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Es gibt Nachschub bei den Marvel-Paperback-Reihen! Gwenpool landet in Murderworld, die Guardians landen beim Nova-Corps und Amadeus Cho landet auf Planet Hulk. Und auch die Infinity-Steine tauchen wieder auf. Wird es einer der Helden schaffen, einen der Steine zu erlangen?

Wir wollen euch regelmäßig die neusten Paperbacks vorstellen, die bei Panini im Programm sind. Für diesen Monat haben wir euch ein rosa Mädchen, ein grünes Monster und eine Truppe Raumfahrer mit zweifelhaften Methoden herausgesucht, deren Reihen fortgesetzt werden. Dabei stehen die Bände von Hulk und den Guardians ganz im Zeichen von Legacy und bereiten das nächste Event Infinity Countdown vor, das bei uns im November starten wird.

Gwenpool #3 – Mörderische Spiele

Wer Gwenpool noch nicht kennt: Sie ist ein Mädchen, sie liebt Comics, sie ist pink. Und während Deadpool die vierte Wand durchbricht, indem er zu uns spricht, hat Gwenpool die vierte Wand durchbrochen, indem sie in die Welt der Comics getaucht ist. Da sie eigentlich alle Marvel-Comics gelesen hat, kennt sie alle Geheimnisse, weiß, wie der typische Spannungsaufbau eines Comics aussieht, und ist sich sicher: Wenn man sich wie ein Held verhält, kann man niemals sterben. Daraus ergibt sich noch wahnwitzigeres Verhalten, als es andere Kollegen an den Tag lesen. Gwenpool ist erfrischend, aber Gwenpool ist in Deutschland noch nicht in der Legacy-Ära angekommen.

In diesem Band sind drei abgeschlossene Geschichten enthalten: Zunächst wird Gwenpool angeheuert, um eine Stadt vor einem Vampir zu beschützen. Die ganze Handlung ist aufgebaut wie ein Witz und endet in einer ganz netten Pointe. Danach wacht sie in Murderworld auf und muss sich dort mit ihrer MODOK-Crew durch den Dungeon schlagen und die unsterbliche Bestie besiegen. Und im letzten Abenteuer versucht sie, ihren Freund Cecil, der bereits in Band #1 verstorben ist und nun als Geist umherspukt, wieder zurück ins Leben zu holen. Dabei trifft sie auf die jungen Helden Hawkeye und Ghost Rider sowie eine Horde Zwerge. Ganz am Ende schafft es der Plot, Gwen in eine Richtung zu steuern, so dass sie sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen muss.

Man merkt an einigen Stellen, dass die Comics hier noch sehr dem aktuellen Status quo hinterherhinken. So ist in diesem Comic Peter Parker noch der Chef von Parker Industries. Das bedeutet aber hoffentlich auch, dass Panini noch viel Material hat, um es auf Deutsch zu veröffentlichen, und dieses vielleicht in Zukunft ein wenig schneller liefert, um aufzuholen. Denn Gwenpool macht irgendwie Spaß. Alles ist quirlig, verrückt und etwas überdreht und dabei originell genug, dass sich das Konzept noch nicht abgenutzt hat.

Die Zeichnungen stammen von mehreren unterschiedlichen KünstlerInnen, aber jedes Mal gibt es hier einen schönen, cartoonartigen Zeichenstil mit digitaler Kolorierung. Alle Stile passen hier gut zusammen, und dadurch, dass die Zeichnerwechsel zwischen den Geschichten stattfinden, fallen sie auch nicht negativ auf. Der Comic ist lebendig und actiongeladen und wirkt zu keinem Zeitpunkt realistisch. Wir befinden uns hier in einer kunterbunten Comicwelt, in der alles passieren kann.

