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2014, Metalle der Macht - Frühes Gold und Silber. Metals of power – Early gold and silver. 6. Mitteldeutscher Archäologentag vom 17. bis 19. Okotber 2013 in Halle (Saale). Tagungen des Landesmus. Vorgesch. Halle 11/1 (Halle [Saale] 2014) 349–352.
Die Darstellung auf der Himmelsscheibe von Nebra zeigt einen Mythos respektive eine Erzählung der Menschen aus der Aunjetitzer Kultur (2300-1600). Hauptthema der Erzählung sind die Plejaden, d.i. ein Trupp aus sieben Individuen, vermutlich ein Anführer und sechs Genossen. Die Sieben begeben sich im März auf eine Reise durch die Unterwelt und kommen im Oktober zurück. Die Reise durch die Unterwelt braucht ein Boot. Die Erzählung war von so großer Bedeutung, dass sie auf einer kostbaren und sehr sorgfältig gemachten runden Tafel aus geschwärzter Bronze verbildlicht wurde. Die Scheibe konnte, angebracht auf einer Unterlage, auch in Prozessionen mitgetragen werden. Sie wurde mit dem Untergang der Aunjetitzer Kultur um 1600 ehrenvoll bestattet. Die Grablege Auf dem Mitterberg bei Nebra, wurde ein Ringwall aus keltischer Zeit freigelegt. Es handelt sich um einen Zeugenberg, der im 2. Jahrtausend vor Chr. frei von Wald war und den Menschen, die vom Saaletal heraufkamen, einen bis zum Brocken reichenden 360° Rundblick bot, Auf der Ostseite innerhalb des Walles befand sich die auf ca. 1600 v. Chr. datierte "Grablege" der Scheibe. In einer rechteckigen Grube lag eine Schieferplatte, darauf stand an die Grubenwand gelehnt eine zweite Schieferplatte. Mit dem Bild nach Westen oder Nordwesten gerichtet hätten sie die Scheibe an die Platte angelehnt vorgefunden, so erzählen die Raubgräber. Davor hätten gestapelt zwei Schwerter, ein Kurzschwert, zwei Beile, ein Meißel und ein spiraliges schweres Armband auf der Platte gelegen. Die Applikationen Die sogenannte Himmelsscheibe von Nebra ist eine runde Tafel aus Bronze von ca. 31 cm Durchmesser. Darauf sind Applikationen aus Goldblech angebracht. Es sind offensichtlich eine Mondsichel und eine entsprechend große runde Goldscheibe, also wohl der Vollmond. Etwas nach oben versetzt, befindet sich zwischen Sichel und Vollmond ein Häuflein von sieben goldenen Punkten, genaugenommen ein Ring aus sechs Punkten mit einem Punkt im Ring. 25 weitere goldene Punkte sind über die Tafel verteilt. Sie stellen wohl Sterne dar. Die Darstellung des Himmels zu irgendeiner Zeit kann nicht gemeint gewesen sein. Siebengestirn, Mondsichel und Vollmond treten nicht gemeinsam auf. Der gestirnte Himmel war dennoch unverkennbar. Die Verteilung der Gold-Auflagen lässt eine künstlerische Hand vermuten. Es muss eine Erzählung dargestellt sein, in der der nächtliche Himmel eine Rolle spielt. Eine "konkrete Himmelsdarstellung" (Wikipedia) liegt nicht vor, schon des
2004
H. Meller, Die Himmelsscheibe von Nebra. In: H. Meller (Hrsg.), Der geschmiedete Himmel. Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren. Begleitband zur Sonderausstellung (Halle [Saale] 2004) 22–31.
Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, 2017
Golden Days? European gold deposits and their relation to the Nebra Sky Disc The discovery of the Bronze Age Nebra Sky Disc in 1999 and the subsequent interdisciplinary research group project 550, financed by the German Research Foundation, raised among other things the question of the origin of the gold objects applied to the Sky Disc. Although Hartmann's investigations (1970 and 1982) provided a good data basis for the chemical compositions of Bronze Age European artefacts, a comparable analytical data set for European natural gold deposits has hitherto been absent. Within the framework of geoarchaeological sampling of primary lode deposits, as well as secondary placer deposits of gold in the field and in museums and the subsequent geochemical investigation by means of inductively coupled plasma mass spectrometry combined with laser ablation (LA-ICP-MS) analysis, a comprehensive data set of natural gold analyses is thus available for the first time. The gold of the Sky Disc’s phases I and II is characterised by relatively high silver and significant tin contents. Thus, there was initial evidence for an origin from primary veins and lode deposits, or very proximal gold placers, due to the high silver contents, as well as indications of (distal) placers with cassiterite as an unintentional source of tin in the gold. A selection of robust elements is suitable for the comparison of the varieties of gold, although the concentrations of copper and platinum in artefact gold are systematically much higher than in natural gold, with possible deposit-mineralogical and metallurgical interpretations. The comparisons of the Sky Disc gold with the natural gold analyses led to the clear exclusion of most of the gold deposits, which had been investigated for want of a geochemical correspondence, in particular also the geographically relatively close deposits in Thuringia, the Tauern, and the Vogtland. The closest possible geochemical match of the composition of the Sky Disc’s gold of phases I and II is with natural gold from Cornwall in south-west England, and here especially the placer gold from the river Carnon near Devoran. This is plausible from an ore deposit geology perspective, since the source of the river Carnon is located in the area of the modern Poldice mine, with lodes of a rich polymetallic copper-arsenic-tin-zinc-lead-tungsten (silver-gold) ore mineralisation. In addition, the river Carnon was and still is known for the considerable gold content of its alluvial tin placers, which were already mined in the Bronze Age. Furthermore, both mining archaeologically and archaeologically Bronze Age cultural relations between the South of England and the Únětice culture of Central Europe are attested by probable tin imports as well as stylistic similarities of gold cups from southern England with the Únětice pottery of Central Europe. The gold of the solar barge (phase III) finally shows geochemical similarities to individual natural gold samples from the rivers Rhine and Mur but also to the site of Feock in Cornwall. Zusammenfassung Der Fund der bronzezeitlichen Himmelsscheibe von Nebra im Jahr 1990 und das nachfolgende, durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanzierte interdisziplinäre Forschergruppenprojekt 550 warf unter anderem die Frage nach der Herkunft der auf der Himmelsscheibe applizierten Goldobjekte auf. Obwohl es bereits durch die Untersuchungen von Hartmann (1970 und 1982) eine gute Datengrundlage der chemischen Zusammensetzungen bronzezeitlicher europäischer Artefakte gab, fehlte bisher ein damit vergleichbarer analytischer Datensatz für europäische Naturgoldvorkommen. Im Rahmen von geoarchäologischen Beprobungen primärer Ganglagerstätten wie auch sekundärer Seifenlagerstätten von Gold im Gelände und in Museen und der nachfolgenden geochemischen Untersuchung mittels LA-ICP-MS-Analytik, konnte erstmals ein umfassender Datensatz von Naturgoldanalysen zur Verfügung gestellt werden. Das Gold der Himmelsscheibe der Phasen I und II zeichnet sich durch relativ hohe Silber- und signifikante Zinngehalte aus. Damit gab es anfänglich sowohl lagerstättenkundliche Hinweise auf eine Herkunft aus primären Adern und Ganglagerstätten oder sehr proximalen Goldseifen durch die hohen Silbergehalte als auch Hinweise auf (distale) Seifen mit Kassiterit als unbeabsichtigter Zinnquelle im Gold. Eine Auswahl robuster Elemente eignet sich zum Vergleich der Goldsorten, wobei allerdings die Konzentrationen von Kupfer und Platin in Artefaktgold systematisch deutlich höher sind als im Naturgold, wofür es mögliche lagerstättenkundlich-mineralogische wie auch metallurgische Interpretationsmöglichkeiten gibt. Die Vergleiche des Goldes der Himmelscheibe mit den Naturgoldanalysen führte zum eindeutigen Ausschluss der meisten untersuchten Goldvorkommen mangels geochemischer Übereinstimmung, insbesondere auch der geografisch dem Fundort der Himmelsscheibe relativ nahe gelegenen Vorkommen in Thüringen, den Tauern und dem Vogtland. Die größtmögliche geochemische Übereinstimmung in Bezug auf die Zusammensetzung des Himmelsscheibengoldes der Phasen I und II besteht mit Naturgold aus Cornwall in Südwestengland und hier ganz besonders mit dem Seifengold des Flusses Carnon bei Devoran. Lagerstättenkundlich ist dies plausibel, da das Quellgebiet des Flusses Carnon im Bereich der neuzeitlichen Poldice Mine liegt, in der Gänge einer reichen polymetallischen Kupfer-Arsen-Zinn-Zink-Blei-Wolfram-(Silber-Gold)-Vererzung abgebaut wurden. Zudem war und ist der Fluss Carnon für die erhebliche Goldführung seiner alluvialen Zinnseifen bekannt, die bereits in der Bronzezeit abgebaut wurden. Montanarchäologisch und archäologisch sind zudem die bronzezeitlichen kulturellen Beziehungen zwischen Südengland und der Aunjetitzer Kultur Mitteleuropas durch wahrscheinliche Zinnimporte sowie stilistische Ähnlichkeiten von südenglischen Goldbechern mit solchen der Aunjetitzer Keramik Mitteleuropas belegt. Das Gold der Sonnenbarke (Phase III) schließlich, weist geochemische Ähnlichkeiten zu einzelnen Naturgoldproben aus dem Rhein und der Mur auf, aber auch mit dem Vorkommen von Feock in Cornwall.
