Allgemein

Tönnies übernimmt Bildungsstätte

Schulung von Arbeitskräften im Heinrich-Hansen-Haus

Der Fleischkonzern Tönnies kaufte jüngst die ehemalige ver.di-Bildungsstätte in Lage-Hörste. ver.di hatte sie mit der Begründung geschlossen, dass eine Modernisierung, vor allem beim Brandschutz, zu teuer gekommen wäre. Der Fleischkonzern Tönnies plant wieder eine Bildungsstätte, allerdings ohne millionenteure Aufwendungen.

Brandschutz keine Hürde

Eine »marode Bruchbude« nannte eine Delegierte das Heinrich-Hansen-Haus auf dem ver.di-Bundeskongress 2015, ohne es je gesehen zu haben. Nach dem Verkauf klang die Beschreibung anders: »Das Haus befindet sich trotz temporärem Leerstand in einem ausgezeichneten Zustand.« So hat die neue Eigentümerin BGW Berliner Gewerbe- und Wohnprojekt, an die ver.di verkauft hatte, die Immobilie angepriesen. Nach Rücksprache mit den Behörden könne das Objekt jederzeit mit kleineren Investitionen, etwa aktualisierten Brandschutzregelungen, wieder in Betrieb genommen werden.

Der damalige Leiter der ver.di-Bildungsstätte wollte das Hansen-Haus modernisieren. Treiber der Investitionssumme: angeblich unabwendbare Maßnahmen für denBrandschutz. Doch auf Anfrage erklärt dieStadt Lage, dass das Heinrich-Hansen-Haus für den Weiterbetrieb Bestandsschutz genossen hätte. Hätte ver.di bei der geplantenModernisierung Abstriche gemacht, wären die bestehenden Brandschutzregelungen –mit kleinen Einschränkungen – ausreichend gewesen.

So macht das jetzt Tönnies. Die Firma plane, das Haus als »zentralen Anlaufpunkt für ausländische Mitarbeiter« zu nutzen, um »sie auf das Leben in Deutschland vorzubereiten«, so ein Sprecher. Sie würden zu Arbeitssicherheit und Lebensmittelrecht geschult.

Tönnies war 2020 wegen massenhafter Corona-Ausbrüche in seiner Schweineschlachterei in Rheda-Wiedenbrück in die Schlagzeilen gekommen. Vieles kam an die Öffentlichkeit: Schwerstarbeit, oft unterm Mindestlohn, miese Behandlung, überteuerte Bettmieten in Sammelunterkünften.

Das ist Geschichte.