Online-Bericht: Akademiker/-innen - Berufsgruppen

Der Teil Berufsgruppen enthält Einschätzungen und aktuelle Daten zu den größeren akademischen Berufsgruppen.

2.1 Ingenieurberufe

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Überblick

Bereits im zweiten Halbjahr 2019 wurden am Arbeitsmarkt für Ingenieurinnen und Ingenieure Auswirkungen der schwachen Konjunktur und der Umstellung auf Elektromobilität in der Automobilbranche sichtbar. 2020 kamen die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hinzu. Deshalb waren Bestand und Neuzugänge an gemeldeten Stellen für Ingenieure im Vergleich zum Vorjahr – zum Teil massiv – rückläufig. Ebenso stieg die Arbeitslosenzahl, ausgehend von einem sehr geringen Stand, deutlich an. Die Arbeitslosenquote fiel aber auch 2020 weiterhin so gering aus, dass man von Vollbeschäftigung sprechen kann. 2021 hellte sich das Bild wieder auf und 2022 setzte sich die Erholung, trotz der neuerlichen Herausforderungen wie Inflation und Energiekrise in Folge des Ukrainekrieges, fort. Die gemeldete Nachfrage befindet sich auf einem Höchststand. Die Zahl der Beschäftigten ist weiter gewachsen. Die Arbeitslosenzahl ist gesunken, fiel aber noch höher aus als vor dem Ausbruch der Pandemie.

Teilweise traten nach Daten der Bundesagentur für Arbeit Besetzungsprobleme zu Tage, zum Beispiel in der Elektrotechnik, Mechatronik und Automatisierungstechnik, der IKT-Technik oder auch in Bau und Architektur. Im Maschinenbau haben die gestiegenen Absolventenzahlen der Vorjahre und die schwache Konjunktur dazu geführt, dass kein Fachkräftemangel mehr erkennbar ist. Die hohe Studierendenzahl dürfte das Fachkräftepotenzial an Ingenieurinnen und Ingenieuren in den nächsten Jahren insgesamt weiter steigen lassen.

Zahl beschäftigter Ingenieurkräfte weiter auf Wachstumskurs

Rund 1,9 Millionen Erwerbstätige verfügten 2022 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes über einen Studienabschluss im Ingenieurwesen.1 Längere Zeitvergleiche sind aufgrund einer methodischen Umgestaltung der Datenerhebung zwar nicht möglich; im Rückblick auf die Jahre 2012 bis 2019, für die zeitliche Vergleiche möglich sind, ist aber ein deutliches Wachstum der Erwerbstätigenzahl mit ingenieurwissenschaftlichem Abschluss sichtbar und zwar um über 250.000. Dies entspricht einem Anstieg von 16 Prozent (Abbildung 2.1 – 1).

Abbildung 2.1 - 1

Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in Ingenieurberufen weiter aufwärts gerichtet

Erwerbstätige mit ingenieurwissenschaftlichem Abschluss sowie erwerbstätige und sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieurfachkräfte

Diagramm: Beschäftigung in Ingenieurberufen weiter aufwärts gerichtet

Die Zahl der in einem Ingenieurberuf Arbeitenden fällt allerding geringer aus, da nicht alle, die einmal ein Ingenieurstudium abgeschlossen haben, diesen Beruf aktuell ausüben: Laut Mikrozensus arbeiteten 2022 rund 1,5 Millionen Personen in einem Ingenieurberuf. Der Großteil befand sich in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis. Nur etwa 5 Prozent waren als Selbständige tätig (76.000 Personen).

Für die größte Teilgruppe der abhängig Beschäftigten – nämlich Beschäftigte, die in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen – liegen differenzierte Daten aus der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit vor. Danach waren 2022 insgesamt rund 1,1 Millionen Ingenieurfachkräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt.2


Abbildung 2.1 - 2 

Zwei Fünftel der Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten in der Technischen Forschung und Produktionssteuerung

Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieurfachkräfte am 30.06.2022

Diagramm: Zwei Fünftel der Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten in der Technischen Forschung und Produktionssteuerung

Mit knapp zwei Dritteln finden sich die meisten der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieure in der Produktion und Fertigung einschließlich der technischen Forschung und Entwicklung. Gut jede fünfte Ingenieurfachkraft war in Bau, Architektur, Vermessung oder Gebäudetechnik beschäftigt. 16 Prozent übten weitere Ingenieurtätigkeiten aus, zum Beispiel im Technischen Vertrieb oder in Naturwissenschaft und Informatik (Abbildung 2.1 – 2).

Abbildung 2.1 - 3

Beschäftigungsanstieg 2022 in allen Ingenieurberufen, vor allem in sonstigen Ingenieurberufen, in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik und im technischen Vertrieb

Sozialversicherungspflichtig beschäftigte in Ingenieurberufen; 30.06.2022, Veränderung zum Vorjahr in Prozent

Diagramm: Beschäftigungsanstieg 2022 in allen Ingenieurberufen, vor allem in sonstigen Ingenieurberufen, Maschinen- und Fahrzeugtechnik und Vertrieb

Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Krise hatte die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieure 2020 und 2021 gegenüber dem Vorjahr jeweils um 2 Prozent zugenommen und auch 2022 gab es ein Plus von 3 Prozent. Dabei fiel der Zuwachs vor allem in sonstigen Ingenieurberufen (hierzu gehört zum Beispiel die Medizintechnik), aber auch in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie im Technischen Vertrieb überdurchschnittlich aus (Abbildung 2.1 – 3).

Gemeldete Nachfrage 2022 auf Höchststand

Im Kontext der schwachen Wirtschaftsentwicklung und der Herausforderungen, die die Umstellung auf Elektromobilität mit sich bringt, zeigte sich der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen für Ingenieurinnen und Ingenieure bereits ab dem zweiten Halbjahr 2019 rückläufig. Die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie bedingten 2020 einen weiteren erheblichen Nachfrageknick (-20 Prozent gegenüber dem Vorjahr). 2021 erholte sich die gemeldete Nachfrage mit einem Zuwachs von 21 Prozent bereits sehr deutlich und stieg 2022 noch einmal um 34 Prozent auf 25.000 Stellen. Das markiert ein neues Höchstniveau.

Auch der Zugang von insgesamt 68.000 im Jahr 2022 neu gemeldeten Stellen für Ingenieurberufe bewegt sich im langjährigen Vergleich auf Höchstniveau und spiegelt damit einen hohen Personalbedarf wider. Besonders in Produktion und Fertigung war der neu gemeldete Personalbedarf 2022 überdurchschnittlich gestiegen.

Engpässe in einzelnen Fachrichtungen

Mit dem aktuellen Höchststand bei der Nachfrage traten nach Daten der Bundesagentur für Arbeit teilweise Besetzungsprobleme zu Tage. Die BA-Engpassanalyse weist für zum Beispiel Expertinnen und Experten in der Elektrotechnik, der Mechatronik, der Automatisierungstechnik, IT-Technik, technischen Qualitätssicherung als Engpassberufe aus. Im Maschinenbau haben die gestiegenen Absolventenzahlen der Vorjahre und die schwache Exportkonjunktur dazu geführt, dass kein Fachkräftemangel mehr erkennbar ist. Dagegen treten in Bauberufen Besetzungsschwierigkeiten bei Expertinnen und Experten in der Architektur, Bauplanung und -überwachung, in der Wasserwirtschaft sowie in der Stadt- und Raumplanung zu Tage.

Arbeitslosenzahl 2022 gesunken, aber weiterhin höher als vor der Pandemie

Obwohl die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Corona-Krise massiv durch Kurzarbeit gestützt wurde, stieg die Zahl der Arbeitslosen in Ingenieurberufen von 28.000 im Jahr 2019 auf 38.000 im Jahr 2020. Während 2021 zunächst nur eine leichte Aufhellung sichtbar war, ging die Ingenieur-Arbeitslosenzahl 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zurück. Im Jahresdurchschnitt waren mit 32.000 aber immer noch 12 Prozent mehr arbeitslose Ingenieurinnen und Ingenieure gemeldet als vor der Pandemie. Der Anstieg betrifft überwiegend die Metallverarbeitung, sowie die Technische Forschung und Produktionssteuerung.

Mit einer Höhe von 3,0 Prozent signalisiert die berufsspezifische Arbeitslosenquote für Ingenieurinnen und Ingenieure 2021 insgesamt weiterhin Vollbeschäftigung, auch wenn vor der Corona-Pandemie diese Quote noch bei 2,4 Prozent lag. Für 2022 liegen aufgrund einer Umstellung des Mikrozensus leider keine Informationen vor.

Abbildung 2.1 - 4

Arbeitslosenquoten in den Ingenieurberufen sehr unterschiedlich

Arbeitslosenquoten für ausgewählte Ingenieurberufe 2021 in Prozent

Diagramm: Arbeitslosenquote für Ingenieurfachkräfte nach Tätigkeitsfeldern sehr unterschiedlich

Am geringsten fiel die Arbeitslosenquote 2021 im Bauingenieurwesen aus, das sich im Zuge der stabilen Baukonjunktur weitgehend unbeeindruckt von den Corona-Einschränkungen gezeigt hatte (Abbildung 2.1 – 4). Auch in der Technischen Forschung und Produktionssteuerung war die Arbeitslosenquote sehr gering. Vergleichsweise hoch fiel sie im Gegensatz dazu im technischen Vertrieb aus.

Interesse am Ingenieurstudium auf hohem Niveau

Die Zahl der erfolgreichen Prüfungen hatte in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften (hier ohne Informatik) seit 2003 einen enormen Zuwachs erfahren. Von 2016 bis 2019 wurden jährlich über 100.000 bestandene Hochschulprüfungen gezählt. Im Corona-Jahr 2020 fiel die Zahl der Abschlussprüfungen in einem Ingenieurstudiengang erstmals seit 2016 mit 93.000 wieder unter die 100.000. Mit 97.000 ist die Zahl 2021 wieder um 4 Prozent gewachsen.

Seit 2013 sind jährlich über eine halbe Million Studierende in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften (ohne Informatik) eingeschrieben. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2016 ging die Studierendenzahl zwar von Jahr zu Jahr leicht zurück. Mit 520.000 bewegt sie sich aber immer noch auf sehr hohem Niveau. In den Jahren von 2000 bis 2010 waren durchschnittlich nicht einmal 330.000 Studierende verzeichnet gewesen.

Die folgenden Kapitel betrachten näher die beschäftigungsstarken Tätigkeitsfelder
• Maschinen- und Fahrzeugtechnik,
• Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik,
• Technische Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion,
• Bau und Architektur.

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1 Datenquelle: Mikrozensus 2022 (Erstergebnis).
2 Die Arbeitsmarktdaten basieren auf dem Berufsaggregat "Ingenieurberufe", welches Berufsgattungen der KldB2010 umfasst, die für ausgebildete Ingenieure typische Berufe im Sinne von Tätigkeiten beschreiben.

 

Stand: Juli 2023

2.1.1 Maschinen- und Fahrzeugtechnik

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Der exportorientierte Maschinen- und Fahrzeugbau bekommt seit 2019 die gedämpfte Weltkonjunktur zu spüren. Gleichzeitig bringt der Wandel zur Elektromobilität in der Fahrzeugbranche gewaltige Veränderungen mit sich. Hinzu kamen ab 2020 die Einschränkungen der Corona-Krise, gestörte Lieferketten und ab 2022 rasant gestiegene Material- und Energiekosten in Folge des Ukraine-Krieges. Angesichts der Fülle der Herausforderungen sind am Arbeitsmarkt für Ingenieurinnen und Ingenieure der Maschinen- und Fahrzeugtechnik nur geringe Auswirkungen zu beobachten. Nach einem coronabedingten Einbruch in den Jahren 2020 und 2021 nahm die gemeldete Kräftenachfrage 2022 wieder kräftig zu. Sie blieb aber weiterhin deutlich hinter dem Niveau vor 2019 zurück. Die Zahl der Beschäftigten, die auch 2020 und 2021 weiter leicht zugenommen hatte, setzte 2022 ihren Wachstumskurs mit einem kräftigen Plus fort. Die Arbeitslosenquote sank auf geringe 3,0 Prozent. Die Studierendenzahl hat mittlerweile ihren Zenit überschritten, dennoch sind in den nächsten Jahren weiterhin hohe Absolventenzahlen zu erwarten.

Beschäftigungsaufbau setzt sich fort

Rund 233.000 Maschinen- und Fahrzeugtechnik-Expertinnen und -Experten, deren Anforderungsprofil einer mindestens vierjährigen Hochschulausbildung oder vergleichbaren Kompetenzen entspricht, waren laut Mikrozensus 20221 in Deutschland als Angestellte, Selbständige oder Beamte tätig. Für die größte Teilgruppe – die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – weist die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit für 2022 rund 141.000 Personen aus.2 Das entspricht einem kräftigen Zuwachs von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Beschäftigungsentwicklung schwenkte damit 2022 erneut auf ihren deutlich ansteigenden Wachstumskurs ein, nachdem es in den Jahren der Pandemie 2020 und 2021 nur ein minimales Beschäftigungsplus gegeben hatte. In der Corona-Krise hatte die Zahlung von Kurzarbeitergeld wesentlich dazu beigetragen, dass die staatlich verordneten Einschränkungen und unterbrochene Lieferketten nicht zu einem Beschäftigungseinbruch geführt haben.

Großes Beschäftigungsfeld mit vielfältigen Aufgaben

Den Beschäftigungsschwerpunkt des Berufsfeldes bilden mit rund 87.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen und einem Anteil von 62 Prozent der Maschinenbau und die Betriebstechnik. Dieser Bereich lässt sich in drei Teilbereiche gliedern: 36 Prozent gestalten und optimieren beispielsweise als Maschinenbau- oder Verfahrensingenieurin bzw. -ingenieur im Maschinenbau und in der Betriebstechnik Produktionsabläufe oder entwickeln und konstruieren Maschinen und Fertigungsanlagen. 15 Prozent sind im Technischen Service und der Instandhaltung tätig und weitere 11 Prozent nehmen in erster Linie Führungsaufgaben wahr (Abbildung 2.1.1 – 1).
In Berufen der Fahrzeugtechnik waren 2022 etwa 54.000 Expertinnen und Experten sozialversicherungspflichtig beschäftigt, mit fast 35.000 die meisten in der Kraftfahrzeugtechnik. Es folgt als weiterer, zahlenmäßig nicht zu unterschätzender Tätigkeitsbereich die Luft- und Raumfahrttechnik mit gut 11.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren. Hinzu kommen fast 7.000 Ingenieurinnen und Ingenieure, die in der Fahrzeugtechnik mit Leitungsfunktionen betraut sind.
Sonstige kleinere Tätigkeitsfelder sind der Schiffbau, die Land- und Baumaschinentechnik oder die Zweiradtechnik.

Nachfrage erholt sich

Bereits 2019 war die Zahl der gemeldeten Stellenangebote für Expertinnen und Experten in Maschinenbau und Fahrzeugtechnik aufgrund der schwachen Wirtschaftslage deutlich zurückgegangen. 2020 ließen die Folgen von Strukturwandel, Corona-Beschränkungen und gestörten Lieferketten den gemeldeten Stellenbestand regelrecht einbrechen. Der durchschnittliche Stellenbestand erreichte im Jahr 2020 das geringste Niveau des letzten Jahrzehnts. Nach der leichten Erholung 2021 ist der Bestand 2022 um die Hälfte auf 2.500 Vakanzen gestiegen. Dahinter standen 7.500 neue Stellenmeldungen, die im Jahresverlauf 2022 bei der Bundesagentur für Arbeit eingingen. Insgesamt bleiben jedoch sowohl Stellenbestand als auch -zugänge merklich hinter dem Niveau der Jahre vor der Corona-Krise zurück.

Arbeitslosigkeit gesunken

4.200 Arbeitslose suchten im Jahresdurchschnitt 2022 eine Arbeit als Expertin oder Experte der Maschinen- oder Fahrzeugtechnik. Damit ist die Zahl der Arbeitslosen nach dem deutlichen coronabedingten Anstieg 2020 erstmals wieder gesunken (-20 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Die Arbeitslosenquote sank von 3,5 Prozent im Jahr 2021 auf 3,0 Prozent im Jahr 2022.

