Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Stra­te­gi­sche Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­über­wa­chung durch den Bun­des­nach­rich­ten­dienst


Der Klä­ger des Ver­fah­rens BVer­wG 6 A 9.14 ist Rechts­an­walt, der Klä­ger des Ver­fah­rens BVer­wG 6 A 2.15 ist ein ein­ge­tra­ge­ner Ver­ein, der sich als Auf­ga­be ge­setzt hat, Ver­stö­ße ge­gen die Pres­se- und In­for­ma­ti­ons­frei­heit welt­weit zu do­ku­men­tie­ren. Bei­de Klä­ger wen­den sich ge­gen die stra­te­gi­sche Fern­mel­de­über­wa­chung durch den Bun­des­nach­rich­ten­dienst, zum ei­nen im Jahr 2012 (Ver­fah­ren BVer­wG 6 A 9.14) und zum an­de­ren im Jahr 2013 (Ver­fah­ren BVer­wG 6 A 2.15).


Nach dem Ge­setz zur Be­schrän­kung des Brief-, Post- und Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses ist der Bun­des­nach­rich­ten­dienst im Rah­men sei­ner Auf­ga­ben be­rech­tigt, die Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on zu über­wa­chen und auf­zu­zeich­nen. Bei der so­ge­nann­ten stra­te­gi­schen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­über­wa­chung wer­den in­ter­na­tio­na­le Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­zie­hun­gen, na­ment­lich E-Mail-Ver­keh­re, in be­stimm­ten Über­tra­gungs­we­gen be­zo­gen auf vor­ge­ge­be­ne Ge­bie­te an­hand vor­her fest­ge­leg­ter Such­be­grif­fe durch­sucht. Sich da­bei er­ge­ben­de „Tref­fer“ wer­den auf ih­re nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz ge­prüft und ge­ge­be­nen­falls wei­ter be­ar­bei­tet. Die Klä­ger hal­ten die für die Jah­re 2012 und 2013 an­ge­ord­ne­ten Maß­nah­men der stra­te­gi­schen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­über­wa­chung für rechts­wid­rig, ins­be­son­de­re weil we­gen der zur Über­wa­chung be­stimm­ten Über­tra­gungs­we­ge und Ge­bie­te so­wie der fest­ge­leg­ten Such­be­grif­fe der Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­kehr, ins­be­son­de­re der E-Mail-Ver­kehr in ei­nem Um­fang er­fasst wer­de, wel­cher mit dem Grund­satz der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit nicht mehr ver­ein­bar sei. Bei­de Klä­ger ver­wei­sen auf ih­re häu­fi­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Teil­neh­mern im Aus­land, was die Er­fas­sung ih­res E-Mail-Ver­kehrs wahr­schein­lich ma­che, oh­ne dass da­bei die Wah­rung ih­rer Ver­schwie­gen­heits­pflich­ten und -rech­te als Rechts­an­walt bzw. Pres­se­ver­tre­ter ge­si­chert sei.


Bei­de Klä­ger wen­den sich zum an­de­ren ge­gen die Spei­che­rung und Nut­zung ih­rer Ver­bin­dungs­da­ten, die im Rah­men von Te­le­fon­ge­sprä­chen, SMS- und E-Mail-Ver­kehr, Kom­mu­ni­ka­ti­on in so­zia­len Netz­wer­ken so­wie Be­su­chen von In­ter­net­sei­ten an­ge­fal­len sind, durch ein Ver­kehrs­ana­ly­se­sys­tem („Ve­rAS“) des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes, weil es hier­für an ei­ner ge­setz­li­chen Grund­la­ge feh­le.


Für die Ver­fah­ren ist das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in ers­ter und letz­ter In­stanz zu­stän­dig. Es wird in dem an­be­raum­ten Ter­min zu­nächst nur über die Zu­läs­sig­keit der Kla­gen ver­han­deln.


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 105/2016 vom 15.12.2016

Kla­ge ge­gen BND we­gen stra­te­gi­scher Über­wa­chung von E-Mail-Ver­kehr in den Jah­ren 2012 und 2013 er­folg­los; wei­te­rer Auf­klä­rungs­be­darf we­gen ei­ner Spei­che­rung und Nut­zung von Da­ten im Sys­tem VE­RAS

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig hat über die Zu­läs­sig­keit von Kla­gen ver­han­delt, mit de­nen sich ein Rechts­an­walt und der Ver­ein „Re­por­ter oh­ne Gren­zen“ ge­gen die stra­te­gi­sche Über­wa­chung von E-Mail-Ver­kehr durch den Bun­des­nach­rich­ten­dienst (BND) und die Spei­che­rung und Nut­zung von Me­ta­da­ten in dem Sys­tem VE­RAS des BND ge­wandt ha­ben. Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ist für Kla­gen ge­gen den BND in ers­ter und letz­ter In­stanz zu­stän­dig.


Nach dem Ge­setz zur Be­schrän­kung des Brief-, Post- und Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses (Art. 10-Ge­setz) ist der BND im Rah­men sei­ner Auf­ga­ben be­rech­tigt, die Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on zu über­wa­chen und auf­zu­zeich­nen. Bei der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung wer­den be­stimm­te in­ter­na­tio­na­le Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­zie­hun­gen an­hand vor­her fest­ge­leg­ter Such­be­grif­fe durch­sucht. Die Klä­ger ha­ben die Fest­stel­lung be­an­tragt, dass der BND durch die Über­wa­chung von E-Mail-Ver­kehr im Rah­men der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung in den Jah­ren 2012 bzw. 2013 ihr Fern­mel­de­ge­heim­nis aus Art. 10 GG ver­letzt hat. Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat die­se Kla­gen als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen und da­mit ei­ne Ent­schei­dung aus dem Jahr 2014 zu ei­nem an­de­ren Über­wa­chungs­zeit­raum im Er­geb­nis be­stä­tigt.


Nach der Ver­wal­tungs­ge­richts­ord­nung muss sich die Fest­stel­lungs­kla­ge auf ei­nen kon­kre­ten, ge­ra­de den je­wei­li­gen Klä­ger be­tref­fen­den Sach­ver­halt be­zie­hen; ein sol­cher war nicht fest­stell­bar. Un­ter den Ver­keh­ren, die der BND in den Jah­ren 2012 bzw. 2013 als nach­rich­ten­dienst­lich re­le­vant be­han­delt hat, be­fin­det sich kein E-Mail-Ver­kehr der Klä­ger. Zwar ist nicht aus­zu­schlie­ßen, dass zu­nächst E-Mail-Ver­keh­re der Klä­ger er­fasst wor­den sind. Der da­mit ggf. ver­bun­de­ne Ein­griff in Art. 10 GG lässt sich aber nicht mehr fest­stel­len. Selbst wenn sol­che E-Mails er­fasst wor­den wä­ren, wä­ren sie wie al­le an­de­ren nach­rich­ten­dienst­lich ir­rele­van­ten Mails im Ein­klang mit den Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kel 10-Ge­set­zes  und den all­ge­mei­nen ver­fas­sungs­recht­li­chen Ma­ß­ga­ben für den Da­ten­schutz un­ver­züg­lich und spu­ren­los ge­löscht wor­den.


Der BND war ver­pflich­tet sol­che E-Mails zu lö­schen, weil nach dem ge­setz­li­chen Kon­zept ei­ne Be­nach­rich­ti­gung der Be­trof­fe­nen über die Er­fas­sung die­ser E-Mail-Ver­keh­re nicht vor­ge­se­hen ist. Dies steht im Ein­klang mit Art. 10 GG i.V.m. Art. 19 Abs. 4 GG, weil da­durch ei­ne Ver­tie­fung von Grund­rechts­ein­grif­fen durch Spei­che­rung der Da­ten ei­ner un­über­seh­ba­ren Zahl von Grund­rechts­trä­gern ver­mie­den wird.


Die da­mit ver­bun­de­ne Er­schwe­rung des ge­richt­li­chen Rechts­schut­zes ist auch des­halb hin­nehm­bar, weil die Kon­troll­tä­tig­keit der G10-Kom­mis­si­on da­zu dient, kom­pen­sa­to­ri­schen Grund­rechts­schutz zu ge­währ­leis­ten.


Die Kla­gen mit dem Ziel, ei­ne Spei­che­rung und Nut­zung von Me­ta­da­ten in dem Sys­tem VE­RAS zu un­ter­las­sen, sind noch nicht ent­schei­dungs­reif. Die in VE­RAS ge­spei­cher­ten Me­ta­da­ten nutzt der BND zur Er­stel­lung von Ver­bin­dungs­ana­ly­sen. Nach dem in der münd­li­chen Ver­hand­lung ge­won­ne­nen Er­kennt­nis­stand wer­den in VE­RAS auch an­ony­mi­sier­te Te­le­fo­nie-Me­ta­da­ten von Trä­gern des Grund­rechts aus Art. 10 GG aus der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung nach dem Ar­ti­kel 10-Ge­setz ein­ge­stellt. Die­ses Vor­ge­hen des BND be­darf wei­te­rer ge­richt­li­cher Auf­klä­rung.


BVer­wG 6 A 9.14 - Ur­teil vom 14. De­zem­ber 2016

BVer­wG 6 A 2.15 - Ur­teil vom 14. De­zem­ber 2016


Ur­teil vom 14.12.2016 -
BVer­wG 6 A 2.15ECLI:DE:BVer­wG:2016:141216U6A2.15.0

  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 6 A 2.15

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 6. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 14. De­zem­ber 2016
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Prof. Dr. Kraft so­wie die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Heitz, Dr. Möl­ler, Hahn und Dr. Te­get­hoff
für Recht er­kannt:

  1. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.
  2. Der Klä­ger trägt die Kos­ten des Ver­fah­rens.

Grün­de

I

1 Der Klä­ger ist ein ein­ge­tra­ge­ner Ver­ein, der sich als Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks die Do­ku­men­ta­ti­on von Ver­stö­ßen ge­gen die Pres­se- und In­for­ma­ti­ons­frei­heit zum Ziel ge­setzt hat. Er be­gehrt die Fest­stel­lung, dass der Bun­des­nach­rich­ten­dienst durch die im Jahr 2013 durch­ge­führ­te Über­wa­chung des E-Mail-Ver­kehrs im Rah­men der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung nach § 5 G10 sein Fern­mel­de­ge­heim­nis aus Art. 10 GG ver­letzt hat.

2 Der Klä­ger be­zieht sich auf den Be­richt des Par­la­men­ta­ri­schen Kon­troll­gre­mi­ums vom 8. Ja­nu­ar 2015, durch den die­ses den Deut­schen Bun­des­tag ge­mäß § 14 Abs. 1 Satz 2 G10 über Be­schrän­kungs­maß­nah­men un­ter an­de­rem nach § 5 G10 in dem Zeit­raum vom 1. Ja­nu­ar bis zum 31. De­zem­ber 2013 un­ter­rich­te­te (BT-Drs. 18/3709 S. 6 ff.). Da­nach ord­ne­te das Bun­des­mi­nis­te­ri­um des In­nern mit Zu­stim­mung der G10-Kom­mis­si­on im Jahr 2013 zu drei der in § 5 Abs. 1 Satz 3 G10 be­zeich­ne­ten Ge­fah­ren­be­rei­che Be­schrän­kungs­maß­nah­men an. Es han­del­te sich um die Ge­fah­ren­be­rei­che in­ter­na­tio­na­ler Ter­ro­ris­mus (§ 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 G10), Pro­li­fe­ra­ti­on und kon­ven­tio­nel­le Rüs­tung (§ 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 3 G10) so­wie il­le­ga­le Schleu­sung (§ 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 G10). Für den Ge­fah­ren­be­reich in­ter­na­tio­na­ler Ter­ro­ris­mus führ­te die An­ord­nung von 792 Such­be­grif­fen (58 in­halt­li­che und 734 for­ma­le) im ers­ten Halb­jahr und 851 Such­be­grif­fen (132 in­halt­li­che und 719 for­ma­le) im zwei­ten Halb­jahr da­zu, dass sich 906 Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­re qua­li­fi­zier­ten. Da­von stamm­ten ei­ner aus der E-Mail-Er­fas­sung, 20 aus der Te­le­fax-Er­fas­sung, elf aus der Te­lex-Er­fas­sung und 175 aus der Sprach­er­fas­sung. Da­ne­ben wur­den 639 Ver­kehrs­da­ten­sät­ze und 60 SMS-Nach­rich­ten er­fasst. Im Er­geb­nis wur­den 73 der aus­ge­son­der­ten Ver­keh­re als nach­rich­ten­dienst­lich re­le­vant ein­ge­stuft. Im Ge­fah­ren­be­reich Pro­li­fe­ra­ti­on und kon­ven­tio­nel­le Rüs­tung hat­te die An­ord­nung von 11 704 Such­be­grif­fen (1 432 in­halt­li­che und 10 272 for­ma­le) im ers­ten Halb­jahr und 11 696 Such­be­grif­fen (1 432 in­halt­li­che und 10 264 for­ma­le) im zwei­ten Halb­jahr die Qua­li­fi­ka­ti­on von 14 411 Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren zur Fol­ge. Hier­von hat­ten ih­ren Ur­sprung 13 502 in der E-Mail-Er­fas­sung, 111 in der Te­le­fax-Er­fas­sung, 481 in der Te­lex-Er­fas­sung und 314 in der Sprach­er­fas­sung. Er­fasst wur­den au­ßer­dem ein Ver­kehrs­da­ten­satz und zwei SMS-Nach­rich­ten. Von nach­rich­ten­dienst­li­cher Re­le­vanz wa­ren 32 Ver­keh­re. Im Ge­fah­ren­be­reich il­le­ga­le Schleu­sung wur­den im ers­ten Halb­jahr 27 und im zwei­ten Halb­jahr 28 for­ma­le Such­be­grif­fe an­ge­ord­net, an­hand de­rer sich 84 Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­re qua­li­fi­zier­ten. Da­von wa­ren vier dem Be­reich Sprach­er­fas­sung zu­zu­ord­nen. Zu­dem wur­den 76 Ver­kehrs­da­ten­sät­ze und vier SMS-Nach­rich­ten er­fasst. Nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz kam 13 Ver­keh­ren zu.

