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„Gott ist queer“: Abschlusspredigt des Kirchentags in Bayern sorgt für Wirbel

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In seiner Abschlusspredigt wirbt Pastor Quinton Ceasar für mehr Klimaschutz, für Toleranz und Inklusion der LGBT-Gemeinde. Vor allem Letzteres sorgte in den Sozialen Medien für Aufsehen.

Nürnberg – Das kam unerwartet: „Gott ist queer“, hieß es in der Abschlusspredigt des 38. Evangelischen Kirchentags. Auch andere zeitkritische Themen streifte Pastor Quinton Ceasar in seiner Ansprache, die die fünftägige Protestanten-Veranstaltung in Nürnberg beendete.

Sorgten in den vorangegangenen Tagen unter anderen das vegetarische Frühstück beim Kirchengang oder der Auftritt von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für Unmut bei dem einen oder andern, war auch der Abschluss nicht frei von Diskussionen. Vor allem im Netz erhitzte die Rede die Gemüter einiger konservativen Christen.

Pastor Quinton Ceasar beim Schlussgottesdienst „Alles hat seine Zeit“ am 11.06.2023 auf dem Hauptmarkt beim 38. Evangelischen Kirchentag in Nuernberg.
Pastor Quinton Ceasar beim Schlussgottesdienst „Alles hat seine Zeit“ am 11.06.2023 auf dem Hauptmarkt beim 38. Evangelischen Kirchentag in Nuernberg. © IMAGO/Thomas Lohnes

Pastor spricht sich auf Evangelischen Kirchentag für mehr Klimaschutz aus: „Wir sind viele“

So leitete der 38-Jährige etwa seinen Aufruf zu mehr Klimaschutz mit den Worten ein: „Jetzt ist die Zeit zu sagen: Wir sind alle die Letzte Generation“, gefolgt von lautem Beifall aus dem Publikum. Dass es in der abschließenden Predigt um relevante gesellschaftliche und soziale Themen der Neuzeit gehen würde, dürfte nicht überrascht haben. Wohl aber die Wortwahl des Pastors, der sich auch an der Rhetorik der Klima-Aktivisten bediente: „Wir sind hier, wir sind viele und wir sind nie wieder leise“. Und davon, sich an die Liebe, die befreit, die Liebe Gottes zu kleben, war die Rede.

Seine Werbung für Inklusion kam nicht bei allen Nutzern gut an. Während die Ansprache des gebürtigen Südafrikaners vor Ort durchgehend von Applaus begleitet wurde, stieß sie im Netz auf geteilte Meinungen. Kritik musste der Pastor, der selbst sehr aktiv in den Sozialen Medien ist und sich auf Instagram als „Theologischer Aktivist“ bezeichnet, vor allem für seine Sympathie mit der „Letzten Generation“ und seinen Ausruf „Gott ist queer“ einstecken.

„Solidarität mit einer mutmaßlichen kriminellen Vereinigung, gefolgt von einer Kränkung der konservativen Christen. Muss man so auch erst mal bringen“, schrieb etwa ein User auf Twitter unter einen Mitschnitt der Predigt. Ein anderer drückte seinen Unmut mit den eigenen Worten des Geistlichen aus. Anlehnung an die Predigt schrieb er: „Jetzt ist die Zeit auszutreten“.

Einer fragt ungläubig, ob das denn wirklich die offizielle Abschlusspredigt sei und nicht vielleicht doch eher ein Nischenvortrag. „Und dann wundern sich die Kirchenoffiziellen über Austrittszahlen?!“, schreibt er auf Twitter.

Evangelischer Kirchentag in Nürnberg: Deutlich weniger Mitglieder als vor der Pandemie

Tatsächlich sieht die Evangelische Kirchengemeinde in Deutschland einer massiven Abwanderung entgegen: 380.000 Menschen sind nach Angaben des Tagesspiegels in 2022 ausgetreten; ein Anstieg von rund einem Drittel zu 2021. Die Zahl der Austritte habe damit erneut über der Anzahl an Todesfälle von Mitgliedern gelegen (365.000). Zusammengenommen verlor die protestantische Gemeinde im vergangenen Jahr fast drei Prozent ihrer Mitglieder, nun gehörten nur noch 19,1 Millionen Menschen einer der 20 evangelischen Landeskirchen an.

Der Evangelische Kirchentag in Nürnberg, er war sicherlich auch gedacht, diesem Trend entgegenzuwirken. Doch nicht nur die Zahl der Mitglieder geht zurück; auch die Teilnehmerzahl der mehrtägigen Großveranstaltung zeigt einen Rückgang auf. Nach Angaben der Veranstalter wurden 70.000 Tages- und Dauerkarten verkauft – deutlich weniger, als zu Zeiten vor der Corona-Pandemie. Mit 121.000 Menschen wurde die Erwartung der Veranstalter damals übertroffen, wie es auf Homepage der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hieß.

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