das detail
: Karikatur ohne Witz, aber mit Rassismus

Der Spiegel druckt eine rassistische Karikatur. Es ist nicht die erste Entgleisung der beiden Zeichner.

Das Wirtschaftsressort des Spiegel beginnt in jeder Ausgabe mit einer Karikatur. Gezeichnet wird sie von dem Karikaturistenduo Greser & Lenz. In den vergangenen Wochen erschienen da relativ harmlose Bilder zu Fahrverboten für Diesel oder der Fusion von Kaufhof und Karstadt.

In dieser Woche allerdings steht auf Seite 83 unten links ein Bild, bei dem man sich fragen muss, ob in diesem Ressort niemand sitzt, der „Stopp!!!“ hätte sagen können.

„Der Brexit als Chance“, steht unter dem Bild. Es zeigt zwei Männer die um einen Baumstamm sitzen. Sie sind schwarz, haben dicke Lippen, dicke Nasen und tragen nur einen LENDENSCHURZ. Im Hintergrund schleppt ein weiterer Mann im Lendenschurz ein totes Gnu an den Hörner durchs Bild. Die beiden Männer vorne arbeiten offensichtlich an einem Brief. Ihr Schreibgerät ist eine Feder. „Großer Massa Juncker“, diktiert einer der beiden, während der andere eifrig schreibt. „Hiermit bewerben wir uns um den frei gewordenen Platz in der EU“.

Das ist, um es deutlich zu sagen, an Rassismus und kolonialem Denken kaum zu überbieten.

Die Karikatur setzt Afrikaner mit hinterwäldlerischen Höhlenmenschen gleich. Unzivilisierte, quasi Nackte, die in Hütten leben und wilde Tiere jagen. Afrikanische Staaten, so muss dieses Bild interpretiert werden, handeln nicht selbstbewusst politisch, sondern müssen die EU devot um Hilfe bitten. Eine EU, die aus Sicht der afrikanischen Bewerber als großer Heilsbringer gesehen wird, der die Welt rettet, und nicht, wie es die Geschichte und Gegenwart dieses Kontinents ist, sie ausbeutet, zumüllt und versklavt.

Es ist nicht die erste Zeichnung von Greser & Lenz, die durch rassistische Stereotype auffällt. Im Jahr 2014 sorgte eines ihrer Bilder in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für eine Diskussion.

Zum Thema Ärztemangel zeichneten sie eine schwarze Figur mit Maske auf dem Kopf und Lendenschurz um die Hüfte, die um ein Feuer tanzte. „Praxis Dr. Mbongo. Viele Heilung. Alle Kasse“, stand auf seinem Praxisschild und in der Bildunterschrift: „Deutschland profitiert von eingewanderten Fachkräften.“

Die Frage, auch diesmal wieder, ist nicht nur, wie zwei etablierte Karikaturisten auf die Idee kommen können, dass solche Zeichnungen witzig sind. Die Frage ist vor allem auch, warum die verantwortlichen Redakteure nicht erkennen, dass sich so ein Bild verbietet.

Humor ist ein feine Angelegenheit. Schwer zu treffen, leicht zu verfehlen. Vor allem aber ist er im Wandel.

Rassistische Witze, über die man in der Kolonialzeit leider gelacht hat, sind heute zum Glück nicht mehr angesagt.

Das hat nichts mit übertriebener politischer Korrektheit zu tun, oder mit linken Sprech- und Malverboten, sondern mit Respekt vor anderen Menschen.

Anne Fromm