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Bericht über trans Frau
WDR weist Kritik an "Maus"-Sendung zurück
Die WDR-Verantwortliche für Kindersendungen zeigt sich überrascht, wie scharf die Reaktionen auf einen Beitrag über Transgeschlechtlichkeit ausgefallen sind.
Die Maus sollte nach dem Willen einiger Meinungsmacher*innen nicht über trans Menschen sprechen – aus dem WDR gibt es Widerspruch (Bild: WDR)
- 29. März 2022, 15:16h 3 Min.
Brigitta Mühlenbeck, die Programmgruppenleiterin Kinder und Familie beim Westdeutschen Rundfunk, hat im "Spiegel" (Bezahlartikel) Kritik an der Behandlung von queeren Themen in "Die Sendung mit der Maus" zurückgewiesen. Die scharfen Reaktionen hätten die "Maus"-Redaktion in Köln überrascht, denn schließlich habe das Thema "längst seinen Platz in der Öffentlichkeit – und auch schon länger in unserem Kinderprogramm", so Mühlenbeck.
Hintergrund ist, dass in der Kindersendung anlässlich des bevorstehenden Internationalen Tages der Transsichtbarkeit am Sonntag die trans Frau Katja vorstellte und ihre Geschichte erzählte (queer.de berichtete). Rechte warfen dem WDR daraufhin "Propaganda jetzt auch für die Kleinsten" (Birgit Kelle) oder "ideologisch-sexualisierte Früherziehung mit Zwangsgebühren" (Julian Reichelt) vor (queer.de berichtete). Martin Reichardt, der familienpolitische Sprecher der AfD, sprach von einem "Anschlag auf Kinderseelen".
In dem "Spiegel"-Interview reagiert Mühlenbeck mit drei Punkten auf Kritiker*innen:
Erstens: Transgeschlechtlichkeit ist gesellschaftlich relevant. Es gibt Kinder und Jugendliche, die ein Problem mit ihrem Geschlecht haben. In Schulklassen ist Transgeschlechtlichkeit Thema, ob offen darüber gesprochen wird oder nicht. Es ist höchste Zeit, dafür zu sorgen, dass es behandelt und erklärt wird als etwas, das zu diesem Leben dazugehört. Wir haben auch andere wichtige Themen aufgegriffen, wie psychische Erkrankungen, Corona, den Krieg in der Ukraine.
Zweitens: Die "Maus" versucht immer, eine Haltung zu entwickeln, in diesem Fall die Empathie für einen Menschen, der den Weg zu sich findet und sich selbst lieben lernt. Wie das funktioniert, geht jeden etwas an, auch Kinder.
Drittens: Wirklich kleine Kinder, also unter Fünfjährige, sollten sowieso nicht allein vor dem Fernseher sitzen und sich die Sendung ansehen. Auch die Frage, wie ein komplexes Stellwerk funktioniert, verstehen sie nicht nur durch uns. Wir wollen immer auch zu fortführenden Gesprächen in Familien anregen.
Zudem erklärte Mühlenbeck, dass der Beitrag Kinder nicht "sexualisiert" habe, wie dem WDR oft vorgeworfen wurde. Schließlich gehe es "weder um Geschlechtsangleichungen noch um Geschlechtsverkehr. Es geht um Katjas Alltag".
Auch Kritik aus der Trans-Community, in der manche Umschreibungen in der Sendung kritisiert werden, wies Mühlenbeck zurück. Man wolle schließlich möglichst viele Zuschauende mitnehmen, insbesondere die Jüngeren, erklärte die WDR-Frau: "Das bekommen wir nicht hin, wenn wir mit einem bestimmten Wording erst einmal Fremdheitsgefühle auslösen."
Auch "Emma" geht auf die Maus los
In sozialen Medien wird weiterhin aufgeregt über die Sendung vom Sonntag diskutiert. Ablehnung gibt es dabei nicht nur vom rechten Rand, sondern auch aus feministischen Kreisen: So hat insbesondere die Zeitschrift "Emma" von Alice Schwarzer die WDR-Sendung scharf kritisiert. Auf der Facebook-Seite der "Emma" lassen dann viele ihrem Trans-Hass freien Lauf: Transgeschlechtliche Menschen werden von Kommentator*innen etwa zu "Dreck" erklärt ("die Frage ist doch , wozu muß ein Kind das wissen ? die werden mit dem ganzen Dreck ja sowieso irgendwann in ihrem Leben konfrontiert") oder als "Schmarrn", also minderwertig, bezeichnet ("Als Lesbe gesagt: dieser T-Schmarrn muß aufhören").
Zuletzt kritisierten auch der Queerbeauftragte der Bundesregierung und der Lesben- und Schwulenverband, dass "Emma"-Gründerin Alice Schwarzer eine regelrechte Kampagne gegen trans Menschen gestartet habe. (dk)
Ich glaube, sowas nennt man dann Beratungsresistenz. Es ist natürlich einfacher, über Menschen zu berichten, ohne überhaupt deren Rückmeldungen haben zu wollen. Das nenne ich dann wiederum Objektifizierung. Warum soll uns hier das Recht genommen werden, ein Wörtchen mitzureden?
DIESEN Teil des Zurückweisens finde ich infolgedessen reichlich daneben und eines echten Bildungsfernsehens nicht würdig.