19. Dezember 2018 1 Likes

„Aquaman“ geht baden

James Wan dreht einen bemerkenswert wirren und leblosen Superhelden-Film

Lesezeit: 3 min.

Seit Zack Snyder 2013 mit „Man of Steel“ eine neue Superman-Ära begann, bemühen sich Warner und DC es dem enormen Erfolg nachzutun, den Disney und Marvel mit ihrem filmischen Universum haben. Anfangs war der Ton ein wenig düsterer, doch der Erfolg war nicht so groß wie gewünscht, 870 Millionen Doller Einspielergebnis für „Batman v Superman“ wurden als Enttäuschung wahrgenommen, also versuchte man es anders, versuchte mehr Ironie in die Filme zu bringen, doch auch „Suicide Squad“ konnte trotz ausgiebiger und teurer Nachdrehs nicht die eine Milliarde Dollar-Grenze knacken, die heutzutage tatsächlich Minimalziel für Fime dieser Größenordnung ist.

„Wonder Woman“ wurde ein Jahr später zwar für seine weibliche Heldin gelobt, doch „Justice Leaque“ als gleichzeitig zu viel und zu wenig betrachtet. Irgendwie scheint es in den Chefetagen von Warner/ DC momentan extrem chaotisch zuzugehen, so als wüsste niemand so recht wohin die Reise gehen, in welche Richtung sich das DCEU fortbewegen soll. Zahllose Filme sind in der Entwicklung, Spin-Offs und mehr oder weniger lose Fortsetzungen, dazu Origin-Filme von allen möglichen Figuren, so wie nun James Wans „Aquaman“. In zwei Filmen war der von Jason Momoa verkörperte Muskelberg schon aufgetaucht, nun wird in ausufernder Länge erklärt, woher er kommt.


Die Prinzessin (Amber Heard) und der Wassermann (Jason Momoa) …

Seine Mutter ist die aus dem sagenumwobenen Atlantis stammende Königin Atlanna (Nicole Kidman), die einer arrangierten Ehe entflieht und beim Leuchtturmwärter Tom (Temuera Morrison) Unterschlupf findet und ein Kind bekommt: Arthur (Momoa), der als Bindeglied zwischen Menschen und Atlantern, zwischen Land und Meer, dazu bestimmt ist, König von Atlantis zu werden. Dagegen hat allerdings sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson) etwas und auch ein Pirat namens David Kane macht bald als Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II) Jagd auf Arthur. Der wiederum macht sich – ganz seinem altenglischen Namensvetter entsprechend – auf die Suche nach einem magischen Schwert bzw. Dreizack. Auf dieser Quest wird er von Mera (Amber Heard) begleitet, einer weiteren Prinzessin aus Atlantis, während unter Wasser unter anderem Willem Dafoe und Dolph Lundgren zu sehen sind.


… und die Hai-Armee aus dem Rechner. „Aquaman“

Ohnehin passiert viel unter Wasser, was bei einem Film namens „Aquaman“ natürlich naheliegt, dummerweise aber ungefähr so überzeugend aussieht, wie das Fliegen von Superman anno 1978. Im Wasser stehen und sich antriebslos in alle Richtungen bewegen wirkt einfach komplett unnatürlich, da helfen auch bunteste Kostüme und die üblichen, riesigen Unterwasserstädte nicht, die Superman trotz Supergehör offenbar all die Jahre lang nicht wahrgenommen hat. Denn eigentlich spielt „Aquaman“ ja in der Welt, die zum Beispiel in „Batman v Superman: Dawn of Justice“ etabliert wurde, doch nach einem Bezug zu den anderen Filmen im DCEU sucht man vergeblich. Statt dessen bemüht sich James Wan um leichten Humor und lässt Momoa Oneliner von sich geben, bei denen man nicht so genau weiß ob sie ernstgemeint oder doch schon Parodie sind. An dieser Unbestimmtheit scheitert schließlich der ganze Film, der in antiken Mythen plündert, ein wenig Umweltbewusstsein behauptet, ein ganz klein wenig Völkerverständigung predigt, aber nur in Momenten weiß, was er sein will. Wenn Aquaman da etwa mit schierem Willen die Fische der Meere zusammenruft, um ihm beizustehen, fluoreszierende Wesen in allen Farben und Formen sich zu einem riesigen Wesen formen, deutet Wans Film für kurze Zeit eine visionäre Größe an, die jedoch allzu selten ist um darüber hinwegsehen zu lassen, wie lieblos und wirr dieses Spektakel im Kern ist.

„Aquaman“ startet am 20. Dezember 2018 im Kino. Abb.: Warner

Aquaman • USA 2018 • Regie: James Wan • Darsteller: Jason Momoa, Amber Heard, Nicole Kidman, Willem Dafoe

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