Bluttat im Lichtenberger Ortsteil Friedrichsfelde: Am Sonntagmorgen hat ein 23-jähriger Mann in einer Wohnung in der Löwenberger Straße mit einer Axt auf eine 27-jährige Frau eingeschlagen. Die Polizei erschoss den Mann. Auch für die Frau kam jede Hilfe zu spät.
Gegen 7.40 Uhr hatten Nachbarn die furchtbaren Schreie einer Frau in dem Wohnhaus vernommen. Sie wählten den Notruf der Polizei. Die Polizei hatte zunächst via Twitter mitgeteilt, sie sei um 7.50 Uhr alarmiert worden.
Mord in Lichtenberg: Motiv weiterhin unklar
Als die Beamten in die im neunten Geschoss gelegene Wohnung eindrangen, bot sich ihnen ein schreckliches Bild. „Dort schlug gerade ein Mann mit einer Axt auf eine Frau ein“, sagte Polizeisprecher Stefan Petersen-Schümann am Sonntagmittag vor dem zehngeschossigen Haus, in dem die Tat geschah. Es sei dann zu einem Schusswaffeneinsatz durch die Polizei gekommen, bei dem der Mann mit der Axt tödlich getroffen worden sei.
Auch dem Opfer konnte nicht mehr geholfen werden, die Frau starb noch am Tatort an ihren schweren Verletzungen. Die 4. Mordkommission nahm die Ermittlungen auf. Bundespolizisten wurden hinzugezogen, weil sie das Equipment zur Feststellung von Identitäten besäßen, hieß es.
Ersten Erkenntnissen zufolge handelt es sich bei der getöteten Frau um eine Ukrainerin. Der Täter stammt demnach aus dem Kosovo. Beide seien nicht verheiratet und auch nicht in der Einzimmerwohnung gemeldet gewesen, hieß es. In welcher Beziehung Täter und Opfer standen, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.
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Polizei: Ermittlungen gehen am Montag weiter
Die Ermittlungen der Mordkommission gehen auch am Montagmorgen weiter. Warum der Mann die Frau erschlagen hat, ist weiterhin unklar. „Wir müssen abwarten. Wahrscheinlich führt die Staatsanwaltschaft Berlin den Fall weiter“, so ein Polizei-Sprecher.
In dem Plattenbau mit zwei Aufgängen aus den 1960er-Jahren nahe der Frankfurter Allee gibt es insgesamt rund 400 Ein- und Zweizimmerwohnungen. Die Mieten sind günstig. Eine Mieterin berichtet, dass in dem Gebäude öfter Gebrüll zu hören sei.
Ein junger Mann, der in der Nachbarschaft zur Tatwohnung lebt, erzählt, dass er am Morgen schon gegen 7 Uhr lautes Geschrei gehört habe. Jemand, offenbar der später Erschossene, habe gegen seine Wohnungstür gehämmert. Der Zeuge spricht davon, dass dadurch seine Tür beschädigt worden sei. Er habe sich nicht getraut, die Tür zu öffnen, berichtet der Nachbar. Später habe er an seiner Wohnungstür große Blutspuren gesehen. Ein Video, das er gemacht hat, zeigt Blutspritzer auf dem Linoleum vor seiner Tür und einen größeren Blutfleck in Höhe des Spions.
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— Polizei Berlin (@polizeiberlin) September 4, 2022
Um 7.50 Uhr wurden Kolleg. in die Löwenberger Straße nach #Lichtenberg alarmiert. Als sie eintrafen, schlug in einer Wohnung ein Mann mit einer Axt auf eine Frau ein. Bei der Anwendung der Schusswaffe durch die Einsatzkräfte wurde der Mann getroffen und tödlich verletzt.
In der Tatwohnung, deren Fenster nach hinten auf einen Spielplatz gehen, war auch noch Stunden nach dem blutigen Geschehen das Blitzlicht des Polizeifotografen zu sehen. Gegen 13 Uhr traf die Gerichtsmedizin an dem Zehngeschosser ein, um die Leichen abzuholen. Sie sollen obduziert werden.
Am Morgen war auch ein Gas-Wasser-Installateur in das Haus gerufen worden. Unbekannte hatten in der zehnten Etage – also über der Tatwohnung – ein Heizungsventil abgeschraubt. Dazu seien vier Schrauben gelöst worden, hieß es. Wasser ergoss sich bis in den Keller, der Strom vom Fahrstuhl musste abgestellt werden. Ob es einen Zusammenhang zu der Bluttat gibt, konnte die Polizei noch nicht sagen.
GdP: Die Frage nach einem Taser-Einsatz ist nicht fair
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) reagierte am Montagmorgen auf den Vorfall schockiert. GdP-Sprecher Benjamin Jendro sagte: „Kein Polizist schießt gern, aber der grausame Einsatz gestern morgen zeigt, in welch lebensbedrohliche Ausnahmesituationen unsere Kollegen gelangen und dass es leider auch immer Szenarien gibt, in denen die Schusswaffe das einzige Mittel bleibt. Wir hoffen, dass die beteiligten Kräfte die Ereignisse bestmöglich verarbeiten können.“
Die Frage, ob ein Taser etwas am Ausgang geändert hätte, sei rein spekulativ und nicht fair gegenüber den Einsatzkräften, weil sie diese Möglichkeit nicht gehabt haben, so Jendro. „Wir brauchen ihn flächendeckend, weil er in vielen Szenarien deeskalierend eingesetzt werden kann. Wenn jemand aber mit einer Axt auf einen Menschen einschlägt, sind wir über diesen Punkt längst hinaus.“