Weiterhin großes Interesse am Studienfach

Im Prüfungsjahr 2021 beendeten 32.000 Absolventinnen und Absolventen erfolgreich ihr Studium im Studienbereich Maschinenbauwesen, Verfahrenstechnik. Das waren 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Neben dem Studienbereich Maschinenbau, Verfahrenstechnik wurden noch weitere 5.000 erfolgreiche Prüfungen im Studienbereich Verkehrstechnik, Nautik absolviert.
In den nächsten Jahren kann mit rückläufigen, aber weiterhin hohen Absolventenzahlen gerechnet werden. Die Zahl der Neueinschreibungen fiel 2021/22 um 11 Prozent kleiner aus als im Vorjahr, bewegte sich aber mit rund 41.000 Studienanfängern im ersten Fachsemester auf einem hohen Niveau. Insgesamt waren 161.000 Studierende im Studienbereich Maschinenbau, Verfahrenstechnik eingeschrieben. Die Zahl sinkt zwar kontinuierlich seit 2015, es waren 2021/22 aber immerhin drei Viertel mehr Studierende eingeschrieben als um die Jahrtausendwende. Daneben studierten 27.000 junge Menschen Verkehrstechnik, Nautik.

Abbildung 2.1.1 – 1

Diagramm: Maschinen- und Fahrzeugtechnik (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Quelle: Statistisches Bundesamt. Erstergebnis 2022. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 Der Mikrozensus kam 2022 auf 212.000 angestellte Personen. Die starke Abweichung gegenüber der Beschäftigungsstatistik resultiert unter anderem aus Spielräumen bei der Zuordnung des Schwerpunktes der beruflichen Tätigkeit zur amtlichen Klassifikation. Offensichtlich bestehen in dieser Berufsgruppe sehr große Unterschiede zwischen der Einschätzung der Betriebe (Beschäftigungsstatistik) und der Beschäftigten selbst (Mikrozensus). Außerdem ist zu beachten, dass der Mikrozensus wie alle Befragungsergebnisse mit Unschärfen z. B. aufgrund von unvermeidbaren Stichprobenfehlern oder Antwortausfällen behaftet ist. Siehe auch Hinweise zu statistischen Angaben.

 

Stand: Juli 2023

2.1.2 Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik

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Die Arbeitsmarktsituation für Expertinnen und Experten der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik stellt sich gut dar, blieb aber 2020 und 2021 von der Corona-Krise nicht unbeeinflusst. 2022 stieg die gemeldete Nachfrage nach Experten und Expertinnen auf Höchstniveau. Hier könnten sich die aktuellen Herausforderungen wie Energiewende oder allgemein die Automatisierung niederschlagen. Gleichwohl stagniert die Beschäftigtenzahl seit 2019. Nach einem Anstieg während der Pandemie ging die Arbeitslosenzahl 2022 merklich zurück. Die Zahl der Studierenden ist zwar rückläufig, bewegt sich aber auf hohem Niveau.

Zahl der Beschäftigten stagniert

Nach Angaben des Mikrozensus waren 20221 rund 178.000 Expertinnen und Experten der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik in Deutschland tätig. 5 Prozent von ihnen übten die Arbeit als Selbständige aus. Mit 169.000 Personen befand sich die große Mehrheit in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis als Angestellte, Beamte oder Minijobber beispielsweise neben einem Studium.

Die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit weist 2022 im Feld der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik 89.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Expertinnen und Experten aus (Abbildung 2.1.2 – 1).2
Nach leichten Zuwächsen in den Jahren 2017 bis 2019 zeigt sich die Beschäftigtenzahl seither stabil. Vergleiche mit den Jahren vor 2013 sind aufgrund der Umstellung auf die Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010) nicht möglich. Aussagen zu Entwicklungstrends können aber näherungsweise getroffen werden, wenn man stattdessen die Berufsgruppe der Elektroingenieurinnen und -ingenieure betrachtet: Hier ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2004 bis 2011 um 11 Prozent gesunken3.

Damit gehören Elektroingenieurinnen und -ingenieure zu den wenigen Berufsgruppen, bei denen die Beschäftigtenzahl langfristig betrachtet rückläufig war und in den letzten Jahren unterproportional gestiegen ist. Es scheint, als ob die geringen Absolventenzahlen in den Jahren vor und nach der Jahrhundertwende dazu führten, dass Beschäftigungsmöglichkeiten nicht ausgeschöpft wurden. Darüber hinaus kann von einer zunehmenden Verlagerung von der Elektrotechnik hin zur (technischen) Informatik ausgegangen werden. In der Zusammenschau betrachtet ist das Berufsfeld Informatik / Informations- und Elektrotechnik merklich gewachsen.

Gemeldete Nachfrage auf Rekordniveau

Nachdem die Nachfrage 2019 merklich und 2020 erheblich gesunken war, stieg die Zahl der gemeldeten Stellen 2021 wieder an und erreicht 2022 einen neuen Höchststand. Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 5.000 Stellenangebote gemeldet, 51 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch der Zugang an neuen Stellenofferten, der besser das Nachfragevolumen eines Jahres beschreibt, fiel 2022 mit 13.100 Stellenangeboten um ein gutes Viertel höher aus als im Vorjahreszeitraum.

Arbeitslosigkeit sinkt weiter

Die Zahl der Arbeitslosen, die eine Expertentätigkeit in der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik anstrebten, ist 2022 um 15 Prozent gesunken. Rund 3.000 Arbeitslose waren durchschnittlich gemeldet. Die niedrige Arbeitslosenzahl von 2019 ist damit noch nicht wieder erreicht. Die Arbeitslosenquote lag 2022 bei 3,5 Prozent.

Studierendenzahl in der Elektrotechnik rückläufig, aber auf hohem Niveau

Die Zahl der erfolgreichen Prüfungen im Studienbereich Elektrotechnik hatte sich in den letzten Jahren bei rund 15.000 eingependelt, ist aber 2020 coronabedingt um 11 Prozent auf 13.000 gesunken. 2021 stieg die Zahl der erfolgreichen Prüfungen um 5 Prozent auf 14.000. Der Anteil der Absolventinnen lag bei nur 14 Prozent.

Knapp die Hälfte der Prüflinge erwarb (zunächst) einen Bachelorabschluss. Drei von vier dieser Bachelorabsolventinnen und -absolventen streben zunächst ein Masterstudium an und stehen damit dem Arbeitsmarkt erst später zur Verfügung.4
Der Anteil der Masterprüfungen beläuft sich auf 43 Prozent.

Nicht zuletzt die guten Arbeitsmarktperspektiven dürften dazu geführt haben, dass sich von 2007 bis 2015 mehr und mehr technikinteressierte junge Menschen für ein Studium der Elektrotechnik entschieden hatten. Seither geht die Zahl der Neueinschreibungen zurück. Insgesamt waren 2021/22 rund 78.000 Studierende im Studienbereich Elektrotechnik eingeschrieben, etwa 2 Prozent weniger als im Vorjahr, aber ein Drittel mehr als um die Jahrtausendwende

 

Abbildung 2.1.2 – 1

Diagramm: Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Quelle: Statistisches Bundesamt, Erstergebnis 2022. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 Die starke Abweichung gegenüber dem Mikrozensus resultiert unter anderem aus Spielräumen bei der Zuordnung des Schwerpunktes der beruflichen Tätigkeit zur amtlichen Klassifikation. Offensichtlich bestehen in dieser Berufsgruppe sehr große Unterschiede zwischen der Einschätzung der Betriebe (Beschäftigungsstatistik) und der Beschäftigten selbst (Mikrozensus). Außerdem ist zu beachten, dass der Mikrozensus wie alle Befragungsergebnisse mit Unschärfen z. B. aufgrund von unvermeidbaren Stichprobenfehlern oder Antwortausfällen behaftet ist. Siehe auch Hinweise zu statistischen Angaben.
In der Berufsgruppe 602 Elektroingenieure (KldB 1988) wurden 2011 rund 150.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ausgewiesen.
3 In der Berufsgruppe 602 Elektroingenieure (KldB 1988) wurden 2011 rund 150.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ausgewiesen.
4Quelle: DZHW: Forum Hochschule 1/2016 Hochschulabschlüsse nach Bologna.

Stand: Juli 2023

2.1.3 Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion

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Neben den in den vorangehenden Kapiteln beschriebenen Tätigkeitsfeldern finden Ingenieurinnen und Ingenieure vielfältige Einsatzbereiche in der Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion. Hier entwickeln sie zum Beispiel Produkte, technische Verfahren oder Technologien, sind in der Grundlagenforschung tätig, organisieren und überwachen den Betrieb von Anlagen und Fertigungsprozessen oder arbeiten an Aufgabenstellungen wie Energie- und Kosteneffizienz, Qualitätssicherung und Prozess- und Produktsicherheit. Typisch für dieses Feld sind Tätigkeitsbezeichnungen wie Forschungs- und Entwicklungsingenieur/-in, Projektingenieur/-in, Konstruktionsingenieur/-in, Qualitätsingenieur/-in oder Wirtschaftsingenieur/-in. Gerade die Verbindung von technischem Knowhow und betriebswirtschaftlichem Sachverstand, die kennzeichnend für die letztgenannte Berufsgruppe ist, hat an Stellenwert gewonnen. Als Führungskräfte sind Ingenieurinnen und Ingenieure darüber hinaus in produzierenden Unternehmen unter anderem für die Steuerung der Fertigung im Hinblick auf Quantität und Qualität, Termintreue und Effizienz verantwortlich.

Diese hochqualifizierten Technik-Expertinnen und -Experten zählen zu den gefragten Fachkräften am deutschen Arbeitsmarkt. Dies zeigt sich an einer in den letzten Jahren dynamisch gewachsenen Beschäftigung. Seit 2020 hat sich der Beschäftigungsaufbau allerdings aufgrund der Corona-Krise verlangsamt. Die Arbeitslosigkeit ist 2022 aber weiter gesunken und bleibt vergleichsweise gering. Die gemeldete Nachfrage nach Personal hat sich nach der Corona-Krise wieder erholt und zeigt den hohen Fachkräftebedarf in diesen Tätigkeitsfeldern. Die Studierendenzahlen sind weiterhin auf einem hohen Niveau und dürften in den nächsten Jahren zu einer spürbaren Erhöhung des Fachkräftepotenzials beitragen.

Forschung und Entwicklung als wichtiges und stark wachsendes Arbeitsfeld

In den Tätigkeitsfeldern Technische Forschung und Entwicklung einerseits und der Produktion und Konstruktion andererseits waren 2022 insgesamt 433.000 Ingenieurfachkräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Von ihnen waren 245.000 Ingenieurinnen und Ingenieure vorwiegend mit Forschen und Entwickeln betraut, darunter 12.000 als Führungskräfte. In der Produktionsplanung und -steuerung sowie der Konstruktion waren 188.000 Ingenieurfachkräfte beschäftigt. Fast jede zweite Ingenieurfachkraft übte Leitungsaufgaben aus (87.000), während rund jeder dritten als Arbeitsplanungs-, Betriebs-, Fertigungs- oder Wirtschaftsingenieurin oder -ingenieur fachliche Verantwortung in der Produktion übertragen war (57.000). Für weitere 16 Prozent stand die technische Qualitätssicherung im Mittelpunkt der Berufsausübung (31.000). Ferner waren mit 13.000 Personen 7 Prozent als hochqualifizierte Fachkräfte in der Konstruktion beziehungsweise im Gerätebau tätig (Abbildung 2.1.3 – 1).

Auch 2022 war ein Beschäftigungsaufbau zu verzeichnen. Mit einem Wachstum von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Ingenieurarbeitsplätze allerdings merklich geringer als in den Jahren vor der Corona-Krise, als jährlich ein Plus von um die 4 Prozent verzeichnet worden war.

Der aktuelle Zuwachs geht zu zwei Drittel auf das Konto von Forschung und Entwicklung. Hier könnten sich Investitionen in Digitalisierung, aber auch alternative Antriebe oder autonomes Fahren u. ä. widerspiegeln.

Interesse an Expertinnen und Experten der Forschung und Produktionssteuerung hoch

Monatsdurchschnittlich hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung 2022 rund 3.100 Stellenangebote im Portfolio. Damit ist die gemeldete Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent gestiegen. Im Laufe des Jahres wurden 9.600 Stellenangebote neu gemeldet, 29 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Offerten richteten sich dabei an Kräfte in der technischen Produktionsplanung und -steuerung.

Arbeitslosigkeit bleibt auf niedrigem Niveau

2022 waren jahresdurchschnittlich 8.200 Personen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenzahl hat sich damit gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent verringert, erreicht aber noch nicht das Vor-Corona Niveau. Die Arbeitslosenquote lag 2022 bei 1,9 Prozent. Sie fiel damit weiterhin erheblich geringer aus als in den meisten Berufsgruppen.1

Zahl der Studierenden deutlich gewachsen

Die Zahl der jungen Menschen, die erfolgreich ein Wirtschaftsingenieur-Studium oder ein Studium des Allgemeinen Ingenieurwesens abgeschlossen haben, verzeichnete in den vergangenen Jahren einen steten Aufwärtstrend.2 Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen 2021 ist nach dem coronabedingten Rückgang im Vorjahr in beiden Ingenieurfächern wieder gestiegen. 20.200 Personen schlossen 2021 ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens ab
(+1 Prozent gegenüber 2020) und weitere 9.200 ein Studium des Allgemeinen Ingenieurwesens (+5 Prozent).

Insgesamt waren rund 103.000 junge Menschen 2021/22 für ein Wirtschaftsingenieurstudium eingeschrieben (-4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Gleichzeitig wies die Hochschulstatistik 55.000 Studierende der Allgemeinen Ingenieurwissenschaften aus. Das war ein Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie. Im Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens hat dabei der ingenieurwissenschaftliche Schwerpunkt erheblich an Bedeutung gewonnen.3 Wählte im Jahr 2009 nur etwa jeder Vierte diesen Schwerpunkt, so waren es 2021/22 bereits zwei Drittel.

 

Abbildung 2.1.3 – 1

Diagramm: Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1Zu dieser Berufshauptgruppe liegt keine aktuelle Arbeitslosenquote von 2021 vor
2 Für eine Berufstätigkeit in Forschung, Entwicklung, Konstruktion oder Produktion kann der Zugang natürlich auch über andere als die hier beschriebenen Ingenieurfächer erfolgen (z.B. Maschinenbau/Verfahrenstechnik). Die Entwicklungen in diesen Studienbereichen werden in den vorhergehenden Abschnitten beschrieben.
3 Differenzierte Betrachtung von Schwerpunkten ab 2009 möglich

 

Stand: Juli 2023

2.1.4 Architektur und Bauingenieurwesen

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Der Arbeitsmarkt für Architektinnen und Architekten sowie Bauingenieurinnen und Bauingenieure ist eng mit der Baukonjunktur verknüpft. Nachdem sich die Corona-Krise vor allem 2020 dämpfend ausgewirkte hatte, war die gemeldete Nachfrage nach Architektinnen und Architekten sowie Bauingenieurinnen und Bauingenieuren 2021 und 2022 so hoch wie nie in den letzten 10 Jahren. Dabei ist insbesondere in der Bauleitung ein signifikanter Fachkräftemangel zu beobachten. Der Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung setzte sich 2022 fort. Gleichzeitig fällt die Arbeitslosigkeit sehr gering aus. Für die weitere Entwicklung im Jahr 2023 könnten sich Materialengpässe, steigende Baupreise und Finanzierungskosten abschwächend auswirken. Was das Nachwuchspotenzial an Baufachleuten angeht, kann mit Blick auf gestiegene Studierendenzahlen für die nächsten Jahre eine Zunahme erwartet werden.

Fast 490.000 hochqualifizierte Baukundige

Laut Mikrozensus verfügten 2022 rund 252.000 Personen über einen Abschluss im Bauingenieurwesen1 und 234.000 über einen der Architektur. Die Zahl der tatsächlich als Architektin bzw. Architekt tätigen Personen ist merklich kleiner: Der Mikrozensus weist 2022 rund 135.000 erwerbstätige Personen aus (Abbildung 2.1.4 – 1). Die Mitgliederstatistik der Bundesarchitektenkammer registrierte insgesamt mit rund 140.000 Architekteninnen und Architekten sowie Stadtplanerinnen und Stadtplanern etwas mehr. Gut ein Viertel der Architektinnen und Architekten war selbständig tätig.2

Eine Tätigkeit im Bauingenieurwesen oder in der Bauleitung übten rund 275.000 Personen aus (Abbildung 2.1.4 – 2). Auch in diesem Feld dürften viele Architektinnen und Architekten tätig sein, denn die Zahl der Erwerbstätigen, die über einen Studienabschluss im Bauingenieurwesen verfügen, ist mit 252.000 kleiner.

