Kompakter Monitor vom englischen Nobelhersteller Quested

Studiomonitor: Quested S8 im Test

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Quested dürfte vielen Lesern als großer Name für große Monitore bekannt sein. Nicht gerade selten sieht man auf den Fotos bekannter Studios in deren großzügigen Regieräumen als Hauptmonitore die Modelle der G-Range von Quested und hier meist die Q212 mit ihren auffälligen Volt-Tieftonchassis.

(Bild: Dieter Stork)

Nun gibt es mit der passiven P-Serie und der aktiven S-Serie auch noch diverse kleinere Systeme bei Quested, von denen uns die S8 als größtes Modell der S-Serie zum Test übergeben wurde. Wie die Bezeichnung nur unschwer erahnen lässt, ist die Box mit einem 8″-Tieftöner bestückt und self powered. Als kleinere Brüder in der Serie gibt es noch die S6 und S5 sowie den Subwoofer SB10.

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Der mit 19,5 kg Gewicht und schon ganz knapp über 40 l Bruttovolumen größte Monitor im bisherigen Testfeld steht schon auf der Grenze zwischen Nearfield- und Midfield- System, zudem seine mit 220 Watt für den Tieftöner und 150 Watt für den Hochtöner sehr kräftigen Endstufen auch entsprechende Schalldrücke erwarten lassen. Äußerlich gibt sich die S8 wenig preisverdächtig mit einem schlichten, kantigen und mit Kunststoff-Furnier beschichtetem Gehäuse im Design der 80er-Jahre. Auch unter akustischen Aspekten lassen die scharfen Kanten nichts Gutes erahnen, zudem für die Hochtonkalotte auch auf jede Art der Schallführung verzichtet wurde. Ähnlich lieblos sind die nicht gerundeten und sehr kleinen Bassreflextunnel in der Frontplatte eingesetzt. In Anbetracht eines Preises von immerhin 2.888 € für das Paar liegen die Erwartungen doch etwas höher. An der Ausstattung und Ausführung der Elektronik gibt es dagegen nichts auszusetzen. Der symmetrische Eingang mit XLR- und Klinkenbuchse kann in der Empfindlichkeit eindeutig zugeordnet werden von –12 bis +6 dBu Eingangsspannung für einen Schalldruck von 96 dB in 1 m Entfernung. Mit zwei Filtern kann der Basspegel mit –2 und –4 dB Pegel abgesenkt und der Hochtonpegel um ±2 dB den äußeren Umständen angepasst werden. Ein wenig seltsam mutet allerdings das Bassfilter an, das lediglich eine kleine Senke bei 42 Hz erzeugt und nicht als Shelving-Filter ausgelegt ist.

Messergebnisse

Bei den Messergebnissen blicken wir zunächst auf den Frequenzgang. Die untere Eckfrequenz liegt der Gehäusegröße angemessen tief bei 38,8 Hz. Nach oben hin reicht die Kurve bis 25 kHz, wenn man den –6 dB-Punkt bezogen auf den Mittelwert zwischen 100 Hz und 10 kHz zu Grunde legt. Der Verlauf des Frequenzganges zeigt sich oberhalb von 1 kHz etwas unruhig, wo weniger die Hochtonkalotte als die Gehäusekonstruktion als Ursache in Verdacht steht. Das saubere Zerfallsspektrum unterstützt diese Theorie, da Treiberresonanzen hier sofort auffällig würden im Gegensatz zu Kanteneffekten, die bei den Abmessungen der S8 nur als Verzögerungen in einer Größenordnung von 0,5 ms auszumachen wären.

