warnschuss den Angeklagten vom Freispruch trenne. Er kündigte an, Revision einzulegen.

Die Staatsanwaltschaft hatte auch betont, der 44-Jährige sei sich der Wirkung seiner großkalibrigen Waffe bewusst gewesen: "Jeder, der sich mit Waffen auskennt, weiß, dass der Einsatz dieser Schusswaffe Menschen in größte Lebensgefahr bringt." Der Rocker hatte aus einer Distanz von rund 2,50 Metern geschossen.

Nach dem Obduktionsergebnis traf ein Projektil den Hauptkommissar am linken Oberarm und drang danach von der Seite in den Brustkorb ein. Der 42-Jährige verblutete. Damit wurde in Rheinland-Pfalz erstmals seit 25 Jahren ein Polizist im Dienst getötet.

hut/dpa-AFX