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China Exil-Journalist berichtet von Schikanen gegen seine Familie

Von Deutschland aus kritisiert der Exil-Journalist Chang Ping das chinesische Regime. Wegen eines Briefs an Xi Jinping wird nun offenbar seine Familie drangsaliert - dabei habe er das Schreiben gar nicht verfasst.
Journalist Chang Ping

Journalist Chang Ping

Foto: imago

Nach der Veröffentlichung eines regierungskritischen Briefs im Internet haben die chinesischen Behörden offenbar Angehörige mehrerer im Exil lebender Dissidenten festgenommen. Der in Deutschland lebende Journalist Chang Ping erklärte, drei seiner Geschwister seien festgenommen worden, weil er verdächtigt werde, zu den Autoren des anonymen Schreibens zu gehören. In dem Brief wird Präsident Xi Jinping vorgeworfen, das Land in eine Krise gestürzt zu haben.

"Zahlreiche Angehörige in China waren Ermittlungen, Schikanen und Drohungen ausgesetzt", nachdem er den Brief in einem Interview und einem Artikel thematisiert habe, schrieb der prominente Journalist Chang am Sonntag auf der Website chinachange.org.  Demnach wurden zwei Brüder und eine Schwester in der Provinz Sichuan unter dem Verdacht festgenommen, dass Ping einer der Verfasser des anonymen Briefs ist. Chang Ping bestreitet das.

Laut Chang wurden seine Geschwister aufgefordert, auf ihn einzuwirken, nicht länger die Kommunistische Partei zu kritisieren. Andernfalls würden die Behörden "Wege finden, meine Familienmitglieder anzuklagen". In der vergangenen Woche hatte bereits der in New York lebende Dissident Wen Yunchao gesagt, drei seiner Angehörigen seien in der Provinz Guangdong festgenommen worden. Er bestritt, etwas mit dem Brief zu tun zu haben.

Ping lebt seit 2011 in Deutschland

Außerdem werden vier Mitarbeiter der halbstaatlichen Nachrichtenseite "Wujie News" vermisst, die den Brief zeitweilig veröffentlichte, wie ein Reporter der Seite sagte. Mehrere weitere Mitarbeiter wurden Medienberichten zufolge festgenommen. Auch die vorübergehende Festnahme des Journalisten Jia Jia am Pekinger Flughafen in der vergangenen Woche soll im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu dem Brief stehen.

In dem Brief wird Präsident Xi vorgeworfen, durch die Zentralisierung der Macht in seinen Händen eine "politische, wirtschaftliche, ideologische und kulturelle Krise" ausgelöst zu haben. Der Staatschef wird aufgefordert, zum Wohle des Landes zurückzutreten. Öffentliche Kritik an der politischen Führung wird in China nicht geduldet. Die jüngsten Festnahmen sind Teil einer Welle der Repression gegen Kritiker und Aktivisten.

Seit dem Amtsantritt Xis im Frühjahr 2013 wird in der Volksrepublik eine steigende Zahl von Festnahmen von Anwälten, Journalisten und Dissidenten registriert. Chang Ping lebt bereits seit Ende 2011 in Deutschland. Er arbeitete für chinesische Medien, zuletzt als Chefredakteur eines Onlinemagazins in Hongkong, bis ihm eine Arbeitserlaubnis verweigert wurde.

ade/AFP