Lucky Luke: „Ein Cowboy in Paris.“ Interview mit den Machern Achdé, Jul und dem Übersetzer Klaus Jöken

„Ein Cowboy in Paris“ was für ein schöner Titel. Im neuesten Lucky Luke-Band wird der schon lange nicht mehr rauchende Westernheld zum ersten Mal in seiner über 70-jährigen Geschichte ins Ausland geschickt. In der Stadt der Liebenden kümmert er sich um eine große Dame:  die Freiheitsstatue nämlich. Die Comic-Denkblase hatte Gelegenheit den beiden Machern Achdé und Jul, sowie dem deutschen Übersetzer Klaus Jöken ein paar Fragen zum aktuellen Album zu stellen.

Achdé und Jul beim Signieren © Egmont Publishing
Achdé und Jul beim Signieren © Egmont Publishing

Zunächst aber kurz zum Inhalt des neuen Bandes: Lucky Luke hat wieder einmal die vier Daltons im Schlepptau. Er will die Gauner ins Gefängnis bringen und kommt auf seinem Weg an einer überdimensionalen Eistüte vorbei. Die entpuppt sich natürlich als Hand und Fackel der Freiheitsstatue. Ihr Bildhauer Auguste Bartholdi, wirbt im Wilden Westen nach Unterstützern, findet sich allerdings am Marterpfahl wieder. Neben den Indianern ist Abraham Locker, ein Gefängnisdirektor, Gegner von Bartholdi. Er hat nicht nur das Buch „Die Leiden des jungen Wärters“ geschrieben, sondern will auf der Insel vor Manhattan, ein Gefängnis bauen (Alcatraz läßt grüßen). Um die Sicherheit der Freiheitsstatue zu gewährleisten, macht sich Lucky Luke auf nach Paris, bewacht dort den Bau der Statue und bringt sie am Ende in den Wilden Westen.

Das Interview

Cover zu "Ein Cowboy in Paris" © Lucky Comics 2018
Lucky Luke: Ein Cowboy in Paris © Lucky Comics 2018

(AJ) Zum ersten Mal geht Lucky Luke ins Ausland. Was hat Euch bewogen, ihn nach Frankreich zu verschiffen und das Thema „Freiheit“ aufzugreifen?

(Achdé) Wie die Freiheitsstatue nach Amerika gekommen ist, war und ist an sich ein spannendes Thema und Lucky Luke, der in seinen Erzählungen schon viele Persönlichkeiten durch den Wilden Westen eskortiert hat, kann natürlich auch sehr gut die Freiheitsstatue von Europa nach New York eskortieren, aber dazu muss er dann eben nach Europa geschickt werden. Das Thema der Freiheit ist eigentlich Zufall.

(Jul) Ich bin einfach zufällig auf ein Foto gestoßen, das die Hand der Freiheitsstatue mit der Fackel zeigt. Das hat mich so verblüfft, dass ich dachte: Das ist eigentlich eine spannende Geschichte! Dass dann, wie sich im nachhinein  herausstellte, im Endeffekt viele Anspielungen auf die heutige Zeit auftauchen, dass man sich denkt: Die Angriffe auf die Freiheit, das ist heute eigentlich genauso, das ist durch Zufall entstanden. Aber das sind dann Referenzen die unterschwellig auch gewollt sind.

(AJ) Du sagst es bereits: der Band ist voller Anspielungen auf die aktuelle Politik. Vor allem Trump bekommt sein Fett weg. Seid Ihr beide da auf einer Wellenlänge? Oder habt ihr bestimmte Anspielungen auch ausführlicher diskutiert – oder sogar gestrichen?

(Achdé) Nein, nein, diese ganzen Dinge wie die Angriffe auf die Freiheit sind eigentlich universell und das wiederholt sich immer wieder: Heute sehen wir das mit Trump in Amerika – es hätte aber derzeitig auch ein anderes Land sein können, in dem die Freiheit angegriffen wird, woraufhin die Leser dann denken würden: Ah, das spielt darauf an. Das ist so ein universelles Thema, bei dem wir beide der Meinung sind, dass man das so bringen muss.

Lucky Luke und die Freiheitsstatue © Lucky Comics 2018
Lucky Luke und die Freiheitsstatue © Lucky Comics 2018

(AJ) Besonders gut gefällt mir die Figur des kleinen „Papillon“ – einem Wellensittich? Inwiefern ist es Euch egal, dass ein Teil der Leser bestimmte Anspielungen nicht erkennt?

(Jul) Es ist eigentlich ziemlich egal. Was fällt einem dazu ein, wenn man diese Szene liest?  Man kann an Tweety und Kater Sylvester denken, die Zeichentrickserie von Tex Avery. Man kann denken an Papillon, den berühmten Roman aus den 60er Jahren über einen Gefangenen, der aus dem französischen Gefangenenlager kommt. Es könnte auch einfach nur sein, dass man sagt, es ist lustig, dass ein Vogel „Papillon“, also Schmetterling, genannt wird, und somit einfach nur die Situationskomik lustig findet. Jeder kann eigentlich in dieser einen Szene verschiedene Ebenen erkennen oder alle Ebenen und etwas Lustiges dort herausholen. Das ist jedem überlassen, was er da sieht.