Im Bauingenieurwesen spielt die Selbständigkeit ebenfalls eine wichtige Rolle. Jeder oder jede sechste Erwerbstätige war sein eigener Chef bzw. ihre eigene Chefin. Unter den Bau-Fachkundigen waren darüber hinaus rund 13.000 Personen, die bei Bauämtern oder anderen Institutionen des Öffentlichen Dienstes als Beamte beschäftigt waren.3

Erwerbstätigkeit weiter im Aufwind

Die Zahl der Erwerbstätigen mit einem Studienabschluss im Bauingenieurwesen oder in der Architektur ist im Lauf der letzten zehn Jahre immer wieder Schwankungen unterworfen gewesen. Tendenziell zeigt sich jedoch eine beachtliche Zunahme. Auch aktuelle Angaben für die Berufsausübenden weisen eine Fortsetzung des Beschäftigungswachstums aus: Die Bundesarchitektenkammer vermeldete zum Januar 2022 ein Vorjahresplus von 1 Prozent. Laut BA-Statistik ist die Zahl der in der Architektur bzw. im Bauingenieurwesen oder der Bauleitung sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2022 gegenüber dem Vorjahr um 3 bzw. 4 Prozent gestiegen.

Fachkräftemangel im Bauingenieurwesen

Bauingenieurinnen und Bauingenieure konnten in den letzten Jahren von der guten Baukonjunktur profitieren. So nimmt die Nachfrage nach Fachexpertinnen und Fachexperten im Bau seit Jahren zu. Vor allem in der Bauleitung treten dabei zunehmend Engpässe bei der Fachkräfterekrutierung auf. Im Verlauf des Jahres 2022 wurden im Bauingenieurwesen insgesamt 17.700 Stellenangebote neu gemeldet. Das war trotz Lieferengpässen und Preissteigerungen am Bau ein satter Zuwachs von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und gleichzeitig ein neuer Höchststand. Damit hatte der Arbeitgeber-Service der Bundesagentur für Arbeit monatsdurchschnittlich 7.600 Stellen im Angebot.

Dem standen 4.000 arbeitslose Bauexpertinnen und Bauexperten gegenüber, 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote für die Berufe Bauingenieur/-in und Architekt/-in lag 2022 bei geringen 2,2 Prozent. Im Rückblick der letzten zehn Jahre gestaltete sich der Rückgang der Arbeitslosenzahl sehr eindrucksvoll. Der Arbeitslosenbestand reduzierte sich von 2012 auf 2022 um ein gutes Fünftel.

Weiterhin niedrige Arbeitslosenzahl in der Architektur

Die Nachfrage nach abhängig beschäftigten Architektinnen und Architekten bewegte sich 2022, gemessen an den im Jahresverlauf neu gemeldeten Arbeitsstellen, mit 4.400 Jobofferten leicht über dem Niveau des Vorjahres (+1 Prozent). Monatsdurchschnittlich waren 1.600 Arbeitsstellen zu vermitteln. Gleichzeitig waren rund 2.300 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt registriert. Dies entspricht einem Minus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote für die Berufe Bauingenieur/-in und Architekt/-in entspricht mit 2,2 Prozent Vollbeschäftigung.

Indikatoren sprechen für eine Abschwächung der Baukonjunktur

Nach dem Boom im Bausektor sprechen die aktuellen Indikatoren eher für eine Abkühlung, was zu einem Rückgang der Nachfrage nach Fachpersonal führen dürfte. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe lagen 2022 real und kalenderbereinigt um 10 Prozent unter denen des Vorjahres. Auch die Baugenehmigungen für Wohnungen sind 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent gesunken und die Preise für Wohngebäude deutlich gestiegen.4. Zum Rückgang der Bauvorhaben im Jahr 2022 dürften vor allem Materialmangel und hohe Kosten für Baumaterialien, Fachkräftemangel am Bau und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben. Die Einschätzung der aktuellen Lage fiel Nach dem Boom im Bausektor sprechen die aktuellen Indikatoren eher für eine Abkühlung. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe lagen 2022 real und kalenderbereinigt um 10 Prozent unter denen des Vorjahres. Auch die Baugenehmigungen für Wohnungen sind 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent gesunken und die Preise für Wohngebäude deutlich gestiegen. Zum Rückgang der Bauvorhaben im Jahr 2022 dürften vor allem Materialmangel und hohe Kosten für Baumaterialien, Fachkräftemangel am Bau und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben. Die Einschätzung der aktuellen Lage fiel laut ifo-Geschäftsklimaindex von Ende April 2023 auf den niedrigsten Wert seit Dezember 2015. Viele Baufirmen blickten laut dieser Umfrage mit Sorgen in die Zukunft.5

Zunehmendes Interesse an einem Studium des Bauingenieurwesens oder der Architektur

Die Hochschulstatistik verzeichnete 2021 rund 10.700 Absolventinnen und Absolventen des Bauingenieurwesens. Das waren 6 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Architektur und Innenarchitektur erwarben 9.400 Studierende einen Abschluss (+8 Prozent).

Für die nächsten Jahre können leicht zunehmende Absolventenzahlen erwartet werden, weil die Studierendenzahlen in den letzten Jahren tendenziell gestiegen sind. 2021/22 waren im Bauingenieurwesen insgesamt 61.000 Studierende eingeschrieben, etwas mehr als im Vorjahr. In der Architektur stieg die Studierendenzahl auf 46.000 (+4 Prozent).

Abbildung 2.1.4 – 1

Diagramm: Architektur (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

Abbildung 2.1.4 – 2

Diagramm: Bauingenieurwesen (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Einschließlich Studienfächer Holzbau, Stahlbau, Wasserbau, Wasserwirtschaft, Meliorationswesen, Verkehrsbau.
2 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2022. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
3 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2022. Zwischen Architekten und Bauingenieuren kann hierbei nicht trennscharf unterschieden werden.
4 Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung vom 25.02.2023 und 10.03.2023.
5 Quelle: ifo Geschäftsklima 24.04.2023

 

Stand: Juli 2023

2.2 Informatik

PDF-Datei (PDF, 710KB)

Das Vordringen der Informatik in nahezu alle Arbeits- und Lebensbereiche geht einher mit einem überdurchschnittlichen Zuwachs an Arbeitsplätzen für Computerfachleute in den letzten Jahren. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen hatten durch die Ausweitung von Homeoffice, Online-Unterricht oder Online-Handel zu einem weiteren Digitalisierungsschub geführt. Dies wirkte sich positiv auf das Beschäftigungswachstum in IT-Berufen aus, das sich selbst in den Krisenjahren und erst recht danach kräftig fortgesetzt hat.

Die gemeldete Nachfrage erreichte 2022 ein neues Allzeithoch. Die Arbeitslosenquote sank mit 2,7 Prozent auf ein Niveau, das Vollbeschäftigung entspricht.

Die Studierendenzahlen in der Informatik sind seit 2008 auf Wachstumskurs und erzielten seit 2011 regelmäßig überdurchschnittliche Zuwachsraten. Dies ist auch dringend notwendig, da für die nächsten Jahre eine stark zunehmende Nachfrage nach gut qualifizierten IT-Fachleuten erwartet wird.

Zahl erwerbstätiger IT-Fachleute stark gewachsen

Gut 1,4 Mio. IT-Fachleute (PDF, 568KB) waren 2022 laut vorläufigen Angaben des Mikrozensus in Deutschland tätig. Damit hat die Erwerbstätigenzahl in der Informations- und Kommunikationstechnik in den letzten Jahren einen beeindruckenden Wachstumskurs hinter sich. 2022 war die Zahl der erwerbstätigen IT-Fachleute um fast 600.000 höher als 2013.1 Zu den Erwerbstätigen zählen neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die den Hauptteil ausmachen, Selbständige und Beamte sowie geringfügig Beschäftigte.

Vor allem die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm zu

Das Wachstum der Erwerbstätigkeit speist sich zum großen Teil aus einer Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit weist 2022 rund eine Million IT-Fachleute aus, die in diesem Jahr in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Im Vorjahresvergleich zeigt sich ein deutliches Beschäftigungsplus von 8 Prozent, das so hoch ausfällt wie in kaum einer anderen Berufsgruppe. In Personen ausgedrückt verbirgt sich dahinter ein Plus von 72.000. Dazu dürfte der durch die Corona-Krise ausgelöste Digitalisierungsschub wesentlich beigetragen haben.
Die Hälfte des Beschäftigungszuwachses geht auf IT-Expertinnen und -Experten mit hochkomplexen Anforderungsprofil zurück, deren Zahl um 36.000 zugenommen hat (+9 Prozent). Dabei gewinnt auch der formale Abschluss in der Informatik zunehmend an Bedeutung. Der Anteil von IT-Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss an allen IT-lern ist von 40 Prozent im Jahr 2013 auf 50 Prozent im Jahr 2022 gestiegen (Abbildung 2.2 – 1).

Überdurchschnittliche Gehälter

Sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigte IT-Kräfte erzielten 2021 im Mittel ein monatliches Bruttogehalt von 5.302 Euro (West 5.415 Euro, Ost 4.656 Euro). Sie konnten sich damit über ein Einkommen freuen, das deutlich über dem Mittel aller Berufe2rangiert (Deutschland 3.713 Euro, West 3.836 Euro, Ost 3.160 Euro). Mit der Komplexität der Anforderungen steigt das Gehalt. Für Tätigkeiten, die einen mindestens vierjährigen Hochschulabschluss oder vergleichbare Kompetenzen erfordern, weist die Entgeltstatistik monatlich 5.671 Euro aus (West 5.780 Euro, Ost 5.091 Euro). Bei mehr als jedem fünften hochqualifizierten IT-Beschäftigten lag das Monatsgehalt sogar über der Beitragsbemessungsgrenze von 7.100 Euro in Westdeutschland.

Arbeitslosenquote signalisiert Vollbeschäftigung

Rund 27.100 IT-Fachleute waren 2022 arbeitslos gemeldet. Von 2015 bis 2019 war die Zahl arbeitsloser IT-Kräfte stetig gesunken bis 2020 die Corona-Krise zu einem kräftigen Anstieg geführt hat (+29 Prozent). Vor allem bei Neueinstellungen hielten sich viele Unternehmen aufgrund der Pandemiebeschränkungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten zurück. 2021 ist die Arbeitslosenzahl im Zuge der wieder gestiegenen Nachfrage leicht um 1 Prozent und 2022 deutlich um 8 Prozent gesunken.

Unter den arbeitslosen IT-Fachleuten waren 10.200 Expertinnen und Experten mit einer vierjährigen akademischen Qualifikation oder vergleichbaren Kenntnissen. Dies entspricht einem Anteil von 36 Prozent. Im Vergleich zu ihrem Anteil an den IT-Beschäftigten (50 Prozent) sind Hochqualifizierte unterdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen.

Die Arbeitslosenquote in IT-Berufen ist 2022 insgesamt um 0,3 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent gesunken. Bei IT-Expertinnen und -Experten belief sie sich sogar nur auf 2,4 Prozent. Fachleute mit einem Informatikberuf sind damit grundsätzlich seltener arbeitslos als viele andere Berufsgruppen.

Zahl der gemeldeten Stellen auf Rekordhoch

Jahresdurchschnittlich hatte die Bundesagentur für Arbeit 2022 rund 23.600 Jobangebote für IT-Kräfte im Bestand. Das war nach dem deutlichen Rückgang im Jahr 2020 und einem Anstieg von 17 Prozent 2021 noch einmal ein Anstieg von über einem Viertel.

Die Neuzugänge gemeldeter Stellen, die mehr über die Dynamik der Nachfrage aussagen, beliefen sich 2022 auf rund 61.600 Arbeitsstellen, 18 Prozent mehr als im Vorjahr.

Engpässe in verschiedenen IT-Berufen

Bereits seit Jahren treten bei der Besetzung von Stellen in der Softwareentwicklung Engpässe auf, insbesondere dann, wenn Kompetenzen gesucht werden, die einem mindestens vierjährigen Informatikstudium entsprechen oder spezielle Kenntnisse und Erfahrungen notwendig sind. Stellenbesetzungsprobleme zeigten sich nach Daten der Bundesagentur für Arbeit aber auch bei Spezialisten der Systemadministration, dem IT-Vertrieb, der Medieninformatik sowie der technischen Informatik oder für Experten in der Geoinformatik.3

Viele weitere IT-Berufe weisen laut BA-Engpassanalyse Anzeichen für Engpässe auf und stehen unter Beobachtung.

Arbeitsmarktforscherinnen und Arbeitsmarktforscher sehen in einer Projektion bis zum Jahr 2040 im Kontext der zunehmenden Digitalisierung einen stark wachsenden Bedarf an qualifizierten IT-Kräften und warnen vor möglichen Fachkräfteengpässen.4

Großes Interesse an Informatikstudiengängen

Seit der Jahrtausendwende sind die Absolventenzahlen der Informatikstudiengänge stetig gewachsen. Rund 32.000 Informatiker schlossen 2021 ihr Studium erfolgreich ab, 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Bachelorabschlüsse liegt mittlerweile bei 62 Prozent. Über die Hälfte der examinierten Informatik-Bachelors stehen jedoch dem Arbeitsmarkt nicht unmittelbar als Arbeitskräfte zur Verfügung, weil sie zunächst ein Masterstudium anschließen.5

In den nächsten Jahren dürfte die Zahl der Berufseinsteiger weiter zunehmen, denn die Zahl der Studierenden ist seit 2008 kontinuierlich gewachsen. Insgesamt verzeichnete der Studienbereich Informatik im Studienjahr 2021/22 rund 252.000 Studierende. Das waren 6.000 oder 3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gleichzeitig wurde ein neuer Höchststand im Studienfach Informatik erreicht.

Abbildung 2.2 - 1

Diagramm: Informatik (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1Quelle: Statistisches Bundesamt. Erstergebnis 2022. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2ohne Helfer
3vgl. Bundesagentur für Arbeit: Fachkräfteengpassanalyse, Nürnberg Mai 2023. statistik.arbeitsagentur.de > Statistiken > Themen im Fokus.> Fachkräftebedarf
4Quelle: BIBB Report 4/2020
5Quelle: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung

Stand: August 2023

2.3 Naturwissenschaften

PDF-Datei (PDF, 712KB)

Der Arbeitsmarkt für Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zeigte sich im letzten Jahrzehnt sehr aufnahmefähig, was sich in einer kräftig gestiegenen Erwerbstätigkeit widerspiegelt. Gleichzeitig befindet sich die Arbeitslosigkeit in den meisten Fachrichtungen auf einem geringen Niveau. 2020 wurde der Arbeitsmarkt von den wirtschaftlichen Eindämmungsmaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie beeinflusst, hat sich aber 2021 und 2022 wieder erholt. Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote, die sich explizit an Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richtet, fällt weiterhin sehr überschaubar aus. Insbesondere in der Biologie zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen der Zahl der Arbeitslosen und der Zahl der gemeldeten Stellen. Die hohe Studierendenzahl dürfte in den nächsten Jahren zu einer Erhöhung des Arbeitskräftepotenzials in der Naturwissenschaft beitragen.

Erwerbstätigkeit hat stark zugenommen

Die Zahl der in Deutschland Erwerbstätigen mit einem Studienabschluss der Naturwissenschaften1 hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre stetig erhöht. Der Mikrozensus wies 2022 insgesamt rund 641.000 Erwerbstätige mit einem naturwissenschaftlichen Hochschulabschluss aus. Wegen einer methodischen Umstellung bei der Mikrozensus-Erhebung sind Vergleiche mit früheren Jahren nur eingeschränkt möglich. Legt man deshalb nur den Zeitraum von 2011 bis 2019 zugrunde, ergibt sich ein Anstieg der Erwerbstätigenzahl um etwa ein Drittel (Abbildung 2.3 – 1).

Abbildung 2.3 - 1 

Diagramm: Naturwissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)



Die Zahl der originär als Naturwissenschaftler Tätigen fällt 2022 mit rund 189.000 im Vergleich dazu gering aus. Hierzu zählen rund 60.000 Chemikerinnen und Chemiker, 53.000 Biologinnen und Biologen, 32.000 Physikerinnen und Physiker, 25.000 Mathematikerinnen und Mathematiker bzw. Statistikerinnen und Statistiker sowie 19.000 in den Berufen Geograf/-in, Geowissenschaftler/-in und Meteorologin/Meteorologe.

Die große rechnerische Differenz zur Zahl derjenigen mit einem naturwissenschaftlichen Abschluss ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler häufig interdisziplinär in den verschiedensten Berufsfeldern tätig sind und ihre konkrete Berufsausübung oft nicht den Naturwissenschaften zugeordnet wird. So arbeitet laut Mikrozensus ein großer Teil der studierten Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Tätigkeitsfeldern wie Lehre und Forschung, Unternehmensführung und -organisation, Informations- und Kommunikationstechnik oder Technische Entwicklung und Produktion (Abbildung 2.3 – 2).

