Politik

Zeitungsüberschrift sorgt für Ärger Erdogan rastet aus und bedroht Journalisten

Recep Tayyip Erdogan hat sich kräftig über die Zeitungsüberschrift geärgert.

Recep Tayyip Erdogan hat sich kräftig über die Zeitungsüberschrift geärgert.

(Foto: REUTERS)

Dem türkischen Präsidenten zu unterstellen, er sei ein entspannter Zeitgenosse, wäre wohl weit weg von der Wahrheit. Zumindest, wenn es um seine Macht geht. Eine türkische Zeitung bringt Erdogan so richtig auf Temperatur und der schlägt mit giftigen Worten zurück.

Der ehemalige ägyptische Präsident Mohammed Mursi wurde am vergangenen Samstag zum Tode verurteilt. Er soll erhängt werden. Eine Meldung, die international natürlich für Aufsehen sorgt. Aber auch eine Meldung, die mit der Türkei und ihrem Präsidenten auf den ersten Blick nichts zu tun hat. Und trotzdem: Recep Tayyip Erdogan ist auf 180 - mindestens. Warum? Weil ihm die Aufbereitung der Meldung in der "Hürriyet" nicht gefallen hat.

Die Tageszeitung, die mit rund 400.000 Exemplaren zu den drei auflagenstärksten Blättern des Landes gehört, betitelt die Mursi-Meldung mit der Überschrift: "Die Welt geschockt: Todesurteil für einen mit 52 Prozent gewählten Präsidenten". So weit, so richtig. Aber der türkische Präsident verstand da offenbar etwas gewaltig falsch - oder wollte etwas gewaltig falsch verstehen. Wie dem auch sei, Erdogan witterte einen Angriff auf seine Person und donnerte verbal mal wieder so richtig los.

Bei einer Rede am Tag nach dem verkündeten Todesurteil schimpfte er: "Mohammed Mursi, der von seinem Land gewählt worden war, wurde zum Tode verurteilt. Wie präsentiert die Dogan-Mediengruppe (Anm.d.Red.: Die "Hürriyet" gehört zu Dogan) diese Nachricht? Sie melden: 'Todesurteil mit 52 Prozent'." Seine persönliche Interpretation aus dieser Botschaft lautet: Die "Hürriyet" wünsche ihm das gleiche Schicksal wie Mursi. Zur Erklärung: Ebenso wie Mursi war auch Erdogan bei seiner letzten Wahl im Sommer 2014 mit 52 Prozent zum Präsidenten gewählt worden. Den Journalisten drohte er: "Dogan-Gruppe, du solltest wissen, du lebst dein Leben in Angst."

"Was wollen Sie? Werden Sie uns verbannen?"

Die Kollegen der "Hürriyet" lassen die Drohung des Staatsoberhauptes nicht auf sich sitzen und wenden sich in einem offenen, sehr provokant verfassten Brief an Erdogan. "Sehr geehrter Herr Staatspräsident, was wollen Sie von uns? Wollen Sie uns einschüchtern? Weshalb greifen Sie uns mit ungerechtfertigten Behauptungen, offensichtlichen Verdrehungen und Unterstellungen an? Werden Sie uns verbannen? Unter Hausarrest stellen? Was werden Sie mit uns machen?"

Und einmal ordentlich unter Dampf, legen die Journalisten nach: "Warum sollten wir Angst haben? Warum sollte der Präsident eines demokratischen Landes behaupten, dass seine Bürger in Angst leben? Falls Sie beabsichtigen, uns einzuschüchtern, damit wir keinen Gebrauch von unserem Recht auf Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und Kritikfreiheit machen, dann sollten Sie wissen: Wir werden diese Freiheiten furchtlos verteidigen."

Eines lassen die Verfasser des Briefs aber offen: Blieb der Name Mursis in der Überschrift über die Todesurteil-Meldung absichtlich unerwähnt? War die Headline möglicherweise tatsächlich eine Anspielung auf den türkischen Präsidenten? Oder ging es den "Hürriyet"-Journalisten im Kern darum, herauszuheben, dass ein demokratisch gewählter Präsident zum Tode verurteilt wurde?

Es ist beileibe nicht das erste Mal, dass sich Erdogan mit den Medien anlegt. In einem Artikel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" berichtet Hidayet Karaca über den Umgang mit dem Journalismus in der Türkei: "Die Regierung zerschlägt die unabhängigen Medien des Landes. Wer den Präsidenten und seine Leute kritisiert, wird verfolgt", schreibt der im Gefängnis sitzende Leiter einer internationalen Mediengruppe.

Quelle: ntv.de, tno

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