(AJ) Könnt Ihr verraten, wie viele „Ostereier“ sich insgesamt in dem Album verstecken?

(Jul) Es gibt natürlich Szenen, wo ich im Szenario ganz viele Anspielungen einbringe, aber beim Zeichnen fügt Achdé dann auch noch Anspielungen hinzu. So ist zum Beispiel der Polizist in Paris der Polizist aus dem Comic „Gaston“ und das war dann Achdé, der die Idee gehabt hat.

(AJ) Es scheint von Vorteil zu sein, wenn man sich vor allem auch mit einigen franco-belgischen Klassikern auskennt. Könnt Ihr beschreiben, wie die Zusammenarbeit zwischen Euch funktioniert? Auch mit Blick auf ebendiese Anspielungen?

(Achdé) Eigentlich ist es ein Zusammenspiel zwischen Autor und Zeichner, so wie es bei den franko-belgischen Comics schon immer so existiert hat. Wie bereits in der vorangehenden Antwort gesagt: Es ist ein Ping Pong-Spiel zwischen uns beiden. Einer fügt etwas ein und dann kommen neue Dinge hinzu. Das ist ein Entwicklungsprozess.

Lucky Luke in Paris © Lucky Comics 2018
Lucky Luke in Paris © Lucky Comics 2018

(AJ) Sind weitere „Ausflüge“ ins Ausland von Lucky Luke geplant?

(Jul) Vielleicht in ferner Zukunft, vielleicht dann auch wieder ins Ausland, aber im Augenblick gibt es noch viele Abenteuer, die dann in Amerika spielen werden, ganz viele Ideen. Lucky Luke soll auch weiter in seiner Heimat, dem Wilden Westen, bleiben und verankert sein. In diesem Album gab es eben einen Grund, Lucky Luke auf die Reise nach Europa zu schicken. Es kann vielleicht sein, dass in einem späteren Abenteuer Ausflüge ins Ausland wieder mal vorkommen, aber dafür gibt es im Moment keine weitere Planung.

(Achde) Man könnte auch andere Geschichten erzählen, denn da gibt es noch viel andere Möglichkeiten: Zum Beispiel war Lucky Luke noch nie in den Bergen, obwohl es in Amerika viele Gebirge gibt. Vielleicht kann man darüber nachdenken, dass es auch mal so einen Szenenwechsel geben wird.

Fragen an Klaus Jöken

(AJ) „Die Leiden des jungen Wärters“, „Hunderttausend Höllenhunde“, „die spinnen, die Belgier“ – inwiefern sind das Übersetzungsgags? Oder hat das Original schon die ganzen Anspielungen geliefert?

(Jöken) Die Anspielungen waren an sich schon drin. Die Hunderttausend Höllenhunde sind Anspielungen auf Captain Haddock von Tim und Struppi. In diesem ganzen Band kommen immer wieder und ganz viele andere Anspielungen vor, Gaston zum Beispiel, das kann man selbst dann gut sehen. Die Anspielungen auf Asterix, „die Spinnen die Belgier“, das habe ich dann persönlich noch reingebracht. Einige Anspielungen auf französische Comics würde der deutsche Leser vielleicht nicht verstehen und dann bringe ich zum Ausgleich noch eine Sache dazu.

(AJ) Du bist ja auch Übersetzer von den neuen Asterix-Alben. Inwiefern ist der Humor beim LL-Team vergleichbar? Und: was sind die Schwierigkeiten beim Übersetzen von Anspielungen und einer bestimmten Form von Humor?

Klaus Jöken und Achdé © Klaus Jöken
Klaus Jöken und Achdé © Klaus Jöken

(Jöken) Humor ist etwas ganz Schwieriges. Ich glaube man kann das nicht einfach auf eine Formel bringen. Das ist eine Frage von Gefühl. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich bei Asterix oder Lucky Luke eine andere Gangart einlege und das einfacher ist. Es liegt immer am Kontext. Zum Beispiel sprechen die verschiedenen Personen immer in einem ganz bestimmten Duktus. Also in „Asterix“ muss sich Obelix immer ein bisschen kindlich anhören. Majestix pompös oder Miraculix weise, während in Lucky Luke ist Joe Dalton cholerisch und Jolly Jumper immer trocken sarkastisch, also man muss in jeder Serie in jeder Situation eine bestimmte Stimmung vermitteln. Es gibt kein Geheimrezept. Ich mache es nach Gefühl, aber was ich als Übersetzer sagen möchte, manchmal ist es gar nicht das schwierige ein Wortspiel zu übersetzen, sondern oft sind es ganz unspektakuläre Sätze, damit Obelix eben wirklich kindlich klingt.

(AJ) Vielen Dank Euch dreien für die spannenden Einblicke.

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