Abbildung 2.3 - 2 

Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind in vielen Berufen zu Hause

Erwerbstätige mit Studienabschluss der Naturwissenschaften nach ausgeübten Tätigkeiten, Deutschland 2022

Diagramm: Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind in vielen Berufen zu Hause

Die Spielräume bei der Berufszuordnung werden auch beim Blick in die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit deutlich. Danach waren 2022 rund 101.000 Personen als Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In der Biologie und in der Mathematik gab es dabei merkliche Zuwächse gegenüber dem Vorjahr (5 bzw. 3 Prozent) sowie immerhin noch 2 Prozent in den Geowissenschaften und der Physik. In der Chemie blieb die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unverändert.

Arbeitslosigkeit gesunken, gemeldete Nachfrage trotz Anstiegs weiterhin auf geringem Niveau

2022 waren 1.300 Personen arbeitslos gemeldet, die eine hochqualifizierte Tätigkeit in der Physik suchten, 18 Prozent weniger als im Vorjahr. In Relation zur hohen Zahl Erwerbstätiger mit einem Physik-Studium bewegte sich die Arbeitslosigkeit mit einer Quote von 2,3 Prozent auf einem niedrigen Niveau.2 Bei den neu gemeldeten Stellen war 2022 ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen. So wurden für Physikerinnen und Physiker von Januar bis Dezember 2022 rund 1.300 Offerten gemeldet, 35 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Durchschnittlich hatten die Agenturen für Arbeit damit 2022 gut 300 Stellen im Angebot, die sich explizit an Physikerinnen und Physiker wandten.

In der Mathematik stellt sich der Arbeitsmarkt grundsätzlich gut dar. Knapp 600 Arbeitslose suchten 2022 eine hochqualifizierte mathematisch ausgerichtete Tätigkeit, 14 Prozent weniger als im Vorjahr. Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent signalisiert, dass Arbeitslosigkeit in der Regel nur ein kurzfristiges Suchphänomen darstellt. Im Laufe des Jahres gingen gut 900 Offerten für Mathematikerinnen und Mathematiker ein, 7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Durchschnittlich hatten die Agenturen für Arbeit 2022 damit 200 Stellen im Angebot.

In der Chemie ist die Entwicklung ähnlich. So sank die Arbeitslosenzahl um 17 Prozent auf 1.800 Arbeitslose. Bezogen auf die Zahl aller Erwerbspersonen mit einem Studienabschluss der Chemie ergab sich eine geringe studienfachspezifische Arbeitslosenquote von 2,0 Prozent. Im Jahresverlauf wurden mit 1.600 Stellenangeboten 9 Prozent mehr als im Vorjahr neu gemeldet. Monatsdurchschnittlich standen damit knapp 500 Stellenangebote für Chemie-Expertinnen und -Experten zur Verfügung.

Im Jahresdurchschnitt 2022 suchten rund 2.900 Arbeitslose eine Anstellung in der Biologie. Das waren 12 Prozent weniger als im Vorjahr. Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote fiel mit 2,7 Prozent merklich geringer aus als in den Vorjahren. Die gemeldete Nachfrage nach Biologie-Expertinnen und Experten ist, wie in anderen naturwissenschaftlichen Fachrichtungen, gering. So standen den 2.900 Arbeitslosen monatsdurchschnittlich nur 500 gemeldete Stellen gegenüber. Die Neuzugänge an Stellenangeboten im Jahresverlauf, die ein besseres Maß für das Besetzungsvolumen eines Jahres darstellen, beliefen sich 2022 auf 2.000 Vakanzen, ebenso viele wie im Vorjahr. Dabei fällt allerdings ein hoher Anteil befristeter Stellenangebote auf. Gut ein Drittel der Biologie-Stellen wurden mit Ablaufdatum ausgeschrieben.

Eine Tätigkeit in den Geowissenschaften, Geografie oder Meteorologie strebten gut 800 Arbeitslose an, 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung monatsdurchschnittlich knapp 400 Stellen für diese Berufe im Bestand. Betrachtet man die Zugänge an Stellenangeboten, die von Januar bis Dezember 2022 gemeldet wurden, war mit über 1.400 Stellenmeldungen ein Plus von fast einem Viertel gegenüber dem Vorjahr festzustellen.

Studierendenzahl auf mehr als eine Viertelmillion gestiegen

Nach regelmäßigem Anstieg von 2002 bis 2015 haben sich die Prüfungszahlen in der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften auf jährlich um die 45.000 eingependelt. Hinzu kamen 2021 etwa 10.000 Lehramtsprüfungen.

Der größte Teil der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen3hatte 2021 Biologie studiert (27 Prozent). 22 Prozent legten ihre Prüfung in Chemie ab. Auf die Fachrichtungen Physik und Mathematik sowie Geowissenschaften einschließlich Geografie entfielen jeweils 12 bis 17 Prozent.

18 Prozent der Prüfungen4schlossen mit einer Promotion ab und noch 6 Prozent mit einem traditionellen Diplomabschluss. Mehr als 2 von 5 Prüfungen führten zu einem Bachelorabschluss, dem in den Naturwissenschaften in der Regel noch ein Masterstudium folgt. Laut Absolventenbefragungen reichen die Anteile der nach einem Bachelor Weiterstudierenden von 88 Prozent in der Biologie bis hin zu 97 Prozent in der Chemie.5 Der Anteil der Prüfungen, mit denen ein Masterabschluss erworben wird, betrug rund ein Drittel.

Auch in den nächsten Jahren dürften die Absolventenzahlen hoch bleiben. Insgesamt 257.000 Studierende waren 2021/22 in der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften eingeschrieben. Das waren 2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2012 studierten ein 7 Prozent mehr Menschen ein naturwissenschaftliches Fach. Außerdem gab es in der Fächergruppe 57.000 Lehramtsstudierende. Das waren 12 Prozent mehr als 2012.

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1 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2022, Erwerbstätige mit einem Hochschulabschluss der Hauptfachrichtungen Mathematik, Physik, Astronomie, Chemie, Lebensmittelchemie, Biologie, Biochemie, Biotechnologie, Geowissenschaften und Geografie (ohne Informatik, Pharmazie).
2 Studienfachspezifische Arbeitslosenquote für die Studienfächer Mathematik, Physik, Statistik. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote betrug 7,3 Prozent. Sie dürfte erheblich überzeichnet sein, weil viele Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in der Berufsausübung anderen Berufsfeldern zugeordnet werden. Vergleiche „Hinweise zu statistischen Angaben“.
3 ohne Lehramtsstudierende.
4 ohne Lehramtsstudierende.
5 Quelle: DZHW: Forum Hochschule 1/2016.

 

Stand: Juli 2023

2.4 Wirtschaftswissenschaften

PDF-Datei (PDF, 638KB)

Die Wirtschaftswissenschaften gehören zu den großen Berufsfeldern. Ein Viertel aller Erwerbstätigen, die eine Tätigkeit mit hochkomplexen Anforderungsniveau ausübten, waren 2022 in einem wirtschaftswissenschaftlichen Beruf tätig. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen.

Die Nachfrage nach Fachkräften ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen und übertrifft damit auch den Personalbedarf vor der Corona-Krise. Die Arbeitslosenquote ist niedrig. Die Studierendenzahlen befinden sich auf einem sehr hohen Niveau und könnten in den nächsten Jahren eine verstärkte Konkurrenz am Arbeitsmarkt bedingen.

Der Bereich Wirtschaftswissenschaften wird hier in vier Tätigkeitsfelder unterteilt, die Beschäftigungschancen insbesondere für Absolventinnen und Absolventen mit (betriebs-)wirtschaftlichen Studienabschlüssen bieten:


• Unternehmensführung, -beratung, -verwaltung,
• Handel, Vertrieb, Verkehr und Logistik,
• Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sowie
• volkswirtschaftliche Tätigkeiten.

Erwerbstätigenzahl in den letzten Jahren stark gestiegen

Studierte mit wirtschaftswissenschaftlichem Abschluss können sich über ein stark gewachsenes Arbeitsplatzpotenzial freuen. Im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich die Zahl der Erwerbstätigen, die über einen wirtschaftswissenschaftlichen Hochschulabschluss verfügen, um fast die Hälfte erhöht. Gut 2 Millionen wies der Mikrozensus zuletzt aus (Abbildung 2.4 – 1). Insgesamt waren sogar 2,2 Millionen Erwerbstätige mit hochqualifizierten Aufgaben in Management, Handel, Finanzwesen oder Volkswirtschaft betraut. Das zeigt, dass auch Fachkräften, die nicht Wirtschaft studiert haben, gute Beschäftigungsoptionen in diesem Berufsfeld offenstehen. Der Anteil der Selbständigen liegt bei gut einem Fünftel.

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist 1,4 Millionen Expertinnen und Experten aus, die 2022 einen wirtschaftswissenschaftlichen Beruf sozialversicherungspflichtig ausübten. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten um gut 4 Prozent gewachsen. Eine überdurchschnittliche prozentuale Zunahme verzeichneten dabei Expertinnen und Experten in Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung sowie in Unternehmensführung, -beratung und -verwaltung (jeweils +5 Prozent).

Eindeutiger Aufgabenschwerpunkt ist die Unternehmensführung, -beratung und -verwaltung. Mehr als die Hälfte aller Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wirtschaftler war 2022 hier tätig. Gut ein Viertel nahm Aufgaben in Handel, Vertrieb, Verkehr oder Logistik wahr, während rund jede oder jeder sechste einen Beruf im Bereich Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen, Steuerberatung oder Wirtschaftsprüfung ausübte. Auf Tätigkeiten mit volkswirtschaftlicher Ausrichtung entfielen nicht ganz 1 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze.

Diagramm: Wirtschaftswissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

Unternehmensführung, -beratung, -verwaltung

Der Bedarf an Expertinnen und Experten der Unternehmensführung, -beratung und -verwaltung ist 2022, gemessen an den Neuzugängen gemeldeter Stellen, erneut deutlich gestiegen. Im Jahresverlauf wurden 21.500 Stellen neu gemeldet, 39 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Monatsdurchschnitt belief sich der Stellenbestand auf 5.500 Offerten. Rund 19.600 Arbeitslose, die eine Tätigkeit in der Unternehmensführung, -beratung oder -verwaltung anstrebten, waren durchschnittlich gemeldet. Das waren 13 Prozent weniger als im letzten Jahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote fällt sehr gering aus. Sie sank von 1,9 Prozent im Jahr 2021 auf 1,8 Prozent im Jahr 2022.

Handel, Vertrieb, Verkehr und Logistik

Für Betriebswirtinnen und Betriebswirte mit den Schwerpunkten Handel, Vertrieb, Verkehr und Logistik wurden der Bundesagentur für Arbeit im Laufe des Jahres insgesamt 18.900 Stellen neu zur Besetzung gemeldet. Das waren 9 Prozent mehr als im Vorjahr. Der größte Teil entfiel mit 13.400 Stellenangeboten auf Tätigkeiten im Handel und Vertrieb (+13 Prozent). Für Expertinnen und Experten in Verkehr und Logistik gingen 5.500 Stellenzugänge ein (-1 Prozent). Auf den Monat bezogen hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung damit durchschnittlich 7.500 Stellenofferten in der Kartei. Dem standen 16.100 Arbeitslose gegenüber, die eine Leitungs- oder Expertentätigkeit in diesem Feld suchten, 18 Prozent weniger als im Vorjahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote ging 2022 um 0,9 Prozentpunkte zurück. Mit 4,5 Prozent fiel sie aber weiterhin höher aus als im Durchschnitt aller akademischen Erwerbspersonen.1 

Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung

Die Nachfrage nach Expertinnen und Experten für Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung oder Wirtschaftsprüfung ist 2022 gemessen am Stellenzugang im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen (+ 17 Prozent). 6.500 Offerten wurden in diesem Tätigkeitsfeld im Laufe des Jahres gemeldet. Im Monatsdurchschnitt waren 2.400 gemeldete Stellen zu besetzen. Gleichzeitig waren 4.800 Arbeitslose registriert, 17 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Arbeitslosenzahl bewegte sich – bezogen auf eine große Zahl an Beschäftigten – auf einem sehr niedrigen Niveau. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote betrug 2022 lediglich 1,6 Prozent (-0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr).

Volkswirtschaft

Der Arbeitsmarkt für Volkswirtinnen und Volkswirte2bleibt auch 2022 sehr klein. Rund 600 Personen, die eine Tätigkeit als Volkswirt/-in suchten, waren 2022 arbeitslos gemeldet. Das waren 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote fällt mit 7,7 Prozent für Akademiker weiterhin überdurchschnittlich aus. Einschlägige Arbeitsmöglichkeiten für Volkswirtinnen und Volkswirte sind begrenzt: Mit insgesamt knapp 300 Stellenzugängen suchten 2022 nur wenige Arbeitgeber wie Banken, Forschungsinstitute oder der öffentliche Dienst explizit nach Volkswirtinnen und Volkswirten (-4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Der durchschnittliche Bestand gemeldeter Stellen belief sich nur auf rund 60. Dabei sind die Beschäftigungsmöglichkeiten regional unterschiedlich ausgeprägt: In Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet oder in Berlin, in denen es viele Banken und Behörden gibt, werden vergleichsweise mehr Volkswirtinnen und Volkswirte gesucht. Dagegen sind Arbeitsplätze in mittelständisch geprägten Regionen rar.

Akademischer Nachwuchs in den Wirtschaftswissenschaften gesichert

Im Studienbereich Wirtschaftswissenschaften haben 2021 rund 90.000 Absolventinnen und Absolventen erfolgreich ihre Abschlussprüfung abgeschlossen, 7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Unter den erfolgreichen Prüflingen waren rund 51.000 Absolventinnen und Absolventen der „klassischen“ Betriebswirtschaftslehre, 14.000 der allgemeinen Wirtschaftswissenschaften und knapp 4.000 der Volkswirtschaftslehre. Ein weiteres stark belegtes Studienfach war die Internationale Betriebswirtschaft/Management mit rund 11.000 erfolgreichen Examina.

Für die kommenden Jahre dürfte der Trend bei den Absolventenzahlen weiter nach oben zeigen. 2021/22 waren insgesamt 444.000 Studierende im Bereich Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben. Das waren ein Prozent weniger als im Vorjahr, aber 16 Prozent mehr als 2012.

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1 Aufgrund von Spielräumen bei der beruflichen Zuordnung könnte die Arbeitslosenquote überzeichnet sein.
2 Betrachtet wird hier die Berufsgruppe 914 (KldB 2010) „Wirtschaftswissenschaften“. Da diese Bezeichnung gleichzeitig als Oberbegriff für alle betriebs- und volkswirtschaftlichen Tätigkeitsfelder verwendet wird, wurde auf die Benennung „Volkswirtschaft“ zurückgegriffen.

 

Stand: August 2023

2.5 Rechtswissenschaften

PDF-Datei (PDF, 629KB)

Insgesamt zeigt sich die Lage am Arbeitsmarkt für Juristinnen und Juristen positiv. Die Zahl Erwerbstätiger, die einen Rechtsberuf ausüben, ist in den letzten Jahren tendenziell gewachsen, wobei mehr und mehr Juristinnen und Juristen außerhalb von Kanzleien und Behörden tätig sind. Die Arbeitslosigkeit befindet sich auf einem sehr geringen Niveau. Trotz allem fällt der Berufseinstieg nicht immer leicht. Hohe Studierendenzahlen könnten zudem in den nächsten Jahren zu mehr Konkurrenz führen.

Zahl der Erwerbstätigen stark gestiegen

Die Zahl der Juristinnen und Juristen ist im vergangenen Jahrzehnt deutlich gewachsen. Rund 400.000 Erwerbstätige mit einem Jura-Abschluss waren 2022 in Deutschland tätiDie Zahl der Juristinnen und Juristen ist im vergangenen Jahrzehnt deutlich gewachsen. Rund 400.000 Erwerbstätige mit einem Jura-Abschluss waren 2022 in Deutschland tätig. Allerdings sind nur rund 63 Prozent der Menschen, die einmal Jura studiert haben, aktuell mit juristischen Aufgabenstellungen betraut (Abbildung 2.5 – 1).

Abbildung 2.5 - 1

Jede/-r dritte Rechtskundige übt keine juristische Tätigkeit aus

Erwerbstätige mit Abschluss der Rechtswissenschaften nach ausgeübten Tätigkeiten

Diagramm: Jede/-r dritte Rechtskundige übt keine juristische Tätigkeit aus

Etwa 37 Prozent arbeiten dagegen fachfremd. Offen bleibt dabei, in welchem Umfang für die Tätigkeit als Führungskraft, Manager/-in, Berater/in, Lehrkraft oder Sachbearbeiter/-in juristische Kenntnisse notwendig sind oder inwieweit das Jura-Studium für das Erreichen der Position förderlich war.

