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Die Welt steht kurz vor dem Untergang… mal wieder. Zum Glück aber nur in den Avengers-Comics. Spider‑Man geht dagegen seiner regulären Tätigkeit als Reporter nach, und Deadpool… ist einfach zum Kotzen. Welche der Marvel Heftserien sich wirklich lohnen, lest ihr bei uns.

Im letzten Monat ging es langsam auf die Finalausgaben der drei Heftserien zu. Panini hat es so hingedreht, dass alle Serien im Dezember enden werden, um 2019 neu starten zu können. Und das merkt man den Geschichten an. Die Handlungen verdichten sich, und der Höhepunkt steht fast bevor. Das heißt bei den Avengers natürlich, dass alle Helden zusammen die Welt retten müssen, bei Spider-Man, dass der Aufstieg eines Schurken bevorsteht und bei Deadpool, dass der Schwachsinn seinen Höhepunkt erreicht. Prost, Mahlzeit!

Spider-Man #29

Peter Parker arbeitet wieder für den Daily Bugle. Aber nicht als Fotograf, so wie früher, sondern als Wissenschaftsredakteur. Das aktuelle Heft dreht sich ganz um Geschichten, bei denen Peter von Dingen berichten will und sich die Lage dann so ändert, dass Spider-Man auftauchen muss und den Tag rettet. Bei der ersten Geschichte geht es um einen Betrugsskandal, der Peter ins Rathaus von Bürgermeister Wilson Fisk führt. In der zweiten Geschichte stellt Alchemax eine neue Energiequelle vor, die natürlich geklaut werden will. Zum Abschluss gibt es noch ein harmloses Geburtstagsspezial.

Die drei Geschichten tun niemandem weh. Es sind solide Spider-Man-Stories mit schwankender Qualität. Beim Betrugsskandal sind Nachforschungen und Geheimnisse ein wesentlicher Teil der Handlung. Das funktioniert wie immer ganz gut, da so Spannung gehalten werden kann. In der zweiten Geschichte gibt es ein wenig Interaktion mit Mary Jane Watson und Flash Thompson, die gut positioniert ist. Die Haupthandlung dreht sich aber nur darum, wie der Schurke besiegt werden kann. Spannung ist hier vorhanden, aber weil Probleme zu schnell gelöst werden, verfällt diese schnell wieder. Die letzte Geschichte handelt von Peters Spinnensinn und ist eine kleine Anekdote zum Vergessen.

Aufgrund der ersten Geschichte wäre ich versucht eine Leseempfehlung auszusprechen, wenn mich nicht ein Detail stören würde. Ein wesentlicher Teil der Handlung sind Charaktere, die eigentlich tot sind, aber während der Klon-Verschwörung zurückgeholt wurden. Diese ewigen Wiederkehrer sind einer der Gründe, warum immer mehr Leute von Marvel genervt sind. Sie nehmen den Geschichten jegliche Konsequenz und machen dadurch auch zukünftige Geschichten beliebig. Einer der Gründe, warum Spider-Man so gut funktioniert hat, waren die frühen Tode von Onkel Ben und Gwen Stacy. So entstand eine Fallhöhe für alle zukünftigen Geschichten. Jede Person, die bereits gestorben ist und wiederkehrt, führt dazu, dass man einen folgenden Sturz nicht mehr ernstnehmen kann.

Ich bin nicht enttäuscht von den Geschichten des Heftes. Aber wirklich begeistern können sie mich auch nicht. Die Zeichnungen sind zwar wie immer auf hohem Niveau, aber der Handlung fehlt es an Szenen, in denen man wirklich mitfiebert. Die Tatsache, dass vergangene Ereignisse einfach so rückgängig gemacht werden, trägt auch einen Teil dazu bei. Ich wünsche mir Geschichten mit Konsequenzen. Dass der Tod einer geliebten Figur endgültig ist, war einer der Erfolgsgaranten früherer Spider-Man-Comics. So wirkt alles einfach nur beliebig. Mit dem aktuellen Spider-Man-Heft bekommt man eben das: einen soliden Comic mit einer beliebigen Handlung.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Dan Slott, David Hein, Christos Gage
  • Zeichner(in): Mike Hawthrone, Cory Smith, Marcus To
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Deadpool #29

Wade Wilson hat ein Kopfgeld auf sich selbst ausgesetzt. Er will sterben und das ganze Marvel-Universum ist hinter ihm her. Nachdem sich beim letzten Mal die Schurken versuchen durften, sind nun die Helden dran. Diese halten ihn für eine Gefahr. Er hat immerhin Agent Coulson ausgeschaltet. Also werden alle Superkräfte der Erde gesammelt. Wer die Geschichte bis hierhin akzeptieren konnte, erwartet vermutlich einen epischen Kampf mit flotten Sprüchen und vielen visuellen Gags. Man bekommt letztendlich einen Gag, der noch nie lustig war.

