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Wirtschaftsministerium plant Zwangs-Ladepausen für Elektroautos

Wirtschaftskorrespondent
Bei zu hoher Nachfrage könnten Elektroautos automatisch vom Stromnetz genommen werden Bei zu hoher Nachfrage könnten Elektroautos automatisch vom Stromnetz genommen werden
Bei zu hoher Nachfrage könnten Elektroautos automatisch vom Stromnetz genommen werden
Quelle: Getty Images
Geht es nach Plänen des Wirtschaftsministeriums, könnte auf Besitzer von Elektroautos ein zeitlich begrenzter Blackout zukommen. Ein Gesetzentwurf erlaubt es Stromanbietern, bei drohender Überlastung große Verbraucher vom Netz zu nehmen.

Das Bundeswirtschaftsministerium will Stromanbietern durch eine Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes die Möglichkeit einräumen, große Verbraucher wie Elektroautos und Wärmepumpen zeitweise ferngesteuert vom Netz zu nehmen. Das geht aus dem Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, der WELT AM SONNTAG vorliegt.

Darin wird in Paragraf 14a die sogenannte Spitzenglättung geregelt, bei der „steuerbare Verbrauchseinrichtungen“, zu denen Elektroautoladestationen und Wärmepumpen gehören sollen, für bis zu zwei Stunden pro Tag keinen Strom bekommen können, wenn andernfalls eine Überlastung des Netzes drohen würde.

Scharfe Kritik an den Plänen des Ministeriums äußert die Autoindustrie: „Was Spitzenglättung genannt wird, bedeutet für die Kunden leider Abschalten“, sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, WELT AM SONNTAG. „Wenn das kommt, wäre es sehr schlecht für alle Besitzer von E-Autos und die Unternehmen, die jetzt E-Autos auf den Markt bringen.“

Das Wirtschaftsministerium habe einen „einseitigen Vorschlag zugunsten der Energiewirtschaft“ vorgelegt, das gefährde die Akzeptanz von E-Autos. „Wenn das Gesetz so beschlossen wird, wirft es Deutschland klar zurück auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität.“ Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) kritisierte den Gesetzentwurf, er müsse nachgebessert werden.

Begrüßt wird der Entwurf hingegen vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). „Die Spitzenglättung ist das Ergebnis eines langen, gutachterlich gestützten Prozesses im Bundeswirtschaftsministerium“, sagte BDEW-Chefin Kerstin Andreae dem Bericht zufolge. „Dabei wurden auch Alternativen diskutiert, aber wir sind überzeugt, dass die Spitzenglättung das am besten geeignete Instrument ist, um die Netzstabilität zu gewährleisten.“

Kosten sollen gedrückt werden

Dem Energieverband gehe es darum, die Kosten für den Netzausbau gering zu halten. „Es ist ineffizient, die Netze so auszubauen, dass auch noch in absoluten Spitzenzeiten die letzte Kilowattstunde geliefert werden kann, wenn eine kleine zeitliche Verschiebung des Verbrauchs ohne Komforteinbußen für die Kunden möglich ist“, argumentierte Andreae. „Dass wir unsere Netze weiter ausbauen müssen und werden, ist klar.“

Es gebe derzeit „verschiedene Ansätze und Diskussionsvorschläge“, wie man die Stabilität der Stromnetze aufrechterhalten könne, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. „Aktuell gibt es noch keine abschließende Entscheidung, mit welchem Ansatz das Ziel bestmöglich erreicht werden kann.“

In Regierungskreisen hieß es, der Entwurf könnte noch einmal überarbeitet werden. Die Spitzenglättung werde wohl im Gesetz bleiben, allerdings könnte die Definition geändert werden, welche Verbraucher abgeschaltet werden dürfen. Elektroautos und Wärmepumpen könnten herausgenommen werden.

Die gesamte Recherche lesen Sie in WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.

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Quelle: WELT AM SONNTAG

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