Zu Besuch im idyllischen Nazidorf
Der Kuchen schmeckt nicht
Unsere Autorin war bei Kaffee und Kuchen zu Besuch in einem deutschen Dorf. Allmählich wurde klar, dass die Nachbarn völkische Nazis sind.
Deutscher Kuchen, deutsche Äpfel
Foto:
Imago/Westend61
Auf dem Land, so weiß man, haben es sich die Rechten gemütlich gemacht. Echte Rechte. Nicht irrende und wirrende AfD-Wähler, denen wie mir die Welt sich zu schnell wandelt, sondern die, die man „stramme Rechte“ nennt. Nazis.
In der Idylle von Baum und Borke leben sie, betreiben Ackerbau und Viehzucht, einige verdienen als Biobauern gut an uns Städtern. Man weiß, dass ganze Dörfer entstanden sind, mit Sattelmacher und Hufschmied, Korbflechter und Stiefelnäher und dass die Touristenverbände in blinder Naivität die Reisenden in diese Dörfer schicken, wo die „alten Gewerke“ zu bestaunen sind.
Ich lebe in den linksalternativen Vierteln meiner Stadt, schon immer. Nazis sind da, wo ich nicht bin. Es sind die Anderen. Und die sind weit weg.
Ein Bürokollege meiner Freundin war letzten Herbst aufs Land gezogen, „in ein Nazi-Dorf“, wie meine Freundin erzählte. Kurz nach ihrem Einzug hatten sie mitbekommen, dass dort Familien lebten, die der nationalsozialistischen Ideologie anhingen. Das fanden wir gruselig, fragten uns, wie es dort wohl sein möge, ob man im Dorf die Gesinnung erkennen würde, durch Bilder arischer Familien am Ortseingang wie in Jamel oder Hakenkreuze über der Scheune.
Neugierig nahmen wir eine Einladung zum Kaffee an. Der kleine Ort schien an diesem Frühsommertag wie ein Bilderbuchdorf. Wie ausgeschnitten wirkte die alte Kirche, das Gemeindehaus, hübsch und adrett waren die Büsche und Bäume arrangiert, die den Dorfplatz säumen.
Der Kollege wohnt in der oberen Etage eines alten Hauses, unten ist ein Büro. Wir parken den Wagen auf dem Hof, an den ein Wohnhaus mit Garten grenzt. Eine Frau sitzt auf den Stufen der Veranda, Kinder kurven mit ihren Rädern herum, ein Mann ist im Garten zugange. Das Haus sieht aus, als sei es in den neunziger Jahren erbaut, solider Backstein und der Versuch, viel Licht ins Innere zu lassen – die Familienidylle bürgerlicher Grünen-Wähler.
Hilmar und Dietlinde
Unsere Gastgeber haben den Tisch gedeckt, sie haben Apfel- und Sandkuchen gebacken. Vorher aber bewundern wir noch die neue Wohnung. Hell ist sie, mit schönen großzügigen Räumen. „Ja, man merkt, unsere Vermieter haben sich viel Mühe gegeben, dass es schön ist“, sagt der Kollege. „Die sind auch wahnsinnig nett und hilfsbereit“, ergänzt seine Freundin. „Ich glaube, ihr habt sie eben gesehen. Es sind die Leute im Nachbarhaus.“
Zwei Bekannte sind noch gekommen, der Kaffee riecht gut, der gedeckte Apfelkuchen sieht lecker aus, und die schwere handgearbeitete Bunzlauer Keramik in Ocker und Blau ergänzt die ländliche Idylle. Wir sitzen nicht lang, da muss die Frage raus: „Und, wo sind jetzt die Nazis?“ – „Na ja“, antwortet der Bürokollege, „wahrscheinlich da unten.“ Pause. „Wie, da unten?“, fragt jemand. „Na, wir gehen davon aus, dass unsere Vermieter dazugehören“, sagt seine Freundin. „Wie jetzt?“, frage ich.