Das Heft besteht aus zwei unterschiedlichen Kapiteln. Das erste sehe ich aber trotz des Kampfes gegen Hawkeye und Hawkeye als Prolog für die zweite Geschichte an. Und diese besteht aus einem unerträglich in die Länge gezogenen Kotzwitz. Wer immer schon einmal jeden Helden des Marvel-Universums kotzen sehen wollte, ist hier an der richtigen Adresse. Ich vermute, dass die Zielgruppe hierfür aber gering sein wird. Der Witz entsteht durch das Brechen der Erwartungshaltung. Statt unterhaltsamer Action, gibt es hier Seiten voller Kotze. Da ihr es jetzt wisst, wird dieser Gag aber auch nicht mehr funktionieren; sofern er das ohnehin jemals getan hätte.

Am Ende des Bandes versucht Gerry Duggan noch einen Meta-Witz, der aber schon zu oft wiederholt wurde. Da hilft selbst die Selbsterkenntnis nicht, dass dieser Meta-Witz gleich durch einen Meta-Kommentar bloßgestellt wird. Jeder andere Anflug von Humor wird im Keim erstickt, da das Timing verfehlt wird. So bleibt ein Band, der nichts außer Humor beinhalten soll, aber nicht einen guten Gag enthält.

Dieser Deadpool-Comic ist einer der schlechtesten, die ich bisher gelesen habe. Die Handlung ist hanebüchen und die Witze sind einfach nicht komisch. Oftmals ist es so, dass entweder das eine oder das andere ein wenig besser funktioniert. Dies ist hier nicht der Fall. Die Gags funktionieren entweder auf einer zu hohen Metaebene oder sind miserabel getimt. Und dann ist da noch dieser ekelige Gag, der sich viel zu lange hinzieht. Wären wenigstens die Zeichnungen noch interessant, so könnte man irgendwas hier herausholen. Aber für mich ist dies ein Heft zum Vergessen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Gerry Duggan
  • Zeichner(in): Scott Koblish
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Avengers #31

Hulk ist zurück! Im Kampf um den letzten Pyramoiden kämpft er auf der Seite des Challengers. Die vereinigten Helden der Erde stellen sich ihm in den Weg, und auch die Tochter des Grandmasters steht bereit. In diesem Heft entscheidet sich der Wettkampf zwischen den beiden Ältesten des Universums.

Die Handlung verspricht viel Action und sehr abwechslungsreiche Kämpfe. Wenn ein Held scheitert, steht schon der nächste parat. Das erstaunliche ist, dass dies funktioniert. Die Szenen sind spannend, auch weil der Antrieb von Figuren wie Hulk nicht vollkommen klar ist. Je mehr ich von der wirklich epischen Storyline „Der letzte Kampf“ (englisch „No Surrender“) lese, desto besser kann ich mich auf das eher abstruse Plot-Gerüst einstellen und umso passender finde ich diese Handlung als Szenario in einem Avengers-Comic. Auch muss ich positiv herausstellen, dass das weltumspannende Szenario nur in der Avengers-Reihe stattfindet und sich nicht auf andere Comic-Bände ausdehnt, wie es bei den großen Crossover-Events der Fall ist. Wer sich hierfür nicht interessiert, kann die Geschichte einfach auslassen und wird nichts vermissen.

Die Zeichnungen spielen viel mit Licht, mit Blitzen und bunten Strahlen. Wir befinden uns hier in keinem realistischen Szenario, sondern in einer bunten Comicwelt in der sich unzählige Charaktere in noch bunteren Outfits verprügeln oder miteinander diskutieren. Das ist es, was man bei den Avengers erwartet, und das ist genau das, was man hier bekommt.

