Der Mord am Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un ist offenbar mit dem Nervengift VX verübt worden. Am Kopf des Leichnams von Kim Jong-nam seien Spuren der hochtoxischen Substanz gefunden worden, teilte die malaysische Polizei mit.
VX ist geruchs- und geschmacklos. Es gilt als stärkstes Nervengas und führt nach Angaben der US-Armee binnen 15 Minuten zum Tod, wenn entsprechend große Mengen eingesetzt werden.
VX wird über die Haut, Augen, Nahrung und Atemwege in den Körper aufgenommen. Es führt zunächst zu Übelkeit, Lähmung der Atemmuskulatur und schließlich unter Krämpfen zum Tod. Denn VX blockiert für das Nervensystem wichtige Enzyme.
Bei Flughafenkontrollen kaum zu entdecken
VX wird von den Vereinten Nationen als Massenvernichtungswaffe gelistet. Laut der internationalen Chemiewaffenkonvention von 1997 dürfen Staaten begrenzte Mengen für Forschungszwecke besitzen. Experten zufolge ist das Gas stabil, leicht zu transportieren und bei Flughafenkontrollen kaum zu entdecken. VX ist kostengünstig und in kleinen Laboren oder Pestizidfabriken einfach herstellbar.
Vonseiten der US-Gesundheitsbehörde CDC heißt es, dass jeglicher Hautkontakt mit dem Gift, sofern es nicht „sofort abgewaschen wird“, tödlich sei. Britische Forscher entdeckten die Substanz 1952, als sie einen Ersatz für das Pestizid DDT entwickeln wollten. Es gibt ein Gegenmittel, allerdings muss es unmittelbar nach dem Gift gegeben werden. US-Soldaten hatten im Zweiten Golfkrieg ein Set bei sich, um es sich selbst zu spritzen.
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Die an Kim Jong-nam gefundene Substanz wurde nach Erkenntnissen des malaysischen Zentrums für die Analyse von Chemiewaffen als O-Ethyl-S-2-Diisopropylaminoethyl Methylphosphonothiolat identifiziert. Das ist eine der chemischen Bezeichnungen für VX. Der 45-jährige Kim Jong-nam war am 13. Februar am Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Malaysische Ermittler gehen davon aus, dass die Führung in Pjöngjang hinter dem Attentat steckt. Nordkorea hat die Chemiewaffenkonvention von 1997 nicht unterzeichnet.
Attentäterin könnte sich selbst vergiftet haben
Am vergangenen Montag wurde erstmals ein Überwachungsvideo veröffentlicht, das den Angriff auf den Halbbruder Kim Jong-uns zeigt. Ein japanischer Fernsehsender zeigte die Sequenz, in der sich zwei Frauen Kim Jong-nam nähern. Eine greift ihn von hinten an und drückt ihm mutmaßlich ein Tuch ins Gesicht. Nach dem Angriff wendet sich das Opfer an das Flughafenpersonal. Laut malaysischer Polizei starb Kim Jong-nam unter Krämpfen, noch bevor er das Krankenhaus erreichte.
Malaysias Polizeichef Abu Bakar hatte am Mittwoch gesagt, dass eine der mutmaßlichen Attentäterinnen sofort nach der Tat einen Waschraum aufgesucht hatte. Sie sei sich „sehr bewusst“ gewesen, dass sie wegen eines Gifts ihre Hände waschen musste, sagte er. Zudem leide eine der beiden verdächtigen Frauen an Symptomen einer VX-Vergiftung, teilte die Polizei am Freitag mit.
Drei Verdächtige sind derzeit in Gewahrsam: ein 46-jähriger Nordkoreaner, eine 25-jährige Frau mit indonesischem Pass sowie eine 28-jährige Frau mit vietnamesischem Pass.