„‚Girlsplaining‘ ist der Moment, in dem ich reden kann, die Ruhe habe, Dinge zu denken, auszusprechen und zu formulieren, ohne unterbrochen zu werden“

Kürzlich erschien Katja Klengels Comic-Kolumnensammlung „Girlsplaining“ bei Reprodukt. Im Presse-Interview spricht die Autorin über die Entstehung des Buchs, toxische Männlichkeit und das Durchbrechen von Automatismen. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Derzeit absolviert Katja Klengel eine Lese-Tour (Termine s. u.).

Liebe Katja, bevor wir uns in dein neues Projekt „Girlsplaining“ stürzen – kannst du uns etwas über dich und deine Anfänge als Comiczeichnerin verraten? Wie bist du zum Comiczeichnen gekommen? Und was bedeutet das Medium für dich?
Ich habe als Kind sehr viel zu Hause gesessen und gezeichnet. Ich war inspiriert von Disney-Filmen, Anime-Serien mit starken Frauenfiguren wie „Sailor Moon“ und „Lady Oscar“ und den vielen anderen Serien, die damals rauf und runter auf Vox, Tele5 oder RTL2 liefen. Als ich erfahren hab, dass es meine Lieblingsserie „Sailor Moon“ auch als Manga gibt, habe ich angefangen, Manga zu lesen. So hat die Sucht begonnen. Besonders das Magical-Girl-Genre hatte es mir angetan. Auf „Sailor Moon“ folgten „Magic Knight Rayearth“ und zum Glück das Internet mit der Anime-und Manga-Plattform „Animexx“, auf der ich mich mit anderen Begeisterten austauschen konnte. So zum Beispiel mit der Comiczeichnerin Olivia Vieweg, mit der ich den Traum teilte, irgendwann Manga-Zeichnerin zu werden. Zunächst versuchte ich mich an meinen Lieblingsmanga. Danach habe ich mich schnell an eigenen Geschichten versucht, über den Verlag Schwarzer Turm erste Kontakte geknüpft und durch Verlagschef Michael Möller den Ansporn bekommen, das wirklich ernst zu nehmen. Über den Verlag kam das Interesse an der deutschen Comicszene und ich versuchte mich selbst an autobiografischen Webcomics, ganz nach meinen Vorbildern Leo Leowald, James Kochalka und Asja Wiegand.

Comiczeichnen ist für mich eine Herzenssache. Es ist ein meditativer Akt, bei dem ich einfach wirklich bei mir sein kann, Gedanken und Gefühle ordnen und ganz autark sein kann und alles um mich herum ausschalten darf.

Du hast an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin Drehbuch studiert. Hilft dir die Drehbuchausbildung beim Entwickeln deiner Comic-Storys? Wie viel haben Comics und Filme gemein? Und wie viel Filmisches steckt in deinen Comics?
Mein Drehbuchstudium hat mir wirklich sehr geholfen beim Schreiben eigener Geschichten und Comics. Ich glaube, am meisten lernt man natürlich beim Schreiben selbst, aber auch vom Austausch mit erfahrenen DrehbuchautorInnen und dem regen dramaturgischen Feedback habe ich viel gelernt. Als ich an der Uni begonnen habe, war mir zum Beispiel nicht wirklich klar, was eine Szene genau ist, wie sie aufgebaut ist, dass sie genauso Spannungshöhen und -tiefen hat. Wenn ich schreibe, versuche ich spontan zu bleiben und mich selbst zu überraschen, aber hinterher denke ich noch mal über die Szene nach und frage mich, wofür ich sie brauche, ob sie die Handlung vorantreibt, ob sie eher atmosphärisch arbeitet oder ob ich sie vielleicht weglassen kann, weil sie nichts erzählt. Dabei hilft es mir oft, über den emotionalen Kern einer Geschichte nachzudenken. Comics und Film sind für mich enge Verbündete. Beide funktionieren szenisch und man setzt die Bilder im Kopf zu einer Geschichte zusammen, wobei der Schnitt im Film funktioniert wie die Lücke zwischen den Panels. Der Unterschied ist, dass im Comic der Leser das Tempo und den Rhythmus der Geschichte beim Lesen mitbestimmt, je nachdem, wie lange er bei einem Panel verweilt oder wann er umblättert. Der Film gibt den Rhythmus einer Geschichte vor. Und im Film gibt es natürlich Sounds, denen man sich nicht entziehen kann. Natürlich gibt es Soundwords in Comics und auch Comics über Musik, aber ich kann mich gerade nicht erinnern, dass ich das jemals aktiv mitdenke und mitlese.