Dieser Comic ist ein Avengers-Comic, wie man ihn sich vorstellt: knallharte Action, abwechslungsreiche Superkräfte und nachvollziehbare Charaktere. Der einzige Kritikpunkt ist die Tatsache, dass man die gesamte Story lesen muss und dieses Heft nicht für sich stehen kann. Es passiert letztendlich auch zu wenig, um den Comic als Einzelprodukt zu betrachten. Viel Tiefgang wird vermutlich ohnehin niemand erwarten. So bleibt mir nur zu sagen, dass „Der letzte Kampf“, als epische Geschichte über insgesamt sieben Hefte (von denen noch 2 folgen, siehe unten), als gelungen zu bezeichnen ist. Wer sich auf ein Szenario einlassen kann, bei dem mächtige Außerirdische die Erde mitten in ein Spiel um den Titel des „Grandmasters“ setzen und kein Problem hat, dass viele Charaktere auftauchen, von denen man noch nie gehört hat, wird auch an diesem Heft seinen Spaß haben.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Mark Waid, Al Ewing, Jim Zub
  • Zeichner(in): Paco Medina
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Avengers #32

Wie auch das letzte Heft, gehört dieses hier zur Storyline „Der letzte Kampf“. Im letzten Heft kam es zur endgültigen Offenbarung, dass Voyager die Tochter von En Dwi Gast ist. Der Wettkampf wurde mit einem Foul des Hulk beendet, und der Challenger sieht sich nun als Grandmaster Prime. Als großes Finale soll nun die Erde als benutztes Spielzeug entsorgt werden. Die Helden müssen noch einmal all ihre Kräfte aufbringen, um die Welt zu retten.

Dieses Heft ist gleichzeitig als Nachbesprechung des letzten Heftes und als Prolog für das große Finale in Avengers #33 zu sehen, das im Dezember erscheint. Einen großen Fokus legt der Band auf Quicksilver, der durch seine Geschwindigkeit als Einziger eine Chance hat, den Schnatz zu fangen. Harry Potter wird nicht direkt zitiert, aber als Leser muss man unweigerlich daran denken. Es klingt irgendwie albern, wird aber interessant genug erzählt, dass man sich ärgert, dass das Quicksilver Tie-In in Deutschland voraussichtlich nicht erscheinen wird.

Die Zeichnungen bleiben auf hohem Niveau und mir gefällt außerdem der Retro-Stil, der bei den Rückblenden eingesetzt wird. Auf jeder Seite passiert immer sehr viel und die Bilder wirken dadurch unruhig. Sie unterstützen damit aber auch die Dynamik der Handlung. Man bleibt gebannt und liest den Comic an einem Stück durch.

Die Avengers bleiben eine leichte Lektüre ohne viel Anspruch oder Erkenntnisse, die über Aufopferung und „Zusammen sind wir stark“ hinausgehen. Wer sich für den „letzten Kampf“ begeistern kann, sollte auch hier wieder zugreifen. Es bleibt spannend. Die meisten Charaktere bleiben im Hintergrund und der Fokus wird auf Wenige gelegt. Dies ist die einzige Möglichkeit, dass sich die Handlung nicht total verfranzt. Die Geschichte wäre besser, wenn sie nicht ganz so episch ausgelegt worden wäre, aber ich denke viele Leser wollen genau diese Epik haben. Wenn die Welt nicht vor dem sofortigen Untergang steht, warum sollte ein Superheld dann noch aufstehen? Damit kommt der Comic zwar nicht an die Meilensteine des Genres heran, bietet aber gute Unterhaltung für zwischendurch.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Mark Waid, Al Ewing, Jim Zub
  • Zeichner(in): Paco Medina, Stefano Caselli, Kim Jacinto
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Fazit des Monats

Bald sind die Geschichten, die nun schon seit Monaten laufen, auserzählt. Im nächsten Monat kommen die großen Finalausgaben. Dieser Monat leistet die Vorarbeit. Vom Deadpool-Comic kann ich nur abraten. Spider-Man ist ganz solide, ohne Höhepunkte. Die Avengers gefallen mir hier immer besser. „Der letzte Kampf“ in seiner Gesamtheit (von Avengers #27-#33) ist eine epische Storyline, die zwar teilweise albern ist, aber zu unterhalten weiß. Die Ausgaben dieses Monats passen gut ins Gesamtbild und ich bin gespannt, wie die Bände im Dezember enden werden.

Artikelbild: Panini Comics, Bearbeitet von Verena Bach
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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