14. Februar 2019 2 Likes

„Wovon träumst du, kleiner Engel?“

„Alita: Battle Angel“: Robert Rodriguez & James Camerons lang ersehnter Traum

Lesezeit: 3 min.

Etliche Jahrzehnte und zahlreiche Iterationen hat es gebraucht, aber ab heute ist eines von James Camerons Langzeitprojekten endlich in den Kinos angekommen: Die Filmadaption des Manga-Klassikers zu „Battle Angel Alita“ von Yukito Kishiro. Die Verfilmung nimmt sich etliche Freiheiten gegenüber der Comicvorlage, bleibt ihr im Herzen aber treu und beeindruckt allem voran mit den herausragenden Effekten, nie da gewesenen Motion-Capture-Aufnahmen und ausgeklügelter Action.

Der stillgelegte Cyborg Alita (Rosa Salazar) wird vom Doktoren, Robotiker und Kopfgeldjäger Dyson Ido (Christoph Waltz) auf einem Schrottplatz gefunden, kurzerhand instand gesetzt und aufpoliert. Zunächst ohne jegliche Erinnerung an ihr früheres Leben, muss sich die aufgeschlossene und neugierige Alita in der rauen Cyberpunk-Welt nach dem großen Krieg zurecht finden, die vom Traum an die über den gigantischen Slums schwebende, elitäre Stadt Salem getrieben wird. Den einzigen Hoffnungsschimmer bietet der gewalttätige Gladiatoren-Rollerskatesport Motorball, in dem sich Menschen profilieren können, um nach langer Prozedur nach Salem aufsteigen zu können. Der Straßenjunge und Motorball-Enthusiast Hugo schließt sich Alita an und möchte ihr zeitgleich helfen, sich an ihr früheres Leben zu erinnern. Ihnen stellen sich jedoch etliche Kopfgeldjäger und andere Scharlatane in den Weg.


Die Geburt eines künstlichen Engels …

Der Film um den liebreizenden kämpfenden Engel hält viele der aus dem Manga bekannten Figuren und Handlungsfäden bereit, bedient sich dabei jedoch einiger Freiheiten. Während beispielsweise der Plot um den Motorball im Manga ein kleiner Nebenfaden ist, spielt er im Film eine zentrale Rolle. Vieles, was in der Vorlage noch eine episodenhafte, mal mehr, mal weniger zusammenhängende Erzählung ist, wird im Film gekonnt zu einem großen, kohärenten Flickenteppich ohne Lücken verwoben. Sogar eine weit ausgebaute Liebesgeschichte ist nicht bloß aufgesetzt, sondern dient, neben charakterzeichnender Momente, auch als Katalysator für den weiteren Plot. Während der Tonus der Vorlage noch etwas melancholischer ausfällt, wartet „Alita: Battle Angel“ mit deutlich mehr Hoffnung auf, was allem voran Rosa Salazar geschuldet ist, die ihre kindliche Neugier in die Herzen der Zuschauer trägt. Ebenso ist die, dem Manga charakteristische und Atmosphäre gebende Gewalt äußerst geschickt in Robert Rodriguez’ Blockbuster-Hoffnung verpackt, während Cyborg-Teile durch die Luft fliegen, oder Körperteile weniges, grünes Blut verspritzen.


… der ziemlich schlagkräftige Argumente hat. „Alita: Battle Angel“, 20th Century Fox

Hierbei glänzen vor allem die herausragenden Effekte, die die menschlichen Körperteile beinahe lebensecht mit animierten Cyborg-Körpern verschmelzen, ohne den Effekt der Uncanny Valley zu bestärken. Das in „Alita“ zum Tragen kommende Motion-Capture-Verfahren setzt hier völlig neue Maßstäbe, und James Camerons Team erfindet sich quasi noch mal neu. Und dass Rodriguez nun schon seit einigen Jahrzehnten für kultartige, inszenierte Action steht, beweist er in „Alita“ erneut, während die Kamera stets im weitem Blickfeld der spektakulär choreographierten Kämpfe steht und fast ohne hektische Schnitte auskommt. Solche Cinematographie ist man seit zuletzt „Avengers: Age of Ultron“ im Blockbuster-Kino nicht mehr gewöhnt. Es ist schön zu sehen, dass Robert Rodriguez neben zahlreichen kleinen Filmen, häufig mit niedrigem Budget, auch äußerst bravourös mit so einem Multi-Millionen-Dollar-Streifen zurechtkommt. Gerade durch die mehrfachen Verschiebungen, die „Alita“ im Verlauf der letzten Jahre plagten, wurden zweifelnde Stimmen laut, ob sich Rodriguez nicht übernommen hätte und James Camerons Hoffnungen in ihn fehlgeleitet seien. Aber diese Befürchtungen können nun eindeutig zu Grabe getragen werden, denn der zunächst ruhig startende „Alita: Battle Angel“ feuert zum Schluss aus allen Effekt-Röhren und hat sich hoffentlich eine kommende Fortsetzung redlich verdient.

„Alita: Battle Angel“ ist ab dem 14. Februar 2019 in den deutschen Kinos zu sehen. Abb.: 20th Century Fox

Alita: Battle Angel • USA 2019 • Regie: Robert Rodriguez • Darsteller: Rosa Salazar, Christoph Waltz, Ed Skrein, Jennifer Connelly, Mahershala Ali

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