27. September 2018

Nur bedingt unglaublich

Pixars „Die Unglaublichen 2“ ist ein moderner Superheldenfilm

Lesezeit: 2 min.

Als Brad Birds „Die Unglaublichen“ 2004 in die Kinos kam, war die Welt noch eine andere. Zwar gab es gelegentlich schon Superheldenfilme, die „X-Men“ hatten schon ihre ersten Abenteuer erlebt, „Spider-Man“ war ein großer Erfolg, doch bis zum ersten „Iron Man“ und dem Beginn des Marvel Universums und der mit ihm einhergehenden kulturellen Hegemonie sollten noch vier Jahre vergehen. Inzwischen kommt gefühlt jeden Monat ein Superheldenfilm ins Kino, und das allein macht die späte Fortsetzung „Die Unglaublichen 2“ nicht mehr zu etwas ungewöhnlichem, sondern zu einer von vielem.

Erst recht, da die Tricktechnik inzwischen Dinge ermöglicht, die vor 15 Jahren noch undenkbar erschienen und somit die Unterschiede zwischen animierten und realen Filmen oft verwischen. So überrascht es dann auch nicht, dass die Geschichte, die Brad Bird – der nach seinen Ausflügen in die mehr oder weniger reale Welt, in der er „Mission: Impossible Ghost Protocol“ und „Tomorrowland“ inszenierte, zum Animationsfilm zurückkehrt – erzählt, sehr bekannt vorkommt.

Auch wenn die Familie Parr immer noch erfolgreich gegen das Verbrechen kämpft, wendet sich der Zeitgeist gegen sie: Allzu groß ist die Zerstörung, die sie bei ihren Rettungsaktionen hinterlassen. Also beschließt die Familie, dass ein ordentlicher Job zum Broterwerb nötig ist und den soll die Frau des Hauses, Elastigirl bzw. Helen Parr suchen. Bald beginnt sie beim Technologieunternehmer Winston Deavor zu arbeiten, der sich als großer Fan von Superhelden bezeichnet und helfen will, sie wieder populär zu machen: Helen soll heroische Taten vollbringen, die Winston dann medienwirksam auf seinen TV-Kanälen verbreitet.


Mr. Incredible hütet das Baby …


… und Elastigirl hat den ganzen Spaß. Unglaublich.

Wohin das führt ahnt jeder, der schon eine Handvoll Hollywood-Filme gesehen hat binnen Minuten und das ist das Problem des ganzen Films. Allzu berechnend wirkt „Die Unglaublichen 2“, allzu sehr nach Schema F geschrieben und damit weitestgehend frei von der Originalität, die den ersten Teil so besonders machte.

Das liegt zum einen an der schieren Masse der Superheldenfilme, aus denen „Die Unglaublichen 2“ keineswegs herausragt, sondern nur ein weiterer, austauschbarer Teil ist, zum anderen am Bemühen von Brad Bird, sich dem Zeitgeist anzupassen und allerlei relevante Themen zu verhandeln. Neben der schon in DCs „Batman v Superman“ oder Marvels „The First Avenger: Civil War“ gestellten Frage nach dem Preis der von Superhelden verursachten Zerstörung, ist das vor allem der Versuch, Geschlechterrollen zu thematisieren: Während Helen arbeiten geht, muss Bob zu Hause auf die Kinder aufpassen, was zwar zu etlichen visuellen Gags führt, aber auch zur flachen Erkenntnis des Mannes, dass auch Hausarbeit schwere Arbeit ist.

Daran ist natürlich nichts verkehrt, aber überraschend ist es nicht und das lässt sich am Ende auch über den ganzen Film sagen: Nichts verkehrt gemacht, aber auch nicht überrascht, schon gar nicht so sehr wie beim unerreichten ersten Teil, gegen den „Die Unglaublichen 2“ nur abfallen kann.

„Die Unglaublichen 2“ startet am 27. September 2018 im Kino. Abb.: © Disney

Die Unglaublichen 2 • USA 2018 • Regie: Brad Bird

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