Und dann beginnen sie Dinge aufzuzählen, die jedes für sich harmlos, allenfalls eigenartig sind, aber zu einem Bild führen, mit dem sich das Sitzen in der Wohnung auf einmal eigentümlich anfühlt. Etwa, dass ihr Vermieter seine Frau mit den Worten vorgestellt hat: „Das ist meine Frau, Mutter von fünf Kindern“. Dass die Kinder ihre Eltern mit „Mutter“ und „Vater“ anreden und Namen tragen wie Hilmar und Dietlinde. Dass Frau und Tochter immer wadenlange Röcken tragen.
Dass einer der Jungs die neue Mieterin fragte, warum sie arbeite. Ob ihr Mann sie nicht versorgen könne. Dass manchmal Besuch käme, von dem die Frauen und Mädchen an Quäker erinnern, so altmodisch sehen sie in ihren langen Röcken und den weißen hochgeschlossenen Blusen aus. „Am Anfang, als ich bei denen im Haus war, dachte ich, das seien Anthroposophen“, sagt die Gastgeberin. „Ich war auf einer Waldorfschule, und eigentlich sieht es bei denen so aus wie bei Anthros. Inklusive Webrahmen. Erst als uns all die anderen Dinge aufgefallen sind, ist klar geworden, das ist Deutschtum.“
Die Äpfel sind schuldig
Die Angst kann sie jederzeit einholen. In der U-Bahn, am Schreibtisch, im Café. Wie unsere Autorin lernte, ihre Angst zu lieben, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 13./14. August 2016. Außerdem: Um Bio-Eier möglichst günstig zu produzieren, nutzen einige HalterInnen alle Grauzonen der EU-Richtlinien. Wie viel bio steckt im Öko-Ei? Und: Die Türkei zwischen "Säuberung" und Märtyrerverehrung. Pınar Öğünç über eine Gesellschaft, in der sich eine Hexenjagd-Atmosphäre einzurichten scheint. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Die Sonne scheint in den großen Wohnraum, hellgrün leuchten die Bäume vor dem Fenster, und was eben noch gut war, wird jetzt unangenehm. Ich blicke auf den Apfelkuchen auf meinem Teller, gebacken aus Obst aus dem Nachbargarten, und es ist, als verliere der Kuchen seine Unschuld. So deutsch mutet er plötzlich an, dieser typisch deutsche Kuchen mit seinen deutschen Äpfeln. Alles verliert auf einmal seine Unschuld. Die Äpfel, die Sahne, das hübsche Bunzlauer Geschirr, dessen niederschlesische Geschichte mit einem Mal für die Ästhetik der Vorkriegszeit steht.
Ich blicke auf unsere Gastgeber – ein junges, hübsches Paar, und auch sie verlieren in diesem Moment so etwas wie eine Unschuld, so nordisch blond sind sie, so passend hat die Frau ihre geflochtenen Zöpfe hinten zusammengesteckt.
Es hat etwas Unglaubliches, was wir hören, es scheint unfassbar. Immer wieder fragen wir nach und sagen Wörter wie „echt?“ und „wirklich?“– als hörten wir Geschichten von einem anderen Planeten. Wir können nicht glauben, was wir hören, und die Erzählenden scheinen auch erst nach und nach die Wucht dessen zu begreifen, was sie zu erzählen haben. Das Bild, das sich ergibt, ist eines, das man nur aus dem Fernsehen kennt, aus der Zeitungsreportage. Von den anderen.
Und so ungläubig, wie wir sind, fragen wir, ob es nicht auch alles ganz anders sein könne. Ultra-Anthros oder so was.
Die Frage hätten sie sich auch gestellt, sagen die Gastgeber. „Aber guckt doch mal auf die Nummernschilder.“ Ich gehe zum Fenster. Zwei Wagen parken im Hof, deutsches Fabrikat. Einer hat die Ziffer „3333“ im Kennzeichen, der andere „8888“. Die 33 steht für die Machtergreifung, die 88 für den achten Buchstaben im Alphabet, H. Heil Hitler.
