ZEIT ONLINE:  Hat die Flut in Nordaustralien neue Dimensionen, oder bewegt sie sich im Rahmen dessen, was der Kontinent immer schon erlebt hat?

Mike Young:   Wetterextreme hat es bei uns immer gegeben . Jeder Australier kennt das Gedicht My Country , das Dorothea Mackellar schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts schrieb. Darin heißt es: "I love a sunburnt country (…) Of droughts and flooding rains…" Aber die aktuellen Überschwemmungen im Nordosten übertreffen deutlich jene in historischen Zeiten. Die Flut reicht bis weiter nach Süden ins Murray-Darling-Becken . Krasser ausgeprägt ist auch die Trockenheit, die wir in den letzten Jahren in vielen Regionen erleben mussten. Besonders im Südwesten hält die Dürre an.

ZEIT ONLINE: Sind beide Phänomene Folgen des Klimawandels ?

Young: Hundertprozentig können wir das nicht belegen. Aber dass Wetterextreme intensiver werden und größere Räume betreffen, entspricht genau den Vorhersagen der Klimaforscher für unsere Region.

ZEIT ONLINE: Kann man sich auf derart dramatische Fluten überhaupt vorbereiten?

Young: Die Diskussion hat jetzt ernsthaft begonnen, ob die Bewohner besonders gefährdeter Gebiete nicht wegziehen sollten. Die Regierung müsste die Häuser in tief liegenden Wohngebieten aufkaufen und neue Ansiedlungen dort abwehren.

ZEIT ONLINE: Und neue Dämme bauen?

Young: Auch das wird gefordert. Ich bin da skeptisch. Dämme sind teuer und verursachen oft große Umweltprobleme, das muss man sehr genau prüfen. Am schlimmsten ist jetzt die Zerstörung der Infrastruktur und der Verlust der Ernten. Zum Glück können wir mit unseren Produkten noch immer fast dreimal so viele Menschen ernähren, wie in Australien leben.

ZEIT ONLINE: Aber drei Viertel der Produktion gehen in den Export. Australien ist einer der wichtigsten Weizenlieferanten, und das geringere Angebot auf den Weltmärkten hat schon bei den Dürren 2008 zu Preisschwankungen geführt…

Young: Da stehen wir in der Tat vor einer immensen Herausforderung. Zumal sich, wie in Pakistan, die Krisen auch anderswo in der Welt häufen . Und bei uns treffen Fluten und Dürren teilweise die gleichen Regionen. Der Wechsel von einem Extrem zum anderen macht die Sache besonders schwierig. Angesichts solcher Gegensätze und wachsender Unberechenbarkeiten des Wetters scheint die Anpassung an den Klimawandel fast aussichtslos.

ZEIT ONLINE:  Kann die Landwirtschaft überhaupt auf Volatilität reagieren?

Young:  Die Forschung in Saatgut, das Dürren und Fluten widersteht, muss unbedingt verstärkt werden. Wir brauchen bessere Ernteversicherungen – die sich allerdings ohne staatliche Subventionen nicht rechnen. Vor allem müssen wir die Wasserversorgungssysteme weiter umbauen.