Unterhaltung

Neuer Comic und neues Rennen Werner kesselt, Brösel röhrt

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(Foto: Kai Swillus)

In den nächsten Tagen könnte in Norddeutschland ein gewisses Dröhnen zu hören sein. Keine Angst, das ist nur Europas größtes Motorsportfestival. "Werner"-Schöpfer Brösel ruft zum Duell gegen seinen ewigen Widersacher. Einen neuen Comic bringt er auch mit.

"Beinhart wie 'n Rocker / beinhart wie 'n Chopper / beinhart wie 'n Flasch' Bier / beinhart geht das ab hier."

Innige Liebe: Werner und sein Motorrad.

Innige Liebe: Werner und sein Motorrad.

(Foto: Brösel / Bröseline GmbH)

Wer die 80er- oder frühen 90er-Jahre erlebt hat, summt bei der Nennung des Namens Werner mindestens den Torfrock-Hit. Vermutlich murmelt der- oder diejenige auch noch ein paar Sprüche aus dem ersten Film von 1990 vor sich hin: "Ich guck nochmal in die Flasche, wie spät das jetzt ist."

Zu dieser Zeit war Werner ein deutsches Kulturphänomen. Comics, Filme, Musik und Computerspiele fanden ein Millionenpublikum. Begriffe wie "Fläschbier" gingen in den allgemeinen Sprachgebrauch über, genauso Sprüche wie "Gas, Wasser, Scheiße" für Installateurbetriebe. Die große Werner-Euphorie flachte allerdings bald ab, auch wenn die Figur nie ganz verschwand. Alle paar Jahre gab es einen neuen Film, bis zum Jahrtausendwechsel erschienen neue Comicbände. In den vergangenen Jahren wurde es allerdings ruhig um die Kultfigur aus dem Norden.

In diesem Jahr aber will es Rötger Feldmann alias Brösel, der "Werner"-Schöpfer, noch einmal wissen. Der 13. Comicband "Wat Nu!?" ist der erste seit mehr als zehn Jahren. Dabei handelt es sich weniger um einen Neustart der erfolgreichen Reihe, als vielmehr um Werbung für ein ganz reales Ereignis: das Werner-Rennen.

"Red Porsche Killer"

Am Sonntag heißt es wieder: Feldmann (l.) gegen Henze, "Red Porsche Killer" gegen Porsche 911.

Am Sonntag heißt es wieder: Feldmann (l.) gegen Henze, "Red Porsche Killer" gegen Porsche 911.

(Foto: Kai Swillus)

Das nach eigenen Angaben größte Motorsportfestival in Europa beginnt heute auf dem Flugplatz Hartenholm bei Bad Segeberg in Schleswig-Holstein und dauert bis Sonntag. Die Veranstalter - die auch das Wacken Open Air verantworten - erwarten mehr als 50.000 Besucher und bieten ihnen acht Rennserien mit mehr als tausend Teilnehmern, vier Rennstrecken und ein umfangreiches Rahmenprogramm, etwa mit Musik von 50 Bands, darunter Niedeckens BAP, Fury in the Slaughterhouse, Santiano, Torfrock sowie Otto und die Friesenjungs.

Der Höhepunkt ist allerdings das Rennen am Sonntag zwischen Feldmann und Holger Henze. Es ist nicht irgendein Duell, sondern ein Wettstreit zwischen Henzes getunten 1968er Porsche 911 und dem "Red Porsche Killer", einem speziell angefertigtem Motorrad mit vier Horex-Motoren, an dessen Lenkrad Feldmann Platz nimmt.

Der "Red Porsche Killer" beim Rennen 1988.

Der "Red Porsche Killer" beim Rennen 1988.

(Foto: Frederic Plambeck)

Das Duell hat eine Vorgeschichte: Wegen einer Kneipenwette standen sich Feldmann und Heinze erstmals 1988 gegenüber. Feldmanns Freund Wolfgang "Ölfuß" Ußleber hatte den "Red Porsche Killer" speziell für das Rennen in drei Jahren Arbeit zusammengebaut. Der Wettstreit, der später auch in Comic und Film thematisiert wurde, lockte etliche Fans an. 200.000 Zuschauer wollten dabei sein und sorgten nicht nur für ein Verkehrschaos in Norddeutschland, sondern auch für einen chaotischen Verlauf, den die Veranstalter nicht in den Griff bekamen.

Das Rennen selbst, das nach nur 20 Sekunden vorbei war, verlor Feldmann - er verschaltete sich -, genau wie die Wiederauflage 2004 auf dem Lausitzring, wo er schon am Start Probleme hatte. Nun, 30 Jahre später, fordert er erneut Revanche.

Der Motorradfreak als Umweltschützer

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Wie schon vor 14 Jahren bringt Brösel auch zum neuerlichen Rennen einen "Werner"-Comic heraus. Das Kult-Gefühl von früher stellt sich allerdings nicht wieder ein. Das Buch, das in Feldmanns eigenem Verlag Bröseline erscheint, wirkt dafür zu sehr wie ein Nebenprodukt zum Rennen, das eigentlich nur Werbung für das Motorsport-Ereignis machen soll.

Versammelt sind hier ein paar Kurzgeschichten, ein paar Einseiter und Karikaturen. Neues muss man nicht erwarten, zeichnerisch hat sich nicht viel getan, erzählerisch auch nicht. Der typische Werner-Humor besteht weiterhin aus Slapstick und Kalauern, Benzin und Bier.

Leider hat sich der Comic-Held aber so gar nicht weiterentwickelt, nicht mal äußerlich. Dass Feldmann in einer der Geschichten versucht, ein aktuelles Thema wie Fracking zu verarbeiten, wirkt deshalb eher aufgesetzt. Wie soll man einen dauerkesselnden Motorradfreak auch zum Umweltschützer machen - wo es ihm doch sowieso nur darum geht, seine Brauerei zu retten.

Zäh ist dann auch die Titelgeschichte "Wat Nu?", die den größten Teil des Bandes einnimmt. Brösel erzählt hier ausschweifend, wie es zu der Neuauflage des Werner-Rennens kam. Oder besser: Gekommen sein soll. Nämlich durch eine neuerliche Wette mit Henze, weil Werner die Schmach der vergangenen beiden Duelle nicht auf sich sitzen lassen will. Es ist eine gute alte Welt, die Brösel hier zeichnet, wie aus der Zeit gefallen. Mit guten Kumpels, flotten Maschinen und jeder Menge Bölkstoff. Beinhart ist das aber nicht mehr.

Quelle: ntv.de

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