Die Tätigkeitsfelder von studierten Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern lassen sich in drei etwa gleich große Blöcke einteilen: Ein Drittel aller Juristinnen und Juristen arbeitet als Rechtsanwalt/-anwältin oder Notar/-in. Insgesamt waren das 2022 laut Mikrozensus 135.000 Personen.1 Ein weiteres Drittel stand im Dienst des Staates – rund 131.000 Personen. Davon waren 28.000 als Richter/-in oder als Staatsanwalt/-anwältin tätig.2 Von den weiteren rund 103.000 Juristen, die im Öffentlichen Dienst arbeiteten, sahen 44.000 ihren Tätigkeitsschwerpunkt bei juristischen Aufgabenstellungen. 59.000 Jurist/-innen nahmen dagegen in Behörden und Ministerien vorrangig allgemeine Aufgaben wahr, z. B. in der Sachbearbeitung, als Referent/-in oder als Führungskraft.

Der dritte Tätigkeitsbereich umfasst 138.000 studierte Juristinnen und Juristen, die außerhalb von Kanzleien und Behörden in der freien Wirtschaft arbeiteten. Rund 48.000 übten dabei vorrangig juristische Aufgaben aus, z. B. als Wirtschaftsjurist/-in, Vertragsberater/-in oder als Justiziar/-in. 90.000 nahmen dagegen Tätigkeiten wahr, die keine eindeutige juristische Ausrichtung hatten. Zu den häufigen Einsatzfeldern gehörten betriebswirtschaftliche und allgemeine sachbearbeitende Aufgaben, Lehre und Forschung, Geschäftsführung, Personalwesen, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen oder auch journalistische Tätigkeiten.

Die Statistik über die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weist für 2022 rund 84.000 Personen aus, die als Jurist/-in tätig waren. Das waren 3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Gemeldete Stellen auf hohem Niveau

Gut 1.600 gemeldete Arbeitsstellen standen im Jahresdurchschnitt zur Besetzung bereit. Damit bleibt die Nachfrage nach Juristinnen und Juristen im Verhältnis zur Zahl der Arbeitslosen weiter auf einem hohen Niveau (Abbildung 2.5 – 2). Die im Jahresverlauf neu eingegangen Offerten, die die Dynamik am Arbeitsmarkt aussagekräftiger beschreiben, beliefen sich auf 5.700 (+2 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Die gemeldeten Stellen bilden nur einen Teilausschnitt des Arbeitsmarktes ab. Insbesondere Stellen für Tätigkeiten als Richter/-in, Staatsanwalt/-anwältin
oder sonstige Beamte sind hier in der Regel nicht enthalten.3

Geringe Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit unter Juristen ist 2022 nach dem coronabedingten Anstieg im Jahr 2020 weiter gesunken. Jahresdurchschnittlich waren 4.400 Juristinnen und Juristen arbeitslos gemeldet, 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Allgemeinen stellt Arbeitslosigkeit für Juristinnen und Juristen nur ein Randphänomen dar. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote lag 2022 wie im Vorjahr bei 2,3 Prozent.

Im Rückblick der letzten zehn Jahre gab es eine sehr positive Entwicklung: So fiel die Arbeitslosenzahl 2022 um ein Sechstel niedriger aus als noch 2012. Trotzdem verläuft der Berufseinstieg nicht immer ohne Schwierigkeiten. Dies wird daran deutlich, dass unter den arbeitslosen Juristinnen und Juristen ein sehr hoher Anteil junger Menschen zu finden ist. So war mehr als die Hälfte der arbeitslosen Rechtskundigen noch keine 35 Jahre alt.

Interesse an Jurastudium weiter hoch

18.000 Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beendeten 2021 erfolgreich ihr Studium. Das waren 18 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Da viele zunächst ein Referendariat beginnen, erfolgt der tatsächliche Eintritt in den Arbeitsmarkt allerdings erst nach frühestens zwei Jahren. Knapp 2 von 5 hatten einen Bachelor- oder Masterabschluss erworben und strebten damit zum Beispiel eine Tätigkeit als Wirtschaftsjurist/-in an.

Die Studierendenzahl hat 2021/22 ihren Wachstumskurs nicht mehr fortgesetzt, der seit 2008 zu beobachten war. Rund 141.000 Frauen und Männer waren in einem rechtswissenschaftlichen Studiengang eingeschrieben. Das waren 1 Prozent weniger als im Studienjahr 2020/21, in dem mit 142.000 die höchste Einschreibungszahl seit der Wiedervereinigung erreicht wurde.

Abbildung 2.5 -2

Diagramm: Rechtswissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Die Angaben der Kammerstatistiken weichen aufgrund anderer Erhebungsstrukturen von den Angaben des Mikrozensus ab. Die Mitgliederstatistik der Bundesrechtsanwaltskammer kommt zum 1.1.2021 auf rund 166.000 Rechtsanwälte/-innen. Das waren ebenso viele wie im Vorjahr. Hinzu kommen laut Statistik der Bundesnotarkammer 1.700 hauptamtliche Notare.
2 Diese Angaben stammen aus Mikrozensus. Die Personalstandstatistik des Öffentlichen Dienstes weist 2021 rund 31.000 Richter und Staatsanwälte aus, 2 Prozent mehr als im Vorjahr (Quelle: Statistisches Bundesamt).
3 Eine gute Informationsgrundlage für den Einstellungsbedarf an Referendarinnen und Referendaren bieten die Internetseiten der Justizministerien des Bundes und der Länder.

 

Stand: Juli 2023

2.6 Medizin und Pharmazie

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Das Gesundheitswesen befindet sich auf Wachstumskurs. Damit einher geht eine steigende Zahl an Erwerbstätigen. Die Arbeitslosigkeit ist nach dem coronabedingten Anstieg 2020 im Jahr 2021 nur leicht gesunken und 2022 wieder gestiegen. Mit einer Arbeitslosenquote von unter 2 Prozent herrscht aber weiterhin Vollbeschäftigung. Vor allem in ländlichen Regionen wird ein Mangel an Humanmedizinerinnen und Humanmedizinern, aber auch an Tierärztinnen und Tierärzten oder Apothekerinnen und Apothekern beklagt. Die Studierendenzahlen verzeichnen moderate Zuwächse.

Humanmedizin

Die Beschäftigungschancen nach dem Abschluss des Medizinstudiums stehen sehr gut. Laut Mikrozensus waren 2022 rund 403.000 Ärztinnen und Ärzte1 in Deutschland tätig. Laut Ärztestatistik2 gab es 2022 mit 421.000 Berufstätigen gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 1 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2012 bedeutete dies sogar eine Steigerung um mehr als ein Fünftel. Der Wachstumstrend der letzten Jahre setzte sich damit unvermindert fort. Etwas mehr als die Hälfte der Ärzteschaft ist laut Kammerangaben in der stationären Versorgung tätig. Gut ein Viertel hat sich als Ärztin bzw. Arzt niedergelassen und arbeitet auf selbständiger Basis. Sozialversicherungspflichtig angestellt waren laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit 2022 rund 284.000 Ärztinnen und Ärzte. Die Zahl der angestellten Heilkundigen ist in den letzten Jahren deutlich stärker gewachsen als die Zahl der Ärztinnen und Ärzte insgesamt, zuletzt um 2 Prozent.

Obwohl die Ärztezahlen kontinuierlich zunehmen, ist der Fachkräftemangel bei Humanmedizinerinnen und -medizinern deutlich zu spüren; und das vor allem in ländlichen Gebieten3, weniger in Ballungszentren. Mehrere Gründe führen dazu, dass der Bedarf an Humanmedizinerinnen und -medizinern wächst: Erstens bringen der medizinische Fortschritt und die zunehmende Zahl älterer Menschen häufigere und aufwändigere Behandlungen mit sich. Zweitens gibt es zwar mehr Personen, die als Ärzte tätig sind. Gleichzeitig steigt aber die Zahl der Teilzeitbeschäftigten, denn auch in der Ärzteschaft gewinnt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an Bedeutung. Arbeitete vor zehn Jahren nur jede sechste angestellte ärztliche Fachkraft in Teilzeit, war es 2022 jede dritte. Dieser Trend zur Teilzeitarbeit geht einher mit einer gestiegenen Zahl von Ärztinnen. So waren unter den Angestellten 2022 über die Hälfte Frauen (53 Prozent). Zehn Jahre zuvor hatte der Frauenanteil noch bei 49 Prozent gelegen. Ein dritter Aspekt: Fast jeder dritte Arzt ist heute 55 Jahre oder älter. Das heißt, fast 130.000 Humanmedizinerinnen und -mediziner werden in absehbarer Zeit in den Ruhestand eintreten.4

In den letzten Jahren ist trotz Fachkräftemangel die Zahl arbeitsloser Ärztinnen und Ärzte gegenüber dem Vorjahr wiederholt angestiegen. 2021 nahm die Arbeitslosenzahl nach dem coronabedingten Zuwachs im Jahr davor nur geringfügig ab und stieg 2022 um 12 Prozent auf 6.500 Ärztinnen und Ärzte. Hier könnte sich eine wachsende Diskrepanz zwischen den Wünschen der arbeitsuchenden Medizinerinnen bzw. Mediziner und den angebotenen Stellen niederschlagen. So gibt es vergleichsweise viele Arbeitslose in den Großstädten, während viele Stellenangebote im ländlichen Raum unbesetzt bleiben. Auch die Anerkennungsverfahren von ausländischen Medizinabschlüssen könnten sich hier niederschlagen. So fällt der Anteil der arbeitslosen Medizinerinnen und Mediziner mit ausländischer Staatsangehörigkeit mit 44 Prozent mehr als doppelt so hoch aus wie bei Arbeitslosen in akademischen Berufen insgesamt.

Die Arbeitslosenquote stieg 2022 zwar um 0,2 Prozentpunkte an, lag aber mit 1,8 Prozent weiter auf sehr niedrigem Niveau. Hinzu kommt, dass der größte Teil der arbeitslosen Ärztinnen und Ärzte nach einer kurzen Suchphase von weniger als drei Monaten seine Arbeitslosigkeit wieder beendete.

Im Laufe des Jahres 2022 wurden der Bundesagentur für Arbeit 4.800 neue Stellenangebote gemeldet. Das waren 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Der monatsdurchschnittliche Stellenbestand belief sich auf 2.600 Angebote (+12 Prozent).

Zahnmedizin

Laut Mikrozensus waren 2022 insgesamt rund 73.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland tätig. Die Bundeszahnärztekammer weist in ihrer Mitgliederstatistik für 2021 ebenfalls knapp 73.000 aus. Das waren in etwa ebenso viele wie im Vorjahr und 5 Prozent mehr als 2012. Mit rund 47.000 ist der größte Teil der Zahnärzteschaft niedergelassen. Allerdings geht diese Zahl seit 2007 leicht, aber stetig zurück. Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Zahnärztinnen und Zahnärzte, die in einer Praxis angestellt sind: Laut Zahnärztekammer waren dies rund 23.000 – fast doppelt so viele wie 2012. Hinzu kommen rund 3.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte, die als Beamte oder Angestellte außerhalb von Zahnarztpraxen für die Zahngesundheit tätig waren. Der Frauenanteil fällt bei den Angestellten in Praxen mit 64 Prozent hoch aus. Bei den niedergelassenen Ärzten sind dagegen die Männer in der Überzahl, der Frauenanteil liegt hier nur bei 39 Prozent.

Arbeitslosigkeit ist für Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner kein Thema. 1.500 Personen waren im Jahresschnitt 2022 arbeitslos gemeldet – und das meist nur für kurze Zeit. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Arbeitslosenzahl um gut 100 (+8 Prozent). Die Arbeitslosenquote von 2,0 Prozent im Jahr 2021 zeigt, dass Vollbeschäftigung herrscht.5

Etwa 700 Stellenangebote gingen 2022 bei der Bundesagentur für Arbeit ein, 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Jahresdurchschnitt waren fast 400 Stellenangeboten für Zahnärztinnen und-ärzte (einschließlich Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden) im Angebot.

Tiermedizin

Auch bei Tierärztinnen und Tierärzten herrscht Vollbeschäftigung. Laut Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit ist bundesweit ein Mangel an Fachkräften zu verzeichnen. 35.000 Tierärztinnen und -ärzte waren laut Mikrozensus 2022 in Deutschland tätig. Die Statistik der Bundestierärztekammer kommt für 2022 auf knapp 33.000 und weist damit ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Im Vergleich zum Jahr 2012 entspricht dies sogar einem Zuwachs von fast einem Viertel. 37 Prozent der tierärztlich Tätigen waren niedergelassen. Rund 1.500 Tierärztinnen und -ärzte sind laut Tierärztestatistik als Beamte z. B. in der Veterinärverwaltung tätig. Laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Tierärztinnen und -ärzte 2022 um 4 Prozent auf 16.000.

Die Arbeitslosigkeit bewegte sich 2022 mit rund 400 Personen und einer berufsspezifischen Arbeitslosenquote von 1,5 Prozent auf einem sehr geringen Niveau. Im Jahresverlauf gingen bei der Bundesagentur für Arbeit 1.000 Stellenangebote ein, etwa so viele wie im Vorjahr. Der durchschnittliche Stellenbestand lag bei gut 300 gemeldeten Stellen.

Pharmazie

Der Arbeitsmarkt für Apothekerinnen und Apotheker sowie Pharmazeutinnen und Pharmazeuten entwickelte sich in den letzten Jahren positiv. Trotz steigenden Kostendrucks bei den Gesundheitsausgaben und der Zunahme des Versandhandels mit Arzneimitteln nahm die Zahl der Berufstätigen laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände 2022 um 1 Prozent auf fast 70.000 zu. Der Mikrozensus ermittelte für 2022 mit rund 82.000 eine etwas höhere Zahl von Erwerbstätigen, die als Apotheker/-in oder Pharmazeut/-in ihren Lebensunterhalt bestritten.6

In öffentlichen und Krankenhaus-Apotheken waren rund 56.000 Apothekerinnen und Apotheker tätig.7 Rund 13.000 Pharmazeutinnen und Pharmazeuten waren z. B. in der Pharmaindustrie, an Universitäten und anderen Lehreinrichtungen, bei Behörden oder Prüfinstituten beschäftigt. Dabei legte die Beschäftigtenzahl in der Pharmaindustrie in den letzten Jahren während der Pandemie überdurchschnittlich zu und zwar um 3 Prozent 2020, 6 Prozent 2021 und um 2 Prozent auf 8.000 Beschäftigte im Jahr 2022 (jeweils im Vergleich zum Vorjahr).

18 Prozent der Arzneimittelkundigen üben ihren Beruf selbständig aus. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit wies 2022 rund 58.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus, die als Apotheker/-in und Pharmazeut/-in angestellte waren. Dies entspricht einem Zuwachs von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Fast 1.700 Stellenangebote wurden im Verlauf des Jahres 2022 für Pharmazieberufe bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung monatsdurchschnittlich 1.000 zu besetzende Stellen im Angebot. Nicht nur in ländlichen Gebieten gab es Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen – der Apothekerberuf gilt laut BA-Engpassanalyse als Engpass. Die Zahl arbeitsloser Pharmazeutinnen und Pharmazeuten zeigte sich mit 1.400 ebenso hoch wie im Vorjahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote ist mit 2,0 Prozent gering.

Moderate Zuwächse bei den Absolventinnen und Absolventen

Rund 26.000 Absolventinnen und Absolventen beendeten 2021 in den hier betrachteten Berufsfeldern erfolgreich ihr Hochschulstudium. Davon waren 18.500 Absolventinnen und Absolventen der Humanmedizin (+11 Prozent gegenüber Vorjahr), 2.800 der Zahnmedizin (+3 Prozent), 1.400 Tiermediziner/-innen (-10 Prozent) und 3.000 Pharmazeut/-innen (+18 Prozent).

Die Zahl der Studierenden stieg in den letzten Jahren moderat an und verzeichnete in der Humanmedizin auch zuletzt einen merklichen Zuwachs. Im Studienjahr 2021/22 waren 105.000 Frauen und Männer für ein Medizinstudium eingeschrieben (+4 Prozent gegenüber Vorjahr), 15.000 in der Zahnmedizin (-1 Prozent), 8.000 in der Tiermedizin (-1 Prozent) und 16.000 in der Pharmazie (-1 Prozent).