Der Griff nach den Sternen. Wie Europas Eliten zu Macht und Reichtum kamen., 2010
Abstract A ship on the ocean of the sky – an interpretation of the feathered golden arch on the Nebra Sky Disc After investigating the special characteristics, the condition and the position of the feathered arch within the arrangement of the iconography of the Nebra Sky Disc, possible interpreta- tions of this special golden appliqué are discussed. In doing so, actual phenomena of the sky are contrasted to mythical symbols. The most plausible interpretation seems to be as a depiction of a ship, which needs to be seen in its special posi- tion between sun/moon and the curve of the horizon. In order to better understand this unique picture, the role of the ship and depiction of ships in the cultural environment of the second millennium BC in the Mediterranean advanced civili- zations and in Europe are briefly presented and compared. The idea of a sky ship, tied into a cosmology, is known in writing and orally before the time of the find from Nebra only from Egypt. We find a comparable myth of the voyage of the sun later in images of the western Baltic and also in the sym- bol of the bird sun boat. Individual signs and imagery of this Bronze Age iconography appear in the Mediterranean, in south-east Europe, but also already north of the Alps in the first half of the second millennium BC. The boat on the Sky Disc can be counted amongst these symbols which, probably powered by people, move across the horizon. The Nebra Sky Disc therefore forms the oldest evidence of a complex mythi- cal world picture in Europe. Keywords: Bronze Age, sky ship, bird sun boat, course of the sun, symbols
Archäologische Informationen, 2021
Der Beitrag nimmt kritisch Stellung zum Aufsatz Archaeologia Austriaca, 104, 89-122. Er unterstreicht die Notwendigkeit einer weiteren erkenntnisoffenen Erforschung der Himmelsscheibe von Nebra, da die bisherigen Ergebnisse widersprüchlich und in mehren Bereichen nicht nachvollziehbar sind.
H. Meller, Der Himmel auf Erden. Die Himmelsscheibe von Nebra. In: H. Meller/K. Gärtner (Hrsg.), Schönheit, Macht und Tod II. 275 Funde aus dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Halle [Saale] 2023) 266–269.
Archäologische Informationen, 2021
Die „Himmelsscheibe von Nebra“ wurde 1999 angeblich als Bestandteil eines Hortfundes bei Raubgrabungen entdeckt. In aufwändigen und langjährigen Untersuchungen wurde versucht, sowohl die Zuweisung des angeblichen Fundortes als auch die Zusammengehörigkeit der Objekte unabhängig von den Angaben der Finder zu verifizieren. Eine kritische Betrachtung der publizierten Ergebnisse durch die Autoren lässt derzeit weder den Schluss zu, dass die in einer Nachgrabung untersuchte Fundstelle zutreffend wäre, noch dass das Ensemble selbst die Kriterien eines geschlossenen Fundes erfüllt. Vielmehr kann sich das Ensemble nach dem Grabungsbefund an der Fundstelle dort nicht in situ befunden haben. Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen an den Objekten widersprechen eher einer Zusammengehörigkeit als dass sie eine solche bestätigen. Betrachtet man die Scheibe – wie dann geboten – als Einzelobjekt, lässt sie sich nicht in die frühbronzezeitliche Motivwelt einfügen, eine zeitliche Einordnung in das erste Jahrtausend v. Chr. erscheint am ehesten wahrscheinlich. Auf Grundlage dieser Gesamteinschätzung müssen sich alle bisherigen weiterführenden kulturgeschichtlichen Schlussfolgerungen und Interpretationen einer künftigen kritischen Diskussion stellen.