3 Der Klä­ger macht im Hin­blick auf die Zu­läs­sig­keit der Fest­stel­lungs­kla­ge gel­tend, er ha­be 2013 über sei­nen der Über­wa­chung un­ter­lie­gen­den Pro­vi­der et­wa 280 000 E-Mails in das Aus­land ver­schickt oder von dort er­hal­ten. Er kom­mu­ni­zie­re auf die­se Wei­se mit Ge­sprächs­part­nern in dem von dem Bun­des­nach­rich­ten­dienst über­wach­ten Ge­biet zu The­men, die im Zu­sam­men­hang mit den mit Be­schrän­kungs­maß­nah­men be­leg­ten Ge­fah­ren­be­rei­chen stün­den, so­wie zum Zweck der Not­hil­fe für Jour­na­lis­ten vor Ort und im Exil. An­ge­sichts der Viel­zahl der bei der Über­wa­chung ver­wand­ten Such­be­grif­fe, der ho­hen Zahl er­ziel­ter Tref­fer, die sich aus der Über­prü­fung ei­ner weit­aus hö­he­ren An­zahl von E-Mails er­ge­ben hät­ten, und der wei­ten Aus­deh­nung des über­wach­ten Ge­biets sei es wahr­schein­lich, dass sei­ne (jour­na­lis­ti­sche) E-Mail-Kor­re­spon­denz er­fasst und auf nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz über­prüft wor­den sei. Dies rei­che vor dem Hin­ter­grund der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG für die An­nah­me ei­nes fest­stel­lungs­fä­hi­gen kon­kre­ten Rechts­ver­hält­nis­ses im Sin­ne des § 43 Abs. 1 Vw­GO aus. Die ab­so­lu­te Si­cher­heit ei­ner per­sön­li­chen Be­trof­fen­heit dür­fe we­gen der Heim­lich­keit und An­lass­lo­sig­keit der mit der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung in gro­ßer Zahl ein­her­ge­hen­den Grund­rechts­ein­grif­fe nicht ge­for­dert wer­den. Der Klä­ger ist der An­sicht, sei­ne Kla­ge müs­se in der Sa­che schon des­halb Er­folg ha­ben, weil die Rechts­grund­la­gen der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung ver­fas­sungs­wid­rig sei­en. Je­den­falls ha­be die Über­wa­chung in ih­rer im Jahr 2013 an­ge­ord­ne­ten Ge­stalt auf der An­wen­dungs­ebe­ne ge­gen das Über­ma­ß­ver­bot ver­sto­ßen.

4 Der Klä­ger be­an­tragt,
fest­zu­stel­len, dass der Bun­des­nach­rich­ten­dienst im Jah­re 2013 sein Fern­mel­de­ge­heim­nis ver­letzt hat, in­dem der Bun­des­nach­rich­ten­dienst im Zu­ge der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung nach § 5 Abs. 1 G10 für E-Mails Such­be­grif­fe in Art und Zahl so be­an­tragt und E-Mails mit den an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fen so durch­sucht hat, dass mehr als 15 000 E-Mails mit Tref­fern er­mit­telt und der wei­te­ren Be­ar­bei­tung zu­ge­lei­tet wur­den.

5 Die Be­klag­te be­an­tragt,
die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

6 Sie hält die Kla­ge für un­zu­läs­sig, je­den­falls aber für un­be­grün­det.

7 Der Se­nat hat ei­ne ab­ge­son­der­te Ver­hand­lung über die Zu­läs­sig­keit der Kla­ge an­ge­ord­net und durch­ge­führt.

8 We­gen der Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf den In­halt der Ge­richts­ak­te und des von der Be­klag­ten teil­ge­schwärzt vor­ge­leg­ten Jah­res­haupt­an­trags ge­mäß § 5 G10 zum Ge­fah­ren­be­reich des in­ter­na­tio­na­len Ter­ro­ris­mus für das Jahr 2013 ver­wie­sen.

II

9 Die Fest­stel­lungs­kla­ge ist un­zu­läs­sig.

10 Zwar ist der Rechts­weg für das Be­geh­ren des Klä­gers, das sich auf die Recht­mä­ßig­keit der im Jahr 2013 durch­ge­führ­ten stra­te­gi­schen Über­wa­chung des E-Mail-Ver­kehrs nach § 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2, 3 und 7 des Ge­set­zes zur Be­schrän­kung des Brief-, Post- und Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses (Ar­ti­kel 10-Ge­setz - G10) vom 26. Ju­ni 2001 (BGBl. I S. 1254, 2298), wäh­rend des hier in Re­de ste­hen­den Zeit­raums zu­letzt ge­än­dert durch das Ge­setz vom 6. Ju­ni 2013 (BGBl. I S. 1482), be­zieht, nicht aus­ge­schlos­sen. Fer­ner ist die sach­li­che Zu­stän­dig­keit des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts nach § 50 Abs. 1 Nr. 4 Vw­GO ge­ge­ben. In bei­der­lei Hin­sicht kann un­ein­ge­schränkt auf die Aus­füh­run­gen in dem Ur­teil vom 28. Mai 2014 - 6 A 1.13 - (BVer­w­GE 149, 359 Rn. 15 ff.) ver­wie­sen wer­den, durch das der Se­nat ei­ne die stra­te­gi­sche Über­wa­chung des E-Mail-Ver­kehrs nach § 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2, 3 und 7 G10 im Jahr 2010 be­tref­fen­de Fest­stel­lungs­kla­ge des Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers ab­ge­wie­sen hat. Je­doch ist die Sa­ch­ur­teils­vor­aus­set­zung ei­nes fest­stel­lungs­fä­hi­gen Rechts­ver­hält­nis­ses im Sin­ne des § 43 Abs. 1 Vw­GO nicht er­füllt. Auch in­so­weit hält der Se­nat im Er­geb­nis an sei­ner Ent­schei­dung in dem ge­nann­ten Vor­gän­ger­ver­fah­ren fest.

11 Nach § 43 Abs. 1 Vw­GO fest­stel­lungs­fä­hig ist ein Rechts­ver­hält­nis, das sich auf ei­nen kon­kre­ten, ge­ra­de den je­wei­li­gen Klä­ger be­tref­fen­den Sach­ver­halt be­zieht (1.). Ein Rechts­ver­hält­nis in die­sem Sin­ne wä­re im vor­lie­gen­den Fall zu be­ja­hen, wenn es im Zu­ge der in Re­de ste­hen­den Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 im Jahr 2013 zu ei­nem Ein­griff in den durch Art. 10 GG ge­währ­leis­te­ten Schutz des Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses, der ge­mäß Art. 19 Abs. 3 GG auch dem Klä­ger als ju­ris­ti­scher Per­son zu­steht, ge­kom­men wä­re (2.). In­des ist ein sol­cher Ein­griff nicht mehr fest­stell­bar und da­mit ein fest­stel­lungs­fä­hi­ges Rechts­ver­hält­nis nicht ge­ge­ben, weil sich un­ter den E-Mails, die der Bun­des­nach­rich­ten­dienst im Jahr 2013 er­fasst so­wie als nach­rich­ten­dienst­lich re­le­vant ein­ge­stuft und ge­spei­chert hat, kein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers be­fin­det, und der Bun­des­nach­rich­ten­dienst an­sons­ten er­fass­te, aber nach­rich­ten­dienst­lich be­lang­lo­se E-Mails in recht­mä­ßi­ger Wei­se un­ver­züg­lich und voll­stän­dig ge­löscht hat (3.). Der Be­ur­tei­lung, dass aus die­sem Grund ei­ne zu­läs­si­ge Fest­stel­lungs­kla­ge nicht er­ho­ben wer­den kann, steht die Ga­ran­tie ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes in Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG, auf die sich der Klä­ger ge­mäß Art. 19 Abs. 3 GG be­ru­fen kann, nicht ent­ge­gen. Die­se Ge­währ­leis­tung wird durch das auch grund­recht­lich ver­an­ker­te Ge­bot zur Lö­schung er­fass­ter, aber für die Auf­ga­ben­er­fül­lung des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes nicht er­for­der­li­cher E-Mails und die Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kel 10-Ge­set­zes zur er­for­der­li­chen Un­ter­rich­tung der von Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 Be­trof­fe­nen in zu­läs­si­ger Wei­se be­grenzt (4.). Die da­mit ver­bun­de­ne Er­schwe­rung des ge­richt­li­chen In­di­vi­du­al­rechts­schut­zes ist auch des­halb hin­nehm­bar, weil die G10-Kom­mis­si­on die Recht­mä­ßig­keit von Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 lau­fend und um­fas­send kon­trol­liert und da­durch ei­nen kom­pen­sa­to­ri­schen Grund­rechts­schutz ge­währ­leis­tet (5.).

12 1. Nach § 43 Abs. 1 Vw­GO kann durch ei­ne auf Grund ei­nes be­rech­tig­ten In­ter­es­ses le­gi­ti­mier­te Kla­ge die Fest­stel­lung des Be­stehens oder Nicht­be­stehens ei­nes Rechts­ver­hält­nis­ses - auch ei­nes in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den - be­gehrt wer­den. Un­ter ei­nem Rechts­ver­hält­nis sind die recht­li­chen Be­zie­hun­gen zu ver­ste­hen, die sich aus ei­nem kon­kre­ten Sach­ver­halt auf Grund ei­ner öf­fent­lich-recht­li­chen Norm für das Ver­hält­nis von na­tür­li­chen oder ju­ris­ti­schen Per­so­nen un­ter­ein­an­der oder ei­ner Per­son zu ei­ner Sa­che er­ge­ben (vgl. nur BVer­wG, Ur­teil vom 23. Au­gust 2007 - 7 C 2.07 - BVer­w­GE 129, 199 Rn. 21). Die Be­tei­lig­ten müs­sen über die An­wen­dung ei­ner Rechts­norm auf ei­nen be­stimm­ten, über­schau­ba­ren, ge­ra­de auch den je­wei­li­gen Klä­ger be­tref­fen­den Sach­ver­halt strei­ten und dür­fen den Ver­wal­tungs­ge­rich­ten nicht le­dig­lich abs­trak­te Rechts­fra­gen, die sich auf der Grund­la­ge ei­nes nur er­dach­ten oder als mög­lich vor­ge­stell­ten Sach­ver­halts stel­len, zur Klä­rung vor­le­gen (vgl. zu die­ser stän­di­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts seit dem Ur­teil vom 8. Ju­ni 1962 - 7 C 78.61 - BVer­w­GE 14, 235 <236> die Nach­wei­se in: BVer­wG, Ur­teil vom 28. Mai 2014 - 6 A 1.13 - BVer­w­GE 149, 359 Rn. 20 f.; aus dem Schrift­tum eben­so: So­dan, in: So­dan/Zie­kow, Vw­GO, 4. Aufl. 2014, § 43 Rn. 43 f.; Pietz­cker, in: Sc­hoch/Schnei­der/Bier <Hrsg.>, Vw­GO, Band 1, Stand Ju­ni 2016, § 43 Rn. 17).