Für mich gibt es jedenfalls beim Machen einen ganz wichtigen Unterschied: Comics kann man einfach machen. Blatt raus, Stift in die Hand, zack! Einfach mal eine viktorianische, dystopische Szenerie malen, ganz ohne Geld und Förderung, während man als Drehbuchautorin weint, weil niemand deine coole Mini-Serie machen kann, die um 1900 spielt.

Vor „Girlsplaining“ sind von Dir bereits (online und als Buchversion beim Verlag Schwarzer Turm) die autobiografischen Strips „Blattonisch“ und für die FAZ der Fortsetzungscomic „Als ich so alt war“ erschienen. Kannst Du uns etwas über diese Projekte erzählen?
„Blattonisch“ war mein autobiografisches Webcomic-Projekt, das ich seit mehreren Jahren mal mehr, mal weniger regelmäßig betrieben habe. Ein paar der Strips sind in gesammelter Form beim Verlag Schwarzer Turm erschienen. „Girlsplaining“ hat sich aus „Blattonisch“ heraus entwickelt, da ich mich nicht mehr nur auf die vier Panels beschränken wollte, die das Webcomicformat damals vorgab, bei dem am Ende immer eine Art Pointe folgen musste. Ich merkte, wenn ich erst einmal anfange zu schreiben, kann ich mich richtig in Rage schreiben, wobei für mich auf diese Weise interessantere und witzigere Geschichten entstehen.

„Girlsplaining“ hat außerdem einen autobiografischen Ansatz. Es ist eine Comic-Kolumne, in der ich aus der Ich-Perspektive über feministische Themen reflektiere. Themen, die mich persönlich beschäftigen, zu denen ich mir während des Zeichnens einen Zugang erarbeiten kann.

„Als ich so alt war“ ist 2012 als 100-folgiger Fortsetzungscomic in der FAZ erschienen. Es war mein erstes langes Projekt und liegt mir noch sehr am Herzen. Es ist eine Geschichte von einer alten Dame, Rosalie Kintzmann, die nicht über den Tod ihres verstorbenen Mannes hinwegkommt und immer noch in der Vergangenheit lebt, während ihre Enkelin Lilli mit dem Hier und Jetzt hadert und nicht so recht weiß, wie sie ihr Leben leben will. Der Comic wird dieses Jahr in Frankreich beim Verlag Casterman erscheinen. Gezeichnet habe ich damals noch traditionell mit Feder und Tusche. Für „Girlsplaining“ habe ich zum Bleistift gewechselt, ein Medium, das ich sehr genieße und sehr vielfältig finde. Der Zeichenstil hat sich natürlich dadurch auch geändert, weil es einfach einen Unterschied macht, wie man die Linien mit Tusche und wie man sie mit Bleistift aufs Papier wirft. Was ich gelernt habe, ist, die eignen Zweifel abzuschalten und einfach zu machen. Die Angst vorm weißen Blatt gibt es nicht mehr. Dadurch bin ich natürlich auch disziplinierter geworden.

„Girlsplaining“ ist als Online-Comic-Kolumne bei Broadly, einem Ableger des VICE Magazins, gestartet. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Und wie ist letztlich aus der Online-Comic-Kolumne ein Buch geworden?
Ich hatte einen „Blattonisch“-Webcomic zum Thema gegendertes Spielzeug veröffentlicht, worauf Lisa Ludwig von Broadly aufmerksam geworden ist. Daraufhin hat sie ein Interview mit mir geführt, in welchem ich die Antworten zeichnerisch wiedergeben sollte. Zeitgleich wurde die Comiczeichnerin Sarah Burrini angefragt, eine Comic-Kolumne zu machen. Da sie aber keine Zeit hatte, hat sie mich empfohlen, da Lisa mein Interview und mein Comic bereits gefiel. Und so kam dann die Anfrage und mein begeisterter Aufschrei. Nachdem meine Kolumne schon eine Weile lief, bekam ich plötzlich eine Mail von Barbara Yelin, die als erfahrene Comic-Zeichnerin bei Reprodukt auch selbst Projekte redaktionell betreut. Ihr gefiel glücklicherweise meine Kolumne, und sie schlug vor, daraus ein Buch zu machen und mit mir gemeinsam daran zu arbeiten. Das hat mich natürlich sehr gefreut und ich hab ganz cool und lässig „okay“ gesagt.