Einiges wieder gutmachen kann die S8 beim Störpegel, der trotz der kräftigen Endstufen bei sehr niedrigen 18,8 dBA in 10 cm Abstand liegt. Auch in Sachen Paargleichheit kann die S8 mit maximal 1,39 dB Differenz Punkte für sich verbuchen. Interessant wird es bei der Maximalpegelmessung, wo die kräftigen Endstufen der S8 womöglich zum Problem werden. Oberhalb von 2,5 kHz bricht die Kurve stark ein, da bei den 185 ms langen Sinusburst bereits ein Limiter schützend eingreift. Aufgrund der hohen Leistung der Hochtonendstufe wird dieser Limiter erforderlich sein, um eine thermische Überlastung der Kalotte zu vermeiden. Mit Musiksignalen würde es wohl nur unter extremen Bedingungen soweit kommen, dass der Limiter einschreitet. Nach einer gewissen Erholzeit setzt der Hochtöner dann wieder ein, wie der Verlauf der Kurve zeigt. Aus Gründen der Vergleichbarkeit wird die Kurve hier jedoch trotzdem so abgebildet. Für den praktischen Gebrauch, und das hat auch der Hörtest ergeben, darf man sich die Kurve durchgezogen vorstellen. Im Bassbereich enttäuscht die Box messtechnisch ein wenig in Relation zur mächtigen Endstufenleistung, da der 8″- Treiber schon recht früh die 10 %-Verzerrungsgrenze erreicht. Die Trennfrequenz liegt in der S8 bei sehr tiefen 1,4 kHz, die von der 28 mm großen mit Ferrofluid gekühlten Kalotte auch noch mühelos verkraftet werden. Ohne Schallführung vor der Kalotte fällt daher der Abstrahlwinkel im Hochtonbereich extrem breit, aber auch etwas ungleichmäßig aus. Am Übergang zum Tieftöner gibt es eine Sprungstelle und oberhalb von 8 kHz setzt eine kräftige Bündelung der Schallabstrahlung ein. Dazwischen liegen, vermutlich durch die ausgeprägten Kanteneffekte verursacht, leicht unruhige Isobarenkurven.

Hörtest

Im Hörtest konnte die S8 vor allem bei der Impuls- und Pegelfestigkeit im Bass sowie bei der räumlichen Abbildung Pluspunkte sammeln. Die hörbare Pegelfestigkeit bestätigt die Vermutung, dass die Messergebnisse in dieser Richtung durch einen Thermolimiter verdorben wurden und nicht den Lautsprechern anzulasten sind. Weniger überzeugend sah dagegen die Bewertung der Mittel- und Hochtonwiedergabe aus.

Fazit

Die Quested S8 hat mit zwei sehr kräftigen Endstufen und einer auch ansonsten sehr hochwertigen Elektronik mit geringen Störpegeln sowie hochwertigen Chassis im Bass und für die Höhen einiges zu bieten. Im Frequenzgang und im Abstrahlverhalten kann die Box aber trotzdem nicht so recht überzeugen, da die arg schlichte Gehäusekonstruktion einfach nicht mehr hergibt. Kanteneffekte und eine fehlende Schallführung für den Hochtöner setzen den Qualitäten hier Grenzen.

Im Hörtest schneidet die S8 dann doch noch etwas besser ab als erwartet, so dass man ihr durchaus etwas abgewinnen kann, vor allem wenn es um eine hohe Pegelfestigkeit und kräftige laute Bässe geht. Über alles betrachtet ein Lautsprecher mit viel Potenzial, aus dem man mit etwas mehr Mühe bei der Gehäusekonzeption noch mehr hätte machen können.


Ergebnisse

Störpegel (A-bew.): 18,8 dBA (Abstand 10 cm)
hor. STABW (Schwankungsbreite): 24 Grad (–6 dB Iso 100 Hz–10 kHz)
ver. STABW (Schwankungsbreite): 40 Grad (–6 dB Iso 100 Hz–10 kHz)
Max. Nutzlautstärke: 103,2 dB (3 % THD 100 Hz–10 kHz)
Basstauglichkeit: 100,3 dB (10 % THD 50–100 Hz)
Paarabweichungen: 1,39 dB (Maxwert 100 Hz–10 kHz)
Magnetische Schirmung: HT ja; TT k.A.
Abmessungen: 300 × 428 × 334 mm (B × H × T)
Gewicht: 17,6 kg
Paarpreis: ca. € 2.888

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