13 2. Greift der Bun­des­nach­rich­ten­dienst fest­stell­bar auf ei­nen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­kehr in ei­ner Wei­se zu, die als Ein­griff in das durch Art. 10 GG ge­schütz­te Fern­mel­de­ge­heim­nis zu qua­li­fi­zie­ren ist, ist dies ge­eig­net, recht­li­che Be­zie­hun­gen zwi­schen der Be­hör­de und dem be­trof­fe­nen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­teil­neh­mer im Sin­ne ei­nes nach § 43 Abs. 1 Vw­GO fest­stel­lungs­fä­hi­gen Rechts­ver­hält­nis­ses zu be­grün­den (BVer­wG, Ur­tei­le vom 23. Ja­nu­ar 2008 - 6 A 1.07 - BVer­w­GE 130, 180 Rn. 26 und vom 28. Mai 2014 - 6 A 1.13 - BVer­w­GE 149, 359 Rn. 23). Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat in sei­nem grund­le­gen­den Ur­teil zur stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - (BVerf­GE 100, 313 <366 f.>) die Gren­zen für den Tat­be­stand des Ein­griffs in Art. 10 GG, der die Ver­trau­lich­keit der Kom­mu­ni­ka­ti­on schüt­zen will, weit ge­zo­gen. Da­nach liegt in je­der Kennt­nis­nah­me, Auf­zeich­nung und Ver­wer­tung von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten durch den Staat ein Grund­rechts­ein­griff. Ein Ein­griff ist da­nach schon die Er­fas­sung selbst, in­so­fern sie die Kom­mu­ni­ka­ti­on für den Bun­des­nach­rich­ten­dienst ver­füg­bar macht und die Ba­sis des nach­fol­gen­den Ab­gleichs mit den nach § 5 Abs. 1 und 2 G10 an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fen bil­det. An ei­nem Ein­griff fehlt es nur, so­weit Fern­mel­de­vor­gän­ge zwi­schen deut­schen An­schlüs­sen un­ge­zielt und al­lein tech­nik­be­dingt zu­nächst mit­er­fasst, aber un­mit­tel­bar nach der Si­gnal­auf­be­rei­tung tech­nisch wie­der spu­ren­los aus­ge­son­dert wer­den. Die sich an die Er­fas­sung an­schlie­ßen­den In­for­ma­ti­ons- und Da­ten­ver­ar­bei­tungs­pro­zes­se - ins­be­son­de­re der Ab­gleich mit den Such­be­grif­fen, die wei­te­re Über­prü­fung durch Mit­ar­bei­ter des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes so­wie die Auf­be­wah­rung und Ver­wen­dung der als nach­rich­ten­dienst­lich re­le­vant ein­ge­stuf­ten Da­ten - stel­len wei­te­re ei­ge­ne Ein­grif­fe in das Grund­recht aus Art. 10 GG dar. An die­se von dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt bei der Be­ur­tei­lung der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung zu Grun­de ge­leg­te De­fi­ni­ti­on des Ein­griffs in Art. 10 GG ist der Se­nat ge­mäß § 31 Abs. 1 BVerf­GG ge­bun­den, zu­mal sie das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt spä­ter in an­de­rem Zu­sam­men­hang wie­der­holt hat (BVerfG, Ur­teil vom 2. März 2010 - 1 BvR 256/08 u.a. - BVerf­GE 125, 260 <309 f.>). Der Se­nat ist dem­entspre­chend ge­hin­dert, an re­strik­ti­ve­re Ten­den­zen an­zu­knüp­fen, die in der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts im Hin­blick auf die Um­schrei­bung von Ein­grif­fen in das in Art. 2 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG ver­an­ker­te Grund­recht auf in­for­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung bei der Er­he­bung und Fil­te­rung von Da­ten zur Ge­win­nung von In­for­ma­tio­nen er­kenn­bar ge­wor­den sind (et­wa: BVerfG, Be­schluss vom 4. April 2006 - 1 BvR 518/02 - BVerf­GE 115, 320 <343 f.>, Ur­teil vom 11. März 2008 - 1 BvR 2074/05 u.a. - BVerf­GE 120, 378 <398 f.>; vgl. da­zu: BVer­wG, Ur­teil vom 22. Ok­to­ber 2014 - 6 C 7.13 - Buch­holz 402.41 All­ge­mei­nes Po­li­zei­recht Nr. 104 Rn. 26 ff.).

14 3. Zwi­schen den Be­tei­lig­ten steht au­ßer Streit, dass sich un­ter den ins­ge­samt 118 Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren, die der Bun­des­nach­rich­ten­dienst im Rah­men der im Jahr 2013 durch­ge­führ­ten Be­schrän­kun­gen nach § 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2, 3 und 7 G10 er­fasst, als nach­rich­ten­dienst­lich re­le­vant ein­ge­stuft und wei­ter­hin nach­weis­bar ge­spei­chert hat, kein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers be­fin­det. Der Bun­des­nach­rich­ten­dienst hat in­so­weit nicht in das Grund­recht des Klä­gers aus Art. 10 GG ein­ge­grif­fen, so dass in die­ser Hin­sicht ein Rechts­ver­hält­nis im Sin­ne des § 43 Abs. 1 Vw­GO nicht ent­stan­den ist.

15 Zu ei­nem der­ar­ti­gen Ein­griff mit ei­ner ein Rechts­ver­hält­nis be­grün­den­den Wir­kung wä­re es fer­ner dann - noch - nicht ge­kom­men, wenn sich ein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers un­ter den rein in­ner­deut­schen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren be­fun­den ha­ben soll­te, die ganz am An­fang des von dem Bun­des­nach­rich­ten­dienst bei der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung ins Werk ge­setz­ten Er­fas­sungs­vor­gangs, das hei­ßt un­mit­tel­bar nach der Zu­lei­tung des ko­pier­ten Roh­da­ten­stroms aus dem von der An­ord­nung ei­ner Be­schrän­kungs­maß­nah­me er­fass­ten Über­tra­gungs­weg au­to­ma­tisch spu­ren­los aus­ge­son­dert und so­fort ge­löscht wor­den sind. Al­lein tech­nisch be­ding­te und um­ge­hend neu­tra­li­sier­te Er­fas­sun­gen die­ser Art ha­ben nach aus­drück­li­cher Ma­ß­ga­be des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts nicht den Cha­rak­ter von Ein­grif­fen in das Fern­mel­de­ge­heim­nis.

16 Nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kann dem­ge­gen­über zum ei­nen, dass sich ein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers in dem von dem Bun­des­nach­rich­ten­dienst er­fass­ten, von rein in­ner­deut­schen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren be­rei­nig­ten Strom von Da­ten be­fun­den hat, der an­hand der an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fe au­to­ma­tisch durch­sucht wor­den ist, oh­ne sich bei die­ser Durch­su­chung als so­ge­nann­ter Tref­fer zu qua­li­fi­zie­ren. Nicht aus­zu­schlie­ßen ist zum an­de­ren, dass sich ein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers bei dem au­to­ma­ti­schen Durch­lauf der Such­be­grif­fe als Tref­fer qua­li­fi­ziert hat, sich dann je­doch bei der un­ver­züg­li­chen Prü­fung nach § 6 Abs. 1 Satz 1 G10 durch Mit­ar­bei­ter des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes, die sich nach der Pra­xis des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes auch auf die Da­ten ju­ris­ti­scher Per­so­nen be­zieht, als nach­rich­ten­dienst­lich ir­rele­vant er­wie­sen hat. In dem ei­nen wie dem an­de­ren Fall wä­re der durch ei­nen Ein­griff in das Grund­recht des Klä­gers aus Art. 10 GG er­fass­te E-Mail-Ver­kehr von dem Bun­des­nach­rich­ten­dienst so­fort aus­ge­son­dert so­wie un­ver­züg­lich und voll­stän­dig ge­löscht wor­den, wie dies mit al­len nach­rich­ten­dienst­lich ir­rele­van­ten E-Mails ge­sche­hen ist.

17 Die­se Lö­schung wä­re in recht­mä­ßi­ger Wei­se vor­ge­nom­men wor­den. Schon un­mit­tel­bar aus dem Grund­recht des Art. 10 GG und dem Grund­satz der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit er­gibt sich das auch in der spe­zi­el­len Re­ge­lung des § 6 Abs. 1 Satz 2 G10 nor­mier­te Er­for­der­nis, dass Da­ten, die aus Ein­grif­fen in das Fern­mel­de­ge­heim­nis stam­men, so­gleich ge­löscht wer­den, so­bald sie für die den Ein­griff recht­fer­ti­gen­den Zwe­cke nicht mehr er­for­der­lich sind (BVerfG, Ur­teil vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - BVerf­GE 100, 313 <400>; eben­so mit Be­zug auf Art. 13 Abs. 1 GG: BVerfG, Ur­teil vom 3. März 2004 - 1 BvR 2378/98 u.a. - BVerf­GE 109, 279 <380>; vgl. zu Art. 8 EM­RK: EGMR, Ent­schei­dung vom 29. Ju­ni 2006 - Nr. 54934/00, We­ber und Sa­ra­via/Deutsch­land - Rn. 132; EGMR <GK>, Ur­teil vom 4. De­zem­ber 2015 - Nr. 47143/06, Zak­ha­rov/Russ­land - Rn. 255).

18 Weil der Bun­des­nach­rich­ten­dienst sei­ner Ver­pflich­tung zur Lö­schung der im Rah­men der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung er­fass­ten, aber für sei­ne Auf­ga­ben­er­fül­lung nicht er­for­der­li­chen E-Mail-Ver­keh­re nach­ge­kom­men ist, hät­te er auch ei­nen et­wai­gen Ein­griff in das Grund­recht des Klä­gers aus Art. 10 GG un­ver­züg­lich und fol­gen­los be­sei­tigt. Ein der­ar­ti­ger Ein­griff ist, so­fern er statt­ge­fun­den hat, nicht mehr fest­stell­bar. Dem­entspre­chend ist ein fest­stel­lungs­fä­hi­ges Rechts­ver­hält­nis im Sin­ne des § 43 Abs. 1 Vw­GO nicht ge­ge­ben.

19 4. Die Ga­ran­tie ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes in Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ge­bie­tet kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung. Zwar for­dert die­se grund­sätz­lich die Mög­lich­keit, Grund­rechts­ein­grif­fe ge­richt­lich nach­prü­fen zu las­sen. Die ver­fas­sungs­recht­li­che Rechts­schutz­ga­ran­tie er­fährt durch die dar­ge­stell­te Ver­pflich­tung des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes zur Da­ten­lö­schung in ih­rem durch § 6 Abs. 1 Satz 6 G10 ge­re­gel­ten Zu­sam­men­spiel mit den in § 12 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 G10 ge­re­gel­ten Ma­ß­ga­ben für die be­hörd­li­che Pflicht zur Un­ter­rich­tung der von Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 Be­trof­fe­nen je­doch ei­ne ver­fas­sungs­recht­lich nicht zu be­an­stan­den­de Be­gren­zung. Denn die­se ge­setz­li­che Re­ge­lung ver­hin­dert im Er­geb­nis ei­ne Per­petu­ie­rung von Grund­rechts­ein­grif­fen.

20 Das - auch grund­recht­lich ver­an­ker­te - Ge­bot zur Lö­schung von für die be­hörd­li­che Auf­ga­ben­er­fül­lung nicht (mehr) er­for­der­li­chen Da­ten muss im Hin­blick auf ei­ne in Fra­ge kom­men­de ge­richt­li­che Kon­trol­le staat­li­cher In­for­ma­ti­ons- und Da­ten­ver­ar­bei­tungs­maß­nah­men mit der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG so ab­ge­stimmt wer­den, dass der Rechts­schutz nicht un­ter­lau­fen oder ver­ei­telt wird (BVerfG, Ur­tei­le vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - BVerf­GE 100, 313 <364 f., 400> und vom 3. März 2004 - 1 BvR 2378/98 u.a. - BVerf­GE 109, 279 <380>). Die­se Ab­stim­mung wird für den Be­reich der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung durch die ge­nann­ten Vor­schrif­ten des Ar­ti­kel 10-Ge­set­zes in nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se si­cher­ge­stellt.