Der eine oder die andere wird vielleicht über den Titel „Girlsplaining“ stolpern. Was verbirgt sich hinter dem Begriff?
„Girlsplaining“ ist an den Begriff „Mansplaining“ angelehnt, der ausgesprochen so viel heißt wie „Man is explaining“. Das beschreibt einen nicht seltenen Zustand, in dem Männer auf herablassende Weise Frauen erklären, wie die Welt läuft, und ihre Macht demonstrieren. Der Begriff leitet sich ab von Rebecca Solnits Essay „Men explain things to me“, aus dem dann später ein Buch wurde, in dem sie die Definition für den Begriff liefert, jedoch nicht den Begriff „Mansplaining“. Der Begriff wurde dann erst im Nachhinein geprägt. „Girlsplaining“ ist also für mich der Moment, in dem ich den Spieß umdrehen kann, reden kann, meine Ruhe habe, Dinge zu denken, auszusprechen und zu formulieren, ohne unterbrochen zu werden und eben „ge-mansplaint“ zu werden.

Deine Geschichten handeln von den alltäglichen Herausforderungen und gesellschaftlichen Hürden des Erwachsenwerdens als Frau. Wie kommst du zu den Themen der einzelnen Episoden?
Die Themen kommen zu mir. Über Gespräche, Situationen, Dinge, die ich lese, sehe, höre, empfinde. Das ist kein bewusst gesteuerter Prozess. Ich vertraue darauf, dass der persönliche Zugang auch den Reiz von „Girlsplaining“ ausmacht. Ich empfinde mich nicht als Kennerin oder Expertin zu allen relevanten feministischen Themen. Daher versuche ich mich zunächst an meinem Leben entlangzuhangeln und die Fragen, Gedanken, Ängste, die ich habe, offen zu formulieren. Die Geschichten sind persönlich, aber sie sind es auch deshalb, weil ich es wichtig finde, dass Frauen und auch Männer ihre Erfahrungen miteinander teilen können und sich in manchen Anekdoten wiederfinden und sich trauen, dazu einen eigenen Bezug herzustellen und ihren Gefühlen einen Raum zu geben.

In dem Kapitel „Der Geist der verrosteten Rasierklingen“ schilderst du beispielsweise den gesellschaftlichen Druck in Sachen Körperbehaarung. Was, glaubst du, sollte und kann sich in den nächsten Jahren in Sachen „Bodypositivity“ ändern? Wie lässt sich ein Erfahrungsaustausch zu diesem Thema gestalten, und was kann man als Einzelne/r dazu beitragen?
Für mich spielte Scham immer eine große Rolle, die mich überhaupt an einem Erfahrungsaustausch gehindert hat. Wenn ich über meinen Körper gesprochen habe, dann nur negativ. Wenn wir es schaffen, uns diese Scham mal vorzuknöpfen und zu überlegen, wer sie uns eingeimpft hat, kommt plötzlich ein ganz anderes Gefühl. Wut. Wut darüber, dass Werbung in den Straßen ein Frauenbild anpreist, in dem eine Frau sexy sein muss. Sexy ist aber natürlich sehr eindimensional gedacht. Denn in dem Falle bedeutet sexy: weiß, dünn, vollbusig, thigh gap und schön. Frauen sind aber nicht nur dazu da, zu gefallen und ausgestellt zu werden wie eine Ware. Jeder ist auf seine Weise schön. Ich wünsche jedem, dass er sich wohl, gesund und sexy in seinem oder ihrem Körper fühlen kann. Jeder Einzelne kann also dazu beitragen, indem er bei sich selbst anfängt und überlegt, welche Maßstäbe er oder sie bei sich ansetzt. Sich seiner selbst zu vergegenwärtigen und nicht abhängig zu machen von Kommentaren von außen ist natürlich schwer, aber auf Dauer gesünder. Sich nicht abzuwerten in einer Leistungsgesellschaft, die ständig festlegt, wer es wert ist und wer nicht. Dieses dauerhafte Präsentsein und Performen ist stressig und lenkt nur davon ab, sich einfach auf die wichtigen Dinge des Lebens zu konzentrieren.