So real, dass es nicht witzig ist
Ich bleibe am Fenster stehen. Mit meiner Kaffeetasse stehe ich da und starre raus. Immer wieder zieht es mich zum Fenster. Ich blicke und blicke auf diese Bilderbuchidylle und der Kollege sagt: „Manchmal kommt ein Freund, sie wollen einen Schuppen bauen. Der kommt mit dem Kübelwagen, und die Männer reden sich mit Dienstgraden an.“
Wir fragen uns, was das für Dienstgrade sein mögen. Witzeln über Fantasiearmeen, bis jemand sagt: „Wehrsportarmee. Die haben bestimmt eine Wehrsportgruppe, mit der sie hier durch den Wald robben.“ Blitzschnell ist der Witz weg vom Tisch, so real ist die Überlegung.
„Und was wollt ihr jetzt machen?“, fragen wir die beiden. „Wir wissen es nicht. Wir sind ja erst ein paar Monate hier. Und jetzt gleich wieder ausziehen …“ Das Unbequeme des Gedankens liegt auf der Hand. „Das Perfide ist“, sagt die junge Frau, „die sind unglaublich nett. Wahnsinnig nett und hilfsbereit. Das passt so wenig zu dem Rest.“
Zwei Wagen parken im Hof, deutsches Fabrikat. Einer hat
die Ziffer „3333“ im Kennzeichen, der andere „8888“
Wir brechen auf, um uns die Ziegen anzugucken. Nicht nur das blonde Paar müsste umziehen, auch zwei Ziegen, die sie angeschafft haben. Der Weg zum Gehege führt durch den Garten der Vermieter. Ein großes, halb wildes Areal mit dichten Laubbäumen, unter denen die Kinder ihre Hütten gebaut haben. Ich stolpere über einen großen Plastikpanzer. Aber die Nazifamilie hat nicht nur Spielzeug, sie hat auch Tiere. Hühner und Bienen. Und „Deutsche Edelziegen“.
Auf dem Rückweg spähe ich durch die Terrassentüren, um zu sehen, wie Nazis wohnen. Sie wohnen wie die Wähler von Adolf. Dreißiger-Jahre-Polstermöbel und Stühle mit braunem Geflecht. Der Vermieter spricht uns an. Er sagt „Hallo“ und etwas über den Sommer. Oder das Wetter. Ich höre nicht hin. Ich will nicht hören, was er sagt.
Schlimm genug, „Hallo“ aus Gründen der Höflichkeit über die Lippen zu bringen – schließlich latsche ich über sein Grundstück. Ein „Hallo“, das ein schlechtes Gefühl macht. Überhaupt: das schlechte Gefühl. Alles hier, an diesem schönen Ort, macht ein schlechtes Gefühl. Die Leute, die hier wohnen, verehren Hitler. Ich will weg.
Nebenan der Ort „Deutsch Bork“
Hinter dem Ort sind es nur wenige Kilometer, dann zeigt ein Straßenschild den Ort „Deutsch Bork“ an. Schon immer fand ich diesen Namen befremdlich und unangenehm. Jetzt klingt er noch mehr nach Kübelwagen und weißer Bluse.
Meine Freundin und ich sitzen im Auto und haben nur ein Thema – das, was wir eben erlebt haben. Ihre Irritation rührt aus der Grünwähleridylle, die so braun ist. Meine ist das totale Unverständnis. Ich verstehe es nicht. Ich sehe Menschen, die wie 1934 leben und die einen Kopf, zwei Beine und zwei Arme haben und ein freundliches Gesicht. Menschen, die nett aussehen. Nicht böse. Ich frage mich, was die wohl wollen.
Klar, die sind gegen Ausländer. Und gegen Flüchtlinge sowieso. Aber sonst? Was werden die wollen, für sich, für ihre Kinder? Gasöfen am Ende der Straße für die, die nicht gesund und „arisch“ sind? Was soll das heutzutage sein und bedeuten – außer dass man tut, als sei man Statist einer Fernseh-Zeitreise-Show, und träumte von einer Realität, die keinen Einlass ins eigene Haus hat? Der Mann, die Kinder sind ja noch nicht einmal blond.