21 Ge­mäß § 12 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 G10 sind Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 grund­sätz­lich nach ih­rer Ein­stel­lung dem Be­trof­fe­nen mit­zu­tei­len. Nach § 12 Abs. 2 Satz 1 G10 gilt dies je­doch dann nicht, wenn die per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten un­ver­züg­lich ge­löscht wur­den. Durch die­se Re­ge­lung, die für ju­ris­ti­sche Per­so­nen im Hin­blick auf die ih­re Iden­ti­tät be­tref­fen­den Da­ten sinn­ge­mäß gel­ten muss, wird ei­ne Mit­tei­lungs­pflicht für al­le die­je­ni­gen Ein­grif­fe in das Fern­mel­de­ge­heim­nis aus­ge­schlos­sen, die von der Er­fas­sung des von rein in­ner­deut­schen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren be­rei­nig­ten Roh­da­ten­stroms bis ein­schlie­ß­lich der Prü­fung der durch die an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fe ge­ne­rier­ten Tref­fer auf nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz statt­fin­den. Mit dem der­art um­schrie­be­nen Re­ge­lungs­ge­halt trägt die Vor­schrift den Vor­ga­ben Rech­nung, die das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt in sei­nem Ur­teil zur stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung aus dem Jahr 1999 zu der Mit­tei­lungs­re­ge­lung in § 3 Abs. 8 G10 a.F. auf­ge­stellt hat.

22 Nach die­sen Vor­ga­ben ent­spricht es im Grund­satz so­wohl dem Er­for­der­nis ei­nes ef­fek­ti­ven Schut­zes des Grund­rechts aus Art. 10 GG als auch ei­nem aus der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ab­leit­ba­ren Ge­bot, dass die von heim­li­chen Maß­nah­men der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung Be­trof­fe­nen nach­träg­lich hier­über in­for­miert wer­den, weil sie oh­ne ei­ne sol­che Mit­tei­lung, so­fern sie nicht auf an­de­re Wei­se von der Er­fas­sung ih­res Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­kehrs er­fah­ren ha­ben, we­der die Un­recht­mä­ßig­keit der Ein­grif­fe in ihr Fern­mel­de­ge­heim­nis noch et­wai­ge Rech­te auf Lö­schung oder Be­rich­ti­gung gel­tend ma­chen kön­nen. Ge­setz­li­che Ein­schrän­kun­gen der Mit­tei­lungs­pflicht sind je­doch nach Art. 10 Abs. 2 Satz 1 GG und in Aus­ge­stal­tung des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG nicht aus­ge­schlos­sen. An­ge­sichts der gro­ßen Zahl von Er­fas­sun­gen und des Um­stan­des, dass das ge­won­ne­ne Ma­te­ri­al sich in wei­tem Um­fang als ir­rele­vant er­weist und als­bald ver­nich­tet wird, kann ein Ver­zicht auf die Mit­tei­lung ge­recht­fer­tigt sein, wenn die er­fass­ten Da­ten oh­ne wei­te­re Schrit­te so­gleich als ir­rele­vant ver­nich­tet wor­den sind (BVerfG, Ur­teil vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - BVerf­GE 100, 313 <361, 364, 397 ff.>; der Ein­schät­zung nach dem Maß­stab des Art. 8 EM­RK im Er­geb­nis zu­stim­mend: EGMR, Ent­schei­dung vom 29. Ju­ni 2006 - Nr. 54934/00, We­ber und Sa­ra­via/Deutsch­land - Rn. 135 ff.). Auch wenn das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hier­nach ei­ne Da­ten­ver­nich­tung oh­ne wei­te­re Schrit­te ver­langt, be­zieht es sich doch auf ei­ne Ver­nich­tung der Da­ten als ir­rele­vant und setzt da­mit ei­ne vor­he­ri­ge Re­le­vanz­prü­fung vor­aus. Erst bei ei­ner wei­te­ren und die Be­trof­fe­nen stär­ker be­las­ten­den Ver­wen­dung der er­ho­be­nen Da­ten sieht es die Gren­ze für ei­nen ge­setz­lich an­ge­ord­ne­ten Ver­zicht auf ei­ne Mit­tei­lung er­reicht.

23 Die­se Ma­ß­ga­ben für die Zu­läs­sig­keit ei­ner Ein­schrän­kung der Mit­tei­lungs­pflicht hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt in sei­ner spä­te­ren Recht­spre­chung zur un­be­merk­ten Er­he­bung und Ver­ar­bei­tung von Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten be­kräf­tigt. In die­sem Zu­sam­men­hang kön­ne es in gro­ßem Um­fang Per­so­nen ge­ben, de­ren Da­ten nur zu­fäl­lig mit­er­fasst wor­den sei­en und die selbst nicht im Fo­kus be­hörd­li­chen Han­delns ge­stan­den hät­ten. In Be­zug auf die­se Per­so­nen müs­se das kurz­fris­ti­ge Be­kannt­wer­den von Da­ten nicht mit der Hin­ter­las­sung von Spu­ren oder mit Fol­gen für die Be­trof­fe­nen ver­bun­den ge­we­sen sein. Des­halb kön­ne im Hin­blick auf die von ei­ner Be­nach­rich­ti­gung im Ein­zel­fall aus­ge­hen­den Ver­tie­fung des Grund­rechts­ein­griffs ei­ne Be­nach­rich­ti­gung auch oh­ne ei­ne rich­ter­li­che Be­stä­ti­gung grund­sätz­lich schon dann un­ter­blei­ben, wenn die Be­trof­fe­nen von der Maß­nah­me nur un­er­heb­lich be­rührt wor­den sei­en und an­zu­neh­men sei, dass sie kein In­ter­es­se an der Be­nach­rich­ti­gung hät­ten (BVerfG, Ur­teil vom 2. März 2010 - 1 BvR 256/08 u.a. - BVerf­GE 125, 260 <337>, Be­schluss vom 12. Ok­to­ber 2011 - 2 BvR 236/08 u.a. - BVerf­GE 129, 208 <251>).

24 Die­se Vor­aus­set­zun­gen durf­te der Ge­setz­ge­ber nach der von ihm zu Grun­de zu le­gen­den ge­ne­ra­li­sie­ren­den Sicht­wei­se für die hier in Re­de ste­hen­den Fall­ge­stal­tun­gen als er­füllt an­se­hen. Bei der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung nach § 5 G10 wer­den zwar die Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­re nicht in ei­nem stren­gen Sin­ne nur zu­fäl­lig mit­er­fasst, denn die Be­schrän­kungs­maß­nah­men ha­ben ge­ra­de zum Ziel, aus sehr vie­len er­fass­ten Ver­keh­ren we­ni­ge In­for­ma­tio­nen her­aus­zu­fil­tern. Die Be­schrän­kun­gen rich­ten sich je­doch - ab­ge­se­hen von der hier nicht ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Über­wa­chung ei­nes Aus­lands­an­schlus­ses nach § 5 Abs. 2 Satz 3 G10 - nicht ge­zielt ge­gen ein­zel­ne Per­so­nen. Ihr Cha­rak­ter ist viel­mehr pri­mär sach­be­zo­gen (BVer­wG, Ur­teil vom 23. Ja­nu­ar 2008 - 6 A 1.07 - BVer­w­GE 130, 180 Rn. 27). Bei den un­ver­züg­lich durch­ge­führ­ten Prü­fun­gen der er­fass­ten Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­re auf nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz in Ge­stalt des au­to­ma­ti­schen Ab­gleichs mit den an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fen und der an­schlie­ßen­den Kon­trol­le durch Mit­ar­bei­ter des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes ver­blei­ben die be­trof­fe­nen Per­so­nen ge­wis­ser­ma­ßen ver­bor­gen im Hin­ter­grund. Sie müss­ten, da­mit ih­nen die durch­ge­führ­ten Be­schrän­kun­gen mit­ge­teilt wer­den könn­ten, durch nicht auf Ein­zel­fäl­le be­grenz­ba­re Maß­nah­men erst in den Licht­ke­gel ei­ner nä­he­ren Un­ter­su­chung ge­zo­gen wer­den, die durch den Zweck der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung in kei­ner Wei­se ver­an­lasst wä­re. Hier­zu müss­ten sehr gro­ße Men­gen von Da­ten, die an­sons­ten so­fort ge­löscht wer­den könn­ten, über be­acht­li­che Zeit­räu­me ge­spei­chert wer­den. Al­les dies wür­de für ei­ne un­über­schau­ba­re Zahl von Per­so­nen Grund­rechts­ein­grif­fe, die in dem be­trof­fe­nen Sta­di­um der Re­le­vanz­prü­fung ei­ne nur ge­rin­ge In­ten­si­tät auf­wei­sen, er­heb­lich ver­tie­fen.

25 Nach § 6 Abs. 1 Satz 6 G10 un­ter­bleibt die Lö­schung von Da­ten au­ßer in den Fäl­len der erst­ma­li­gen Re­le­vanz­prü­fung im Sin­ne des § 6 Abs. 1 Satz 1 G10, so­weit die Da­ten für ei­ne Mit­tei­lung nach § 12 Abs. 2 G10 oder für ei­ne ge­richt­li­che Nach­prü­fung der Recht­mä­ßig­keit der Be­schrän­kungs­maß­nah­men von Be­deu­tung sein kön­nen. Die in die­ser Vor­schrift nor­mier­te, mit Blick auf die Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ge­bo­te­ne ge­setz­li­che Aus­nah­me von der an­sons­ten be­stehen­den Pflicht zur Lö­schung nicht mehr be­nö­tig­ter Da­ten be­ginnt dort, wo die den Rechts­schutz re­gel­mä­ßig erst er­mög­li­chen­de Mit­tei­lungs­pflicht nach § 12 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 G10 ein­setzt, näm­lich bei ei­ner Auf­be­wah­rung er­ho­be­ner Da­ten über den Zeit­punkt der un­ver­züg­li­chen Prü­fung ih­rer Re­le­vanz hin­aus. Eben­so we­nig wie es vor dem Hin­ter­grund des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG zu be­an­stan­den ist, dass die vor dem be­sag­ten Zeit­punkt lie­gen­den Sta­di­en ei­nes Ein­griffs in Art. 10 GG nicht der Mit­tei­lungs­pflicht un­ter­lie­gen, be­stehen aus Grün­den der ver­fas­sungs­recht­li­chen Rechts­schutz­ga­ran­tie Be­den­ken da­ge­gen, dass die ent­spre­chen­den Da­ten un­ver­züg­lich ge­löscht wer­den. Wäh­rend näm­lich die Mit­tei­lung dem Be­trof­fe­nen die für die In­an­spruch­nah­me ge­richt­li­chen Rechts­schut­zes not­wen­di­ge Kennt­nis von den Be­schrän­kungs­maß­nah­men ver­schafft, si­chert die Auf­be­wah­rung der Da­ten das Be­weis­ma­te­ri­al für ei­ne ge­richt­li­che Prü­fung. Dem­ge­gen­über ist der Ge­setz­ge­ber, so­weit er ein Ab­se­hen von der rechts­schut­z­er­mög­li­chen­den Mit­tei­lung vor­se­hen darf, auch nicht ge­hal­ten, Be­weis­si­che­rung für ein et­wai­ges Ge­richts­ver­fah­ren zu be­trei­ben.

26 Aus dem be­schrie­be­nen Zu­sam­men­hang der Pflicht zur nach­träg­li­chen Mit­tei­lung von Be­schrän­kungs­maß­nah­men und dem Un­ter­blei­ben ei­ner Lö­schung von Da­ten er­gibt sich fer­ner, dass auch die Re­ge­lun­gen in § 5 Abs. 2 Satz 6 und § 6 Abs. 1 Satz 5 G10 über die Lö­schung von Pro­to­koll­da­ten am En­de des auf die Pro­to­kol­lie­rung fol­gen­den Ka­len­der­jah­res - im vor­lie­gen­den Fall des Jah­res 2014 - mit der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ver­ein­bar sind. So­fern das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ver­gleich­ba­re Lö­schungs­re­ge­lun­gen we­gen der Kür­ze der Pro­to­kollauf­be­wah­rungs­frist be­an­stan­det hat, be­traf dies nur Kon­stel­la­tio­nen, in de­nen - an­ders als hier - ei­ne un­ein­ge­schränk­te Mit­tei­lungs­pflicht be­stand (BVerfG, Ur­teil vom 20. April 2016 - 1 BvR 966/09 u.a. - NJW 2016, 1781 Rn. 205, 246, 269 i.V.m. Rn. 138 und 272).

27 5. Die Er­schwe­rung des In­di­vi­du­al­rechts­schut­zes, die sich aus den be­schrie­be­nen Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kel 10-Ge­set­zes er­gibt und schon we­gen der Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit die­ser Re­ge­lun­gen kei­nen Be­den­ken un­ter­liegt, wird über­dies durch den Grund­rechts­schutz kom­pen­siert, der aus der Kon­troll­tä­tig­keit der G10-Kom­mis­si­on er­wächst.

