Nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei sind Haftbefehle gegen 47 frühere Mitarbeiter der bis vor kurzem regierungskritischen Zeitung Zaman erlassen worden. Neben leitenden Angestellten seien auch einige Kolumnisten der Zeitung betroffen, teilte ein Behördensprecher mit. Am Mittwochmorgen durchsuchten Polizisten Wohnungen, der Kolumnist Şahin Alpay wurde in Handschellen abgeführt.

Zur Begründung hieß es, Zaman sei "das Aushängeschild" der Hizmet-Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen gewesen. Die türkische Regierung macht Gülen verantwortlich, den Putsch organisiert zu haben. Sie fordert die Auslieferung des im US-Exil lebenden Klerikers. Erst am Montag waren 42 Haftbefehle gegen Journalisten ausgestellt worden.

Zaman war von der türkischen Regierung bereits im März unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Polizisten waren in die Redaktion eingedrungen, der bisherige Chefredakteur Abdülhamit Bilici wurde entlassen. Zwei Tage später erschien Zaman mit ausschließlich regierungsfreundlichen Artikeln, von der Titelseite lächelte Präsident Recep Tayyip Erdoğan.

Seit dem Putschversuch am vergangenen Wochenende sind in der Türkei Zehntausende Menschen in Gewahrsam genommen oder entlassen worden. Allein von 13.000 Festnahmen wurde berichtet. Der Menschenrechtsorganisation Amnesty International liegen nach eigenen Angaben glaubhafte Hinweise vor, dass Inhaftierte misshandelt worden sind.

Viele der Entlassenen und Festgenommenen waren zuvor im Justiz- und Bildungswesen beschäftigt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wirft ihnen vor, mit der Gülen-Bewegung verbunden zu sein, die er für den Umsturzversuch verantwortlich macht.

Vergangene Woche kündigte Erdoğan weitere Verhaftungen an und verhängte den Ausnahmezustand in der Türkei. Dadurch ist unter anderem Pressezensur möglich. Per Dekret schränkte der türkische Präsident die Rechte der Inhaftierten weiter ein.