Mir ist bewusst, dass die Thematik bekannt ist. Und doch bin ich in Anbetracht dieser realgesellschaftlichen Begegnung durcheinander – komplett. Am liebsten würde ich umkehren und sie fragen. Diese normalen, nett rüberkommenden Menschen fragen, was sie wollen, außer altmodisch in der Moderne leben. Menschen, die als Statement die 88 und die 33 mit ihrem Auto durch die Gegend fahren.
Leserkommentare
anamolie
Bleibt nur zu hoffen, dass die Bekannten zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung dort schon weggezogen sind.
Brigitte Sanders
Eine recht abenteuerlich gestrickte Geschichte, finde ich. Deutsch Bork existiert nicht als eigenständiger Ort, sondern gehört der Gemeinde Linthe an. Wenn es politisch wirklich so schlecht bestellt wäre, täte sicher die NPD im Gemeinderat sitzen. Tut sie aber nicht.
Ich trage ab und zu auch einen knielangen Rock und wüsste nicht, warum ich deswegen etwas mit einer Nazin gemein hätte.
Tipp: Im Weinviertel (Niederösterreich) gibt es ein Dörfchen namens Deutsch Wagram. Probieren Sie doch dort auch einmal den Apfelkuchen :-)
Rainer B.
@Brigitte Sanders In meinem Heimatdorf gab es auch nie eine NPD, aber ca. 20 - 35% alte und neue Nazis, die sich völlig unauffällig auf CDU,SPD und FDP verteilten, weil's einfach besser für's Geschäft war. Bei Dorffesten ließen die regelmäßig zu vorgerückter Stunde unter Mithilfe von reichlich Alkohol alle Masken und Hemmungen fallen. Wenn die auch kaum singen konnten, die alten Nazi-Lieder hatten die alle drauf und auch der Kaiser Wilhelm kam dabei nie zu kurz.
Justin Teim
"Und doch bin ich in Anbetracht dieser realgesellschaftlichen Begegnung durcheinander – komplett."
-
das erinnert mich an Leute jede Ecke von Mallorca Korfu ode Antalya kennen aber noch nie auf einer ostfriesischen Insel.
Grisch
Ist zwar immer wieder schwer auszuhalten, aber solange die ihr völkisches Leben leben ohne Gesetze zu brechen, fällt das wohl in den Bereich der individuellen Freiheit. Und Freiheit ist eben immer auch die Freiheit der anders Denkenden...
Gilt im übrigen genauso für die Altstalinisten, RAF oder IS-Sympathisanten die in Berlin oder anderswo leben...
Claudia Rindt
Liebes Taz-Team,
schade, dass Sie es verpasst haben, ihren Bericht über das Nazi-Dorf durch weitere Fakten zu untermauern. Was ich hier lese, sind aus meiner Sicht erste Hinweise, aber noch lange keine Beweise. Völlig offen ist die Frage, ob es die angesprochene Wehrsportgruppe wirklich gibt, und wenn es sie gibt, ob da das ganze Dorf drinhängt. Ich würde mir weitere Recherchen zu dieser Sache wünschen. Mit den Betroffenen zu reden, hat im Journalismus übrigens noch nie geschadet. Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich hege keinerlei Sympathien für Nazis, aber durchaus für die gute Recherche im Journalismus.
FlorianFelix
@Claudia Rindt Danke! Was ich hier lese, sind vor allem Burmesters Mutmaßungen und Spekulationen, alles auf der Basis von "hat mir ein befreundetes Ehepaar erzählt."
Als Soundtrack empfehle ich Andreas Bourani, "Alles nur in meinem Kopf." Wäre sie doch nur länger dortgeblieben!
ulf hansen
Man geht offenkundig in ein "Nazidorf" und will da Kaffee trinken.
Was hab ihr denn erwatet?