28 Die G10-Kom­mis­si­on ent­schei­det nach § 15 Abs. 5 G10 i.V.m. § 1 Abs. 2 G10 von Amts we­gen oder auf Grund von Be­schwer­den über die Zu­läs­sig­keit und Not­wen­dig­keit von Be­schrän­kungs­maß­nah­men. Ih­re Kon­troll­be­fug­nis er­streckt sich auf die ge­sam­te Er­he­bung, Ver­ar­bei­tung und Nut­zung der nach dem Ar­ti­kel 10-Ge­setz er­lang­ten per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten durch Nach­rich­ten­diens­te des Bun­des ein­schlie­ß­lich der Ent­schei­dung über die Mit­tei­lung an Be­trof­fe­ne.

29 Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat in sei­nem Ur­teil aus dem Jahr 1999 be­tont, dass we­gen der Rechts­schut­z­er­schwe­rung, die sich - auch au­ßer­halb des durch den Rechts­weg­aus­schluss nach Art. 10 Abs. 2 Satz 2 GG und § 13 G10 er­fass­ten Be­reichs - aus der Un­be­merk­bar­keit der Ein­grif­fe in das Fern­mel­de­ge­heim­nis, der Un­durch­sich­tig­keit des an­schlie­ßen­den Da­ten­ver­ar­bei­tungs­vor­gangs und der Mög­lich­keit von Mit­tei­lungs­be­schrän­kun­gen er­ge­be, ei­ne Kon­trol­le durch un­ab­hän­gi­ge und an kei­ne Wei­sung ge­bun­de­ne staat­li­che Or­ga­ne und Hilfs­or­ga­ne grund­recht­lich ge­bo­ten sei (BVerfG, Ur­teil vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - BVerf­GE 100, 313 <361>; zum Er­for­der­nis ver­fah­rens­mä­ßi­ger Kom­pen­sa­ti­on für Ein­schrän­kun­gen in­di­vi­du­el­len Rechts­schut­zes in ver­gleich­ba­ren Zu­sam­men­hän­gen: BVerfG, Ur­tei­le vom 24. April 2013 - 1 BvR 1215/07 - BVerf­GE 133, 277 Rn. 213 ff. und vom 20. April 2016 - 1 BvR 966/09 u.a. - NJW 2016, 1781 Rn. 135, 140 f.; vor dem Hin­ter­grund von Art. 8 EM­RK: EGMR, Ent­schei­dung vom 29. Ju­ni 2006 - Nr. 54934/00, We­ber und Sa­ra­via/Deutsch­land - Rn. 115 ff.; Ur­teil vom 12. Ja­nu­ar 2016 - Nr. 37138/14 - Sz­abó und Vis­sy/Un­garn - Rn. 75 ff.). In ei­ner neu­en Ent­schei­dung hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt dar­ge­legt, dass die G10-Kom­mis­si­on als neu­tra­le In­stanz zum ei­nen der Ein­bin­dung der Exe­ku­ti­ve und zum an­de­ren der kom­pen­sa­to­ri­schen Re­prä­sen­ta­ti­on der In­ter­es­sen der Be­trof­fe­nen durch ei­ne lau­fen­de und um­fas­sen­de Rechts­kon­trol­le die­ne. Durch ih­re Kon­troll­tä­tig­keit wer­de die Recht­mä­ßig­keit heim­li­cher staat­li­cher Über­wa­chungs­maß­nah­men pro­ze­du­ral ab­ge­si­chert (BVerfG, Be­schluss vom 20. Sep­tem­ber 2016 - 2 BvE 5/15 - NVwZ 2016, 1701 Rn. 54, 57).

30 Es steht in Über­ein­stim­mung mit die­sen Ma­ß­ga­ben, dass der Se­nat in sei­ner Vor­gän­ger­ent­schei­dung aus dem Jahr 2014 un­ter Ver­weis auf die Be­fug­nis­se und den spe­zia­li­sier­ten Sach­ver­stand der G10-Kom­mis­si­on ei­nen ef­fek­ti­ven kom­pen­sa­to­ri­schen Grund­rechts­schutz als ge­währ­leis­tet er­ach­tet hat (BVer­wG, Ur­teil vom 28. Mai 2014 - 6 A 1.13 - BVer­w­GE 149, 359 Rn. 40 f.; in die­sem Sin­ne be­reits zu­vor: BVer­wG, Ur­teil vom 23. Ja­nu­ar 2008 - 6 A 1.07 - BVer­w­GE 130, 180 Rn. 44 f.).

31 6. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 154 Abs. 1 Vw­GO.

Ur­teil vom 14.12.2016 -
BVer­wG 6 A 9.14ECLI:DE:BVer­wG:2016:141216U6A9.14.0

Fest­stel­lungs­kla­ge ge­gen die Über­wa­chung des E-Mail-Ver­kehrs im Rah­men der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung

Leit­satz:

Ein fest­stel­lungs­fä­hi­ges Rechts­ver­hält­nis im Sin­ne des § 43 Abs. 1 Vw­GO ist auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG nicht ge­ge­ben, wenn ein et­wai­ger Ein­griff in das Grund­recht aus Art. 10 GG im Rah­men der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung un­ver­züg­lich und fol­gen­los be­sei­tigt wor­den ist und des­halb nicht mehr fest­ge­stellt wer­den kann (im An­schluss an das Ur­teil vom 28. Mai 2014 - 6 A 1.13 - BVer­w­GE 149, 359).

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 6 A 9.14

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 6. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 14. De­zem­ber 2016
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Prof. Dr. Kraft so­wie die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Heitz, Dr. Möl­ler, Hahn und Dr. Te­get­hoff
für Recht er­kannt:

  1. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.
  2. Der Klä­ger trägt die Kos­ten des Ver­fah­rens.

Grün­de

I

1 Der Klä­ger ist Rechts­an­walt. Er be­gehrt die Fest­stel­lung, dass der Bun­des­nach­rich­ten­dienst durch die im Jahr 2012 durch­ge­führ­te Über­wa­chung des E-Mail-Ver­kehrs im Rah­men der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung nach § 5 G10 sein Fern­mel­de­ge­heim­nis aus Art. 10 GG ver­letzt hat.

2 Der Klä­ger be­zieht sich auf den Be­richt des Par­la­men­ta­ri­schen Kon­troll­gre­mi­ums vom 19. De­zem­ber 2013, durch den die­ses den Deut­schen Bun­des­tag ge­mäß § 14 Abs. 1 Satz 2 G10 über Be­schrän­kungs­maß­nah­men un­ter an­de­rem nach § 5 G10 in dem Zeit­raum vom 1. Ja­nu­ar bis zum 31. De­zem­ber 2012 un­ter­rich­te­te (BT-Drs. 18/218 S. 7 f.). Da­nach ord­ne­te das Bun­des­mi­nis­te­ri­um des In­nern mit Zu­stim­mung der G10-Kom­mis­si­on im Jahr 2012 zu drei der in § 5 Abs. 1 Satz 3 G10 be­zeich­ne­ten Ge­fah­ren­be­rei­che Be­schrän­kungs­maß­nah­men an. Es han­del­te sich um die Ge­fah­ren­be­rei­che in­ter­na­tio­na­ler Ter­ro­ris­mus (§ 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 G10), Pro­li­fe­ra­ti­on und kon­ven­tio­nel­le Rüs­tung (§ 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 3 G10) so­wie il­le­ga­le Schleu­sung (§ 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 G10). Für den Ge­fah­ren­be­reich in­ter­na­tio­na­ler Ter­ro­ris­mus führ­te die An­ord­nung von 1 164 Such­be­grif­fen (76 in­halt­li­che und 1 088 for­ma­le) im ers­ten Halb­jahr und 1 065 Such­be­grif­fen (88 in­halt­li­che und 977 for­ma­le) im zwei­ten Halb­jahr da­zu, dass sich 1 804 Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­re qua­li­fi­zier­ten. Da­von stamm­ten 595 aus der E-Mail-Er­fas­sung, 290 aus der Te­le­fax-Er­fas­sung, neun aus der Te­lex-Er­fas­sung und 58 aus der Sprach­er­fas­sung. Da­ne­ben wur­den 816 Ver­kehrs­da­ten­sät­ze und 36 SMS-Nach­rich­ten er­fasst. Im Er­geb­nis wur­den 137 der aus­ge­son­der­ten Ver­keh­re als nach­rich­ten­dienst­lich re­le­vant ein­ge­stuft. Im Ge­fah­ren­be­reich Pro­li­fe­ra­ti­on und kon­ven­tio­nel­le Rüs­tung hat­te die An­ord­nung von 13 023 Such­be­grif­fen (1 432 in­halt­li­che und 11 591 for­ma­le) im ers­ten Halb­jahr und 11 752 Such­be­grif­fen (1 432 in­halt­li­che und 10 320 for­ma­le) im zwei­ten Halb­jahr die Qua­li­fi­ka­ti­on von 849 497 Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren zur Fol­ge, von de­nen 107 nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz auf­wie­sen. Im Ge­fah­ren­be­reich il­le­ga­le Schleu­sung wur­den im ers­ten Halb­jahr 282 und im zwei­ten Halb­jahr 150 for­ma­le Such­be­grif­fe an­ge­ord­net, an­hand de­rer sich 390 Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­re qua­li­fi­zier­ten, wo­bei wie­der­um 44 Ver­keh­ren nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz zu­kam. Ei­ne Auf­glie­de­rung nach der Be­trof­fen­heit der ver­schie­de­nen Ar­ten der Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­re, wie sie der Be­richt für den Ge­fah­ren­be­reich des in­ter­na­tio­na­len Ter­ro­ris­mus ent­hält, wird für die bei­den an­de­ren hier in Re­de ste­hen­den Ge­fah­ren­be­rei­che nicht aus­ge­wie­sen.

3 Der Klä­ger macht im Hin­blick auf die Zu­läs­sig­keit der Fest­stel­lungs­kla­ge gel­tend, er ha­be 2012 über sei­nen der Über­wa­chung un­ter­lie­gen­den Pro­vi­der weit mehr als 1 000 E-Mails in das Aus­land ver­schickt oder von dort er­hal­ten. Er ha­be auf die­se Wei­se Kon­takt zu zahl­rei­chen aus­län­di­schen Man­dan­ten und Kol­le­gen in dem von dem Bun­des­nach­rich­ten­dienst über­wach­ten Ge­biet ge­habt. Bei dem In­halt die­ser E-Mails ha­be es sich viel­fach um An­ge­le­gen­hei­ten ge­han­delt, die der rechts­an­walt­li­chen Schwei­ge­pflicht un­ter­le­gen und sich auf tech­ni­sche Sach­ver­hal­te be­zo­gen hät­ten. An­ge­sichts der Viel­zahl der bei der Über­wa­chung ver­wand­ten Such­be­grif­fe, der ho­hen Zahl er­ziel­ter Tref­fer, die sich aus der Über­prü­fung ei­ner weit­aus hö­he­ren An­zahl von E-Mails er­ge­ben hät­ten, und der wei­ten Aus­deh­nung des über­wach­ten Ge­biets sei es wahr­schein­lich, dass sei­ne (an­walt­li­che) E-Mail-Kor­re­spon­denz er­fasst und auf nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz über­prüft wor­den sei. Dies rei­che vor dem Hin­ter­grund der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG für die An­nah­me ei­nes fest­stel­lungs­fä­hi­gen kon­kre­ten Rechts­ver­hält­nis­ses im Sin­ne des § 43 Abs. 1 Vw­GO aus. Die ab­so­lu­te Si­cher­heit ei­ner per­sön­li­chen Be­trof­fen­heit dür­fe we­gen der Heim­lich­keit und An­lass­lo­sig­keit der mit der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung in gro­ßer Zahl ein­her­ge­hen­den Grund­rechts­ein­grif­fe nicht ge­for­dert wer­den. Der Klä­ger ist der An­sicht, sei­ne Kla­ge müs­se in der Sa­che schon des­halb Er­folg ha­ben, weil die Rechts­grund­la­gen der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung ver­fas­sungs­wid­rig sei­en. Je­den­falls ha­be die Über­wa­chung in ih­rer im Jahr 2012 an­ge­ord­ne­ten Ge­stalt auf der An­wen­dungs­ebe­ne ge­gen das Über­ma­ß­ver­bot ver­sto­ßen.

