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Planet der Affen – Archiv 1

Nach neun Kinofilmen, einem Computer- und einem Brettspiel, diversen Vinylfiguren, Turnbeuteln und einem Metallschild („Planet der Affen – beginnt hinter dieser Tür“) kommt nun eine Neuauflage alter Planet-der-Affen-Comics auf den Markt. Pünktlich zum 50-Jahre-Jubiläum. Ein Geschenk für alle, die mit den Originalfilmen mehr anfangen können als den Neuadaptionen.

Alle Abbildungen: © Cross Cult Verlag

Planet der Affen war einmal so hip, das man nur „PotA“ zu schreiben brauchte, um sich über die Film-Serie zu verständigen. Das war Ende der 1960er, als der erste Film mit Charlton Heston in der Hauptrolle in die Kinos kam. Dessen Ende habe ich zum ersten Mal spätabends im ZDF gesehen, und mich hat der Anblick der im Sand versunkenen Freiheitsstatue nicht mehr losgelassen. Ein grandioser Twist in der Handlung, denn der Astronaut Taylor glaubt sich auf einem fernen Planeten, auf dem Affen die Kultur-, Macht- und Deutungshoheit besitzen, wohingegen die Menschen nur schmuck-, sprach- und wertloses Beiwerk sind. Darin eine Parabel auf die amerikanische Diskussion über Bürgerrechte und Rassismus zu sehen, ist keine sehr kühne Interpretation, sondern geradezu zwingend. In dem Sequel Rückkehr zum Planet der Affen (1970) wird dies noch deutlicher, als eine Demonstration deutliche bildliche Anleihen in der Realzeitgeschichte nimmt. Die drei folgenden Filme, die im Laufe der 1970er erschienen, waren schlecht, schlimm und katastrophal. Und als die Filmserie mit Die Schlacht um den Planet der Affen 1973 in einem filmischen Fiasko endete, musste die Merchandising-Maschine mit anderen Mitteln wiederbelebt werden. Marvel musste ran. Im August 1974 begann Marvel, ein Schwarz-Weiß-Comicheft zur Filmserie auf den Markt zu bringen: Stan Lee (R.I.P.) proudly presents. Jedes der monatlich erscheinenden Hefte enthielt mehrere Fortsetzungscomics und kurze Beiträge etwa über die Romanvorlage oder den Regisseur des ersten Films (hier ist das Masterial online). Das macht diese Hefte auch heute noch für Fans der PotA-Filme interessant, allerdings sind in Deutschland nur 13 der 29 Ausgaben erschienen (im Williams Verlag). Cross Cult hat nun eine der Stories, Terror auf dem Planet der Affen von Autor Doug Moench und diversen Zeichnern, ausgewählt und neu übersetzt (Stephanie Pannen), so dass man die Geschichte, die sich im Originalformat bis in die 28. Ausgabe erstreckte, nun erstmals vollständig auf Deutsch und zudem in kompakter Form vorliegen hat.

Die Story ist von der Handlung der Filme unabhängig – Menschen und Affen leben in dieser Welt nicht gern miteinander, versklaven sich aber auch nicht gegenseitig. Immerhin ein Fortschritt zu den PotA-Ursprüngen, wenn nicht der Gesetzgeber (ein Orang-Utan) plötzlich auf eine Reise aufbrechen und die fragile Gesellschaft damit den zwielichtigen Elementen an ihren Rändern preisgeben würde. Die Gorillas unter Führung von Brutus planen den antihumanen Aufstand, und dies gefällt weder dem Menschen Jason noch dessen Begleiter Alexander, einem Schimpansen. Jason ließe sich am besten als menschlicher Mix aus Charlton Heston und Tarzan beschreiben, sofern Heston selbst nicht schon eine Kombination seiner selbst mit Tarzan war. Impulsiv, etwas naiv, stets aber abenteuerlustig stolpert er durch diese Welt und begegnet immer grotesker werdenden Zeitgenossen: externe Riesenhirne in Glaskuppeln und Gorilloiden („Es sind Gorillas. Und Androiden. Aber vor allem sind sie bizarr.“). Der Handlung fehlt ein wenig Stringenz, die auch den Filmen nach den ersten beiden Teilen verlorenging. Stattdessen werden Abenteuer und absonderliche Begegnungen aneinandergereiht: Und dann – und dann – und dann. Aber: Was für PotA-Nichtkenner ein Makel sein muss, ist es für die Fans der Filmserie nicht unbedingt. Die Absurdität der Handlung macht den wesentlichen Reiz dieser Archiv-Edition aus, und so müsste man dem Comic eine mehrfache Wertung geben – eine für Affen(-Fans) und eine für Menschen.

Und bei aller Euphorie, dass die Filme (und Comics) sich um die Abbildung von Rassenproblemen bemühen, reproduzieren sie diese zugleich ständig (gute Schimpansen – böse Gorillas) – dem können sie angesichts ihres Urspungs in den 1970ern nicht entkommen. Und würde man sich mit dem Frauenbild befassen, wäre das Urteil sicher noch verheerender. Kurzum: Der Stoff ist nicht ganz so progressiv, wie es manchmal kolportiert wird.

Terror auf dem Planet der Affen (links: Originalausgabe, rechts: Neuausgabe)

Was die aktuelle Neuausgabe angebelangt: Zum einen kommen die Zeichnungen auf dem hochwertigen Papier stärker zur Geltung als auf dem kostengünstigen Zeitschriftenpapier. Und auch die neue Übersetzung hat dem Comic sehr gutgetan. Insofern ist es ein großer Gewinn für die Comics, nun ein neues Zuhause bei Cross Cult gefunden zu haben.

Die Ausgabe basiert auf der Archiv-Edition bei BOOM! Studios (2017-18), deren vierter und letzter Band im September 2018 erschienen ist. Die deutsche Ausgabe des zweiten Bandes verzögert sich derzeit immer weiter, inzwischen ist der Termin für Januar 2019 angesetzt. Die Affenfans müssen sich gedulden, aber das ist okay. Das sind wir gewohnt.

Die ganze Affenbande brüllt: Wo ist der zweite Band, wo ist der zweite Band …

Planet der Affen – Archiv 17von10
Cross Cult, 2018
Text: Doug Moench
Zeichnungen: Mike Ploog, Frank Chiaramonte, Tom Sutton, Herb Trimpe und Virgil Redondo
Übersetzung: Stephanie Pannen
400 Seiten, schwarz-weiß, Hardcover
Preis: 50,00 Euro
ISBN: 978-3-959816-37-3
Leseprobe

 

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