Lowandorder
Alt Bork https://de.m.wikipedia.org/wiki/Linthe
&
Ortsporträt der Gemeinde Alt Bork im Landkreis Potsdam- Mittelmark. Die 146 Einwohner fühlen sich wie eine große Familie und feiern oft gemeinsam. Der Dorfchor hat sogar ein "Landschleicherlied" gedichtet.
http://www.rbb-onlin...lt_bork_um.html
Einfach mal reinhören - zum Nachgruseln! (auch über Journaille-Balin - wa!)
kurz - Wie singen doch Wiglaf Droste & das Spardosenterzett
"Nett sind sie alle - Vorsicht Falle!"
http://www.laut.de/W...Fuer-Immer-2806
Einfach mal reinhören;))
anamolie
@Lowandorder Na ja, deutet ob der künstlerischen Prachtleistung und Hühnerstallatmosphäre noch nicht auf die gleiche Kategorie wie oben hin. Müsst wohl erst mal ein etwas mehr pigmentiert-Deutscher zuziehen; Zwecks Nagelprobe und so.
Lowandorder
@anamolie kleiner Tipp - mal Rainer B. & wiki lesen.
anamolie
@Lowandorder Geschnallt. Es ist Alt Bork; ist ja im Text nicht erwähnt.
Fakebook- Spruch Alt Bork: "Leg dich nie mit einem Dorfkind an. Wir kennen Orte, an denen dich niemand findet."
Lowandorder
@Lowandorder Ps - Solches Pesten
Jibbtet auch im Westen - &
Auch - klar noch anderwo!
Aber Hallalialo!
Lehrer - klar - dufte öko&aufLand; -
Sich nen Kotten fein ausgebaut -
Statt Plaste - sauber Öko-Holz die Außenhaut -
Beim Dorffeste feste mit am Feiern
Einer eben mal & kurz vorm Reihern:
"Nix für ungut - brennt auch gut!"
Wie heißt's doch in der Voreifel -
Wir - Hier - Noch immer schon -
Auch nach Dritte Generation -
"Die - Nee nee - Das sach ich dir -
Die - Die sind dichnichvonhier!"
Hat Lehrers dichdenndoch bewogen -
& - Wieder - Weggezogen!
Rudolf Ditzen
Dazu muss man aber auch sagen, dass sich "Nazis" ja nicht nur aus so "geschichts-kulturbeflissenen" völkisch-aristokratischen "Edelfaschisten" zusammensetzten wie hier im Bericht geschildert.
Sprach man in den frühen 30erJahren von "den Nazis", meinte man damit vor allem die SA-Horden. Also den ganz großen Haufen der kleinkriminellen Schlägertrupps die es ja letztlich waren, welchen den Sieg errungen haben.
Das war eine Massenbewegung von der Straße mit vielen "unedlen" Elementen. Die wenigstgen werden wohl -wie die Naziführung selbst- irgendwelche Rassekriterien erfüllt haben. Wichtig war, dass sie zuschlagen konnten nicht ein nordisches Aussehen.
Der ganze "Arierquatsch" ist dann erst nach und nach eingeführt worden.
1943 war Hitler während eines Ukraineauftenhaltes übrigens ganz überrascht, dass er da so viele blonde Kinder zu Gesicht bekommen hat. Er meinte dann, man hätte sich in den Rasseeigenschaften des Ostvolkes doch irgendwie getäuscht. Außerdem erkrankten diese blonden Kinder nie, obwohl sie stets im Dreck spielten, was er auf ein besonders starkes biologisches Abwehrsystem zurückführte. Auch beunruhigte ihn, dass sich dieses doch nicht so rassig unreine Ostvolk viel schneller vermehrte als das Deutsche. Des Weiteren wurde beanstandet, dass viele Deutsche Kinder schon im Kindesalter häufig krank seien und Brillen tragen müssten.
Der kernigere Ostmensch hat dann also den stubenhockenden deutschen Brillenträger in Stalingrad eins über die Rübe gezogen. Na, so konnte der Krieg halt nicht gewonnen werden.
Der Adolf hat sich halt das falsche Volk ausgesucht.
Hanne
@Rudolf Ditzen Die "Edelfaschisten" haben die "Schlägertrupps" aber angeführt, sie angeheizt und innerlich geklatscht, wenn sie "gute" Arbeit im völkischen Sinne gemacht haben.