Abbildung 2.6 - 1

Diagramm: Medizin und Pharmazie (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Quelle: Statistisches Bundesamt, Berufsgruppe 814 ohne Zahnmedizin (8147), Mikrozensus, Erstergebnis 2022. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 Quelle: Bundesärztekammer, Ärztestatistik zum 31.12.2022.
3 Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/ambulante-versorgung/aerztliche-versorgung.html
4 Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Erwerbstätige in der Berufsgruppe 814 ohne Zahnmedizin (8147), Mikrozensus, Erstergebnis 2022.
5 Wegen fehlender Bezugsgrößendaten aus dem Mikrozensus gibt es 2022 für Berufsuntergruppen keine Arbeitslosenquote.
6 Quelle: Statistisches Bundesamt
7 Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

 

Stand: Juli 2023

2.7 Sozialwesen

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Der Arbeitsmarkt hat sich in der Sozialen Arbeit in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Die Erwerbstätigkeit nahm stark zu. Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote bewegt sich auf einem hohen Niveau. Allerdings werden Stellen häufig befristet und in Teilzeit angeboten.
Zu der guten Arbeitsmarktentwicklung im Sozialwesen haben verschiedene Faktoren beigetragen: Der demografische Wandel macht mehr soziale Betreuung und Beratung älterer Menschen notwendig. Hinzu kommen Projekte wie der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, der Schulsozialarbeit und der Ganztagsschulen. Spätestens ab der zweiten Jahreshälfte 2015 ließ auch die Fluchtmigration den Bedarf an Beratung, Betreuung und Begleitung zunehmen.
Die Arbeitslosenzahl ist 2022 weiter gesunken. Die Arbeitslosenquote fiel gering aus. Für die kommenden Jahre kann mit einer weiter wachsenden Zahl an Nachwuchskräften gerechnet werden, denn die Zahl der Studierenden nimmt seit 2008 kräftig zu und erreichte zuletzt einen neuen Höchststand.

Erwerbstätigkeit kräftig gewachsen

Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat die Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialberatung als wichtiger Beschäftigungsbereich spürbar an Bedeutung gewonnen. Die Zahl der Erwerbstätigen mit einem akademischen Abschluss in der Sozialen Arbeit hat sich seit 2012 deutlich erhöht, wenngleich aufgrund methodischer Umstellungen in der Erhebungslogik das genaue Wachstum nicht beziffert werden kann.1 2022 waren laut Mikrozensus etwa 337.000 Menschen in Deutschland erwerbstätig, die über einen (Fach-)Hochschulabschluss in der Sozialen Arbeit verfügten. (Abbildung 2.7 – 1). Die Zahl der Menschen, die in der Sozialen Arbeit mit hochqualifizierten Aufgaben betraut sind und deren Anforderungsprofil, unabhängig vom formalen Abschluss, einer akademischen Ausbildung entspricht, fällt sogar noch erheblich höher aus: 444.000 Erwerbstätige, darunter zu drei Viertel Frauen, übten 2022 einen Beruf in der Sozialarbeit, Sozialpädagogik, in der Sozialberatung2 aus oder nahmen in diesem Feld Leitungsaufgaben wahr. Der größte Teil war als Angestellte bzw. Angestellter beschäftigt. Nur 4 Prozent waren selbständig.

Die Beschäftigungsstatistik weist für 2022 rund 347.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Sozialen Arbeit aus, etwa so viele wie im Vorjahr. Auffallend hoch ist mit 54 Prozent die Teilzeitquote, was mit dem hohen Frauenanteil korrespondiert (Unter allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit komplexem Aufgabenprofil waren nur 25 Prozent teilzeitbeschäftigt).
Ein gutes Drittel der Beschäftigten arbeitet im klassischen Feld des Sozialwesens. Fast jede bzw. jeder Fünfte ist im öffentlichen Dienst angestellt; hierzu zählen Sozialämter, Jugendämter oder die Sozialversicherungsträger. Ein weiteres knappes Fünftel ist in einer Heimeinrichtung beschäftigt, zum Beispiel für Kinder, Jugendliche, Behinderte oder Senioren. 10 Prozent der Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen üben eine Tätigkeit im Bildungswesen aus, beispielsweise als Schulsozialarbeiterin oder -sozialarbeiter in einer Ganztagesschule oder auch bei einem Bildungsbetrieb, der Berufsvorbereitung oder Berufsausbildung für benachteiligte Jugendliche oder Behinderte anbietet. Weitere zahlenmäßig bedeutende Arbeitgeber sind Interessenvertretungen und Kirchen, Krankenhäuser oder auch Unternehmensverwaltungen und -beratungen.

Nachfrage hoch, aber viele Befristungen

Im Laufe des Jahres wurden 29.000 freie Arbeitsstellen bei der Bundesagentur gemeldet. Das waren 5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Durchschnittlich waren damit über das Jahr betrachtet 8.700 Arbeitsstellen zu vermitteln, 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit bewegte sich die gemeldete Nachfrage auch im Vergleich zur Arbeitslosenzahl auf einem hohen Niveau.

Da viele Stellen im sozialen Bereich im Rahmen von Projekten öffentlich gefördert werden, gibt es einen hohen Anteil befristeter Stellen. So war 2022 ein gutes Viertel der gemeldeten Stellenangebote befristet ausgeschrieben. Hinzu kam, dass die Offerten für soziale Berufe häufig in Teilzeit angeboten wurden (vergleiche Abschnitt zur Beschäftigung).

Arbeitslosigkeit gering

Im Jahresdurchschnitt waren 6.700 Personen arbeitslos gemeldet, die in der Sozialarbeit, der Sozialpädagogik oder -beratung eine Tätigkeit auf Fachhochschul- oder Hochschulniveau suchten. Dies waren 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Bezogen auf alle Erwerbspersonen waren akademische Fachkräfte im Bereich der Sozialen Arbeit wenig von Arbeitslosigkeit betroffen. Ihre berufsspezifische Arbeitslosenquote lag 2022 wie im Vorjahr bei 1,9 Prozent.

Studienanfängerzahlen erreichen neues Allzeithoch

19.000 Studierende beendeten 2021 ein Studium der Kinder- und Jugendarbeit oder Sozialarbeit und -beratung. Das war ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der Bachelorabschlüsse lag im Sozialwesen bei 87 Prozent, so hoch wie in kaum einem anderen Studienfach. In der Sozialarbeit sind mit dem Bachelorabschluss sehr viele Beschäftigungschancen vorhanden. Ein weiterführendes Studium könnte deshalb nur für einen kleineren Personenkreis interessant erscheinen, zum Beispiel, wenn eine forschende oder konzeptionelle Tätigkeit angestrebt wird. Insgesamt waren im Wintersemester 2021/22 rund 116.000 junge Menschen für ein Studium der Sozialen Arbeit, der Sozialpädagogik oder des allgemeinen Sozialwesens eingeschrieben. Das waren 7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und so viele wie noch nie.

Abbildung 2.7 - 1 

Diagramm: Sozialwesen (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 einschließlich Heilerziehungspflege und Sonderpädagogik.

  

Stand: Juli 2023

2.8 Lehrkräfte

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Der Arbeitsmarkt für Lehrkräfte hat sich nach den Beeinträchtigungen während der der Corona-Pandemie wieder positiv entwickelt. Die Zahl Arbeitsloser ist sehr gering. Die Lehrerzahl an öffentlichen Schulen hat zugenommen. In vielen Feldern wird aktuell ein Lehrkräftemangel beklagt. Gleichzeitig wächst die Zahl der Unterrichtenden an Hochschulen. Die Zahl der Studierenden, die einen Lehramtsabschluss anstreben, bewegt sich auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.

1,6 Millionen Lehrkräfte in Deutschland

Rund 1,6 Millionen Lehrkräfte gibt es in Deutschland.1 Fast 2 von 3 unterrichten an allgemein- oder berufsbildenden Schulen (Abbildung 2.8 – 1). Knapp jede vierte Lehrkraft vermittelt ihr Wissen an Studierende einer Fachhochschule oder Hochschule. Jede neunte, das sind rund 196.000, ist in der außerschulischen Bildung tätig. Hierzu zählen die Erwachsenenbildung, musikalische und sprachliche Bildung, Kultur-, Theater-, Religionspädagogik oder auch IT-Schulungen und Sportunterricht. Gut ein Drittel arbeitet in der außerschulischen Bildung auf selbständiger Basis.

Lehrerzahl an allgemein- und berufsbildenden Schulen 2022 bei rund 1 Million

Laut Mikrozensus waren 2022 in Deutschland 975.000 Lehrkräfte für allgemeinbildende Fächer und 79.000 für berufsbildende Fächer und Ausbildungspädagogik tätig. Rund ein Drittel aller Lehrkräfte in diesen Schularten arbeitet als Angestellte, etwa zwei Drittel sind verbeamtet.

Die Schulstatistik verzeichnet für das Schuljahr 2020/21 rund 709.000 voll- und teilzeitbeschäftigte Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden Schulen und 124.000 an berufsbildenden Schulen.2
Im Vergleich zum vorangegangenen Schuljahr ist damit die Lehrerzahl 2021/22 leicht gestiegen (+1 Prozent).

Abbildung 2.8 - 1

Mehr als jede zweite Lehrkraft arbeitet an einer allgemeinbildenden Schule, jede neunte in der außerschulischen Bildung

Erwerbstätige Lehrkräfte nach ausgeübten Tätigkeiten, Deutschland, 2022

Diagramm: Jede siebte Lehrkraft ist in der außerschulischen Bildung tätig

Großer Einstellungsbedarf in den nächsten Jahren wegen steigender Schülerzahlen und vielen Ruhestandseintritten von Lehrkräften

21 Prozent der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen sind 55 Jahre oder älter, an den Berufsschulen sogar 30 Prozent.3 Dies könnte auf einen hohen Bedarf an Nachwuchslehrkräften in den kommenden Jahren hindeuten. Allerdings ist hierbei von erheblicher Bedeutung, wie sich die Schülerzahl entwickelt. Nach letzten Angaben der Kultusministerkonferenz, die aus dem Jahr 2022 stammen, wird sie auf Basis der Schülerzahlen des Jahres 2020 bis 2035 um 9 Prozent oder rund 900.000 Schülerinnen und Schüler steigen, was bei gleich bleibender Schüler-Lehrer-Relation einen wesentlich höheren Lehrkräftebedarf als heute zur Folge hätte.4 Eine Bertelsmann-Studie kam bereits 2019 zu der Einschätzung, dass die Schülerzahlen aufgrund Zuwanderung und steigender Geburtenzahlen merklich zunehmen.5 Deshalb würde künftig auch eine deutlich höhere Zahl an Lehrkräften benötigt, zunächst vor allem an Grundschulen. Wie die Höhe des Bedarfs tatsächlich ausfallen wird, ist darüber hinaus von weiteren Faktoren abhängig, wie der Entwicklung der Teilzeitquote, des tatsächlichen Renten- oder Pensionseintrittsalters oder bildungspolitisch gesetzter Rahmenbedingungen, beispielsweise der Größe der Schulklassen oder der Schulformen an sich. Eine genaue Vorausschätzung des Bedarfs bleibt daher schwierig.

Lehrkräftebedarf bzw. -mangel

Laut ihren letzten Vorausschätzungen geht die Kultusministerkonferenz6 davon aus, dass für den Sekundarbereich II/Gymnasium deutschlandweit in den nächsten Jahren nahezu durchgängig ein Überangebot an Absolventinnen und Absolventen zu erwarten ist. In allen anderen Lehrämtern wird dagegen ein zum Teil erheblicher Bedarf, verbunden mit Engpässen, erwartet.

Der Lehrerbedarf fällt dabei je nach Schultyp und Unterrichtsfach, aber auch in den einzelnen Ländern verschieden aus. Nach Fachrichtungen betrachtet, dürfte es schwerer fallen, genügend Lehrkräfte zum Beispiel für die Fächer Mathematik, Informatik, Chemie, Physik, Englisch, Kunst oder Musik zu finden. Für Fächer wie Sozialkunde/Gesellschaftslehre/Politik, Geschichte und Erdkunde oder katholische Religionslehre wird dagegen eine eher gute Bedarfsdeckung erwartet. An den Berufsschulen dürften besonders Bewerberinnen und Bewerber mit den Fächern Metall-, Elektro- und Informationstechnik, Gesundheits- und Körperpflege sowie Pflege und Sozialpädagogik gefragt sein, ebenso wie Lehrkräfte mit dem allgemeinbildenden Fächerportfolio Mathematik und Naturwissenschaften. In der Sonderpädagogik wird von hohem Einstellungsbedarf in allen Förderschwerpunkten ausgegangen.

2022 etwas mehr Einstellungen in den Schuldienst als im Vorjahr

Nach Angaben der Kultusministerkonferenz haben die deutschen Bundesländer 2022 rund 34.000 neue Lehrkräfte in den öffentlichen Schuldienst eingestellt. Das waren 1 Prozent mehr als im Vorjahr und merklich mehr als in den Jahren 2009 bis 2014. Damals bewegte sich die Zahl der Neueinstellungen auf einem stabilen Niveau von jährlich um die 30.000, nachdem in den Jahren 2003 bis 2008 deutlich weniger Personal rekrutiert wurde. Von 2015 bis 2020 betrug die Einstellungszahl jährlich um die 35.000. Mit 3.200 waren 9 Prozent der Neueinstellungen Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger ohne Lehramtsabschluss. Das waren 2 Prozent mehr als im Vorjahr, aber deutlich weniger als noch 2017 und 2018, als diese auf einen Anteil von bis zu 13 Prozent kamen.

In den Vorbereitungsdienst (Referendariat) wurden 2022 rund 28.000 Personen eingestellt, die die erste Lehramtsprüfung bestanden hatten. Das waren 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Unter den neuen Referendarinnen und Referendaren waren 1.200 Quereinsteigerinnen und -einsteiger ohne lehramtsbezogenen Studienabschluss. Dies entspricht einem Anteil von 4 Prozent.

Gute Chancen auf Übernahme nach erfolgreichem Vorbereitungsdienst

Und wie standen für Absolventinnen und Absolventen des Vorbereitungsdienstes die Chancen auf Übernahme in den Schuldienst? Zuletzt war 2013 und 2014 bundesweit ein leichter Bewerberüberhang zu verzeichnen gewesen, der sich vor allem in Bayern und Nordrhein-Westfalen bemerkbar machte. Seit 2015 wurden in nahezu allen Ländern mehr Lehrkräfte eingestellt als in diesen Jahren den Vorbereitungsdienst beendet hatten.7

Mehr Hochschulpersonal

An den Hochschulen gibt es beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal einen stetigen Aufwärtstrend zu beobachten. Hier spiegelt sich die zunehmende Akademisierung wider. Für 2021 weist die Hochschulstatistik rund 276.000 hauptamtlich Tätige8 aus (+2 Prozent gegenüber Vorjahr). 50.000 davon haben eine Professur inne. Hinzu kommen rund 152.000 Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Hilfskräfte, die an Hochschulen nebenberuflich tätig sind. Der Mikrozensus weist für 2022 insgesamt rund 384.000 Lehrende und Forschende an Hochschulen aus.

Zahl der neu gemeldeten Stellen gesunken

Die Zahl der Neuzugänge an gemeldeten Stellenangeboten für Lehrkräfte sank von 2021 auf 2022 um 3 Prozent auf 9.300 Angebote. Im Jahresdurchschnitt 2022 führte dies zu einem Bestand von 2.500 Arbeitsstellen. Dies entsprach einem Minus von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einem deutlichen Rückstand von 29 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 vor Beginn der Corona-Krise (-1.000 Stellenangebote).

Bei einem Drittel dieser Offerten handelte es um Stellenausschreibungen für Lehrämter an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen. Fast 40 Prozent entfielen auf Angebote für Dozentinnen und Dozenten an Universitäten oder Fachhochschulen. Über ein Viertel waren der außerschulischen Bildung zuzuordnen, beispielsweise an Privatschulen, Volkshochschulen, privaten Bildungsträgern oder in der Erwachsenenbildung.9

Arbeitslosigkeit sehr gering

Insgesamt 15.900 Arbeitslose, die eine lehrende oder ausbildende Tätigkeit anstrebten, waren im Jahresdurchschnitt 2022 registriert (-8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Damit hat sich der 2020 beachtliche coronabedingte Anstieg weitgehend abgebaut.

Unter den gemeldeten Arbeitslosen befanden sich 5.700 Lehrkräfte, die eine Arbeit an allgemeinbildenden Schulen oder in der beruflichen Erstausbildung suchten, sowie 6.500 Personen, die an außerschulischen Bildungseinrichtungen unterrichten wollten, zum Beispiel in der Erwachsenenbildung. Hinzu kamen rund 3.700 Arbeitslose, die eine Dozenten- oder Forschungstätigkeit an einer Hochschule im Auge hatten.

Im Verhältnis zur Zahl der erwerbstätigen Lehrerinnen und Lehrer ist die Arbeitslosigkeit sehr gering. Rechnerisch ergibt sich eine berufsspezifische Arbeitslosenquote von 1,1 Prozent.

Studierendenzahl auf Rekordhöhe

48.000 Studierende legten 2021 erfolgreich die Lehramtsprüfung ab. Das bedeutet nach einem deutlichen coronabedingten Rückgang im Jahr 2020 ein Plus von 12 Prozent.

