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Umzug nach Mar-a-Lago Top-Secret-Papiere, Kim-Briefe, Gemälde: Was Trump illegal aus dem Weißen Haus mitgenommen hat

Donald Trump Boxen
Ein US-Präsident zieht aus: Teile von Trumps Hab und Gut am 14. Februar 2021 vor dem Weißen Haus
© Gerald Herbert / Picture Alliance
Donald Trump ist nach Ende seiner Amtszeit mit Geheimdokumenten und Geschenken nach Florida gezogen. Verbotenerweise. Mittlerweile hat er alles wieder zurückgegeben – die "Washington Post" hat die Details dazu recherchiert.

"Nichts daran war normal", sagt einer, der dabei war, als die 15 Kisten voll mit Regierungsdokumenten die 1597 Kilometer von Mar-a-Lago in Florida nach Washington DC. transportiert wurden. Gut, unnormal ließe sich wohl über die meisten Aspekte der Präsidentschaft von Donald Trump sagen, und er trifft auch ziemlich gut den Umgang des früheren Staatsoberhaupts mit all den Notizen, Unterlagen, Korrespondenzen sowie Staatsgeschenken, die im Laufe seiner Amtszeit angefallen sind. Trump hat sie einfach in sein Anwesen im Sunshine State mitgenommen, anstatt, wie vorgeschrieben, der "National Archives and Records Administration" (Nara) zu übergeben.

Papiere in der Toilette weggespült?

Die "Washington Post" hat den "langen Weg" der 15 Boxen mit zum Teil geheimen Dokumenten nachrecherchiert und beschreibt dabei, was genau sich der Ex-Präsident nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus unter den Nagel gerissen hat. Anlass der Enthüllung dürfte die Ankündigung von Maggie Habermans neuem Buch gewesen sein. Die renommierte Journalistin der "New York Times" gilt als beste Kennerin des Trump-Universums und berichtet in ihrem im Oktober erscheinenden Werk "Confidence Man", dass die Toiletten des Weißes Haus regelmäßig durch bedrucktes Papier verstopft gewesen sei.

Sie könne nur spekulieren, um was es sich bei dem Papier gehandelt habe, sagte Haberman dazu. "Es war in den Rohren. Und das war sein Badezimmer." Es habe sich nicht um einen Einzelfall gehandelt, so die Autorin. Dass der Präsident dazu neigte, Papiere zu zerreißen und wegzuwerfen, bestätigt die "Washington Times". So würden sich Angestellte daran erinnern, dass er Unterlagen sauber durchtrennte "und sie in Vierteln überall zurückließ: auf Schreibtischen, in Mülleimern, auf Böden verstreut, im Oval Office als auch in der Air Force One."

Wegen dieser Angewohnheit mussten Nara-Mitarbeiter regelmäßig Unmengen an Papieren suchen und wieder zusammenkleben. So auch der parlamentarische Untersuchungsausschuss, der wegen der Kapitol-Erstürmung vom 6. Januar 2021 Dokumente des Weißen Hauses angefordert hatte und vom Nationalarchiv zerrissene Dokumente erhielt. Einige Papiere seien zudem gar nicht mehr aufgetaucht, schreibt das Blatt.

In seiner Privatwohnung hätten sich ebenfalls stapelweise Regierungsdokumente befunden, die Trump mitgenommen hatte, so dass Nara-Mitarbeiter dort nach ihnen suchen mussten", so die "Post". Erst am 17. Januar war es dem National-Archiv gelungen, die gesammelten Dokumente sicherzustellen. Zuvor hatte es sich ans Justizministerium gewandt, um überhaupt in den Besitz der Unterlagen zu kommen.

"Liebesbriefe" von Kim an Donald Trump

Unter den offiziellen Schreiben befanden sich auch mehrere Briefe des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-Un, die Trump in der Phase der Annährung beider Staaten "Liebesbriefe" genannte hatte. Auch das Schreiben, das sein Vorgänger Barack Obama im Oval Office hinterlassen hatte, war mit nach Florida umgezogen. Üblicherweise hinterlässt der scheidende US-Präsident seinem Nachfolger ein paar persönliche Worte. Wie alle schriftlichen Unterlagen eines Präsidenten müssen auch sie an das Nationalarchiv übergeben werden.

Außer den offiziellen Dokumenten hat das Nara auch eine Reihe von Geschenken und Andenken zurückerhalten:

  • etwa die Karte des Nationalen Wetterdienstes über den Verlauf des Hurrikans "Dorian", den Trump mit einem schwarzen Edding manipuliert hatte, um den Vorwurf seines Irrtums zu widerlegen.
  • Das Modell einer umgestalteten Air Force One. Trump hatte wollte das Präsidenten-Flugzeug umlackieren lassen: statt hellblau in rot-weiß-blau.
  • Das Model einer Mauerlamelle, die an der US-Südgrenze zu Mexiko errichtet werden sollte. Der Bau einer Mauer war eines seiner zentralen Wahlkampfversprechen. Mehr als ein paar wenige Kilometer lange Abschnitte wurden nie errichtet.
  • Ein hochqualitativer Druck eines Gemäldes, das einen adretten Trump zeigt, mit seiner typischen roten Krawatte an und einer Cola Light in der Hand – im Gespräch mit anderen Präsidenten der republikanischen Partei.

Ganz freiwillig hat der Ex-Präsident seine Sammlung offenbar nicht wieder herausgerückt. "Zuerst war es unklar, was er zurückgegeben würde und wann", zitiert die "Washington Post" eine anonyme Quelle, die mit dem Transport befasst gewesen sei. Selbst enge Mitarbeiter Trumps hätten nicht gewusst, was genau sich in den Kartons befunden habe. Nach Aussage sowohl von Seiten der Nara als auch Trumps, sei die Übergabe gütlich erfolgt, "freundschaftlich und ohne Probleme", wie der frühere Chef des Weißen Hauses selbst sagte.

Der oder die für den Transport von Regierungsdokumenten zuständige Mitarbeiter oder Mitarbeiterin einer Firma aus dem Bundesstaat Georgia, sagte der "Washington Post", dass für solche Ladungen üblicherweise Sicherheitsstandards gebe, etwa GPS-Tracking für die Fahrzeuge. Mittlerweile seien die 15 Kisten in einem speziellen Gebäude, einem "SCIF", in der Nähe von Washington gelagert. Und das US-Repräsentantenhaus ermittelt nun gegen den Ex-Präsidenten wegen Verstoß gegen den "Presidential Records Act".

Quellen: "Washington Post", AFP, Axios, "Forbes"

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