26. November 2018

Mit Frankensteins Monster auf Zeitreise durch Metropolis

Zu Mickys 90. Geburtstag geht es im Lustigen Taschenbuch phantastisch zu!

Lesezeit: 4 min.

Im November hat der bekannteste Mäuserich der Welt Geburtstag. Neunzig Jahre jung wird er, der Micky. Neun Jahrzehnte sind vergangen, seitdem er das erste Mal das Licht der Kinoleinwand in „Steamboat Willie“ erblickte. Und natürlich wird sein Ehrentag groß gefeiert! Allen voran in den bekannten Printpublikationen aus dem Hause Egmont Ehapa. Darum wagen wir hier einen Blick in die Oktober- und Novemberausgabe des Lustigen Taschenbuchs.

Zu Beginn allerdings muss an dieser Stelle eine Entengeschichte stehen (sorry, Micky!). Im Oktober erschien nämlich die lang erwartete Adaption von Mary Shelleys „Frankenstein“. Die nennt sich – passenderweise! – „Duckenstein von Mary Shelduck“. Für diesen Comic hat sich das Duo Bruno Enna (Text) und Fabio Celoni (Zeichnungen) erneut zusammen getan. Ihnen ist es zu verdanken, dass 2012 Bram Stokers „Dracula“ mit Entenhausener Besetzung inszeniert wurde. Damals durfte Micky die Rolle von Jonathan Harker übernehmen („Graf Phantula von Jam Joker“, LTB 434). Beide Comics orientieren sich stark an ihrem jeweils literarischen Original, fügen die Charaktereigenschaften der jeweiligen Entenhausener hinzu und überzeugen vor allem optisch. Expressive Farben und ein feiner Strich sorgen dafür, dass dieses wundervolle, leicht beklemmende Leseerlebnis entsteht, das die beiden Romanklassiker auszeichnet. „Duckenstein von Mary Shelduck“ beginnt also wie sein Vorbild am Nordpol. Dort ist Viktor Duckenstein (Donald Duck) auf der Suche nach seiner Schöpfung „Grumpf“. Weder der Doktor, noch sein Monster sehen im Comic so aus wie auf dem Cover, hier sollte sich kein Leser vom ersten Eindruck täuschen lassen! Mit dabei sind natürlich auch Onkel Dagobert, Donalds Neffentrio, Daisy Duck und viele mehr. Eine wirklich gelungene, hübsch anzusehende Adaption, die sich zu Shelleys Geburtstag vor dem Original verneigt!

So wie die Oktoberausgabe ganz im Zeichen des Gruselspaß steht, so ist die Novemberausgabe dem Geburtstagskind gewidmet. In gleich drei Geschichten spielt Micky die Hauptrolle. Den Anfang macht „Geburtstagsparty mit Hindernissen“ (Pat & Carol McGreal, Massimo Fecchi). Was in den Cartoons früher ganz normal war, ist in den Comics selten geworden: Donald und Micky erleben gemeinsam ein Abenteuer. In diesem Fall geht es um die Rückgabe eines magischen Artefakts, an dem auch ein bekannter Verbrecher ein Interesse hat.

Das Geburtstagshighlight ist jedoch eine andere Geschichte. In Castys „Was gestern geschah“ trifft Gegenwart auf Vergangenheit. Zu Mickys Geburtstag möchte sich Kater Karlo an Micky rächen. Karlo erinnert sich noch gut an den 18. November 1928. Damals wollte er endlich die Weltherrschaft an sich reißen. Doch Micky vereitelte dies. Schlimmer noch: er hatte Verstärkung von seinem zukünftigen Ich aus dem Jahr 2018! Kurzerhand entführt Karlo Minnie, um die Zeitreise ins Jahr 1928 zu verhindern. Damit setzt er jedoch die Ereignisse erst in Gang, die Micky neunzig Jahre zuvor bereits erlebt, aber vergessen hatte. Hier stimmt dann auch der Stil des Covers mit dem der Geschichte überein. Obwohl sich Casty an der Optik von „Steamboat Willie“ orientiert und die Cartoonzeit der späten 1920er wiederauferstehen lässt, ist seine eigene Handschrift unverkennbar. Durch die Verschmelzung von Gegenwart und Vergangenheit schafft er ein einzigartiges Geburtstagsabenteuer, das niemand so schnell vergisst. Toll!

Am Ende von LTB 513 gibt es aber noch ein weiteres Highlight: „Mausopolis“, die Mausvariante von Fritz Langs „Metropolis“. Auch hier ist ein bekanntes Kreativduo am Werk. Texter Francesco Artibani und Zeichner Paolo Mottura haben schon öfter zusammen gearbeitet. Auf ihr Konto gehen u. a. „Moby Duck“ (LTB 467) und das DoppelDuck/der Neu Phantomias-Crossover „Vereinte Kräfte“ (LTB 493). Auch die lang‘sche Filmvorlage wird gekonnt umgesetzt. All die ikonischen Szenen, die Langs Film berühmt gemacht haben, sind auch hier zu finden. Wir sehen den Arbeiter, der an der Schichtuhr dreht, wir sehen die bedrückende Größe der Stadt, die Menschenmassen im Untergrund und den bezaubernden Roboter, der sie ins Elend stürzen soll. In „Mausopolis“ ist der junge Mick Maus der Erbe von Maus Industries. Geleitet wird das Unternehmen jedoch kommissarisch von dem ehrgeizigen Karlo Karlersen. Als Mick es eines Tages nicht mehr in dem Hochturm seiner Familie aushält, flüchtet er auf die Straße. Dort begegnet ihm die Lehrerin Minny. Das Treffen öffnet nicht nur sein Herz, sondern auch seine Augen für das, was Karlersen vor ihm verbergen möchte. Zusammen mit Minny sieht er, unter welchen Bedingungen seine Arbeiter in seiner Fabrik malochen. Damit Mick nicht die Arbeitsbedingungen verbessert, heckt Karlersen mit dem geheimnisvollen Schwarzwang einen teuflischen Plan aus… „Mausopolis“ ist eine überzeugende „Metropolis“-Nacherzählung, der den Stoff des Klassikers kindgerecht einer neuen Generation SF-Fans näher bringt. Die Geschichte überzeugt aber auch als klassische Maus-Geschichte, in der Micky auf seine beiden Erzfeinde Kater Karlo und Plattnase (das Schwarze Phantom) trifft. Besser können die Film- und die Mauswelt nicht miteinander verschmelzen!

In diesem Sinne: Happy Birthday, Micky!

Bruno Enna, Fabio Celoni: Duckenstein von Mary Shelduck in Lustiges Taschenbuch 512: Duckenstein • Egmont Ehapa Media, Berlin 2018 • 250 Seiten • 6,50 €

Casty: Was gestern geschah… in: Lustiges Taschenbuch 513: 90 Jahre Micky • Egmont Ehapa Media, Berlin 2018 • 250 Seiten • 6,50 €

Francesco Artibani, Paolo Mottura: Mausopolis in: Lustiges Taschenbuch 513: 90 Jahre Micky • Egmont Ehapa Media, Berlin 2018 • 250 Seiten • 6,50 €

Alle Abbildungen © 2018 Disney

Die Abenteuer von Micky Maus und Co. erscheinen alle vier Wochen im Lustigen Taschenbuch bei Egmont Ehapa Media.

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