In den nächsten Jahren dürfte sich die Absolventenzahl auf ähnlichem Niveau bewegen, denn die Zahl der Studierenden bleibt im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert bei 264.000. Auch die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger im 1. Fachsemester fiel in den letzten 4 Jahren von 2018 bis 2021 um ein Sechstel höher aus als in den 4 Jahren davor.

Eine genaue Einschätzung der Lehrkräfte-Nachwuchsentwicklung wird allerdings dadurch erschwert, dass in einigen Ländern auch Nichtlehramts-Bachelor später noch einen Master mit Lehramtsprüfung anschließen können.

Abbildung 2.8 - 2

Diagramm: Lehrkräfte (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Quelle: Mikrozensus, Erstergebnis 2022. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 Quelle: Statistisches Bundesamt. Berücksichtigt sind voll- und teilzeitbeschäftigte Lehrkräfte, ohne stundenweise beschäftigtes Lehrpersonal. Im Unterschied dazu sind beim Mikrozensus auch stundenweise beschäftigte Personen eingerechnet.
3Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2022.
4 Quelle: Kultusministerkonferenz, Vorausberechnung der Schüler/-innen und Absolvierendenzahlen 2021 bis 2035, September 2022.
5 Klaus Klemm, Dirk Zorn: Steigende Schülerzahlen im Primarbereich – Lehrermangel deutlich stärker als von der KMK erwartet, Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh, September 2019.
6 KMK: Lehrkräfteeinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2021 - 2035, Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Dokumentation Nr. 233 – März 2022.
7 KMK: Einstellung von Lehrkräften 2022, Berlin Juni 2023.
8 Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11 Reihe 4.4.
9 Jeweils bezogen auf die Jahressumme der Zugänge gemeldeter Stellen

 Stand: Juli 2023

2.9 Gesellschaftswissenschaften

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Der Arbeitsmarkt in der Soziologie, Politologie, in den Erziehungswissenschaften und anderen gesellschaftswissenschaftlichen Berufen hat sich 2022 nach dem Ende der Corona-Krise wieder positiv entwickelt. So ist die Arbeitslosigkeit weiter gesunken und die Erwerbstätigkeit gestiegen. Generell gibt es eher wenige Stellenangebote, die sich explizit an Arbeitsuchende mit sozialwissenschaftlichem Abschluss wenden. Deshalb erschließen sich arbeitsuchende Gesellschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zunehmend fachverwandte und fachfremde Tätigkeitsbereiche. Das gleichbleibend hohe Interesse an gesellschaftswissenschaftlichen Studiengängen lässt für die nächsten Jahre ein großes Potenzial an Nachwuchskräften erwarten.

Soziologie

Der Arbeitsmarkt für Soziologinnen und Soziologen zeigte in den letzten Jahren eine gute Entwicklung. Laut Mikrozensus waren 2022 circa 102.000 Personen mit einem sozialwissenschaftlichen Studienabschluss in Deutschland erwerbstätig. Allerdings arbeitete mit rund 7.000 Erwerbstätigen nur ein kleiner Teil als Sozialwissenschaftler/-in im engeren Sinne, zum Beispiel in der Forschung oder Lehre.

Gut 900 Arbeitslose, 19 Prozent weniger als im Vorjahr, strebten 2022 eine Tätigkeit als Soziolog/-in, Gender- oder Sozialwissenschaftler/-in an. Weitere 1.800 Arbeitslose, die Soziologie studiert hatten, suchten vorrangig alternative Tätigkeiten, zum Beispiel im Personalwesen, der Sozialpädagogik oder Lehrtätigkeiten. Bezogen auf alle Erwerbspersonen mit einem Abschluss in der Soziologie belief sich die studienfachspezifische Arbeitslosenquote auf 2,6 Prozent.

Insgesamt 1.500 Vakanzen wurden im Jahresverlauf gemeldet. Die Zahl der neu gemeldeten Stellen erreicht damit einen neuen Höchststand (im Vergleich zum Vorjahr +22 Prozent). Im Monatsdurchschnitt betrachtet bedeutete das aber einen Bestand von lediglich knapp 300 gemeldeten Stellenangeboten und damit vergleichsweise wenig einschlägige Bewerbungsmöglichkeiten.

Rund 6.000 Absolventinnen und Absolventen schlossen 2021 erfolgreich ein Studium der Sozialwissenschaften ab. Das waren 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt 40.000 Menschen waren 2021/22 in einem sozialwissenschaftlichen Studiengang immatrikuliert. Das war ein Minus von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotzdem könnte die Konkurrenz am Arbeitsmarkt künftig größer werden, denn die Studierendenzahlen bewegen sich weiterhin auf einem hohen Niveau.

Politikwissenschaften

Die Politikwissenschaften haben, gemessen an der Zahl der Erwerbstätigen mit einem entsprechenden Studienabschluss, in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. So hat sich die Zahl der erwerbstätigen Politologinnen und Politologen seit 2012 ungefähr verdoppelt.1 Etwa 98.000 waren 2022 in Deutschland tätig. Allerdings ordnen nur 13.000 Erwerbstätige ihre Tätigkeit originär politikwissenschaftlichen Aufgaben zu.

Die Zahl der Arbeitslosen, die eine Tätigkeit im Feld der Politikwissenschaften suchten, hat sich 2022 gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel auf jahresdurchschnittlich 500 Arbeitslose verringert. Weitere 2.100 Arbeitslose, die einen Abschluss der Politikwissenschaften vorweisen konnten, suchten schwerpunktmäßig Aufgaben in der Unternehmensorganisation, in der Öffentlichkeitsarbeit, im Journalismus, in der Unternehmensberatung oder in der Projektleitung. Die Arbeitslosenquote fiel, bezogen auf alle Erwerbspersonen mit einem Politikabschluss, mit 2,6 Prozent niedrig aus.

Die gemeldeten Arbeitsangebote, die sich an Politikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richteten, blieben etwas unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit im Laufe des Jahres 2022 knapp 300 Stellenzugänge. Monatsdurchschnittlich bedeutete dies bundesweit lediglich 70 einschlägige Jobangebote.

Ungeachtet der geringen Zahl an Stellenangeboten stößt das Studienfach Politik auf großes Interesse. So waren im Wintersemester 2021/22 in den Politikwissenschaften 32.000 Immatrikulierte zu verzeichnen. Das waren 1 Prozent mehr als im Vorjahr und die höchste Einschreibungszahl im Fach Politik seit 1993. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen im Fach Politikwissenschaft fiel 2021 wieder höher aus als im Vorjahr (+7 Prozent). 5.000 Studierende legten erfolgreich eine Abschlussprüfung ab. Davon erhielten 3 von 5 einen Bachelorabschluss.

Erziehungswissenschaften

Rund 218.000 Erwerbstätige mit einem Studienabschluss der Erziehungswissenschaften waren laut Mikrozensus 2022 in Deutschland tätig. Allerdings ordneten nur rund 66.000 Erwerbstätige ihre Tätigkeit dem engeren erziehungswissenschaftlichen Aufgabenfeld einschließlich Hochschullehre und Forschung zu.2 Zwei von drei studierten Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern arbeiteten als Lehr- und Ausbildungspersonal oder waren in der praktischen Erziehung oder der Sozialarbeit und -pädagogik tätig. Darüber hinaus waren etwa 16 Prozent mit Aufgaben der Unternehmensführung oder -verwaltung betraut, wozu unter anderem das Personalmanagement und die Personalentwicklung gehören.

Die Zahl der Arbeitslosen, die explizit eine Tätigkeit als Pädagogin/Pädagoge oder Erziehungswissenschaftlerin oder -wissenschaftler anstrebten, ist 2022 nach dem coronabedingten Anstieg um 11 Prozent auf 1.300 gesunken. Darüber hinaus waren 2022 weitere 2.300 Arbeitslose registriert, die über einen erziehungswissenschaftlichen Abschluss verfügten und ihre Arbeitssuche auf verwandte oder auch fachfremde Tätigkeitsbereiche ausrichteten. Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote fällt für Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit rechnerisch 1,6 Prozent nach wie vor sehr günstig aus.

Es gibt relativ wenige Stellenangebote, die sich ausdrücklich an Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wenden. Monatsdurchschnittlich hatte die Bundesagentur für Arbeit knapp 700 zu besetzende Stellen im Bestand. Im Laufe des Jahres gingen 2022 rund 2.200 neue Stellenangebote bei der Bundesagentur für Arbeit ein, etwas weniger als im Vorjahr. Die Mehrzahl der Stellenangebote kommt aus dem Bildungswesen, angefangen von Kindergärten bis hin zu Universitäten und Einrichtungen der Erwachsenenbildung, aus sozialen Beratungseinrichtungen, Schul- und Jugendämtern, Jugendzentren, Pflegeheimen, Unternehmenszentralen sowie Krankenhäusern. Es fällt aber auf, dass fast ein Drittel der gemeldeten Stellen befristet ist.

Rund 12.000 Studierende schlossen im Jahr 2021 ein Studium der Erziehungswissenschaften erfolgreich ab, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Zwei Drittel der Prüflinge erwarben einen Bachelorabschluss und schließen zum großen Teil noch ein Masterstudium an. In den nächsten Jahren dürfte die Zahl der Berufseinsteigerinnen und -einsteiger auf dem jetzigen Niveau bleiben, denn nachdem die Zahl der Studierenden im Fach Erziehungswissenschaften von 2008 bis 2016 kontinuierlich zugenommen hatte, pendelte sie sich in den letzten Jahren stabil bei etwa 60.000 Studierenden ein.

Abbildung 2.9 - 1

Diagramm: Gesellschaftswissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

1Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2In dieser Zahl sind auch Personen enthalten, die einen Studienabschluss einer anderen Hauptfachrichtung als Erziehungswissenschaften erworben haben.

Stand: Juli 2023

2.10 Psychologie

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Insgesamt entwickelte sich der Arbeitsmarkt für Psychologinnen und Psychologen1 in den letzten Jahren positiv. So ist die Erwerbstätigkeit in den letzten 10 Jahren deutlich gewachsen. Trotz eines coronainduzierten Anstiegs 2020 und 2021 fällt die Arbeitslosigkeit gering aus. Steigende Studierendenzahlen dürften in nächster Zeit zu einer Erhöhung des Fachkräftepotenzials beitragen.

Erwerbstätigkeit stark im Wachsen, viele Selbständige

Der Mikrozensus verzeichnete in Deutschland 2022 rund 165.000 Erwerbstätige, die ein Psychologiestudium erfolgreich absolviert haben. Das waren über die Hälfte mehr als 2012 (Abbildung 2.10 – 1).2 Nach dem aktuell ausgeübten Beruf befragt, gaben rund 119.000 Personen an, als Psychologin oder Psychologe tätig zu sein. Zwei Fünftel von ihnen boten ihre Dienstleistungen auf selbständiger Basis an. 78 Prozent der Erwerbstätigen sind Frauen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig angestellten Psychologinnen und Psychologen belief sich 2022 laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit auf 52.000. Mit einem Zuwachs von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr setzte die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung damit auch 2022 ihr Wachstum fort.

Trotz Anstiegs geringe Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenzahl hatte sich 2020 und 2021 aufgrund der coronabedingten Einschränkungen merklich erhöht. Im Jahresdurchschnitt 2022 suchten 3.000 Arbeitslose eine Anstellung als Psychologin oder Psychologe. Das waren 1 Prozent weniger als im Vorjahr. Unter den Arbeitslosen waren 2.400 ärztliche Psychologinnen und Psychologen sowie 600 nichtärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Rechnerisch ergibt sich eine trotz der coronabedingten Anstiege 2020 und 2021 geringe berufsspezifische Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent.

Viele Stellenangebote aus Krankenhäusern und Reha-Kliniken

Im Jahresdurchschnitt hatte die Bundesagentur für Arbeit rund 1.000 Stellenangebote für Psychologinnen und Psychologen, darunter gut 200 für nichtärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten, im Angebot. Die Stellenzugänge im Laufe des Jahres, die mehr über die Dynamik der Nachfrage aussagen, beliefen sich auf 3.400 Angebote. Das waren 12 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Darin enthalten waren 600 Offerten für Psychotherapeut/-innen, 15 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die meisten Vakanzen waren im Gesundheitswesen zu besetzen. So kamen 3 von 10 neu gemeldeten Stellenangeboten aus Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken. Aber auch in der Öffentlichen Verwaltung, im Bildungswesen und im Sozialwesen einschließlich Wohnheimen wurden Psychologinnen und Psychologen oder Psychotherapeutinnen und -therapeuten gesucht. Weitere Stellenofferten kamen von Unternehmensführungen und -beratungen oder von kirchlichen Vereinigungen, Bildungs- und Jugendorganisationen.

Großes Interesse am Studium der Psychologie

Der akademische Nachwuchs scheint in der Psychologie gesichert: Die Hochschulstatistik weist für das Jahr 2021 18.000 erfolgreiche Abschlüsse aus – 14 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie zuvor. Knapp drei von fünf Prüfungen gehen auf einen Bachelorabschluss zurück. Erfahrungsgemäß folgt danach meistens noch ein Masterstudium. Auch die Zahl der Psychologie-Studierenden insgesamt wächst in den letzten Jahren sehr deutlich. So waren im Wintersemester 2021/22 rund 105.000 Männer und Frauen für ein Studium der Psychologie eingeschrieben. Das waren 4 Prozent mehr als im Vorjahr und fast doppelt so viele wie vor zehn Jahren.

Abbildung 2.10 – 1

Diagramm: Psychologie (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1Die Berufsgruppe umfasst Psychologen und nichtärztliche Psychotherapeuten. Ärztliche Psychotherapeuten sind der Berufsgruppe der Ärzte zugeordnet.
2 Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar

 

Stand: Juli 2023

2.11 Geisteswissenschaften

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Unter geisteswissenschaftlichen Berufen werden hier insbesondere Berufe in den Tätigkeitsfeldern Sprach- und Literaturwissenschaften, Geschichts-, Medien- und Theaterwissenschaften, Philosophie sowie Regionalwissenschaften und Anthropologie zusammengefasst. Insgesamt hat sich der Arbeitsmarkt für diese Berufe zwar positiv entwickelt; er stellt sich aber nicht unproblematisch dar. Die Zahl der Erwerbstätigen ist in den letzten Jahren sehr stark gestiegen. Allerdings verläuft der Berufseinstieg oft alles andere als einfach, da es nur wenige Stellenangebote gibt, die sich explizit an die Vielzahl der Absolventinnen und Absolventen geisteswissenschaftlicher Studiengänge richten. Eine frühzeitige berufliche Orientierung, Flexibilität und regionale Mobilität sind daher wichtig für eine erfolgreiche Etablierung am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit fällt in der ersten Zeit nach dem Studium höher aus als in anderen Fachrichtungen, insgesamt bewegt sie sich aber auf einem niedrigen Niveau. Das liegt auch daran, dass Absolventinnen und Absolventen der Geisteswissenschaften bei der Arbeitssuche offen für studienfernere Tätigkeiten sind. Die Arbeitslosenzahl ist 2022 gesunken und bewegt sich auf historisch geringem Niveau. Die explizit für Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gemeldeten Arbeitsangebote sind allerdings weiterhin sehr überschaubar. Die Studierendenzahl geht seit 2016 zurück. Dies könnte künftig zu etwas weniger Konkurrenz am Arbeitsmarkt führen.

Mehrzahl in adäquaten Tätigkeiten

Auf der einen Seite ist der Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler dadurch geprägt, dass es angesichts hoher Konkurrenz nur einem Teil der Absolventinnen und Absolventen gelingt, einen Arbeitsplatz in einem studienadäquaten Tätigkeitsfeld zu finden. In Befragungen geben zwei von drei Absolventinnen und Absolventen von geisteswissenschaftlichen Fächern an, einer Tätigkeit nachzugehen, deren Inhalte, Anforderungen und Position ihrem Studium entsprechen. Dies heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass alle anderen Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unterwertige Tätigkeiten ausüben. Jeder Vierte beschreibt seine Arbeit zwar als fachfremd, die berufliche Position aber als durchaus einem Hochschulabschluss angemessen. Lediglich 11 Prozent der geisteswissenschaftlichen Diplom-Absolventinnen und -absolventen sehen sich zehn Jahre nach ihrem Studium tatsächlich sowohl fachlich als auch positionsbezogen unter Niveau beschäftigt.1 Befragungen des Jahrgangs 2013 ein Jahr nach dem Hochschulabschluss sprechen dafür, dass sich die Situation nicht verbessert hat. So waren Master-Absolventinnen und -Absolventen zu 13 Prozent inadäquat beschäftigt, bei Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen sogar fast ein Drittel.

