Bad Kreuznacher „Randfall Productions“ spielt Lysistrata

Hepatitos (li.) hat sich in die Generalstabsversammlung geschmuggelt. Seine Mission: Zwangshomosexualität. Foto: Claudia Römer
© Claudia Römer

Randfall präsentiert: Ralf Königs „Lysistrata“, frei nach einer Komödie von Aristophanes – voll schwuler Emanzen-Quatsch.

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BAD KREUZNACH. Die Akropolis zu Athen. Der Nachtklub „Adonis“. Hier tapfere Frauen um Lysistrata, die „Heerauflöserin“, dort Krieger und junge Ehemänner, dazwischen Hepatitos, ein Transvestit und Aufrührer. In diesem Spannungsfeld steht das Stück „Lysistrata“, die Komödie des Aristophanes, im Jahr 411 vor Christus auf die Bühne gebracht. Hier aber präsentiert Randfall Productions, 1999 gegründet und seit 2010 Kulturpreisträger der Stadt Bad Kreuznach, das Werk „voll schwuler Emanzen-Quatsch“ in der Fassung des deutschen Comic-Zeichners und -Autors Ralf König.

Mit Zwei-Phasen-Plan für den Frieden einsetzen

Es beginnt wie beim Klassiker von Aristophanes: Die Frauen Athens und Spartas beschließen einstimmig eine List, um so den schier endlosen Krieg der beiden Städte gegeneinander zu beenden. „Frauenpower!“, schallt es da couragiert und von den eigenen Stärken und Waffen überzeugt durch den Raum. Der Zwei-Phasen-Plan Lysistratas, einer wahren „Kampflesbe“, nämlich die Akropolis zu besetzen, Geld und Gold zu horten, sie seien ohnehin nur „von Greisen bewacht“, und sich ihren Männern zu verweigern – „No sex, bis sie Frieden geschlossen haben“ –, zeitigt in der Version Ralf Königs nicht die gewünschte Konsequenz.

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„Der Mann wird zu einem wilden Tier ohne Triebbefriedigung“, konstatiert die unerschrockene Lysistrata, von vielen als „Terroristin“ bezeichnet, als „unbequemes, gefährliches Weib“. Sie, die einen Flachmann mit sich führt und nichts und niemanden fürchtet, muss sich jedoch eingestehen, dass sie sich getäuscht hat. Die Männer bekommen zwar mächtig Druck, der Krieg aber will einfach kein Ende finden, bis die Schwulenbewegungen beider Städte ihre große Chance wittern und den „dernier cri“ der Militärtaktik propagieren: die Operation Zwangshomosexualität.

„Sie ist in Zeiten wie diesen eine wahre Wunderwaffe“, damit lässt sich der Krieg gewinnen, meint Hepatitos (gespielt von Stefan Butz, dem Produzenten) in seinem kurzen roten Kleidchen. Blaue Haare sind sein Markenzeichen, des Weiteren trägt er ein Goldtäschchen über der Schulter. Seine Menschenkenntnis ist groß, das Spiel kann beginnen. So schmuggelt er sich, mit einem Bart „bewaffnet“, in die Generalstabsversammlung und wirbt dort mit fragwürdigen Thesen – „Prostata wird aus der Bahn geworfen“, „die Galle produziert zu viel Rückenmark“, die Polypen „schwellen an“, das Nervensystem wird erreicht, der „Wahnsinn“ bricht aus bei weiterhin schmerzhaft ertragener Enthaltsamkeit – für seine „Operation“. Und er hat Erfolg. Erst „zieren“ sich die Herren, dann aber finden sie Gefallen an dem ungewohnten Liebesleben.

Ihre Frauen, in unbewachten Stunden nahezu liebestoll von der Akropolis zu ihnen unterwegs, staunen nicht schlecht, als sie sehen, was in Athen vor sich geht. Nicht einmal ihre Reize verfangen bei den Ehemännern, derart befriedigend erscheint die neue Sexualpraktik.

Wenn am Ende sich doch noch alles zum Guten fügt und der Krieg fast schon unerwartet ein Ende findet, so erscheint die zweite Hälfte des Stücks zu testosteronlastig. Hier hätte man einiges zugunsten der Idee des Stücks kürzen und komprimiert darstellen können. Die schauspielerische Leistung aller Beteiligten aber überzeugt, einige Charaktere wie die gepiercte Lysistrata (Alexandra Backes) oder der gewiefte Hepatitos stechen zwar hervor, insgesamt jedoch findet man eine gute Teamleistung, die ein ums andere Mal das Publikum zum Lachen bringt.