"Kleinkriminelle Schlägertrupps" gibt es nicht ohne diejenigen, die sich trotz gleicher Ziele die Finger nicht so dreckig machen, sprich die Akademiker, Beamten, Offiziere und Politiker, die das ganze in Gesprächen und auf Papier gedanklich, organisatorisch und rechtlich vorbereiten!!!
Nikolaj Nikitin
Colonia Dignidad in Brandenburg.
hermanator
Bitte klär mich wer auf: das war jetzt nicht ernst gemeint + komplett fiktiv, oder? S. Burmeister lese ich normalerweise ganz gern, aber wenn das hier tatsächlich völlig ironiebefreit gewesen soll: bevor man wie wild 'rumspekuliert - evtl mal eine etwas tiefergehende Konversation versuchen. Danach könnte man sich immer noch gruseln + schleunigst die Flucht ergreifen....aber wahrscheinlich sind das eher wertkonservative Grünenwähler...
Ich fasse es nicht + zweifel ggf heftigst an der Autorin, der taz + der welt im allgemeinen
Rhododendron
Man muss nicht immer "Nazi" rufen, wenn man seine eigenen Gewohnheiten nicht wiederfindet. Tatsächlich gehörte solches Benehmen wie geschildert zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Mag es völkisch nennen, wem es beliebt, mit Nazis hatte es wenig zu tun, wenn ich den Erzählungen meiner Großeltern glauben darf, selbst Sozialdemokraten bzw. Sozialisten, die ihre Eltern auch noch mit "Vater" und "Mutter" anredeten und darin bis zuletzt nichts Frevelhaftes erkennen konnten.
Gunter Gabriel
@Rhododendron In ihren Augen sind also die "3333" und "8888" in den Nummernschildern Zufälle?
Dr. McSchreck
tja, die Erkenntnis dass Nazis auch Menschen sind und nicht aus der Hölle geschickt wurden, ist ja unglaublich überraschend. Solch einen Bericht könnte man auch über sehr viele andere "böse" Menschen schreiben, Zuhälter, Menschenhändler, Mafia-Bosse. Im persönlichen Umgang nett und zuvorkommend, aber von der Ideologie her sehr gefährlich, bzw. wenn es zu Konflikten kommt. Problem speziell bei den hier geschilderten Nazis ist aber, dass sie offenbar ein feines Gespür haben, dass viele Menschen Ordnung und Helligkeit, Dunkelheit und Siff vorziehen. Damit dürften sie so manche Seele gewinnen, die gar nicht rechts ist, aber darauf reinfällt, weil es "nette Leute" mit schönen Häusern in schönen Dörfern sind.
Gunter Gabriel
„Am Anfang, als ich bei denen im Haus war, dachte ich, das seien Anthroposophen“, sagt die Gastgeberin.
Das überrascht keineswegs! Auf einer Deutsch-/Nazitum-Skala von 1-10 würde ich den Anthroposophen eine 7 geben. Sie weisen etliche der Eigenschaften aus welche später im 3. Reich "zur Vollendung" kamen, inkl einem beißenden Antisemitismus ihres "Führers".
Raphael
@Gunter Gabriel "...Deutsch-/Nazitum-Skala von 1-10 würde ich den Anthroposophen eine 7 geben"
Das ist ja eine Verallgemeinerung, die einem Nazi schon fast würdig wäre.
Ich kenne zwar kaum richtige "Hardcore-Anthroposophen" und halte nicht viel von Rudolf Steiner. Allerdings war ich bis zur 8. Klasse auf der Waldorfschule und habe da nie irgendwas von Deutsch-/Nazitum oder Antisemitismus mitbekommen. Weder von Lehrern noch von Schülern. Ganz im Gegenteil, die Anthros, die ich noch kenne sind alle sehr weltoffen und eher links.
Mag ja sein, dass es unter den Anthros auch Nazis gibt, aber bitte nicht alle über einen Kamm scheren. Vor allem nicht aufgrund von eventuellen äußerlichen Ähnlichkeiten.