4 Der Klä­ger be­an­tragt,
fest­zu­stel­len, dass der Bun­des­nach­rich­ten­dienst im Jah­re 2012 sein Fern­mel­de­ge­heim­nis ver­letzt hat, in­dem der Bun­des­nach­rich­ten­dienst im Zu­ge der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung nach § 5 Abs. 1 G10 für E-Mails Such­be­grif­fe in Art und Zahl so be­an­tragt und E-Mails mit den an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fen so durch­sucht hat, dass mehr als 850 000 E-Mails mit Tref­fern er­mit­telt und der wei­te­ren Be­ar­bei­tung zu­ge­lei­tet wur­den, oh­ne ge­eig­ne­te Vor­keh­run­gen zu tref­fen, um zu ver­mei­den, dass E-Mails ge­le­sen wer­den, die dem An­walts­ge­heim­nis un­ter­lie­gen.

5 Die Be­klag­te be­an­tragt,
die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

6 Sie hält die Kla­ge für un­zu­läs­sig, je­den­falls aber für un­be­grün­det.

7 Der Se­nat hat ei­ne ab­ge­son­der­te Ver­hand­lung über die Zu­läs­sig­keit der Kla­ge an­ge­ord­net und durch­ge­führt.

8 We­gen der Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf den In­halt der Ge­richts­ak­te und des von der Be­klag­ten teil­ge­schwärzt vor­ge­leg­ten Jah­res­haupt­an­trags ge­mäß § 5 G10 zum Ge­fah­ren­be­reich des in­ter­na­tio­na­len Ter­ro­ris­mus für das Jahr 2012 ver­wie­sen.

II

9 Die Fest­stel­lungs­kla­ge ist un­zu­läs­sig.

10 Zwar ist der Rechts­weg für das Be­geh­ren des Klä­gers, das sich auf die Recht­mä­ßig­keit der im Jahr 2012 durch­ge­führ­ten stra­te­gi­schen Über­wa­chung des E-Mail-Ver­kehrs nach § 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2, 3 und 7 des Ge­set­zes zur Be­schrän­kung des Brief-, Post- und Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses (Ar­ti­kel 10-Ge­setz - G10) vom 26. Ju­ni 2001 (BGBl. I S. 1254, 2298), hier an­wend­bar in sei­ner zu­letzt durch das Ge­setz vom 7. De­zem­ber 2011 (BGBl. I S. 2576) ge­än­der­ten Fas­sung, be­zieht, nicht aus­ge­schlos­sen. Fer­ner ist die sach­li­che Zu­stän­dig­keit des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts nach § 50 Abs. 1 Nr. 4 Vw­GO ge­ge­ben. In bei­der­lei Hin­sicht kann un­ein­ge­schränkt auf die Aus­füh­run­gen in dem Ur­teil vom 28. Mai 2014 - 6 A 1.13 - (BVer­w­GE 149, 359 Rn. 15 ff.) ver­wie­sen wer­den, durch das der Se­nat ei­ne die stra­te­gi­sche Über­wa­chung des E-Mail-Ver­kehrs nach § 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2, 3 und 7 G10 im Jahr 2010 be­tref­fen­de Fest­stel­lungs­kla­ge des Klä­gers ab­ge­wie­sen hat. Je­doch ist die Sa­ch­ur­teils­vor­aus­set­zung ei­nes fest­stel­lungs­fä­hi­gen Rechts­ver­hält­nis­ses im Sin­ne des § 43 Abs. 1 Vw­GO nicht er­füllt. Auch in­so­weit hält der Se­nat im Er­geb­nis an sei­ner Ent­schei­dung in dem ge­nann­ten Vor­gän­ger­ver­fah­ren fest.

11 Nach § 43 Abs. 1 Vw­GO fest­stel­lungs­fä­hig ist ein Rechts­ver­hält­nis, das sich auf ei­nen kon­kre­ten, ge­ra­de den je­wei­li­gen Klä­ger be­tref­fen­den Sach­ver­halt be­zieht (1.). Ein Rechts­ver­hält­nis in die­sem Sin­ne wä­re im vor­lie­gen­den Fall zu be­ja­hen, wenn es im Zu­ge der in Re­de ste­hen­den Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 im Jahr 2012 zu ei­nem Ein­griff in das durch Art. 10 GG ge­schütz­te Fern­mel­de­ge­heim­nis des Klä­gers ge­kom­men wä­re (2.). In­des ist ein sol­cher Ein­griff nicht mehr fest­stell­bar und da­mit ein fest­stel­lungs­fä­hi­ges Rechts­ver­hält­nis nicht ge­ge­ben, weil sich un­ter den E-Mails, die der Bun­des­nach­rich­ten­dienst im Jahr 2012 er­fasst so­wie als nach­rich­ten­dienst­lich re­le­vant ein­ge­stuft und ge­spei­chert hat, kein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers be­fin­det, und der Bun­des­nach­rich­ten­dienst an­sons­ten er­fass­te, aber nach­rich­ten­dienst­lich be­lang­lo­se E-Mails in recht­mä­ßi­ger Wei­se un­ver­züg­lich und voll­stän­dig ge­löscht hat (3.). Der Be­ur­tei­lung, dass aus die­sem Grund ei­ne zu­läs­si­ge Fest­stel­lungs­kla­ge nicht er­ho­ben wer­den kann, steht die Ga­ran­tie ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes in Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG nicht ent­ge­gen. Die­se Ge­währ­leis­tung wird durch das auch grund­recht­lich ver­an­ker­te Ge­bot zur Lö­schung er­fass­ter, aber für die Auf­ga­ben­er­fül­lung des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes nicht er­for­der­li­cher E-Mails und die Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kel 10-Ge­set­zes zur er­for­der­li­chen Un­ter­rich­tung der von Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 Be­trof­fe­nen in zu­läs­si­ger Wei­se be­grenzt (4.). Die da­mit ver­bun­de­ne Er­schwe­rung des ge­richt­li­chen In­di­vi­du­al­rechts­schut­zes ist auch des­halb hin­nehm­bar, weil die G10-Kom­mis­si­on die Recht­mä­ßig­keit von Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 lau­fend und um­fas­send kon­trol­liert und da­durch ei­nen kom­pen­sa­to­ri­schen Grund­rechts­schutz ge­währ­leis­tet (5.).

12 1. Nach § 43 Abs. 1 Vw­GO kann durch ei­ne auf Grund ei­nes be­rech­tig­ten In­ter­es­ses le­gi­ti­mier­te Kla­ge die Fest­stel­lung des Be­stehens oder Nicht­be­stehens ei­nes Rechts­ver­hält­nis­ses - auch ei­nes in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den - be­gehrt wer­den. Un­ter ei­nem Rechts­ver­hält­nis sind die recht­li­chen Be­zie­hun­gen zu ver­ste­hen, die sich aus ei­nem kon­kre­ten Sach­ver­halt auf Grund ei­ner öf­fent­lich-recht­li­chen Norm für das Ver­hält­nis von na­tür­li­chen oder ju­ris­ti­schen Per­so­nen un­ter­ein­an­der oder ei­ner Per­son zu ei­ner Sa­che er­ge­ben (vgl. nur BVer­wG, Ur­teil vom 23. Au­gust 2007 - 7 C 2.07 - BVer­w­GE 129, 199 Rn. 21). Die Be­tei­lig­ten müs­sen über die An­wen­dung ei­ner Rechts­norm auf ei­nen be­stimm­ten, über­schau­ba­ren, ge­ra­de auch den je­wei­li­gen Klä­ger be­tref­fen­den Sach­ver­halt strei­ten und dür­fen den Ver­wal­tungs­ge­rich­ten nicht le­dig­lich ab-strak­te Rechts­fra­gen, die sich auf der Grund­la­ge ei­nes nur er­dach­ten oder als mög­lich vor­ge­stell­ten Sach­ver­halts stel­len, zur Klä­rung vor­le­gen (vgl. zu die­ser stän­di­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts seit dem Ur­teil vom 8. Ju­ni 1962 - 7 C 78.61 - BVer­w­GE 14, 235 <236> die Nach­wei­se in: BVer­wG, Ur­teil vom 28. Mai 2014 - 6 A 1.13 - BVer­w­GE 149, 359 Rn. 20 f.; aus dem Schrift­tum eben­so: So­dan, in: So­dan/Zie­kow, Vw­GO, 4. Aufl. 2014, § 43 Rn. 43 f.; Pietz­cker, in: Sc­hoch/Schnei­der/Bier <Hrsg.>, Vw­GO, Band 1, Stand Ju­ni 2016, § 43 Rn. 17).

13 2. Greift der Bun­des­nach­rich­ten­dienst fest­stell­bar auf ei­nen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­kehr in ei­ner Wei­se zu, die als Ein­griff in das durch Art. 10 GG ge­schütz­te Fern­mel­de­ge­heim­nis zu qua­li­fi­zie­ren ist, ist dies ge­eig­net, recht­li­che Be­zie­hun­gen zwi­schen der Be­hör­de und dem be­trof­fe­nen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­teil­neh­mer im Sin­ne ei­nes nach § 43 Abs. 1 Vw­GO fest­stel­lungs­fä­hi­gen Rechts­ver­hält­nis­ses zu be­grün­den (BVer­wG, Ur­tei­le vom 23. Ja­nu­ar 2008 - 6 A 1.07 - BVer­w­GE 130, 180 Rn. 26 und vom 28. Mai 2014 - 6 A 1.13 - BVer­w­GE 149, 359 Rn. 23). Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat in sei­nem grund­le­gen­den Ur­teil zur stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - (BVerf­GE 100, 313 <366 f.>) die Gren­zen für den Tat­be­stand des Ein­griffs in Art. 10 GG, der die Ver­trau­lich­keit der Kom­mu­ni­ka­ti­on schüt­zen will, weit ge­zo­gen. Da­nach liegt in je­der Kennt­nis­nah­me, Auf­zeich­nung und Ver­wer­tung von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten durch den Staat ein Grund­rechts­ein­griff. Ein Ein­griff ist da­nach schon die Er­fas­sung selbst, in­so­fern sie die Kom­mu­ni­ka­ti­on für den Bun­des­nach­rich­ten­dienst ver­füg­bar macht und die Ba­sis des nach­fol­gen­den Ab­gleichs mit den nach § 5 Abs. 1 und 2 G10 an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fen bil­det. An ei­nem Ein­griff fehlt es nur, so­weit Fern­mel­de­vor­gän­ge zwi­schen deut­schen An­schlüs­sen un­ge­zielt und al­lein tech­nik­be­dingt zu­nächst mit­er­fasst, aber un­mit­tel­bar nach der Si­gnal­auf­be­rei­tung tech­nisch wie­der spu­ren­los aus­ge­son­dert wer­den. Die sich an die Er­fas­sung an­schlie­ßen­den In­for­ma­ti­ons- und Da­ten­ver­ar­bei­tungs­pro­zes­se - ins­be­son­de­re der Ab­gleich mit den Such­be­grif­fen, die wei­te­re Über­prü­fung durch Mit­ar­bei­ter des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes so­wie die Auf­be­wah­rung und Ver­wen­dung der als nach­rich­ten­dienst­lich re­le­vant ein­ge­stuf­ten Da­ten - stel­len wei­te­re ei­ge­ne Ein­grif­fe in das Grund­recht aus Art. 10 GG dar. An die­se von dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt bei der Be­ur­tei­lung der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung zu Grun­de ge­leg­te De­fi­ni­ti­on des Ein­griffs in Art. 10 GG ist der Se­nat ge­mäß § 31 Abs. 1 BVerf­GG ge­bun­den, zu­mal sie das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt spä­ter in an­de­rem Zu­sam­men­hang wie­der­holt hat (BVerfG, Ur­teil vom 2. März 2010 - 1 BvR 256/08 u.a. - BVerf­GE 125, 260 <309 f.>). Der Se­nat ist dem­entspre­chend ge­hin­dert, an re­strik­ti­ve­re Ten­den­zen an­zu­knüp­fen, die in der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts im Hin­blick auf die Um­schrei­bung von Ein­grif­fen in das in Art. 2 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG ver­an­ker­te Grund­recht auf in­for­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung bei der Er­he­bung und Fil­te­rung von Da­ten zur Ge­win­nung von In­for­ma­tio­nen er­kenn­bar ge­wor­den sind (et­wa: BVerfG, Be­schluss vom 4. April 2006 - 1 BvR 518/02 - BVerf­GE 115, 320 <343 f.>, Ur­teil vom 11. März 2008 - 1 BvR 2074/05 u.a. - BVerf­GE 120, 378 <398 f.> vgl. da­zu: BVer­wG, Ur­teil vom 22. Ok­to­ber 2014 - 6 C 7.13 - Buch­holz 402.41 All­ge­mei­nes Po­li­zei­recht Nr. 104 Rn. 26 ff.).

