Die regierungskritische Journalistin Nazlı Ilıcak ist einem Medienbericht zufolge festgenommen worden. Die Polizei habe Ilıcak am Morgen im Ferienort Bodrum an der Ägäisküste in Gewahrsam genommen, meldete die Nachrichtenagentur DHA. Ilıcak gehört zu den 42 Journalisten, gegen die die türkische Regierung einen Haftbefehl erlassen hatte. Die Haftbefehle und die Festnahme Ilıcaks stehen in Zusammenhang mit Ermittlungen gegen Medien aus dem Netzwerk des Predigers Fethullah Gülen. Die Regierung macht Gülen für den Putschversuch verantwortlich.

Ilıcak war Ende 2013 von der regierungsnahen Zeitung Sabah entlassen worden, als sie im Rahmen von Korruptionsermittlungen den Rücktritt mehrerer Minister der Regierungspartei AKP forderte. Die Regierung hält die damaligen Korruptionsermittlungen für ein Gülen-Komplott. Ilıcak hatte unter anderem auch für die Zeitung Bugün geschrieben, die den Gülen-Medien zugerechnet wurde. Die Regierung hatte Bugün im vergangenen Jahr unter Zwangsverwaltung gestellt, auf AKP-Kurs gezwungen und später geschlossen.

Auch der ehemalige Onlinechef der Zeitung Hürriyet, Bülent Mumay, steht auf der Liste der 42 Journalisten. In einem Interview mit der taz sagte er, Erdoğan und die AKP nutzten den Militärputsch, um die Opposition und Kritiker mundtot zu machen. "Wenn sich die Regierung an jemandem rächen will, setzt sie die Person einfach auf eine Liste. Man wird einfach zum Bösewicht erklärt", sagte er. Die Regierung könne keinerlei Kritik ertragen. "Das wird also vermutlich der Grund sein, warum ich nun auf dieser Liste stehe", sagte er.


Seit dem Putschversuch sind mehr als 13.000 Menschen in der Türkei festgenommen worden. Zehntausende Staatsbedienstete wurden suspendiert. Das harte Vorgehen der Regierung hat Kritik aus der EU ausgelöst, die die Türkei zurückweist. Der Menschenrechtsorganisation Amnesty International liegen nach eigenen Angaben glaubhafte Hinweise vor, dass Inhaftierte misshandelt worden sind.