Abbildung 2.11 - 1 

Diagramm: Geisteswissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

Zahl der Erwerbstätigen kräftig gewachsen

Auf der anderen Seite ist zu beobachten, dass Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen zunehmend geschätzt werden, verfügen sie doch in der Regel über ausgeprägte Kompetenzen im Bereich des Wissensmanagements. Auch ihre interkulturellen Kompetenzen und Fertigkeiten bei der Informationsgewinnung und -aufbereitung gehören zu den nachgefragten Fähigkeiten in einer wissensbasierten und globalen Arbeitswelt.

So ist die Zahl der Erwerbstätigen in den letzten Jahren kräftig gestiegen. Waren im Jahr 2012 laut Mikrozensus noch 320.000 Erwerbstätige mit einem geisteswissenschaftlichen Abschluss in Deutschland tätig, lag ihre Zahl 2022 bei 414.000 Personen. (Abbildung 2.11 – 1).2


Vielfältige Einsatzfelder

Etwa ein Drittel arbeitet in Branchen, die typisch sind für klassische Arbeitsfelder von Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (Abbildung 2.11 – 2). Hierzu gehört mit knapp 99.000 Erwerbstätigen vorrangig das Bildungswesen, 13.000 Erwerbstätige in Medien-Unternehmen (Verlage, Funk und Fernsehen) sowie 9.000 Personen, die mit Dolmetschen und Übersetzen beschäftigt sind. 16.000 Geisteswissenschaftler/-innen sind im Öffentlichen Dienst beschäftigt – auch hier dürften viele fachnahe Einsatzbereiche zum Beispiel in der Kulturverwaltung oder in der Wissenschaft zu finden sein.

Außer diesen für die Geisteswissenschaften typischen Branchen finden sich auch Einsatzmöglichkeiten, die mal mehr oder oft auch mal weniger mit den Studieninhalten in Zusammenhang stehen dürften. So sind 26.000 im Verarbeitenden Gewerbe und 22.000 im Handel tätig. Weitere Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler arbeiten im Gesundheits- und Sozialwesen; andere bei Verbänden, Organisationen und kirchlichen Einrichtungen oder auch bei IT-Dienstleistern. Zu kleineren Anteilen werden Arbeitsplätze angeboten bei anderen Dienstleistungsunternehmen wie z. B. Reisebüros, Reiseveranstaltern, Call-Centern oder Werbeagenturen.3

Abbildung 2.11 - 2

Mehr als die Hälfte arbeitet in Branchen, für die ein Studium der Geisteswissenschaften idealtypisch ist

Erwerbstätige mit Studienabschluss der Geisteswissenschaften nach Wirtschaftszweigen

Diagramm: Mehr als die Hälfte arbeitet in Branchen, für die ein Studium der Geisteswissenschaften idealtypisch ist

Unterdurchschnittliche Gehälter

Die große Varianz der von Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgeübten Tätigkeiten macht es schwierig ein „typisches“ Durchschnittsgehalt zu ermitteln. In der Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit, die ausschließlich auf den ausgeübten Tätigkeiten und nicht auf den vorliegenden Abschlüssen basiert, sind keine aussagekräftigen Angaben enthalten.4 Der Mikrozensus bietet zumindest ein paar Anhaltspunkte, weil hier die Fachrichtung des erworbenen Hochschulabschlusses hinterlegt ist. Allerdings werden hier nur Nettoeinkommen ausgewiesen und es bleibt wiederum offen, welche Tätigkeit konkret ausgeübt wird. Für abhängig Beschäftigte mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss weist der Mikrozensus 2022 insgesamt ein monatliches Netto-Einkommen von 3.142 Euro aus. Selbständige erzielten dagegen im Durchschnitt ein um gut 1.000 Euro höheres Nettoeinkommen (4.234 Euro). Bei Erwerbstätigen, die einen Studienabschluss in der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften, Sport aufweisen, zeigt sich die finanzielle Lage erheblich verhaltener. Abhängig Beschäftigte mit einem entsprechenden Studienabschluss erzielten ein durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen von 2.746 Euro (West 2.760, Ost 2.702). Diese Gehaltsangabe wird dadurch positiv beeinflusst, weil auch Lehramtsabsolventen zu dieser Fächergruppe gehören mit einem durchschnittlichen Nettoentgelt von 2.997 Euro.

Absolventinnen und Absolventen der Kulturwissenschaften im engeren Sinne kamen auf 2.581 Euro, Historikerinnen und Historiker auf 2.738 Euro.

Etwas höhere Gehälter erhielten ehemalige Theologie-Studierende (2.892 Euro), Germanisten und Germanistinnen dagegen geringere (2.516 Euro). Die Selbständigkeit mag im Hinblick auf Arbeitsinhalte oder Selbstbestimmtheit Vorteile bringen, auf das Netto-Einkommen wirkt sie sich oftmals kaum erhöhend aus. Selbständig Tätige mit einem Studienabschluss in der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften, Sport erzielten 2022 im Mittel lediglich 10 Euro höhere Einkommen als abhängig Beschäftigte.

Gemeldete Stellen auf niedrigem Niveau gestiegen

Berufseinsteigerinnen und -einsteigern bereitet es immer wieder Schwierigkeiten, dass es relativ wenig Stellenangebote gibt, die sich ausdrücklich an Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richten. Es gilt daher, sich möglichst frühzeitig über Tätigkeitsfelder zu informieren und auf ein klares arbeitsmarktgerechtes Qualifikationsprofil hinzuarbeiten. Hierzu sind praktische Erfahrungen und gezielte Netzwerkpflege sehr hilfreich.

Im Verlauf des Jahres 2022 wurden der Bundesagentur für Arbeit 1.900 Stellenangebote gemeldet, die sich explizit an Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wandten. Das waren zwar 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Monatsdurchschnittlich betrachtet bewegten sich die öffentlich zu vermittelnden Stellenofferten mit einem Bestand von knapp 400 Stellenangeboten aber weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau.

Im Einzelnen gingen für Historikerinnen und Historiker sowie Archäologinnen und Archäologen nicht ganz 300 Stellenangebote bei der Arbeitsvermittlung ein, für Germanistinnen und Germanisten sowie andere Sprach- und Literaturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ebenfalls knapp 300. In den Medien- und Theaterwissenschaften wurden 1.300 Stellen neu gemeldet.

Geringe Arbeitslosigkeit

Die Zahl Arbeitsloser, die eine geisteswissenschaftliche Tätigkeit anstrebten, war von 2015 bis 2019 kontinuierlich gesunken. Aufgrund der Corona-Krise stieg sie 2020 merklich an und ging 2021 und 2022 wieder zurück. 2022 waren 2.500 Arbeitslose gemeldet, 19 Prozent weniger als im Vorjahr.

Es würde jedoch zu kurz greifen, wenn man hier nur Arbeitslose berücksichtigte, die eine geisteswissenschaftliche Tätigkeit anstreben, die der engen Definition laut Klassifikation der Berufe entspricht. So suchen Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler nicht nur nach den dünn gesäten Stellenangeboten in Geschichtswissenschaften, Germanistik, Amerikanistik, Romanistik, Sinologie oder vielleicht Theaterwissenschaften. Vielfach richten sie ihre Arbeitsuche auf alternative Einsatzgebiete aus oder wählen manchmal auch nur andere, tätigkeitsorientierte Berufsbezeichnungen. So waren 2022 weitere 12.500 studierte Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler arbeitslos gemeldet, die zum Beispiel eine Arbeit suchten als wissenschaftliche Mitarbeiter/-in an Hochschulen, als Übersetzer/-in, als Journalist/-in, als Lehrkraft oder als Pressesprecher/-in. Auch weniger studiennahe Bereiche wie Büro- und Sekretariatsaufgaben, Werbung und Marketing, Verkauf, Unternehmensberatung oder kaufmännische Tätigkeiten standen immer wieder im Fokus.

Aber auch wenn man diesen erweiterten Personenkreis mitzählt, bewegt sich die Arbeitslosigkeit auf einem niedrigen Niveau: Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote lag für studierte Sprach- und Literaturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bei 2,8 Prozent, für Geschichtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bei 3,5 Prozent.5
Das dürfte nicht zuletzt der hohen Flexibilität bei der Wahl der Arbeitsfelder zu verdanken sein. Welch hohe Bedeutung dieser Offenheit für alternative Arbeitsfelder zukommt, illustriert ein Blick auf die nach amtlichem Standard berechnete berufsspezifische Arbeitslosenquote in den Geisteswissenschaften, die nur Personen einbezieht, die explizit eine Tätigkeit als Geisteswissenschaftlerin oder -wissenschaftler suchen bzw. als solche tätig sind. Sie belief sich 2022 auf exorbitant hohe 21,5 Prozent. Daraus lässt sich ein sehr hohes Arbeitslosigkeitsrisiko für solche Personen ableiten, die sich allein auf explizit für Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgeschriebene Stellen fokussierten.

Studierendenzahl rückläufig

Seit dem Höchststand von 235.000 im Wintersemester 2016/17 ist die Zahl der Studierenden in Fächergruppe Geisteswissenschaften von Jahr zu Jahr gesunken.6 Im Wintersemester 2021/22 waren 197.000 Studierende immatrikuliert. Das waren 4 Prozent weniger als im Vorjahr und die niedrigste Zahl an eingeschriebenen Personen seit 2008/09.

Mit 28.000 legten 2021 – nach einem coronabedingten Rückgang im Jahr davor – 6 Prozent mehr Absolventinnen und Absolventen erfolgreich eine Abschlussprüfung ab. Künftig dürfte die Absolventenzahl der rückläufigen Entwicklung der Studierendenzahl folgen.

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1 Quelle: HIS-Forum Hochschule 10/2013, Prüfungsjahrgang 2001, zehn Jahre nach dem Bildungsabschluss. Geisteswissenschaftliche Fächer werden hier als Sprach- und Kulturwissenschaften bezeichnet.
2 Quelle: Statistisches Bundesamt, Erstergebnisse des Mikrozensus 2022. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
3 Quelle: Statistisches Bundesamt, Sonderauswertung Mikrozensus 2022 – Erwerbstätige mit Studienabschluss der Sprach- und Kulturwissenschaften, der Geschichte oder der Philosophie nach Wirtschaftszweigen.
4 Auch die Verdienststrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes, die alle vier Jahre durchgeführt wird, stößt auf ähnliche Probleme.
5 Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote kann nur für ausgewählte Studienabschlüsse berechnet werden, hier z. B. für die Fächergruppe Geisteswissenschaften sowie das Studienfach Geschichtswissenschaften.
6 ohne Lehrämter

Stand: August 2023

2.12 Publizistik

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Die Medienwirtschaft befindet sich im Umbruch. Zurückgehende Verkaufszahlen und Werbeeinnahmen im Printbereich, die bislang nicht durch entsprechende Mehreinnahmen im boomenden Online-Bereich auszugleichen sind, machen vielen Medienunternehmen das Leben schwer. Diese Veränderungen bleiben nicht ohne Wirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Beschäftigungsbedingungen.

Positiv hervorzuheben ist eine steigende Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Arbeitslosigkeit fällt höher aus als in anderen akademischen Berufsgruppen; gleichwohl geht sie – mit Ausnahme des ersten Corona-Jahres 2020 – seit 2014 stetig zurück. Die Zahl der Stellenangebote ist 2022 erneut angestiegen und hat damit einen neuen Höchststand erreicht, ist aber insgesamt gering. Da der Zugang zu publizistischen Berufen1 über viele Wege möglich ist, stehen viele Akademikerinnen und Akademiker unter anderem aus den geisteswissenschaftlichen Fächern als Nachwuchspotenzial zur Verfügung. Offen bleibt bei einer Zukunftsschau, wie sich der Kostendruck im klassischen Medienbereich und die Dynamik der Online-Nachrichtenwelt künftig weiter auswirken werden.

Über 220.000 Erwerbstätige in publizistischen Berufen

Rund 222.000 Frauen und Männer übten 2022 eine Tätigkeit in Redaktion und Journalismus, Verlags- und Medienwirtschaft oder in der Öffentlichkeitsarbeit aus (Abbildung 2.12-1). Der Großteil entfällt mit 164.000 Erwerbstätigen oder 74 Prozent auf Tätigkeiten in Redaktion und Journalismus. Hierzu zählen neben den Berufen Redakteur/-in und Journalist/-in, die zusammen einen Anteil von fast 60 Prozent ausmachen, auch Autor/-in und Schriftsteller/-in (9 Prozent) sowie Lektor/-in (5 Prozent). In Berufen der Verlags- und Medienwirtschaft waren 10.000 Personen tätig (5 Prozent). Weitere 48.000 (22 Prozent) arbeiteten zum Beispiel als Pressesprecher/-in, PR-Berater/-in oder Lobbyist/-in im Feld der Öffentlichkeitsarbeit.

Positive Beschäftigungsentwicklung, viele Selbständige

Der anhaltende Wachstumstrend der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung hat sich 2022 fortgesetzt. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist für 2022 rund 128.000 Personen aus, die in Redaktion, Journalismus oder Öffentlichkeitsarbeit als Angestellte sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Das war gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 5 Prozent. Seit 2014 hatte es jedes Jahr – bis auf das Corona-Jahr 2020 – deutliche Zuwächse gegeben.

Längerfristige exakte Vergleiche sind – wie bei anderen Berufsgruppen – aufgrund der Umstellung auf die neue Klassifikation der Berufe nicht möglich. Dennoch lässt sich mit Daten zu Beschäftigten nach alter Klassifikation, die bis zum Jahr 2011 vorliegen, ebenfalls ein spürbarer Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen feststellen. So stieg die Beschäftigung von 2003 bis 2011 in publizistischen Berufen um 15 Prozent – ein überdurchschnittlicher Anstieg, der auch auf den Boom der Online-Medien zurückgehen dürfte.

In den schreibenden Berufen kommt auch der freiberuflichen Tätigkeit eine hohe Bedeutung zu. Mit 53.000 Selbständigen war 2022 jeder Vierte sein eigener Chef.

Nachfrage zwar gestiegen, aber weiter auf geringem Niveau

Die gemeldete Nachfrage nach publizistischen Fachleuten schwankt stark mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Ungeachtet des Auf und Ab bewegt sie sich aber insgesamt im Vergleich zum Beschäftigungsstand und zur Arbeitslosenzahl auf einem geringem Niveau.
Im Verlauf des Jahres 2022 wurden 3.000 Stellenangebote neu gemeldet, so viele wie seit 2007 nicht. Das waren 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Jahresdurchschnittlich entsprach dies 2022 gut 900 Offerten, die über die Bundesagentur für Arbeit zu besetzen waren.

Arbeitslosigkeit weiter gesunken

Die Zahl Arbeitsloser ist 2022 weiter gesunken. 6.200 Arbeitslose, die eine Arbeit in Journalismus, Redaktion, Öffentlichkeitsarbeit oder in der Verlags- und Medienwirtschaft suchten, waren 2022 durchschnittlich gemeldet. Das waren 17 Prozent weniger als im Vorjahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote fiel mit 3,3 Prozent im Vergleich zu Akademikerinnen und Akademikern zwar überdurchschnittlich, aber vertretbar aus.

Mit 4.200 Frauen und Männern strebte 2022 der überwiegende Teil der Arbeitslosen eine Tätigkeit in Redaktion und Journalismus an. Weitere 1.600 Personen hatten eine Betätigung als Pressesprecherin oder Pressesprecher oder andere Aufgaben im Bereich Public-Relation ins Auge gefasst. In Berufen der Verlags- und Medienwirtschaft waren rund 400 Arbeitslose auf Jobsuche.

Vielfältige Zugangswege in eine journalistische Tätigkeit

Die Wege zum Einstieg in eine Tätigkeit als Journalist/-in sind vielfältig. In der Regel wird für ein Volontariat in der Medienbranche ein erfolgreicher Studienabschluss vorausgesetzt. Dabei muss es sich nicht unbedingt um ein Journalistik-Studium handeln. Geisteswissenschaftliche Studiengänge kommen ebenso in Frage wie fachspezifische.

Allein im Studienbereich Kommunikationswissenschaften, Publizistik legten 2021 rund 3.800 Studierende erfolgreich ihre Prüfung ab, 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Studierenden hat sich zum Vorjahr nicht verändert. Insgesamt waren 2021/22 rund 18.000 Studierende für ein Studium der Kommunikationswissenschaften, Publizistik eingeschrieben. Das waren 29 Prozent mehr als 10 Jahre zuvor.

Abbildung 2.12. - 1

Diagramm: Publizistik (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1Betrachtet werden hier Berufe in Redaktion, Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und Verlagen auf Spezialisten- und Expertenniveau.

Stand: Juli 2023