14 3. Zwi­schen den Be­tei­lig­ten steht au­ßer Streit, dass sich un­ter den ins­ge­samt 288 Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren, die der Bun­des­nach­rich­ten­dienst im Rah­men der im Jahr 2012 durch­ge­führ­ten Be­schrän­kun­gen nach § 5 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2, 3 und 7 G10 er­fasst, als nach­rich­ten­dienst­lich re­le­vant ein­ge­stuft und wei­ter­hin nach­weis­bar ge­spei­chert hat, kein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers be­fin­det. Der Bun­des­nach­rich­ten­dienst hat in­so­weit nicht in das Grund­recht des Klä­gers aus Art. 10 GG ein­ge­grif­fen, so dass in die­ser Hin­sicht ein Rechts­ver­hält­nis im Sin­ne des § 43 Abs. 1 Vw­GO nicht ent­stan­den ist.

15 Zu ei­nem der­ar­ti­gen Ein­griff mit ei­ner ein Rechts­ver­hält­nis be­grün­den­den Wir­kung wä­re es fer­ner dann - noch - nicht ge­kom­men, wenn sich ein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers un­ter den rein in­ner­deut­schen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren be­fun­den ha­ben soll­te, die ganz am An­fang des von dem Bun­des­nach­rich­ten­dienst bei der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung ins Werk ge­setz­ten Er­fas­sungs­vor­gangs, das hei­ßt un­mit­tel­bar nach der Zu­lei­tung des ko­pier­ten Roh­da­ten­stroms aus dem von der An­ord­nung ei­ner Be­schrän­kungs­maß­nah­me er­fass­ten Über­tra­gungs­weg au­to­ma­tisch spu­ren­los aus­ge­son­dert und so­fort ge­löscht wor­den sind. Al­lein tech­nisch be­ding­te und um­ge­hend neu­tra­li­sier­te Er­fas­sun­gen die­ser Art ha­ben nach aus­drück­li­cher Ma­ß­ga­be des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts nicht den Cha­rak­ter von Ein­grif­fen in das Fern­mel­de­ge­heim­nis.

16 Nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kann dem­ge­gen­über zum ei­nen, dass sich ein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers in dem von dem Bun­des­nach­rich­ten­dienst er­fass­ten, von rein in­ner­deut­schen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren be­rei­nig­ten Strom von Da­ten be­fun­den hat, der an­hand der an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fe au­to­ma­tisch durch­sucht wor­den ist, oh­ne sich bei die­ser Durch­su­chung als so­ge­nann­ter Tref­fer zu qua­li­fi­zie­ren. Nicht aus­zu­schlie­ßen ist zum an­de­ren, dass sich ein E-Mail-Ver­kehr des Klä­gers bei dem au­to­ma­ti­schen Durch­lauf der Such­be­grif­fe als Tref­fer qua­li­fi­ziert hat, sich dann je­doch bei der un­ver­züg­li­chen Prü­fung nach § 6 Abs. 1 Satz 1 G10 durch Mit­ar­bei­ter des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes als nach­rich­ten­dienst­lich ir­rele­vant er­wie­sen hat. In dem ei­nen wie dem an­de­ren Fall wä­re der durch ei­nen Ein­griff in das Grund­recht des Klä­gers aus Art. 10 GG er­fass­te E-Mail-Ver­kehr von dem Bun­des­nach­rich­ten­dienst so­fort aus­ge­son­dert so­wie un­ver­züg­lich und voll­stän­dig ge­löscht wor­den, wie dies mit al­len nach­rich­ten­dienst­lich ir­rele­van­ten E-Mails ge­sche­hen ist.

17 Die­se Lö­schung wä­re in recht­mä­ßi­ger Wei­se vor­ge­nom­men wor­den. Schon un­mit­tel­bar aus dem Grund­recht des Art. 10 GG und dem Grund­satz der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit er­gibt sich das auch in der spe­zi­el­len Re­ge­lung des § 6 Abs. 1 Satz 2 G10 nor­mier­te Er­for­der­nis, dass Da­ten, die aus Ein­grif­fen in das Fern­mel­de­ge­heim­nis stam­men, so­gleich ge­löscht wer­den, so­bald sie für die den Ein­griff recht­fer­ti­gen­den Zwe­cke nicht mehr er­for­der­lich sind (BVerfG, Ur­teil vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - BVerf­GE 100, 313 <400>; eben­so mit Be­zug auf Art. 13 Abs. 1 GG: BVerfG, Ur­teil vom 3. März 2004 - 1 BvR 2378/98 u.a. - BVerf­GE 109, 279 <380>; vgl. zu Art. 8 EM­RK: EGMR, Ent­schei­dung vom 29. Ju­ni 2006 - Nr. 54934/00, We­ber und Sa­ra­via/Deutsch­land - Rn. 132; EGMR <GK>, Ur­teil vom 4. De­zem­ber 2015 - Nr. 47143/06, Zak­ha­rov/Russ­land - Rn. 255).

18 Weil der Bun­des­nach­rich­ten­dienst sei­ner Ver­pflich­tung zur Lö­schung der im Rah­men der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung er­fass­ten, aber für sei­ne Auf­ga­ben­er­fül­lung nicht er­for­der­li­chen E-Mail-Ver­keh­re nach­ge­kom­men ist, hät­te er auch ei­nen et­wai­gen Ein­griff in das Grund­recht des Klä­gers aus Art. 10 GG un­ver­züg­lich und fol­gen­los be­sei­tigt. Ein der­ar­ti­ger Ein­griff ist, so­fern er statt­ge­fun­den hat, nicht mehr fest­stell­bar. Dem­entspre­chend ist ein fest­stel­lungs­fä­hi­ges Rechts­ver­hält­nis im Sin­ne des § 43 Abs. 1 Vw­GO nicht ge­ge­ben.

19 4. Die Ga­ran­tie ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes in Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ge­bie­tet kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung. Zwar for­dert die­se grund­sätz­lich die Mög­lich­keit Grund­rechts­ein­grif­fe ge­richt­lich nach­prü­fen zu las­sen. Die ver­fas­sungs­recht­li­che Rechts­schutz­ga­ran­tie er­fährt durch die dar­ge­stell­te Ver­pflich­tung des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes zur Da­ten­lö­schung in ih­rem durch § 6 Abs. 1 Satz 6 G10 ge­re­gel­ten Zu­sam­men­spiel mit den in § 12 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 G10 ge­re­gel­ten Ma­ß­ga­ben für die be­hörd­li­che Pflicht zur Un­ter­rich­tung der von Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 Be­trof­fe­nen je­doch ei­ne ver­fas­sungs­recht­lich nicht zu be­an­stan­den­de Be­gren­zung. Denn die­se ge­setz­li­che Re­ge­lung ver­hin­dert im Er­geb­nis ei­ne Per­petu­ie­rung von Grund­rechts­ein­grif­fen.

20 Das - auch grund­recht­lich ver­an­ker­te - Ge­bot zur Lö­schung von für die be­hörd­li­che Auf­ga­ben­er­fül­lung nicht (mehr) er­for­der­li­chen Da­ten muss im Hin­blick auf ei­ne in Fra­ge kom­men­de ge­richt­li­che Kon­trol­le staat­li­cher In­for­ma­ti­ons- und Da­ten­ver­ar­bei­tungs­maß­nah­men mit der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG so ab­ge­stimmt wer­den, dass der Rechts­schutz nicht un­ter­lau­fen oder ver­ei­telt wird (BVerfG, Ur­tei­le vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - BVerf­GE 100, 313 <364 f., 400> und vom 3. März 2004 - 1 BvR 2378/98 u.a. - BVerf­GE 109, 279 <380>). Die­se Ab­stim­mung wird für den Be­reich der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung durch die ge­nann­ten Vor­schrif­ten des Ar­ti­kel 10-Ge­set­zes in nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se si­cher­ge­stellt.

21 Ge­mäß § 12 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 G10 sind Be­schrän­kungs­maß­nah­men nach § 5 G10 grund­sätz­lich nach ih­rer Ein­stel­lung dem Be­trof­fe­nen mit­zu­tei­len. Nach § 12 Abs. 2 Satz 1 G10 gilt dies je­doch dann nicht, wenn die per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten un­ver­züg­lich ge­löscht wur­den. Durch die­se Re­ge­lung wird ei­ne Mit­tei­lungs­pflicht für al­le die­je­ni­gen Ein­grif­fe in das Fern­mel­de­ge­heim­nis aus­ge­schlos­sen, die von der Er­fas­sung des von rein in­ner­deut­schen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­ren be­rei­nig­ten Roh­da­ten­stroms bis ein­schlie­ß­lich der Prü­fung der durch die an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fe ge­ne­rier­ten Tref­fer auf nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz statt­fin­den. Mit dem der­art um­schrie­be­nen Re­ge­lungs­ge­halt trägt die Vor­schrift den Vor­ga­ben Rech­nung, die das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt in sei­nem Ur­teil zur stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung aus dem Jahr 1999 zu der Mit­tei­lungs­re­ge­lung in § 3 Abs. 8 G10 a.F. auf­ge­stellt hat.

22 Nach die­sen Vor­ga­ben ent­spricht es im Grund­satz so­wohl dem Er­for­der­nis ei­nes ef­fek­ti­ven Schut­zes des Grund­rechts aus Art. 10 GG als auch ei­nem aus der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ab­leit­ba­ren Ge­bot, dass die von heim­li­chen Maß­nah­men der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung Be­trof­fe­nen nach­träg­lich hier­über in­for­miert wer­den, weil sie oh­ne ei­ne sol­che Mit­tei­lung, so­fern sie nicht auf an­de­re Wei­se von der Er­fas­sung ih­res Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­kehrs er­fah­ren ha­ben, we­der die Un­recht­mä­ßig­keit der Ein­grif­fe in ihr Fern­mel­de­ge­heim­nis noch et­wai­ge Rech­te auf Lö­schung oder Be­rich­ti­gung gel­tend ma­chen kön­nen. Ge­setz­li­che Ein­schrän­kun­gen der Mit­tei­lungs­pflicht sind je­doch nach Art. 10 Abs. 2 Satz 1 GG und in Aus­ge­stal­tung des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG nicht aus­ge­schlos­sen. An­ge­sichts der gro­ßen Zahl von Er­fas­sun­gen und des Um­stan­des, dass das ge­won­ne­ne Ma­te­ri­al sich in wei­tem Um­fang als ir­rele­vant er­weist und als­bald ver­nich­tet wird, kann ein Ver­zicht auf die Mit­tei­lung ge­recht­fer­tigt sein, wenn die er­fass­ten Da­ten oh­ne wei­te­re Schrit­te so­gleich als ir­rele­vant ver­nich­tet wor­den sind (BVerfG, Ur­teil vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - BVerf­GE 100, 313 <361, 364, 397 ff.>; der Ein­schät­zung nach dem Maß­stab des Art. 8 EM­RK im Er­geb­nis zu­stim­mend: EGMR, Ent­schei­dung vom 29. Ju­ni 2006 - Nr. 54934/00, We­ber und Sa­ra­via/Deutsch­land - Rn. 135 ff.). Auch wenn das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hier­nach ei­ne Da­ten­ver­nich­tung oh­ne wei­te­re Schrit­te ver­langt, be­zieht es sich doch auf ei­ne Ver­nich­tung der Da­ten als ir­rele­vant und setzt da­mit ei­ne vor­he­ri­ge Re­le­vanz­prü­fung vor­aus. Erst bei ei­ner wei­te­ren und die Be­trof­fe­nen stär­ker be­las­ten­den Ver­wen­dung der er­ho­be­nen Da­ten sieht es die Gren­ze für ei­nen ge­setz­lich an­ge­ord­ne­ten Ver­zicht auf ei­ne Mit­tei­lung er­reicht.

23 Die­se Ma­ß­ga­ben für die Zu­läs­sig­keit ei­ner Ein­schrän­kung der Mit­tei­lungs­pflicht hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt in sei­ner spä­te­ren Recht­spre­chung zur un­be­merk­ten Er­he­bung und Ver­ar­bei­tung von Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten be­kräf­tigt. In die­sem Zu­sam­men­hang kön­ne es in gro­ßem Um­fang Per­so­nen ge­ben, de­ren Da­ten nur zu­fäl­lig mit­er­fasst wor­den sei­en und die selbst nicht im Fo­kus be­hörd­li­chen Han­delns ge­stan­den hät­ten. In Be­zug auf die­se Per­so­nen müs­se das kurz­fris­ti­ge Be­kannt­wer­den von Da­ten nicht mit der Hin­ter­las­sung von Spu­ren oder mit Fol­gen für die Be­trof­fe­nen ver­bun­den ge­we­sen sein. Des­halb kön­ne im Hin­blick auf die von ei­ner Be­nach­rich­ti­gung im Ein­zel­fall aus­ge­hen­den Ver­tie­fung des Grund­rechts­ein­griffs ei­ne Be­nach­rich­ti­gung auch oh­ne ei­ne rich­ter­li­che Be­stä­ti­gung grund­sätz­lich schon dann un­ter­blei­ben, wenn die Be­trof­fe­nen von der Maß­nah­me nur un­er­heb­lich be­rührt wor­den sei­en und an­zu­neh­men sei, dass sie kein In­ter­es­se an der Be­nach­rich­ti­gung hät­ten (BVerfG, Ur­teil vom 2. März 2010 - 1 BvR 256/08 u.a. - BVerf­GE 125, 260 <337>, Be­schluss vom 12. Ok­to­ber 2011 - 2 BvR 236/08 u.a. - BVerf­GE 129, 208 <251>).