Nach dem etwas schwächeren letzten Band wird hier das Tempo wieder gut angezogen und man bekommt das für Gwenpool übliche Feuerwerk um die Ohren geschleudert. Ich denke, dass es bisher nicht viel über die Figur und ihre Sidekicks zu wissen gibt, so dass man auch direkt hier einsteigen kann, wenn man Lust auf diese pinke Bonbonwelt hat. Am Ende stellt sich Gwen endlich ihren eigenen Problemen und sie macht einen Schritt, um eine realistische Figur und nicht nur die Karikatur einer Superheldin zu sein. Das könnte die letzte Prise sein, die diesem Band noch fehlt. Denn auch wenn alles originell und witzig ist, fehlt hier dann doch teilweise der Fokus, so dass von dem Comic nicht viel mehr bleibt als gut verdauliches Fast-Food.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Christopher Hastings
  • Zeichner(in): Myisha Haynes, Gurihiru, Alti Firmansyah
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 14,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Shop, Amazon

 

Hulk #5 – Planet Hulk: Die Rückkehr

Wer es noch nicht weiß: Bruce Banner ist (nach aktuellem Stand in Deutschland) momentan nicht der Hulk. Dieses Schicksal obliegt Amadeus Cho, seinem ehemaligen Assistenten, der Banners Kräfte übernahm, um diesen zu retten. Amadeus Cho ist ein Genie und ein kleiner Draufgänger, der das Leben auf die leichte Schulter nimmt und auch seinen inneren Hulk nicht als einen Fluch, sondern als eine Möglichkeit ansieht, ein Held zu sein.

In dieser Geschichte hört Cho einen Hilferuf aus dem Weltall und landet auf Sakaar, dem Planeten, welcher die Kulisse für die vermutlich spannendste Hulk-Saga überhaupt ist: Planet Hulk. Eine Geschichte, in der Hulk zu einem Gladiator und Befreier wird und die nun durch den neusten Thor-Film wieder populär geworden ist. Und so wird in dieser Story auch der junge Hulk zu einem Gladiator und von einer Sippe als Messias gefeiert. Doch all dies widerspricht sich mit Amadeus’ Wunsch, niemals zu töten.

Der Aufbau der Geschichte passiert unglaublich schnell und wirkt teilweise ein wenig zu konstruiert. Fragen wie die, warum dieser Planet überhaupt noch existiert, wie jemand die Herrschaft übernehmen konnte oder warum Hulk ausgerechnet dieser Sippe helfen sollte, werden höchstens im Nebensatz erwähnt und sind nicht relevant für das Action-Spektakel, das hier abgefeuert werden soll. Seit Hulk #1 wird das Verhältnis zwischen Cho und dem Hulk durch ein Cabrio dargestellt, bei dem Cho das Steuer hat und Hulk im Kofferraum eingeschlossen ist. Hier verwandelt sich das symbolische Cabrio langsam immer mehr in einen Monstertruck. Das ist eine gelungene Fortführung der Metapher. Wirklich deutlich ist dieser Konflikt aber leider nicht in der Handlung verankert. Hier wäre mehr möglich gewesen.

Die Zeichnungen von Greg Land finde ich großartig. Sakaar wird als eine Endzeitwelt dargestellt, die an Mad Max erinnert. Passend dazu ist die Kolorierung in Sand- und Rot-Tönen gehalten. Der Wüstensand ist förmlich spürbar. Die Dynamik in den Kämpfen ist durch die Linienführung und das Panel-Layout sehr greifbar, und es macht wirklich Spaß, sich durch den Band zu blättern. Manchmal wirkt es bloß so, als ob bestimmte Zeichnungen mehrfach vorhanden seien. Ein wenig mehr Abwechslung wäre wünschenswert gewesen.

