Nach der Veröffentlichung von E-Mails mit kompromittierendem Inhalt, die dem Chef der türkischen Mediengruppe Doğan zugeschrieben wurden, ist dieser zurückgetreten. Mehmet Ali Yalçındağ hat die Authentizität der E-Mails zwar bestritten, erklärte jedoch seinen Rücktritt, um "das Ansehen der Doğan-Gruppe nicht zu beschädigen".

In einer der von einer Hackergruppe namens Redhack veröffentlichten E-Mails an den türkischen Energieminister Berat Albayrak soll sich Yalçındağ bereit erklärt haben, im Sinne der Regierung zu berichten. Yalçındağ leitete die Doğan-Mediengruppe seit vergangenem Jahr. Der Gruppe gehören insbesondere die Zeitung Hürriyet sowie die Fernsehsender CNN-Türk und Kanal-D an.

Der Medienkonzern gilt als unabhängig von der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP. In den Yalçındağ zugeschriebenen E-Mails an Regierungspolitiker zeigt er sich jedoch unzufrieden mit dem Hürriyet-Chefredakteur Sedat Ergin und kündigt an, ihn zu ersetzen.

Ein "unmoralischer Angriff"

In seiner Erklärung gab sich Yalçındağ als Opfer eines "hässlichen Betrugs". "Eine technische Analyse meines persönlichen Computers hat gezeigt, dass die E-Mails nicht von mir geschrieben und nicht von meinem Computer versendet wurden", erklärte er. Er kündigte an, mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Veröffentlichungen vorgehen zu wollen. Eine Analyse werde zeigen, wie es dazu kommen konnte.

Der Gründer der Doğan-Gruppe, Aydin Doğan, teilte unterdessen mit, er respektiere den Rücktritt Yalçındağs, der auch sein Schwiegersohn ist. Zugleich verurteilte er die "ungesetzlichen und unmoralischen Angriffe" auf Yalçındağ, den er als "wertvolles Mitglied der Doğan-Familie" lobte. Er betrachte es als Straftat, sich persönliche Daten auf illegalem Wege zu beschaffen und sie in manipulierter Form zu präsentieren, sagte Doğan.

Der Skandal kommt zu einer Zeit, in der zunehmend Sorge um die Pressefreiheit in der Türkei besteht. In der Folge des gescheiterten Militärputsches vom 15. Juli sind zahlreiche Medien unter Druck geraten oder ganz geschlossen worden, zudem wurden zahlreiche kritische Journalisten festgenommen. Die Doğan-Mediengruppe hatte Präsident Recep Tayyip Erdoğan während des Umsturzversuchs entschieden unterstützt.