24 Die­se Vor­aus­set­zun­gen durf­te der Ge­setz­ge­ber nach der von ihm zu Grun­de zu le­gen­den ge­ne­ra­li­sie­ren­den Sicht­wei­se für die hier in Re­de ste­hen­den Fall­ge­stal­tun­gen als er­füllt an­se­hen. Bei der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung nach § 5 G10 wer­den zwar die Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­re nicht in ei­nem stren­gen Sin­ne nur zu­fäl­lig mit­er­fasst, denn die Be­schrän­kungs­maß­nah­men ha­ben ge­ra­de zum Ziel, aus sehr vie­len er­fass­ten Ver­keh­ren we­ni­ge In­for­ma­tio­nen her­aus­zu­fil­tern. Die Be­schrän­kun­gen rich­ten sich je­doch - ab­ge­se­hen von der hier nicht ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Über­wa­chung ei­nes Aus­lands­an­schlus­ses nach § 5 Abs. 2 Satz 3 G10 - nicht ge­zielt ge­gen ein­zel­ne Per­so­nen. Ihr Cha­rak­ter ist nicht pri­mär per­so­nen­be­zo­gen, son­dern sach­be­zo­gen (BVer­wG, Ur­teil vom 23. Ja­nu­ar 2008 - 6 A 1.07 - BVer­w­GE 130, 180 Rn. 27). Bei den un­ver­züg­lich durch­ge­führ­ten Prü­fun­gen der er­fass­ten Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­keh­re auf nach­rich­ten­dienst­li­che Re­le­vanz in Ge­stalt des au­to­ma­ti­schen Ab­gleichs mit den an­ge­ord­ne­ten Such­be­grif­fen und der an­schlie­ßen­den Kon­trol­le durch Mit­ar­bei­ter des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes ver­blei­ben die be­trof­fe­nen Per­so­nen ge­wis­ser­ma­ßen ver­bor­gen im Hin­ter­grund. Sie müss­ten, da­mit ih­nen die durch­ge­führ­ten Be­schrän­kun­gen mit­ge­teilt wer­den könn­ten, durch nicht auf Ein­zel­fäl­le be­grenz­ba­re Maß­nah­men erst in den Licht­ke­gel ei­ner nä­he­ren Un­ter­su­chung ge­zo­gen wer­den, die durch den Zweck der stra­te­gi­schen Fern­mel­de­über­wa­chung in kei­ner Wei­se ver­an­lasst wä­re. Hier­zu müss­ten sehr gro­ße Men­gen von Da­ten, die an­sons­ten so­fort ge­löscht wer­den könn­ten, über be­acht­li­che Zeit­räu­me ge­spei­chert wer­den. Al­les dies wür­de für ei­ne un­über­schau­ba­re Zahl von Per­so­nen Grund­rechts­ein­grif­fe, die in dem be­trof­fe­nen Sta­di­um der Re­le­vanz­prü­fung ei­ne nur ge­rin­ge In­ten­si­tät auf­wei­sen, er­heb­lich ver­tie­fen.

25 Nach § 6 Abs. 1 Satz 6 G10 un­ter­bleibt die Lö­schung von Da­ten au­ßer in den Fäl­len der erst­ma­li­gen Re­le­vanz­prü­fung im Sin­ne des § 6 Abs. 1 Satz 1 G10, so­weit die Da­ten für ei­ne Mit­tei­lung nach § 12 Abs. 2 G10 oder für ei­ne ge­richt­li­che Nach­prü­fung der Recht­mä­ßig­keit der Be­schrän­kungs­maß­nah­men von Be­deu­tung sein kön­nen. Die in die­ser Vor­schrift nor­mier­te, mit Blick auf die Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ge­bo­te­ne ge­setz­li­che Aus­nah­me von der an­sons­ten be­stehen­den Pflicht zur Lö­schung nicht mehr be­nö­tig­ter Da­ten be­ginnt dort, wo die den Rechts­schutz re­gel­mä­ßig erst er­mög­li­chen­de Mit­tei­lungs­pflicht nach § 12 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 G10 ein­setzt, näm­lich bei ei­ner Auf­be­wah­rung er­ho­be­ner Da­ten über den Zeit­punkt der un­ver­züg­li­chen Prü­fung ih­rer Re­le­vanz hin­aus. Eben­so we­nig wie es vor dem Hin­ter­grund des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG zu be­an­stan­den ist, dass die vor dem be­sag­ten Zeit­punkt lie­gen­den Sta­di­en ei­nes Ein­griffs in Art. 10 GG nicht der Mit­tei­lungs­pflicht un­ter­lie­gen, be­stehen aus Grün­den der ver­fas­sungs­recht­li­chen Rechts­schutz­ga­ran­tie Be­den­ken da­ge­gen, dass die ent­spre­chen­den Da­ten un­ver­züg­lich ge­löscht wer­den. Wäh­rend näm­lich die Mit­tei­lung dem Be­trof­fe­nen die für die In­an­spruch­nah­me ge­richt­li­chen Rechts­schut­zes not­wen­di­ge Kennt­nis von den Be­schrän­kungs­maß­nah­men ver­schafft, si­chert die Auf­be­wah­rung der Da­ten das Be­weis­ma­te­ri­al für ei­ne ge­richt­li­che Prü­fung. Dem­ge­gen­über ist der Ge­setz­ge­ber, so­weit er ein Ab­se­hen von der rechts­schut­z­er­mög­li­chen­den Mit­tei­lung vor­se­hen darf, auch nicht ge­hal­ten, Be­weis­si­che­rung für ein et­wai­ges Ge­richts­ver­fah­ren zu be­trei­ben.

26 Aus dem be­schrie­be­nen Zu­sam­men­hang der Pflicht zur nach­träg­li­chen Mit­tei­lung von Be­schrän­kungs­maß­nah­men und dem Un­ter­blei­ben ei­ner Lö­schung von Da­ten er­gibt sich fer­ner, dass auch die Re­ge­lun­gen in § 5 Abs. 2 Satz 6 und § 6 Abs. 1 Satz 5 G10 über die Lö­schung von Pro­to­koll­da­ten am En­de des auf die Pro­to­kol­lie­rung fol­gen­den Ka­len­der­jah­res - im vor­lie­gen­den Fall des Jah­res 2013 - mit der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ver­ein­bar sind. So­fern das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ver­gleich­ba­re Lö­schungs­re­ge­lun­gen we­gen der Kür­ze der Pro­to­kollauf­be­wah­rungs­frist be­an­stan­det hat, be­traf dies nur Kon­stel­la­tio­nen, in de­nen - an­ders als hier - ei­ne un­ein­ge­schränk­te Mit­tei­lungs­pflicht be­stand (BVerfG, Ur­teil vom 20. April 2016 - 1 BvR 966/09 u.a. - NJW 2016, 1781 Rn. 205, 246, 269 i.V.m. Rn. 138 und 272).

27 5. Die Er­schwe­rung des In­di­vi­du­al­rechts­schut­zes, die sich aus den be­schrie­be­nen Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kel 10-Ge­set­zes er­gibt und schon we­gen der Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit die­ser Re­ge­lun­gen kei­nen Be­den­ken un­ter­liegt, wird über­dies durch den Grund­rechts­schutz kom­pen­siert, der aus der Kon­troll­tä­tig­keit der G10-Kom­mis­si­on er­wächst.

28 Die G10-Kom­mis­si­on ent­schei­det nach § 15 Abs. 5 G10 i.V.m. § 1 Abs. 2 G10 von Amts we­gen oder auf Grund von Be­schwer­den über die Zu­läs­sig­keit und Not­wen­dig­keit von Be­schrän­kungs­maß­nah­men. Ih­re Kon­troll­be­fug­nis er­streckt sich auf die ge­sam­te Er­he­bung, Ver­ar­bei­tung und Nut­zung der nach dem Ar­ti­kel 10-Ge­setz er­lang­ten per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten durch Nach­rich­ten­diens­te des Bun­des ein­schlie­ß­lich der Ent­schei­dung über die Mit­tei­lung an Be­trof­fe­ne.

29 Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat in sei­nem Ur­teil aus dem Jahr 1999 be­tont, dass we­gen der Rechts­schut­z­er­schwe­rung, die sich - auch au­ßer­halb des durch den Rechts­weg­aus­schluss nach Art. 10 Abs. 2 Satz 2 GG und § 13 G10 er­fass­ten Be­reichs - aus der Un­be­merk­bar­keit der Ein­grif­fe in das Fern­mel­de­ge­heim­nis, der Un­durch­sich­tig­keit des an­schlie­ßen­den Da­ten­ver­ar­bei­tungs­vor­gangs und der Mög­lich­keit von Mit­tei­lungs­be­schrän­kun­gen er­ge­be, ei­ne Kon­trol­le durch un­ab­hän­gi­ge und an kei­ne Wei­sung ge­bun­de­ne staat­li­che Or­ga­ne und Hilfs­or­ga­ne grund­recht­lich ge­bo­ten sei (BVerfG, Ur­teil vom 14. Ju­li 1999 - 1 BvR 2226/94 u.a. - BVerf­GE 100, 313 <361>; zum Er­for­der­nis ver­fah­rens­mä­ßi­ger Kom­pen­sa­ti­on für Ein­schrän­kun­gen in­di­vi­du­el­len Rechts­schut­zes in ver­gleich­ba­ren Zu­sam­men­hän­gen: BVerfG, Ur­tei­le vom 24. April 2013 - 1 BvR 1215/07 - BVerf­GE 133, 277 Rn. 213 ff. und vom 20. April 2016 - 1 BvR 966/09 u.a. - NJW 2016, 1781 Rn. 135, 140 f.; vor dem Hin­ter­grund von Art. 8 EM­RK: EGMR, Ent­schei­dung vom 29. Ju­ni 2006 - Nr. 54934/00, We­ber und Sa­ra­via/Deutsch­land - Rn. 115 ff.; Ur­teil vom 12. Ja­nu­ar 2016 - Nr. 37138/14 - Sz­abó und Vis­sy/Un­garn - Rn. 75 ff.). In ei­ner neu­en Ent­schei­dung hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt dar­ge­legt, dass die G10-Kom­mis­si­on als neu­tra­le In­stanz zum ei­nen der Ein­bin­dung der Exe­ku­ti­ve und zum an­de­ren der kom­pen­sa­to­ri­schen Re­prä­sen­ta­ti­on der In­ter­es­sen der Be­trof­fe­nen durch ei­ne lau­fen­de und um­fas­sen­de Rechts­kon­trol­le die­ne. Durch ih­re Kon­troll­tä­tig­keit wer­de die Recht­mä­ßig­keit heim­li­cher staat­li­cher Über­wa­chungs­maß­nah­men pro­ze­du­ral ab­ge­si­chert (BVerfG, Be­schluss vom 20. Sep­tem­ber 2016 - 2 BvE 5/15 - NVwZ 2016, 1701 Rn. 54, 57).

30 Es steht in Über­ein­stim­mung mit die­sen Ma­ß­ga­ben, dass der Se­nat in sei­ner Vor­gän­ger­ent­schei­dung aus dem Jahr 2014 un­ter Ver­weis auf die Be­fug­nis­se und den spe­zia­li­sier­ten Sach­ver­stand der G10-Kom­mis­si­on ei­nen ef­fek­ti­ven kom­pen­sa­to­ri­schen Grund­rechts­schutz als ge­währ­leis­tet er­ach­tet hat (BVer­wG, Ur­teil vom 28. Mai 2014 - 6 A 1.13 - BVer­w­GE 149, 359 Rn. 40 f.; in die­sem Sin­ne be­reits zu­vor: BVer­wG, Ur­teil vom 23. Ja­nu­ar 2008 - 6 A 1.07 - BVer­w­GE 130, 180 Rn. 44 f.).

31 6. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 154 Abs. 1 Vw­GO.