In meiner kleinen Blase habe ich natürlich das Gefühl, dass allmählich kleine Veränderungen in den Köpfen stattfinden, die auch junge Menschen reflektieren. Ich denke an den Song „Not Heidi‘s Girl“, den Mädchen einer Schulklasse geschrieben und gemeinsam performt haben. Mit dem Song grenzen sie sich bewusst von „Germany‘s Next Top Model“ und dem Frauenbild ab, das dort propagiert wird, indem sie singen „I‘m not Heidi‘s girl!“. Ich hätte mir früher so einen Zusammenhalt unter Mädchen gewünscht ohne Neid und Abwertung. Außerhalb meiner Blase sieht das aber höchstwahrscheinlich anders aus. Also kann ich nur dafür sorgen, mehr Comics zu machen, die außerhalb von meiner Blase gelangen, und hoffen, dass es da draußen noch mehr genauso machen.

Deine Episoden sind gespickt mit popkulturellen Referenzen zu „Star Trek“, „Harry Potter“ und Animes. Fandoms und Nerd-Subkulturen waren bislang sehr männlich und bisweilen (man denke an „Gamergate“) auch toxisch-männlich geprägt. Wie blickst du auf die Rolle und Bedeutung von Frauen in der Geek-Community?
Puh. Das ist ein weites Thema. Ich krieg natürlich so einen Hals, wenn es Proteste gibt, sobald es ein weibliches Ghostbusters-Team gibt, oder dazu aufgerufen wird, „The Last Jedi“ aus dem „Star Wars“-Universum zu kicken, obwohl es so coole Heldinnen hat und einen einsichtigen Poe Dameron, der erkennt, dass man vielleicht nicht im Alleingang auf alles draufschießen muss, um vermeintlich männliches Heldentum zu demonstrieren. Viele dieser, wie du sagst, toxisch-männlichen Kommentare erlebe ich vorwiegend online. Ich verstehe nicht, woher die Angst kommt und dieses Bedrohungsgefühl, das sofort in Ablehnung und Hass umschlägt. Es geht doch nichts verloren! Niemand setzt sich hin und überspielt die alten „Star Wars“-Kassetten und keiner klebt nachts heimlich Jodi Whittaker über ein David-Tennant-Poster. Noch nicht. Ich für meinen Teil habe mich aber immer sehr gut aufgehoben gefühlt in der Manga-und Comic-Community. Ich habe viele Freunde, mit denen ich mein Fandom ausleben kann. Nicht zuletzt auch wegen der Initiative Comic-Solidarity ist es möglich, sich immer weiter zu vernetzen, neue Menschen kennenzulernen, gemeinsam neue Wege zu gehen und Indie-Comics zu machen, die so Gehör finden. Und diese Gemeinschaft erlebe ich als offen, tolerant, pro-divers und durchaus feministisch. Darunter sind viele Männer, die sich dafür einsetzen, dass es in der Welt gerechter zugeht.

Ein paar schwarze Schafe gibt es natürlich immer, gerade wenn es um die Sichtbarkeit von Manga-Zeichnerinnen und Comic-Autorinnen geht, würde ich mir einfach wünschen, dass die Zusammensetzung von Jurys bei manchen Comic-Preisvergaben nicht zu 90 Prozent aus weißen, männlichen Juroren bestünde, sondern man mehr für eine Gleichstellung sorgt. Aber wie gesagt, weites Thema.

