Literatur:Pirouetten mit Publikum

Literatur: Die Münchner Zeichnerin Barbara Yelin kuratiert die neue Reihe "Comic Bar" der Münchner Stadtbibliothek. Am 23. November stellt sie die junge US-Zeichnerin Tillie Walden vor.

Die Münchner Zeichnerin Barbara Yelin kuratiert die neue Reihe "Comic Bar" der Münchner Stadtbibliothek. Am 23. November stellt sie die junge US-Zeichnerin Tillie Walden vor.

(Foto: Martin Friedrich)

Neue "Comic Bar" bei Stadtbibliotheks-Reihen

Von Antje Weber

Runde um Runde dreht die Läuferin auf dem Eis. Dabei dreht es sich nicht nur um Schlittschuhkunst, sondern auch um die Selbstfindung einer jungen Frau, die ihre Homosexualität entdeckt. Mit ihrer autobiografischen Graphic Novel "Pirouetten" ist Tillie Walden demnächst als erste Künstlerin bei der "Comic Bar" der Stadtbibliothek zu Gast. Am 23. November wird die 22-jährige US-Amerikanerin zusammen mit Barbara Yelin im Gasteig sitzen. Die renommierte Münchner Zeichnerin kuratiert künftig die neue Reihe; drei bis vier Mal im Jahr soll sie "starke Bilder und aufregende Erzählungen" literarischer Comics vorstellen.

Die Comic-Reihe wird zum "stadtweiten Paket" der Münchner Stadtbibliotheken mitsamt Monacensia dazugepackt, wie die Programmleiterin Anke Buettner bei einem Gespräch im Gasteig erklärte. Worum es den Bibliotheken vor allem geht: "Es ist uns wichtig, die Gesprächskultur zu fördern und zu inszenieren." Dazu gehört auch, dass man selbst bei Veranstaltungen gut zuhört: Denn auch das Publikum soll neue Themen anregen. "Wir verstehen uns nicht als dozierende Institution, die etwas besser weiß", sagt Buettner. Die Bibliotheken wollen vielmehr "unterschiedlichste Communities abbilden". Werbetaschen mit dem Aufdruck "Das ist mein Ort!" sind dafür orangebunte Zeichen.

Kontinuität spielt dabei auch eine Rolle. Denn Barbara Yelin zum Beispiel kennt die Stadtbibliotheken bereits näher, seit sie vor einem Jahr zusammen mit der Autorin Julya Rabinowich den "Salon Mayer" eröffnete. Der nächste Termin dieses von Klaus Blanc kuratierten zweiteiligen Salons, der sich einmal im Jahr aus einem Abend und einem Frühstück am nächsten Morgen zusammensetzt, ist am 25. und 26. Januar: Dann werden Fatma Aydemir und Nacha Vollenweider darüber sprechen, wie man sich zwischen verschiedenen Welten selbst findet. Und auch die von Sabine Hahn kuratierte Reihe "Literatur International" wird bald fortgesetzt: Am 5. November ist die ungarische Schriftstellerin Noémi Kiss in der Stadtbibliothek Laim zu Gast, sie wird ihren soeben ins Deutsche übersetzten Roman "Dürre Engel" in einer zweisprachigen Lesung präsentieren.

Auch das Literaturarchiv Monacensia, für dessen Programm seit zwei Jahren Lisa-Katharina Förster zuständig ist, profiliert sich bereits seit einiger Zeit immer stärker als "Ort der Begegnung und des Austauschs", wie Förster sagt. Mit der Reihe "Mon liest", bei der zuletzt Mercedes Lauenstein zu hören war, will sie "das aktuelle literarische Leben Münchens präsentieren". Zudem sollen im "Atelier Monaco" neue literarische Stimmen zu Gehör kommen und dem Literaturarchiv in Bogenhausen damit auch ein neues, junges Publikum erschließen. Und natürlich ist das Bemühen, das literarische München in seiner ganzen Diversität abzubilden, programmatisch zu verstehen, wie Buettner auch als designierte Monacensia-Chefin versichert. Am 6. November wird in der Monacensia zum Beispiel das Buch "Wir sind hier" mit 38 Geschichten über das Ankommen vorgestellt. Mit solchen neuen Stimmen werde die Monacensia "ein anderer Ort", sagt Buettner: "Uns beschäftigt der Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart."

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