Gegen 17 Mitarbeiter der türkischen Oppositionszeitung Cumhuriyet ist der Prozess wegen angeblicher Terrorunterstützung fortgesetzt worden. Den Mitarbeitern der regierungskritischen Zeitung wird vorgeworfen, die Gülen-Bewegung sowie die Arbeiterpartei Kurdistans PKK und die linksextreme DHKP-C zu unterstützen. Nach Ansicht der Regierung in Ankara sind alle drei Terrororganisationen. Die Gülen-Bewegung soll maßgeblich an dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 beteiligt gewesen sein.

Die zweite Runde der Anhörungen fand in einem Gerichtsgebäude neben dem Hochsicherheitsgefängnis Silivri statt, 80 Kilometer außerhalb von Istanbul. Die Angeklagten wiesen die Vorwürfe in ihren Plädoyers zurück. Sie betonten, dass die Zeitung die Gülen-Bewegung ebenso wie die kurdischen Rebellen immer kritisiert habe. Cumhuriyet wirft der Regierung vor, eine der letzten unabhängigen Zeitungen des Landes zum Schweigen bringen zu wollen.

Sieben der Angeklagten wurden Ende Juli unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Die vier prominentesten Angeklagten sind weiterhin in Haft, unter ihnen der Herausgeber Akin Atalay und Chefredakteur Murat Sabuncu.

Der Prozess wird international kritisiert. Die US-Regierung verlangte die Freilassung aller Journalisten, die nach dem gescheiterten Putsch im vergangenen Juli willkürlich festgenommen worden seien. Sollten die Angeklagten verurteilt werden, drohen ihnen bis zu 43 Jahre Haft. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa forderte ein sofortiges Ende des Verfahrens sowie die Freilassung der Inhaftierten. Die Organisation Reporter ohne Grenzen warf dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan die Unterdrückung der freien Presse vor und nannte den Prozess "eine Verhöhnung der Justiz".

Seit dem Putschversuch im vergangenen Juli und der Verhängung des Ausnahmezustands wurden laut Reporter ohne Grenzen fast 150 Zeitungen, Magazine und Radio- und Fernsehsender geschlossen. Neben Medien aus dem Umfeld der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, den Erdoğan für den Umsturzversuch verantwortlich macht, traf es vor allem kurdische Medien. Tausende Journalisten verloren ihren Job, derzeit sitzen 166 in Haft. Kürzlich sagte Erdoğan jedoch, nur "zwei echte Journalisten" seien derzeit hinter Gittern. Die Oppositionsabgeordnete Filiz Kerestecioğlu von der prokurdischen HDP erwiderte: "Laut der Regierung sind alle Oppositionelle Terroristen. Nur sie selbst sind keine Terroristen."