In Zeiten von #metoo wird nicht nur in der Geek-Gemeinde, sondern in allen Lebensbereichen der alltägliche Sexismus diskutiert. Wie nimmst du die aktuellen Debatten und Entwicklungen wahr? Welchen Einfluss haben sie auf deine Arbeit? Was glaubst du, welchen Stellenwert Comics (wie „Girlsplaining“) für #metoo haben können?
Auch ein weites Thema. Ich bin ein bisschen erschrocken darüber, wie schnell sich die #Metoo-Debatte zu einer Diskussion übers Verkrampftsein beim Flirten verdreht und sich manche Männer durch die #Metoo-Debatte in ihrer Existenz bedroht fühlen und nun nicht mehr wissen, wie sie reagieren und agieren sollen. Das Resultat ist nicht selten eine ablehnende, aggressive Stellungnahme. Dabei empfinde ich die #Metoo-Debatte durchaus für Männer wichtig, da es die seltsamen Rollenbilder infrage stellt. Wir waren gerade beim Begriff „toxische Männlichkeit“. Demnach verhalten sich Männer nach dem alten Klischee: Muckies zeigen, stark und aggressiv sein und aus jeder Pore Testosteron spritzen. In der Debatte gibt es durchaus den Raum für Gefühle, Verletzlichkeit und Ängste, die das typische Männlichkeitsbild aushebeln dürfen. Anstatt also bei der Debatte wild herumzutönen und anklagend zu protestieren, wäre es doch ein schöner Anlass, Emotionen zuzulassen, Fragen zu stellen und sich auszutauschen. Das wünsche ich mir auch für „Girlsplaining“. Einen offenen Diskurs. Ich könnte mir vorstellen, dass „Girlsplaining“ ein großes Identifikationspotenzial bietet. Gerade, weil es so persönlich ist, kommen doch die Gedanken und Gespräche ins Rollen. Ich will mit meiner Arbeit einfach diesen Automatismus durchbrechen, bei dem bestimmte erlernte Verhaltensmuster einfach weiter übernommen werden und tabuisierte Themen weiter totgeschwiegen werden.

Um Identifikationspotenziale und das Durchbrechen von Rollenbildern, insbesondere in alltagssexistischen Situationen, geht es auch im Kapitel „Superheldin mit Rotwein“. Darin wirfst du eine radikale Idee auf – kannst du etwas über diese Vision erzählen? Was zeichnet die Superheldin mit Rotwein aus?
Da kann ich vielleicht an die vorhergehende Frage anschließen: Ich widerspreche dem Bild der einzelnen Heldin, die den Karren allein aus dem Dreck ziehen muss. „Die Heldin mit Rotwein” ist für mich ein tragisches Bild, das ich im Kopf hab. Ich denke dann an „Jessica Jones“, eine traumatisierte, alkoholabhängige Heldin, die zynisch und so ziemlich im Alleingang die Welt retten muss. Hell no!

Das Bild der Heldin, die gefühlskalt durch die Kante rennt und Sprüche klopft, hat für mich nicht viel mit Stärke zu tun. Frauen dürfen trotzdem heulen und Gefühle zeigen. Stärke zeigt sich für mich auf anderen Wegen: Veränderung und Wandel ist nämlich etwas, das man gemeinsam tut. Gegenseitiges Unterstützen, Zusammenarbeit und Zusammenhalt untereinander stärkt und gibt Kraft, am Ball zu bleiben. Vielleicht ist das gerade für mich als Künstlerin und Drehbuchautorin wichtig, die Sichtbarkeit von Autorinnen und Künstlerinnen zu fördern, indem man sich zusammentut. Und Plakate für Demos lassen sich zu zweit auch viel schneller malen.

Welches Feedback kriegst du auf deine Online-Kolumnen und wie gehst Du damit um? Bist du jemand, der sich Kritik und Feedback zu Herzen nimmt?
Bisher hab ich Feedback bekommen, das darauf schließen lässt, dass sich viele meiner LeserInnen verstanden fühlen und selbst großen Gesprächsbedarf haben. Das finde ich sehr positiv, weil es so keine Einbahnstraße ist, sondern mein Comic Gesprächsanlass sein kann.
Klar, nehme ich mir Negativ-Kritik zu Herzen. Die dicke Haut hat noch Lieferschwierigkeiten. Aber ich bin mir sicher, wenn sie ankommt, wird sie mir fabelhaft stehen.

Dürfen wir uns auf eine Fortsetzung von „Girlsplaining“ freuen? Woran arbeitest du gerade?
Ja, dürft ihr! Neue Folgen sind in Planung. Da ich die letzten Monate fleißig an meinem Drehbuchabschluss saß, musste ich kurz pausieren.

Vielen Dank für das Interview, Katja!