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"Jack Wolfgang" ist Gastrokritiker der "New York Times" und im Nebenjob Agent der CIA.

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Wolfgang, Jack Wolfgang: Das Tier im Menschen

Stephen Desberg eifert mit "Jack Wolfgang" dem James Bond der Roger-Moore-Ära nach. Wem das zu verspielt ist, der findet Trost bei Andy Diggles "Kill Chain".

Mitte der 1990er Jahre regte der australische Philosoph Peter Singer, streitbarer Vorreiter der Tierrechtsbewegung, an, den großen Affen grundlegende Rechte zuzugestehen. Wie für Menschen sollte für sie nicht nur ein Recht auf Leben, sondern auch der Schutz der individuellen Freiheit und ein Verbot von Folter gelten.

Koksende Eisbären und Lebensmittelskandale

Der belgische Comicautor Stephen Desberg hat diese Idee für seine Serie „Jack Wolfgang“ nun auf die Spitze getrieben und ein Paralleluniversum erschaffen, in dem Tiere nicht nur Rechte, sondern seit der Renaissance auch Schulbildung und Arbeit erhielten. Natürlich gab und gibt es immer noch Reibereien zwischen Schweinen und Menschen, aber seit der Erfindung von Quat, einem aromatisierten Tofu-Produkt, das Fleisch und Fisch perfekt simuliert, herrscht eigentlich artenübergreifender Friede. Eigentlich ...

Desbergs Serie ist eine Hommage an die Bond-Filme der Ära Roger Moore.
Desbergs Serie ist eine Hommage an die Bond-Filme der Ära Roger Moore.

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Alles in allem ist „Der Wolf ist los“, der erste Band der Reihe, die Henri Reculé mit Bildern voller humorvoller Details wie einem Eiswürfel koksenden Eisbären in Szene setzt, aber weniger philosophisches Manifest als eine plätschernde James-Bond-Pastiche.

Neben seinem Job als Gastrokritiker der "New York Times" arbeitet der Titelheld Jack Wolfgang noch für die CIA. Und auch wenn statt Atomraketen oder Drogenbaronen ein Lebensmittelskandal im Zentrum der Handlung steht, erinnern die Schauplätze (New York, Paris, Jodphur) wie das Personal (größenwahnsinnige Gangster, virile Helden, toughe aber willige Gespielinnen) unverkennbar an die Filme der Roger-Moore-Ära an.

Harte Geschichten, harte Striche. Eine Seite von Luca Casalanguida.
Harte Geschichten, harte Striche. Eine Seite von Luca Casalanguida.

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Wem das zu verspielt ist, der findet Trost bei Andy Diggle. Auch in "Kill Chain", dem bereits sechste Sammelband der im Original bei Dynamite verlegten "James Bond"-Reihe, fühlt der Autor sich deutlich mehr den frühen Büchern Ian Flemmings verpflichtet, in denen Bond noch als "blunt instrument" und nicht als geschniegelter Verführer seine Aufträge erledigte.

Harte Geschichte, harte Bilder

Diesmal geht es neben Schießereien in Flugzeugen und Lagerhallen um einen Geheimbund von Rassisten, und Bond muss mehr als einmal gehörig einstecken, um zu verhindern, dass eine Terrorgruppe das Nato-Satellitensystem lahmlegt.

Schön, dass nach den mitunter künstlerisch eher unterdurchschnittlichen Bänden, einmal mehr Luca Casalanguida an Bord ist, der den harten, rauen Ton der Geschichten mit einem ebensolchen Strich einzufangen weiß.

Kill Chain ist der sechste Sammelband der Serie und der zweite, den Andy Diggle verfasst hat.
Kill Chain ist der sechste Sammelband der Serie und der zweite, den Andy Diggle verfasst hat.

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Stephen Desberg & Henri Reculé: „Jack Wolfgang - Der Wolf ist los“, Schreiber & Leser, 64 Seiten, 16,95 €

Andy Diggle & Luca Casalanguida: "James Bond 007 - Kill Chain", Splitter, 136 Seiten 19,80 €

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