Ernst-Hoferichter-Preis:"Mehr als befremdlich"

Charlotte Knobloch kritisiert Ehrung von Karikaturist Hanitzsch

An der Verleihung des Ernst-Hoferichter-Preises an den Karikaturisten Dieter Hanitzsch wird Kritik laut. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in München, sagte dem Tagesspiegel, die Auszeichnung sei "mehr als befremdlich und völlig unangemessen". Die Beteiligten erwiesen dem Miteinander in der Stadt einen Bärendienst. Der von einer Stiftung vergebene, mit 5000 Euro dotierte Preis, soll Münchner Künstler ehren, die Originalität mit Weltoffenheit und Humor verbinden. Verliehen wird er am 24. Januar.

Hanitzsch ist für eine Zeichnung in die Kritik geraten, die im Mai 2018 in der Süddeutschen Zeitung erschien. Sie zeigt Netta, die israelische Siegerin des Eurovision Song Contest. Knobloch erklärte am Freitag auf Nachfrage erneut, die Karikatur vereine in sich mehrere klassisch antisemitische Motive und überschreite eine Grenze. Nach Auseinandersetzungen über den Umgang mit Stereotypen beendete die SZ damals die Zusammenarbeit mit Hanitzsch; der Zeichner ist nun für die Abendzeitung tätig. Den Hoferichter-Preis erhält er für sein Gesamtwerk. In ihrer Begründung schreibt die Jury, sie schätze ihn "jetzt auch noch als politischen Überlebenskünstler".

Die Laudatio auf Hanitzsch wird Münchens früherer Oberbürgermeister Christian Ude halten. Dem Tagesspiegel sagte er, eine kleine Gruppe versuche mit einer straff organisierten Protestaktion Druck auf die Politik auszuüben. Knobloch sei eine Getriebene dieser Gruppe. Kulturreferent Hans-Georg Küppers, der Vorsitzende des Beirats der Ernst-Hoferichter-Stiftung, stellt sich vor den Zeichner: Auch wenn die Karikatur fehlinterpretiert werden könne, sei "der Vorwurf, Dieter Hanitzsch sei ein Antisemit, auch mit Blick auf sein Lebenswerk, untragbar".

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