Dispater
Ja die gibs. Ja die sind unter uns und JA die können auch nett sein. Distanziert wenn man zu erkennen gibt das man mit der Todesstrafe nicht so viel anfangen kann und agressiv bis gewalttätig wenn man zu diskutieren anfängt. Frau Burmester das sie durcheinander sind kann ich verstehen. Das ging mir vor vielen Jahren auch so. Wichtig ist das sie wissen wo sie stehen und wo "die" stehen. Und vor allem WOFÜR die stehen. Adolf Hitler soll privat ja auch ganz angenehm gewesen sein. Man darf sich eben nur nicht davon einlullen lassen. Leider verfängt das freundliche aber bei viel zu vielen, und dann kann das Nazi Gedankengift einsickern bis ehemals gute und liebe Menschen es selber erbrechen.
Tante Emma
@Dispater Disko. Aber wenn DIE nicht aggressiv werden, in welcher Form auch immer, gibt's das bekannte Petry & Co. grinsen.
Und dann dies ständige bekehren wollen. Mein Gott!
Tante Emma
Auf den Punkt. Das ist gruselig. Weil DIE meinen sowas wirklich ernst. Völkisch. Leider haben wir es in den Großstädten mit den gleichen Anderen zu tun, nur nicht so konzentriert. Schöner Artikel.
Tante Emma
@Tante Emma Widerlich. "Warum geht die Mama denn Arbeiten?" Wenn man sieht das der kleene mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht von selber gekommen ist, sondern geschickt wurde, kann ich kotzen. Lieber Vater, liebe Mutter, liebe Eltern ..., hab ich auch schon gelesen (Postkarte), gehört, von solchen. Ekelhaft.
André Schlebes
@Tante Emma Das würde ich nicht unbedingt sagen. Kleine Kinder sind halt genaue Beobachter und wenn sie in der "althergebrachten" Familienform aufwachsen, auch in gewisser Weise "konservativ". Unsere Kleine hat mit 4 Jahren meiner Frau auch unmissverständlich klar gmecht, dass sie nichts davon hält, dass die Mutter arbeitet: "Mama, ich möchte, dass Du nicht mehr arbiten gehst, sondern nur noch Papa". Jetzt könnte man ja sagen, dass das eigentliche Anliegen ist, dass einfach jemand mehr Zeit mit ihr verbringen soll, aber auf unseren "Gegenvorschlag" reagierte sie geradezu entsetzt. Ihre Erfahrungen aus ihrem Leben sind einfach, dass die Väter arbeiten, die Mütter/Frauen eher für die Kinder da sind (Erzieherquote in der Kita = 0).
In Berlin und wenn man keine Kinder hat (wirklich) kennt, ist das natürlich ganz anders ;-) - da sind auch schon die kleinsten völkisch gesteuert.
schuhwerfer
Was wohl die unteren "Dienstgrade" dort so treiben? Vielleicht sollte man sich nächstes Mal mit denen unterhalten, um Klarheit zu erlangen.
Rainer B.
Früher hieß das ja mal "Wendisch-Bork" und richtig unheimlich wird's doch erst, wenn man auf der Speisekarte im Dorfkrug den "Grillteller Hermann Göring" wiederfindet - mit Spieß, versteht sich.
anamolie
Konfrontation ? Wo ist die Kriegsreporterin ? Zu oft "Invasion of the Body Snatchers " geguckt oder was ? Noch mal hin ! Ich fahre auch mit.
CV
Ja, mach doch mal, frag sie doch mal! Auf Distanz bleiben, aber einfach mal fragen, immer nett bleiben. Oder auch nicht, aber ohne Geschrei und Gekloppe. Übrigens, warum sollen Nazis nicht auch nett sein im zwischenmenschlichen oberflächlichen Umgang miteinander? Warum war es denn oft so schwer, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, wenn die Großeltern (für andere die eigenen Eltern) so nette Leute waren und wahrscheinlcih ein paar Jahrzehnte früher glühende Adolfanhänger? Aber interessanter Bericht, zwei Deutschlands...