Wer Bock auf wilde Gladiator-Action hat und ein großer Freund von Amadeus Chos schelmischem Grinsen ist, wird hier eindeutig seinen Spaß haben. An die Qualität der ursprünglichen Planet Hulk-Bände kommt diese Geschichte aber nicht dran. Dazu nimmt sie sich viel zu wenig Zeit, und die Nebenfiguren wirken alle viel zu generisch und können keine eigene Persönlichkeit entwickeln. Eine wirkliche Entwicklung von Cho und seinem Hulk ist in den Heften weiterhin nur schwer erkennbar, so dass dieser Band auch nur knapp überdurchschnittlich ist und nur wenig Leute von Amadeus Cho überzeugen können wird, die bisher noch skeptisch waren. Wer aber zur Zielgruppe des Bandes gehört, kann ohne Bedenken zugreifen. Vor allem auf Grund des verhältnismäßig günstigen Preises.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Greg Pak
  • Zeichner(in): Greg Land
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 13,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Shop, Amazon

 

Guardians of the Galaxy #8 – Die Ankunft des Bösen

Legacy heißt in diesem Comic, dass neue (alte) Feinde eingeführt werden, ein bekanntes Gesicht Teil der Truppe wird, viele bekannte Figuren plötzlich wieder auftauchen und das Nova-Corps wieder neu ins Leben gerufen wird. Doch damit nicht genug: Die Guardians werden geschlossen Teil dieses Corps.

Doch die Novas sind unterwandert von Banditen, Drückebergern und Spionen. Rocket nimmt sich des Problems an und wird eine Art Kommandant, der sich langsam in der Struktur der neugegründeten Organisation hocharbeitet. Das wirkt passend und spaßig zugleich. Nebenher passieren aber viel zu viele einzelne Geschichten, so dass es teilweise schwer ist, den Überblick zu behalten. So hat z.B. Ultron so etwas wie die Borg ins Marvel-Universum eingeführt. Etwas mehr Struktur und ein paar Figuren weniger hätten der Handlung gutgetan. Ich glaube nicht, dass ein Neueinsteiger mit diesem Band glücklich werden wird. Alteingesessene Fans können sich aber über Cameos bekannter Figuren freuen, und das neue Mitglied der Truppe wird sicher auch einige Fans locken. Wer das sein wird, soll hier aber noch nicht verraten werden.

Die Zeichnungen gefallen mir ganz gut, auch wenn ich mir schönere Hintergründe wünschen würde. Meistens bestehen diese aus einfarbigen Wänden oder sehr einfachen Strukturen. So liegt der Fokus aber mehr auf den Figuren, die aber fast alle einen Nova-Helm aufhaben, wodurch viel Potenzial weggenommen wird. Zeichnungen, Farben und Tusche passen aber zur Geschichte und fallen niemals negativ auf.

Auch wenn es am Band einiges zu kritisieren gibt, macht er dennoch Lust auf mehr. Leser sollten aber bereits mit der Reihe vertraut sein, denn viele Handlungen haben hier weder Anfang noch Ende und man fühlt sich als Leser mitten in die Geschichte geworfen. Es gibt nahezu keine abgeschlossenen Fäden, sondern viele lose Enden. Auch der Humor trifft leider nicht immer ins Schwarze. Wer aber Fan der Guardians ist und sich auf Infinity Countdown freut, sollte diesen Band nicht verpassen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Gerry Duggan
  • Zeichner(in): Roland Boschi, Rod Reis, Marcus To
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Shop, Amazon

 

Fazit des Monats

Ein sonderlich starker Monat im Marvel-Programm von Panini war der Juli nicht. Aber auch kein besonders schwacher. Alle hier besprochenen Bände präsentieren solide Geschichten, und Fans der Reihen werden nicht enttäuscht. Wer neu in die Reihen einsteigen will, findet sicher auch hinein, wobei ich gerade bei den Guardians empfehlen würde, sich vorher mehr mit der Reihe und mit Nova zu beschäftigen, um nicht den Überblick zu verlieren.

Wer aber fest in der Materie ist, wird auch damit großen Spaß haben. Mein Geschmack wurde auf jeden Fall getroffen.

Artikelbild: Panini Comics
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

 

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