Zum Inhalt springen
SPIEGEL ONLINE

Trump attackiert Reporter "Geh zurück zu Univision"

Eklat in Iowa: Auf einer Pressekonferenz von Donald Trump wurde der Starmoderator des spanischsprachigen Senders Univision kurzzeitig aus dem Saal geschmissen. Unter Latinos dürfte dem Präsidentschaftsbewerber die Szene kaum helfen.

Donald Trump ist berauscht von seinen Umfragen. Hier die Nummer eins, da die Nummer eins. Das Letzte, was der Republikaner hören will, sind irgendwelche kritischen Fragen.

Das hat jetzt auch Jorge Ramos zu spüren bekommen, der Starmoderator des spanischsprachigen Fernsehsenders Univision. Auf einer Pressekonferenz am Dienstagabend in Iowa versuchte Ramos spontan, dem Milliardär eine kritische Frage zu dessen Einwanderungsplänen zu stellen. Trump, der gerade einen anderen Reporter zu Wort kommen lassen wollte, legte sich mit Ramos an. "Gehen Sie zurück zu Univision", rief er dem Moderator entgegen. Als Ramos es weiter versuchte, blickte Trump in Richtung des Sicherheitspersonals. Der Journalist wurde kurzerhand hinaus eskortiert.

Trump selbst, der offenkundig schwer genervt davon war, dass Ramos unangemeldet zu einer Frage anheben wollte, schien die Situation schon kurz darauf unangenehm zu sein. Nicht er, sondern das Sicherheitspersonal habe Ramos aus dem Saal begleitet, verteidigte er sich. "Ich habe nichts dagegen, wenn er zurückkommt", sagte Trump vor den restlichen Reportern. Ramos sei "offensichtlich ein sehr emotionaler Mensch". Minuten später wurde der Moderator wieder in den Saal gelassen.

Fotostrecke

Eklat auf Pressekonferenz: Trump vs. Ramos

Foto: BEN BREWER/ REUTERS

Die Szene könnte für Trump noch unangenehm werden. Die US-amerikanischen Fernsehsender spielten sie noch am Abend in Dauerschleife. Trump hat sich in den vergangenen Wochen mehrfach mit mexikanischen Einwanderern angelegt. Umfragen zeigen, dass er in der wichtigen Wählergruppe der Latinos mit großer Skepsis gesehen wird. Dass er nun ausgerechnet mit Ramos aneinandergeriet, dürfte seine Situation in der Einwanderercommunity kaum verbessern. Der Univision-Mann gilt unter spanischsprachigen Amerikanern als Identifikationsfigur.

"Die Latinos lieben mich"

Nachdem Ramos wieder in den Saal gelassen wurde, kam es zu einem härteren Austausch zwischen ihm und Trump. Der Univision-Moderator fragte den Präsidentschaftsbewerber nach dessen Plänen, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen, sowie der Forderung, Einwandererbabys die Staatsbürgerschaft zu verweigern.

Trump reagierte unwirsch. Er werde Einwanderungsfragen "in einer sehr humanen Weise" behandeln, sagte er und schob in Richtung Ramos hinterher: "Ich habe ein größeres Herz als Sie." Auch könne er nicht erkennen, dass er unter Latinos einen schwachen Rückhalt habe. "Wissen Sie, wie viele Latinos für mich arbeiten? Sie lieben mich", so Trump.

Mit Univision verbindet Trump seit Längerem eine besondere Geschichte. Im Juni hatte der Fernsehsender einen millionenschweren Vertrag mit dem Immobilienmogul storniert. Trump hatte den Kanal daraufhin auf 500 Millionen Dollar verklagt. Auf Wahlkampfkundgebungen kommt er immer wieder auf die Fehde mit dem Fernsehsender zu sprechen.

vme