Jolanda Obleser stellt im Marbacher Rathaus aus. Foto: avanti

In der Ausstellung im Rathaus stehen Werke der jungen Marbacherin Jolanda Obleser im Mittelpunkt.

Marbach - Schon beim ersten Blick in die etwa 50-köpfige Besucherschar hat man gemerkt, dass die Vernissage zur neuen Ausstellung im Marbacher Rathaus anders war als sonst. Denn wo sich sonst Kunstfreunde meist gesetzteren Alters einfinden, waren dieses Mal auch auffallend viele jüngere Leute anwesend. Auch das, was zu sehen ist, unterscheidet sich grundlegend von dem, was sonst „unsere Flure schön macht“, wie es Bürgermeister Jan Trost in seinem Begrüßungsworten formulierte: Erstmals sind Comics das Thema einer Ausstellung.

Geschaffen hat sie die Nachwuchskünstlerin Jolanda Obleser, die derzeit noch an der Kunsthochschule in Kassel Illustration und Comic studiert. Und dass die gebürtige Berlinerin, die in Marbach aufgewachsen ist, schon als Kind gern gezeichnet habe, verriet im Gespräch Melanie Salzer vom Kulturamt. Als sie kürzlich ein Plakat Jolanda Oblesers gesehen habe, mit dem diese für ein Konzert ihres Bruders Jakob geworben hat, habe sie gemeint: „Wenn du so etwas kannst, kannst du auch im Rathaus ausstellen.“

„Aus dem Rahmen gefallen“ ist der Titel der Ausstellung, in dem die junge Künstlerin in den Jahren von 2016 bis heute geschaffene Comics präsentiert, die sich unter anderem, wie der Rathauschef erklärte, in ihrer kräftigen Vollfarbigkeit an die in Japan entwickelte Risographie anlehnen. Doch beileibe nicht alles sticht farbig ins Auge. Und auch inhaltlich ist es nichts Spektakuläres im Stil von Superman, sondern eher die kleinen, banalen Alltagsbegebenheiten normaler Menschen, die Obleser grafisch und textlich aufgreift – ein Gespräch beim Warten auf einen Zug etwa, das die bahnbrechende Erkenntnis bringt, dass man Turnschuhe bei 30 Grad im Wollwaschgang wieder weiß bekommt.

In einige ihrer Werke führte sie selber ein, am gezupften Kontrabass musikalisch begleitet und untermalt durch ihren Bruder Jakob. Dazu wurden die Comics und gezeichneten Kurzgeschichten an eine Leinwand projiziert, die Texte dazu – teils deutsch, teils englisch – gelesen und ein Lied eines Sitar-Spielers gar im indisch inspirierten Stil gesungen. Beim Gang durch die Flure freuten sich die Besucher dann über das Wiedererkennen, beispielsweise von „David Byrne @ The Office“, das anders als die anderen Werke sprichwörtlich aus dem Rahmen fällt, weil es nämlich anders als ein Comic zu einem großen Bild ohne Rahmen dazwischen zusammengefasst ist. Bei der Präsentation vorab war es in Einzelbildern vorgeführt worden. „Das ist wirklich gut, dass die das gezeigt haben; sonst würde man nur kurz einen Blick draufwerfen und weitergehen“, meinte einer der Besucher. Eine Gruppe junger Gäste wiederum amüsierte sich über den Comic „Bubblegum“, in dem eine Mädchenfigur einen Kaugummi so lange dehnt und zieht, bis er, geschickt um die Hände gelegt, zu einer „Brücke“ beim Kinderspiel „Fadenabnehmen“ wird.